Karl I.: Unterschied zwischen den Versionen

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Als sich ab Sommer 1918 die zentrifugalen Tendenzen in der habsburgischen Monarchie verstärkten, versuchte Karl I. zu spät und zu unentschlossen entgegenzuwirken: mit dem Oktobermanifest (16. Oktober 1918), das aus der österreichischen "Reichshälfte" einen Bund sich innenpolitisch selbst regierender Länder machen sollte. Die ungarischen Spitzenpolitiker lehnten es, die Entwicklung verkennend, ab, für das Königreich Ungarn ähnliche Freiheiten vorzusehen.
 
Als sich ab Sommer 1918 die zentrifugalen Tendenzen in der habsburgischen Monarchie verstärkten, versuchte Karl I. zu spät und zu unentschlossen entgegenzuwirken: mit dem Oktobermanifest (16. Oktober 1918), das aus der österreichischen "Reichshälfte" einen Bund sich innenpolitisch selbst regierender Länder machen sollte. Die ungarischen Spitzenpolitiker lehnten es, die Entwicklung verkennend, ab, für das Königreich Ungarn ähnliche Freiheiten vorzusehen.
  
Am 11. November 1918 unterzeichnete Karl, nachdem sein Verbündeter Wilhelm II. im Deutschen Reich aufgegeben hatte, seine von kaiserlichen und republikanischen Politikern erarbeitete Verzichtserklärung auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte in Österreich, am 13. November für Ungarn. Noch am Abend des 11. Novembers 1918 verließ er mit seiner Familie Schloss Schönbrunn, das nun vom Staat verwaltet wurde, und Wien und hielt sich bis zu seiner Ausreise auf Schloss Eckartsau im Marchfeld auf, damals habsburgischer Privatbesitz.  
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Am 11. November 1918 unterzeichnete Karl, nachdem sein Verbündeter Wilhelm II. im Deutschen Reich aufgegeben hatte, seine von kaiserlichen und republikanischen Politikern erarbeitete Verzichtserklärung auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte in Österreich und enthob in Schönbrunn seine letzte Regierung unter [[Heinrich Lammasch]]. (Am 13. November verzichtete er auch für Ungarn auf die Regierungsgeschäfte.) Noch am Abend des 11. Novembers 1918 verließ er mit seiner Familie Schloss Schönbrunn, das nun vom Staat verwaltet wurde, und Wien und hielt sich bis zu seiner Ausreise auf Schloss Eckartsau im Marchfeld auf, damals habsburgischer Privatbesitz.  
  
 
Da er es unter dem Einfluss seiner Gattin ablehnte, mit der Abdankung für klare Verhältnisse zu sorgen, musste er unter dem Druck der republikanischen österreichischen Regierung unter [[Karl Renner]] am 24. März 1919 in die Schweiz ausreisen und nahm seine Familie mit. Bei dieser Gelegenheit erklärte er seine Verzichtserklärung für ungültig, provozierte damit aber in Österreich den parlamentarischen Beschluss des [[Habsburgergesetz]]es, das ihn auf Lebenszeit des Landes verwies. Zweimalige Restaurationsversuche in Ungarn scheiterten; nach dem zweiten wurde er von den Kriegssiegern nach Madeira verbannt, wo er starb, weil vielleicht aus Sparsamkeit medizinische Betreuung kaum stattfand.  
 
Da er es unter dem Einfluss seiner Gattin ablehnte, mit der Abdankung für klare Verhältnisse zu sorgen, musste er unter dem Druck der republikanischen österreichischen Regierung unter [[Karl Renner]] am 24. März 1919 in die Schweiz ausreisen und nahm seine Familie mit. Bei dieser Gelegenheit erklärte er seine Verzichtserklärung für ungültig, provozierte damit aber in Österreich den parlamentarischen Beschluss des [[Habsburgergesetz]]es, das ihn auf Lebenszeit des Landes verwies. Zweimalige Restaurationsversuche in Ungarn scheiterten; nach dem zweiten wurde er von den Kriegssiegern nach Madeira verbannt, wo er starb, weil vielleicht aus Sparsamkeit medizinische Betreuung kaum stattfand.  
  
In Karls Regierungszeit wurden 1917 Abschnitte der Wiener Ringstraße nach ihm und nach seinem Verbündeten, dem deutschen Kaiser Wilhelm II., benannt. Diese Benennungen wurden von der Wiener Stadtverwaltung 1919 geändert. Siehe: [[Kaiser-Karl-Ring (1)|Kaiser-Karl-Ring]].
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In Karls Regierungszeit waren Abschnitte der Wiener Ringstraße nach ihm und nach seinem Verbündeten, dem deutschen Kaiser Wilhelm II., benannt. Diese Benennungen wurden von der Wiener Stadtverwaltung 1919 geändert. Siehe: [[Kaiser-Karl-Ring (1)|Kaiser-Karl-Ring]].
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Spätere Initiativen von Legitimisten, Karls Leichnam in der [[Kaisergruft]] bestatten zu lassen, wurden von Familie Habsburg-Lothringen, zuletzt nach dem 1989 erfolgten Tod seiner Witwe, die dort bestattet wurde, nicht unterstützt. Karl habe auf Madeira so viel Zuwendung erfahren, dass man seine dortige Bestattung aufrechterhalten wolle.
  
  

Version vom 5. Januar 2017, 17:31 Uhr

Karl I.
Daten zur Person
Personenname Karl I.
Abweichende Namensform Karl IV.; Karl Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria
Titel Kaiser von Österreich, König von Böhmen, König von Ungarn
Geschlecht männlich
PageID 25777
GND
Wikidata
Geburtsdatum 17. August 1887
Geburtsort Schloss Persenbeug, Niederösterreich
Sterbedatum 1. April 1922
Sterbeort Quinta do Monte bei Funchal
Beruf Kaiser von Österreich, König von Böhmen, König von Ungarn
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 5.01.2017 durch DYN.wolfgang j kraus
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname KarlI.jpg
Bildunterschrift Karl I.

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Seligsprechung (Verleihung: 3. Oktober 2004)

Karl I. (Karl Franz Joseph Ludwig Hubert Georg Maria), * 17. August 1887 Schloss Persenbeug, Niederösterreich, † 1. April 1922 Quinta do Monte bei Funchal (Madeira, Portugal), Kaiser von Österreich (1916-1918), König von Böhmen, König von Ungarn (Karl IV.), war der letzte Kaiser von Österreich und König von Ungarn.

Der Sohn von Erzherzog Otto, der auf Grund seiner Lebensführung früh starb, und dessen Gattin Maria Josepha von Sachsen, die ihren Sohn stets treu unterstützte, heiratete am 21. Oktober 1911 Zita von Bourbon-Parma. Karl war Großneffe Franz Josephs I. und 1911 Nummer 2 in der Thronfolge. Nach der Ermordung Franz Ferdinands in Sarajevo, 1914, war Karl auf Grund der habsburgischen Hausgesetze "automatisch" Thronfolger des damals 84 Jahre alten Monarchen, ohne dass es dazu einer Entscheidung bedurft hätte.

Karl blieb nicht in Wien, um an politischen Entscheidungen teilzunehmen (es hatte ihn auch niemand dazu gebeten), sondern hielt sich überwiegend an der Front auf. Der Kaiser betraute ihn mit einem Heeresgruppenkommando und ernannte ihn zum Generaloberst und zum Großadmiral. Seine Aufenthalte in Wien gaben ebenso wie seine Vorgangsweise an der Front Anlass zu Kritik. Als er am 21. November 1916 die Nachfolge des in Schloss Schönbrunn verstorbenen Monarchen antrat, war er nicht ausreichend in die politischen Führungsprobleme eingearbeitet. Die von ihm erwarteten Reformen blieben unzureichend, die außenpolitisch unternommenen Versuche, einen Friedensschluss zu erreichen, blieben ohne Erfolg, und zu einer Trennung von Deutschland vermochte er sich nicht zu entschließen. Er wechselte die k.k. Ministerpräsidenten alle paar Monate aus.

Als sich ab Sommer 1918 die zentrifugalen Tendenzen in der habsburgischen Monarchie verstärkten, versuchte Karl I. zu spät und zu unentschlossen entgegenzuwirken: mit dem Oktobermanifest (16. Oktober 1918), das aus der österreichischen "Reichshälfte" einen Bund sich innenpolitisch selbst regierender Länder machen sollte. Die ungarischen Spitzenpolitiker lehnten es, die Entwicklung verkennend, ab, für das Königreich Ungarn ähnliche Freiheiten vorzusehen.

Am 11. November 1918 unterzeichnete Karl, nachdem sein Verbündeter Wilhelm II. im Deutschen Reich aufgegeben hatte, seine von kaiserlichen und republikanischen Politikern erarbeitete Verzichtserklärung auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte in Österreich und enthob in Schönbrunn seine letzte Regierung unter Heinrich Lammasch. (Am 13. November verzichtete er auch für Ungarn auf die Regierungsgeschäfte.) Noch am Abend des 11. Novembers 1918 verließ er mit seiner Familie Schloss Schönbrunn, das nun vom Staat verwaltet wurde, und Wien und hielt sich bis zu seiner Ausreise auf Schloss Eckartsau im Marchfeld auf, damals habsburgischer Privatbesitz.

Da er es unter dem Einfluss seiner Gattin ablehnte, mit der Abdankung für klare Verhältnisse zu sorgen, musste er unter dem Druck der republikanischen österreichischen Regierung unter Karl Renner am 24. März 1919 in die Schweiz ausreisen und nahm seine Familie mit. Bei dieser Gelegenheit erklärte er seine Verzichtserklärung für ungültig, provozierte damit aber in Österreich den parlamentarischen Beschluss des Habsburgergesetzes, das ihn auf Lebenszeit des Landes verwies. Zweimalige Restaurationsversuche in Ungarn scheiterten; nach dem zweiten wurde er von den Kriegssiegern nach Madeira verbannt, wo er starb, weil vielleicht aus Sparsamkeit medizinische Betreuung kaum stattfand.

In Karls Regierungszeit waren Abschnitte der Wiener Ringstraße nach ihm und nach seinem Verbündeten, dem deutschen Kaiser Wilhelm II., benannt. Diese Benennungen wurden von der Wiener Stadtverwaltung 1919 geändert. Siehe: Kaiser-Karl-Ring.

Spätere Initiativen von Legitimisten, Karls Leichnam in der Kaisergruft bestatten zu lassen, wurden von Familie Habsburg-Lothringen, zuletzt nach dem 1989 erfolgten Tod seiner Witwe, die dort bestattet wurde, nicht unterstützt. Karl habe auf Madeira so viel Zuwendung erfahren, dass man seine dortige Bestattung aufrechterhalten wolle.


Literatur

  • Matthias Bernath [Hg.]: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. 4 Bände. München: Oldenbourg 1974-1981
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Brigitte Hamann [Hg.]: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon. Wien: Ueberreuter 1988
  • Magdalena Hawlik-van de Water: Die Kapuzinergruft. Begräbnisstätte der Habsburger in Wien. Wien [u.a.]: Herder 1987
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - 1957
  • Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1: A–K. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
  • Reinhold Lorenz: Kaiser Karl und der Untergang der Donaumonarchie. Graz [u.a.]: Verl. Styria 1959
  • Gordon Brook-Shepherd: Um Krone und Reich. Die Tragödie des letzten Habsburgerkaisers. Wien [u.a.]: Molden 1968
  • Erich Feigl: Kaiser Karl I. Ein Leben für den Frieden seiner Völker. Wien [u.a.]: Amalthea-Verl. 1990
  • Tamara Griesser-Pecar: Die Mission Sixtus. Wien [u.a.]: Amalthea-Verl. 1988
  • Robert A. Kann: Die Sixtusaffäre und die geheimen Friedensverhandlungen Österreich-Ungarns im ersten Weltkrieg. Wien: Verl. für Geschichte und Politik 1966
  • Arthur Graf Polzer-Hoditz: Kaiser Karl. Aus der Geheimmappe seines Kabinettschefs. Wien [u.a.]: Amalthea-Verl. 1929
  • Hugo Hantsch: Gestalter der Geschicke Österreichs. Innsbruck [u.a.]: Tyrolia Verl. 1962