Karl Adler: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
K (Textersetzung - „|Verwandtschaftsgrad=ist Elternteil von }}“ durch „|Verwandtschaftsgrad=ist Elternteil von }}“)
K (Textersetzung - „|Verwandtschaftsgrad=ist Geschwister von }}“ durch „|Verwandtschaftsgrad=ist Geschwister von }}“)
Zeile 21: Zeile 21:
 
|Name=Friedrich Adler
 
|Name=Friedrich Adler
 
|Verwandtschaftsgrad=ist Geschwister von
 
|Verwandtschaftsgrad=ist Geschwister von
 
 
}}
 
}}
 
Karl Adler, * 8. Juni 1885 Wien, † 7. Dezember 1942 Neuilly-sur-Marne (Frankreich), Journalist.
 
Karl Adler, * 8. Juni 1885 Wien, † 7. Dezember 1942 Neuilly-sur-Marne (Frankreich), Journalist.

Version vom 14. Juli 2023, 14:09 Uhr

Daten zur Person
Personenname Adler, Karl
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 45117
GND
Wikidata
Geburtsdatum 8. Juni 1885
Geburtsort Wien
Sterbedatum 7. Dezember 1942
Sterbeort Neuilly-sur-Marne, Frankreich
Beruf Journalist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 14.07.2023 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Karl Adler, * 8. Juni 1885 Wien, † 7. Dezember 1942 Neuilly-sur-Marne (Frankreich), Journalist.

Biografie

Karl Adler wurde als jüngstes Kind von Viktor Adler und dessen Ehefrau Emma Adler geboren; sein älterer Bruder war Friedrich Adler. Adler galt es begabte, jedoch äußerst schwierige Persönlichkeit. Eine probeweise Anstellung in der "Arbeiter-Zeitung" wurde beispielsweise bald wieder aufgegeben, nachdem Adler, der als Letzter in der Redaktion tätig war, vergessen hatte, die Schlüssel abzugeben und auf diese Weise die Zeitung nur verzögert erscheinen konnte. Gegenüber dem deutschen Sozialdemokraten Philipp Scheidemann soll Viktor Adler geäußert haben: "Ich habe zwei Söhne, Scheidemann, davon ist der eine, Fritz, die Karikatur meiner Tugenden, der Karl ist die Karikatur meiner Laster."[1] Nach Lucian Meysels handelte es sich bei Karl Adler um das "schwarze Schaf" der Familie, der nur von seiner Mutter Emma Adler verteidigt wurde[2]. Adler war verheiratet; die Ehe mit Camilla (Mila) Adler, der eine Tochter entstammte (Hella, geb. 1919), wurde jedoch bald wieder geschieden.


Sein Leben bestritt Karl Adler als eine Art mittelloser Bohemien, der von einer kleinen Rente lebte, die ihm sein Bruder Friedrich Adler zukommen ließ. Eigene journalistische Projekte scheiterten, so etwa eine gemeinsam mit Albert Paris Gütersloh herausgegebene "antipolitische Zeitschrift" mit dem Titel "Der Querulant", die nur kurzzeitig und in geringer Auflage erschien. Zunächst galt Karl Adler als ein großer Bewunderer von Karl Kraus, ehe er diesen im Winter 1910 in der "Schaubühne" offen angriff. Einen öffentlichen Disput lieferte er sich auch mit den führenden Männern der österreichischen Sozialdemokratischen Partei, die er als durchgängig korrupt erachtete und bei jeder Gelegenheit zu diffamieren trachtete. Nachdem ihm in sozialdemokratischen Organen kein Raum für diese Angriffe gegeben wurde, wandte sich Adler in Form von Leserbriefen an Zeitungen wie die konservative "Reichspost", die diese auch abdruckten. Milan Dubrovic folgend, hat sich Karl Adler bereits früh von der sozialistischen Idee gelöst und dem Gedankengut der katholischen Soziallehre angenähert[3].


Vom austrofaschistischen "Ständestaat" noch unbehelligt, musste Karl Adler nach dem "Anschluss" Österreichs an des Deutsche Reich 1938 nach Frankreich emigrieren. Dort wurde er in ein Sanatorium in Neuilly-sur-Marne nahe Paris eingeliefert, wo er im Dezember 1942 verstarb. In der von Friedrich Adler und seiner Gattin Kathia in New York im Jahr 1945 veröffentlichten Todesanzeige ist zu lesen: "Er [Karl Adler] mußte die letzten vierzig Monate seines Lebens im Hospital verbringen. So traurig dieses Schicksal war, so hat es ihn, wie wir aus den kurzen Nachrichten, die wir bisher erhalten konnten, schließen dürfen, vor noch Schlimmerem, vor den Gefahren, die nach der Besetzung Frankreichs drohten, bewahrt."[4] Vereinzelt in der Literatur anzutreffende Bemerkungen, Karl Adler wäre mutmaßlich von der Gestapo liquidiert worden[5], konnten nicht verifiziert und müssen gegenwärtig als haltlos angesehen werden. Camilla Adler gelang 1938 mit ihrer Tochter die Flucht nach England, wo beide auch nach 1945 lebten.

Literatur

  • Martina Bilke: Zeitgenossen der Fackel. Wien: Löcker-Verlag 1981
  • Milan Dubrovic: Joseph Roth und der "Querulant". Mit Victor Adlers anderem Sohn im Wiener Literatencafé. In: Die Presse spectrum, 3./4.3.1984
  • Lucian O. Meysels: Victor Adler. Die Biographie. Wien: Amalthea 1997
  • Franz Schuh / Juliane Vogel [Hg.]: Die Belagerung der Urteilsmauer. Karl Kraus im Zerrspiegel seiner Feinde. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1986

Einzelnachweise

  1. Philipp Scheidemann: Der Zusammenbruch des Kaiserreiches. Berlin: Verlag für Sozialwissenschaft 1921, S. 123
  2. Lucian O. Meysels: Victor Adler. Die Biographie. Wien: Amalthea 1997, S. 269
  3. Milan Dubrovic: Joseph Roth und der „Querulant“. Mit Victor Adlers anderem Sohn im Wiener Literatencafé. In: Die Presse spectrum, 3./4.3.1984
  4. Zit. nach Milan Dubrovic: Joseph Roth und der „Querulant“. Mit Victor Adlers anderem Sohn im Wiener Literatencafé. In: Die Presse spectrum, 3./4.3.1984
  5. So etwa Lucian O. Meysels: Victor Adler. Die Biographie. Wien: Amalthea 1997, S. 272