Kärntnertortheater

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Daten zum Eintrag
Datum von 1708
Datum bis 1870
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Kärntnertortheater (l, Philharmonikerstraße, heute Hotel Sacher; ursprünglich am Spitalsplatz zwischen Komödien- und Sattlergasse, Conskriptionsnummer 1036). 1) Hanswurst, der Liebling nicht nur des „ge- meinen Mannes", sondern auch der vornehmen Stände, hatte sein Domizil ursprünglich in hölzernen Hütten, die auf verschiedenen Plätzen der Stadt (beispielsweise Freyung, Neuer Markt [vor dem Haus Zum roten Dachel, Judenplatz) aufge- stellt waren. Joseph Anton Stranitzky schuf die neue Rolle, die die Narrenmasken früherer Zeit verdrängte, und agierte in der Holzhütte auf dem Neuen Markt, die er 1708 bereits als dirigierender Prinzipal sein eigen nannte. Als sich der Magistrat entschloß, aus feuerpolizeilichen Erwä- gungen die Komödienhütten abzuschaffen, bat er Jo- seph I. um die Erlaubnis, ein „steinernes Theater" in der Nähe des Kärntnertors erbauen zu dürfen, was ihm unter Zusi- cherung eines kaiserlichen Privilegiums auch gestattet wurde. Das nach Plänen von Antonio Beduzzi 1708 nächst der Stadtmauern errichtete Theater wurde am 23. November 1709 von „wäl- lischen Komödianten" eröffnet, die jedoch bereits 1711 Abschied nehmen mußten, weil sie von der Bürgerschaft boykottiert wurden, worauf der von den Wienern favori- sierte Stranitzky mit seiner deutschsprachigen Komödiantentruppe, der inzwischen im „Ballhaus" in der Teinfaltstraße Vorstellungen gege- ben hatte, von dem verwaisten Haus Besitz ergriff und damit eine feste Heimstätte fand. Er blieb bis zu seinem Tod (1726) unumschränkter Besitzer des Theaters, das danach auf seine Witwe Monika, genannt „die Hanswurschtin", überging, von ihr jedoch bereits 1728 an die „Hofmusici" Francesco Borosini (Hofsänger) und Joseph Carl Selliers (Hoftänzer) abgetreten wurde. Diese erhielten ein 20jähriges Privilegium für die Schauspieldirektion und widmeten das Haus dem deutschen und dem italienischen Lustspiel; sie versuchten, auch die Be- willigung für die italienischen Oper und das Ballett zu erhalten, die bis dahin nur dem Hof und dem Adel zugänglich waren, muß- ten sich aber auf Intermezzi mit Gesang und Tanz beschrän- ken, da bereits Francesco Ballerini ein Privileg für Opern- aufführungen besaß; nach dem Erlöschen dieses Privilegs fand die Oper Ende der 30er Jahre des 18. Jahrhunderts im Kärntnertortheater Ein- gang. Ab 1742 war Selliers allein. Pächter des Kärntnertortheaters, 1751 übernahm Rochus (Rocco) Freiherr de Lopresti ([[Kärntner Straße]], sub Nr. 49) die Leitung (nachdem er von Selliers be- reits 1747 das Hofburgtheater übernommen hatte, legte diese aber schon im nächsten Jahr zurück; er sorgte für gute Übersetzungen italienischer und französischer Schauspiele, für das re- gelmäßige Stück und für ein Theaterzensurgesetz (das über die Anständigkeit der Stücke zu wachen hatte) und kam so den Ansichten Maria Theresias entgegen, die die Auswüchse des Stegreifstücks und der Hanswurstkomödien Gottfried Prehauser (der dem Hanswurst Stranitzkys neue Züge verlieh) bekämpfte. Das Kärntnertortheater fiel, als Maria Theresia nach Loprestis Abgang das Privilegium aufhob, 1752 wieder an den Magistrat zurück, der es Leopold von Ghelen zur Verwaltung übergab. Am 3. November 1761 wurde das Theater das Opfer einer entsetzlichen Katastrophe: man gab die Burleske „Don Juan oder Der steinerne Gast, mit Hans Wursts Lustbar- keit", als kurz vor Schluß der Vorstellung ein Feuer aus- brach, welches das ganze Gebäude vernichtete. - 2) Der Hof kaufte die Brandstätte und ließ (nachdem das Projekt, das neue Theater auf dem Neuen Markt zu errichten, fallengelassen worden war) an derselben Stelle nach Plänen von [[Niko- laus Pacassi]] einen Neubau errichten, der am 9. 7. 1763 mit einer Farce von Friedrich Wilhelm Weiskern u. dem aus dem Span, übersetzten Schauspiel „Der betrogene Be- trug" eröffnet wurde. Von da an wurde das Theater, das über dem Haupteingang mit einem kais. Adler aus Stein u. einer Bildsäule des Apollo geziert war, wieder als „Kais. Hoftheater" bezeichnet. Da der neue Bau einen größeren Raum als das abgebrannte Haus beanspruchte, mußten die alte Chaossche Stiftskapelle in der Kärntner Str. u. ein Stöckel des Bürgerspitals abgebrochen werden, um dem weiter gegen den Spitalpl. vorrückenden Theater Platz zu machen. Nach dem Tod Franz' I. (1765) wurden die Büh- nen 6 Monate geschlossen; bei der Wiedereröffnung (1766) wurde das K. dem Ballettkompositeur Franz ->• Hilverding übergeben, mit dem durch die Pflege des Rokokoballetts u. der getanzten Schauspiele eine neue Ära begann u. Jean Jacques -> Noverre 1767-74 Triumphe fei- erte. Joseph II. nahm 1780 das K. unter seinen persönl. Schutz; der ab 1775 hier als Kapellmeister engagierte An- tonio -«• Salieri wurde zum „artist." Ltr. ern. Eine ruhm- reiche Entwicklung nahm das K. unter der Ltg. von Fst. Lobkowitz, der sich weiterhin der dt. u. ital. Oper ver- schrieb (EA von Beethovens „Fidelio" am 23. 5. 1814; UA von Webers „Freischütz" am 3. 10. 1821; EA von Rossinis „Othello" am 29. 4. 1819 u. seines „Barbier von Sevilla" am 16. 12. 1820). Mit dem ital. Impresario Barbaja, dem das K. 12 Jahre in Pacht gegeben wurde, begann der Sie- geszug der ital. Oper (1818 gastierte erstm. Angelica Cata- lani) über jene der dt. Romantiker, doch engagierte Bar- baja aus Gründen der Objektivität 1822 Konradin Kreut- zer als Kapellmeister, der sogleich Weber einen Auftrag erteilte (UA von „Euryanthe" am 25. 10. 1823); 1828 übernahm Barbajas Kompagnon, der Tänzer Lois An- toine, das K. u. erregte 1833 mit dem Engagement von Fanny -> Elßler u. Maria Taglioni Aufsehen. 1849 kam das K. wieder in die unmittelbare Verw. des Hofs. Am 8. 2. 1870 fand die letzte Vorstellung statt, anschl. wurde es demoliert (die neue Hofoper, 1861-69 erb., war am 25. 5. 1869 eröffnet worden). ->• Staatsoper. Lit.: Hadamowsky, 169ff, 214ff, 274ff., 342ff., 415ff.; Keil- Budischowsky, 81fT.; Max Pirker, Das Repertoire des K.s im 18. Jh., in: Burgtheater-Almanach (1925), 91 ff.; Gustav Zechmeister, Die Wr. Theater nächst der Burg u. nächst dem Kärntnerthor von 1747-76 (1971); Riki Raab, Grabstätten von Ballettmitgl.ern des K.s, der k. k. Hofoper u. der Staatsoper W., in: Jb. 28 (1972), 173ff.; Prawy, Oper, 17ff; 150 J. Wr. Kongreß (Kat. 1965), 290; Bibl. l, 412ff.