Künstlerhaus

Aus Wien Geschichte Wiki
Version vom 22. September 2013, 21:02 Uhr von WIEN1.lanm08w04 (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „{{Bauwerk |Art des Bauwerks=Gebäude |Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien }} Künstlerhaus (l, Karlsplatz 5). Das K. war das 1. von Künstlern selb…“)

Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 25052
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 22.09.2013 durch WIEN1.lanm08w04
  • 1., Karlsplatz 5

Derzeit wurden noch keine Konskriptionsnummer zu diesem Bauwerk erfasst!

Die Karte wird geladen …

48° 12' 1.81" N, 16° 22' 17.55" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Künstlerhaus (l, Karlsplatz 5). Das K. war das 1. von Künstlern selbst err. Ausst.- u. Vereinshaus des ges. dtspr. Raums. Die Finanzierung, ausschl. durch Private, gelang nach einem ausgeklügelten Stifter- u. Gründersystem Friedrich Staches. Das K., nach zeitgenöss. Berichten ein Kunstpalast (innen durch Stifterbildnisse, marmorne Gründertafeln u. bunte Wandmalereien dekoriert), stand urspr. wie eine Villa mitten in einem Park am Ufer des Wienflusses. Die Schlußsteinlegung erfolgte in Anwesen- heit Franz Josephs I. bei gleichzeit. Vernissage der „III. Allg. Dt. Kunstausst.". Damit gelang den Wr. bild. Künst- lern eine bisher beispiellose Tat; erst dieser Erfolg spornte andere Künstlervereinigungen an, mit ähnl. Bauten zu fol- gen. Die Wahl der Eröffnungsvernissage war ein polit. Re- likt aus der Zeit vor Königgrätz; die Genossenschaft war näml. ein „Lokalverein" der „Allg. Dt. Kunstgenossen- schaft", die sich ab 1856 bemüht hatte, alle Künstler dt. Zunge zu vereinigen. Die Ausst. wurde aus ganz Dtschld. beschickt; sie war ja die 1. große Ausst., die von der Künstlerschaft einer „dt." Stadt in ihrem eigenen Haus veranstaltet wurde. - 1) Gebäude: Das K. wurde über An- regung von Friedrich ->• Stäche (er war Vorstand des „Al- brech t-Dürer-Vereins", der sich mit dem Verein „Ein- tracht" zur Genossenschaft der bild. Künstler zusammen- geschlossen hatte) von der Genossenschaft nach Plänen von August Weber (1. Preis aufgrund Konkurrenzent- scheids vom 28. 12. 1861) mit der Front gegen den Wien- fluß hin 1865-68 im Stil der ital. Renaissance erb. (Über- gabe des Baugrunds am 28. 6. 1865, Grundsteinlegung am 21.8. 1865, Schlußsteinlegung u. Eröffnung am 1. 9. 1868) u. mit der 3. Allg. dt. Kunstausst. eröffnet. (Gedenkmed. zur Eröffnung von Oswald Steinböck). Das K. dient nicht nur als Ausst.gebäude für Werke seiner Mitgl.er u. bedeu- tender künstler. Gäste, sondern auch als Vereinshaus u. Ort der Geselligkeit; die Künstlerfeste u. die in jedem Fa- sching stattfindenden ->• Gschnasfeste waren sehr beliebt. Am 13. 1. 1866 wurde dem K. testamentar. die Rahische Bibl. vermacht; sie bildete den Grundstock der Künstler- hausbibliothek. Am 15.4. 1869 wurde die 1. große Inter- nat. Kunstausst. feierl. eröffnet. 1882 err. Andreas Streit u. Friedrich Schachner einen Erweiterungsbau (neue Ausst.säle), sodaß das K. nunmehr bis zur Giselastr. (Bö- sendorferstr.) reichte. Den 1888 durchgeführten Innenum- bau besorgte Julius -»• Deininger. Weitere Umbauten führ- ten 1911 Wilhelm Jelinek u. 1913 Siegfried Theiss u. Hans Jaksch durch. Im oberen Geschoß des Gebäudes befindet sich der mit Bildnissen der Stifter des Hauses geschmückte Stiftersaal. Die an den Seitenfassaden des Dt. u. des Fran- zös. Saals angebrachten Büsten berühmter Künstler muß- ten 1920 wegen Verwitterung entfernt werden. 1947-49 wurde im li. (Dt.) Saal des Künstlerhauses nach entspre- chender Adaptierung durch Alfons -v Hetmanek (künst- ler. Ausgestaltung durch Leopold Schmid [Sgraffiti am Vorbau des Eingangs] u. R. H. Eisenmenger [Malereien im Vorführungssaal]) ein Kino eingerichtet (Eröffnung . 1. 1949), am 29. 4. 1974 im re. (Französ.) Saal ein von Wolfdietrich Ziesel entworfenes Theater (das an Conny Hannes Meyers Theatergruppe „Die ->• Komödianten" vermietet wurde [geschlossen 1985]). 1975-77 wurde der ges. Raum um das K. von Johann Staber neu gestaltet; da das K. durch den Umbau der Lastenstr. vom Karlspl. ab- geschnitten wurde, sollte ein terrassenart. Forum eine voll- ständ. Isolation des Hauses verhindern. - Statuen vor dem K.: Für die Nischen im Erdgeschoß wurden 1877-1913 Künstlerstatuen aus Laaser Marmor angeschafft. An bzw. auf den Flügelbauten waren 4 Figuren aufgestellt worden (Dürer, Raffael, Michelangelo, Rubens), die später (um 4 vermehrt) an der Hauptfront zu beiden Seiten vor dem Mittelbau neu aufgestellt wurden: Raffael (von Johann Sil- bernagl, 1883), Michelangelo (von Anton Paul Wagner, 1879), Leonardo da Vinci (von Edmund Hofmann, 1900), Tizian (von Hans Scherpe, 1913), Dürer (von Anton Schmidgruber, 1879), Rubens (von Viktor Tilgner, 1882), Bramante (von Emmerich Alexius Swoboda, 1910) u. Ve- lasquez (von Anton Bfenek, 1909). 1950 wurden die Sta- tuen in eine Allee entlang der Straße versetzt, 1975 wur- den sie im Zuge der Gestaltung der Fußgeherzone ent- fernt. Gegenwärtig (1994) befinden sich 4 Statuen am Hauptportal (Leonardo, Tizian, Bramante, Velasquez), die übr. sind in einem Depot eingelagert. - 2) Institution: Die „Genossenschaft der bild. Künstler W.s" (ab 13.7. 1940 „Gesellschaft bild. Künstler W.s, K.", seit 2. 12. 1976 „Ge- sellschaft bild. Künstler Österr.s, K.") entstand als Stan- desvertretung aller bild. Künstler W.s durch Fusion der Vereinigungen ->• „Albrecht-Dürer-Verein" u. „Eintracht" (gemeinsame Versammlung beider Vereine, in der der Wille zur Verschmelzung geäußert wurde, am 31. 1. 1861, Annahme der Statuten der zu gründenden Genossenschaft durch beide Vereine am 29.4. 1861, Einreichung dersel- ben bei der Nö. Statthalterei am 17. 5. 1861, Bewilligung seitens der Statthalterei am 17. 7. 1861 u. konstituierende Generalversammlung der Genossenschaft am 7. 11. 1861 [beim Stichwort „Albrecht-Dürer-Verein" irrtüml. 7. 9.]) Anlaß der Vereinigung war der geplante Bau eines Ver- einshauses bild. Künstler in W., des K.es. Bis zu dessen Eröffnung (1. 9. 1868) residierte die Genossenschaft im al- ten Lokal des Dürervereins (Laimgrube, Gasthof „Zum blauen Strauß" [6, Gumpendorfer Str. 25, Laimgru- beng. 21]). Bau u. Erhaltung des K.es war nur eines der

639

Künstlerhausarchiv

Ziele der Genossenschaft; sie wirkte über 3 Jahrzehnte un- bestritten als Berufsvereinigung bild. Künstler W.s, oft so- gar aller Künstler der österr. Reichshälfte. Erst in den 90er Jahren wurde die „Kammer"-Funktion der Genossen- schaft durch manche sich enttäuscht fühlende Künstler ne- giert. Durch die Entstehung der -»• „Secession" u. weiterer Künstlervereinigungen wurde die führende Rolle der Ge- nossenschaft geschwächt. Zum voll. Machtverlust kam es nach 1950; die Ges. war nur mehr eine von zahlr. Künst- lervereinigungen. Mit ihrer Gründung 1861 übernahm die Genossenschaft auch die Mitgliedschaft der „Eintracht" in der „Allg. dt. Kunstgenossenschaft" (ADKG), einer 1856 gegr. Dachorganisation aller dtspr. Künstlervereinigungen. Der Hauptverband der ADKG wechselte von Stadt zu Stadt; in W. befand er sich 1868-74, 1888-90 u. 1897-99. Als „Lokalverein W. II" wurde in die ADKG 1910 der „Albrecht-Dürer-Verein" aufgenommen, wogegen die Aufnahme der „Secession" 1897 am Veto Berlins schei- terte. Am 21.2. 1912 trat die „Genossenschaft der bild. Künstler W.s" anläßt, einer Statutenänderung (die Berlin den Vorrang gab) aus. 1913 entstand im K. der „Ausstel- lerbund", der die Mitgliedschaft in der ADKG übernahm (er existierte bis etwa 1925, entwickelte jedoch keine nen- nenswerte Tätigkeit). Bis zur Entstehung der Secession wurde die „Genossenschaft der bild. Künstler W.s" (GbKW) von allen Staatsbehörden als einz. Künstlerver- tretung der Monarchie angesehen u. dementsprechend mit einschläg. Aufgaben betraut (Organisation von Staats- ausst.en, österr. Kunstabt.en an den Weltausst.en, Ver- handlungen über Urheberschutz, Entsendung von Sach- verständigen, Juroren usw.). Die GbKW hatte als eine Art Standesvertretung alle bild. Künstler W.s ohne Unter- schied ihres Fachs oder ihrer Kunstrichtung gefördert; erst innerhalb der Genossenschaft entstanden Gruppen u. Tochterorganisationen, die eigene, bes. Ziele verfolgt hat- ten: Ges. junger Arch.en, 1861-65; Architekten-Club der GbKW, 1894-1920 (entstanden als Reaktion aufzuneh- mende Bausünden in W.); Aquarellisten-Club der GbKW, 1885-1941; Club der Plastiker der GbKW, 1889-1941 (ab 1900 Bildhauer-Vereinigung der GbKW); Wr. Ges. von Freunden der Kleinplastik, 1907-38 (Eingliederung in die Wr. Ges. zur Förderung der schönen Künste); Künstler- Verband österr. Bildhauer, seit 1905; Vereinigung der Wr. Medailleure, 1910-13?; Medailleur-Vereinigung der GbKW, 1913-48 (ab 21. 2. 1939 Wr. Bund für Med.kunst, ab 4. 7. 1939 Bund für Med.kunst in W.); Malerverband der GbKW, 1909-15, 1929/30; Neue Gruppe, 1931-37; Gruppe Gsur, 1933-37; Graph. Werkstätte bzw. Graph. Studio, 1932-43 (ab 1934 Graphiker-Gemeinschaft der GbKW, ab 1940 Ges. für zeitgenöss. Graphik). Manche dieser Tochterges.en überstiegen in ihrer Tätigkeit weit den Rahmen der Genossenschaft, da ihre Mitgl. nicht un- bedingt Mitgl. der Genossenschaft sein mußten. Die Se- cession (1897) entstand nicht im K., sondern parallel zu diesem (wobei es einige Doppelmitgliedschaften gab). Eine echte Tochterorganisation war hingegen der -* Ha- genbund. Nach der Auflösung der Secession (1939) über- nahm ihre Mitgliedschaft die Genossenschaft; viele sind nach 1945 im K. verblieben. Daneben entstanden im K. mehrere rein gesell. Tochterorganisationen: Schützengilde

der GbKW, 1874-1940 (im K. eigene Schießstätte, Orga- nisation der berühmten Schützen-Kränzchen); Kegel- Club, 1874-etwa 1958; Billard-Club, 1882-etwa 1955; Ta- rock-Club, um 1900; Bridgestube, 1932-35; Radfahrer- Club K., 1895-1911. Neben den ernsten Aufgaben berufl. u. sozialen Charakters organisierte die Genossenschaft auch Unterhaltungen (zu den berühmtesten wurden die „Gschnasfeste"). Urspr. bestand die Genossenschaft (ne- ben Kunstfreunden) nur aus Malern, Bildhauern u. Archi- tekten; 1972 wurde eine Sektion für angew. Kunst err., 1983 die Sektion für Film- u. Audiovisionskunst. Um das K. kommerziell besser verwerten zu können, entstand 1985 die „K.-GmbH", die den Verein von allen Risken be- freien soll. - 3) Präsidenten: August ->• Sicard v. Sicards- burg (1861/62); Friedrich ->• Stäche (1862/63); Friedrich -+ Friedländer (1863/64, 1868/69); Anton -»• Hefft (1864/65); Alois -» Schönn (1865/66); Eduard -> En- gerth (1866/67); Josef -> Selleny (1867/68); Heinrich -+Angeli (1869/70, 1905-10); Sigmund -+ L'Allemand (1870/71); Eduard -» Peithner v. Lichtenfels (1871-73); Rudolf v. -»Alt (1873/74); Eugen ^ Felix (1874-76, 1888-90, 1896-98; die Funktionsdaten sind beim Stich- wort zu korrigieren); Friedrich -»• Schilcher (1876-78); Carl Frh.v. -> Hasenauer (1878-80); Hans ->• Makart (1880-82); Andreas -> Streit (1882-84, 1900-05, 1910/ 11); August -+ Schaeffer (1884-86); Friedrich Frh.v. -* Schmidt (1886-88); Franz -> Roth (1890-92); Josef Mathias -> Trenkwald (1892-94); Julius -»• Deininger (1894-96); Rudolf -> Weyr (1898-1900, 1911/12); Hugo -> Darnaut (1912-19); Hans -»• Ranzoni (1919/20, 1929- 37); Ernst -* Hegenbarth (1920-23); Otto -> Schönthal (1923-25); Alexander Demetrius ->• Goltz (1925-29); Leopold -»• Blauensteiner (1937-39); Rudolf Hermann -» Eisenmenger (1939-45); Karl Maria May (1945-54); Rudolf Heinz Keppel (1954-61); Alfons Riedel (1961- 65); Karl Kupsky (1965-74); Hans Mayr (1975-93); Peter Kodera (seit 1993). - 4) Preise: ->• Künstlerhaus-Preise. (Wladimir Aichelburg) Lit.: W. Aichelburg, Das Wr. K. 1861-1986. 125 J. in Bilddoku- menten (1986; EhrenmitgL 180f.; Mitgl. [Stand 31. 12. 1985]: 182ff.)] dsbe., Das K. u. seine Künstler (Zaltbommel 1994). -Ad I: Friedrich Stäche, Die Bestimmung des K.es in W. (1863); dsbe., Vortrag über die Entstehung des K.es, dessen gemeinnütz. Bestim- mung u. Erklärung der von der Genossenschaft bild. Künstler W.s sanctionierten Baupläne (1865); Karl Weiß, Alt- u. Neu-W. in sei- nen Bauwerken (1865), 124IT.; Ringstraße l, 130f.; 2, 275f.; 4, 301 IT. (Gebäude), 546 (Denkmäler); Walter Maria Neuwirth, Vor 100 Jahren: Schlußstein am Wr. K., in: amk 13 (1968), Nr. 100, 24IT.; 100 J. K. (Kat. 1968); Komm.-Kal. 5 (1867), 160f.; Achleitner 3/1, 32 (Kino); Inge Eichler, Künstlervereinshäuser (Ingelheim/ Rh. u. Frankfurt/M. 1986), 32ff.; Bibl. 3, 377fT. (auch Künstlerfe- ste).-Ad 2: Rudolf Schmidt, Das Wr. K. Eine Chronik 1861-1951 (1951); 100 J. Genossenschaft (Gesellschaft) der bild. Künstler W.s, FS (1961); August Schaeffer Edl. v. Wienwald, 50 J. Wr. K.genos- senschaft unter Franz Josef I. (1911, Ms. im K.-Archiv).