Josef Breuer: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 3: Zeile 3:
 
|Titel=Dr. med.
 
|Titel=Dr. med.
 
|Geschlecht=männlich
 
|Geschlecht=männlich
 +
|GND=118515225
 
|Geburtsdatum=15.01.1842
 
|Geburtsdatum=15.01.1842
 
|Geburtsort=Wien
 
|Geburtsort=Wien
 
|Sterbedatum=20.06.1925
 
|Sterbedatum=20.06.1925
 
|Sterbeort=Wien
 
|Sterbeort=Wien
|Friedhof=Krematorium, Döblinger Friedhof, Gruppe 20, 3. Reihe, Grab Nummer 3
+
|Friedhof=Friedhof Döbling
|Beruf=Internist
+
|Grabstelle=Gruppe 20, Reihe 3, Nummer 3
 +
|Beruf=Arzt;
 
|Verkehrsfläche=Breuergasse
 
|Verkehrsfläche=Breuergasse
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Gedenktage;
 
|Quelle=Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien; Gedenktage;
Zeile 19: Zeile 21:
 
|von Objekt=Person
 
|von Objekt=Person
 
}}
 
}}
Josef Breuer, * 15. Jänner 1842 Wien, † 20. Juni 1925 Wien 7, Neustiftgasse 3 (Krematorium, Döblinger Friedhof, Gruppe 20, 3. Reihe, Grab Nummer 3), Internist, Gattin (1868) Mathilde Altmann.  
+
Josef Breuer, * 15. Jänner 1842 Wien, † 20. Juni 1925 Wien, Internist.  
  
Studierte an der Universität Wien (Dr. med. 1867), wurde Assistent an der II. Medizinischen Universitäts-Klinik bei [[Johann Oppolzer]] (bis zu dessen Tod 1871) und widmete sich danach der Privatpraxis sowie der wissenschaftlichen Arbeit.  
+
==Biographie==
 +
Josef Breuer, Sohn eines jüdischen Religionslehrers, besuchte das [[Akademisches Gymnasium|Akademische Gymnasium]] (Matura 1858) und studierte im Anschluss Medizin an der Universität Wien (Dr. med. 1864). 1867 wurde er Assistent an der II. Medizinischen Universitäts-Klinik bei [[Johann Oppolzer]]. Nach dessen Tod 1871 eröffnete Breuer eine Privatpraxis und setzte seine wissenschaftlichen Arbeit privat fort. 1974 konnte er sich an der Universität Wien für Innere Medizin habilitieren, legte aber 1884 die Lehrbefugnis zurück.  
  
Er habilitierte sich 1875 an der Universität Wien für Innere Medizin, legte aber die Lehrbefugnis 1885 zurück.  
+
Seit der Studienzeit bei [[Ernst Wilhelm Brücke|Ernst Wilhelm von Brücke]] experimentell tätig gewesen, hatte er auch mit dem Physiologen [[Ewald Hering]] im [[Josephinum]] zusammengearbeitet und entdeckte mit diesem den Mechanismus der Selbststeuerung der Atmung durch den Nervus vagus.
 +
Weitere Studien führten Breuer 1874 zur Aufklärung der Steuerung des Gleichgewichtssinns durch die Bogengänge im Innenohr, worüber er eine noch heute gültige Theorie aufstellte. Bei Brücke lernte Breuer auch [[Sigmund Freud]] kennen, den er bald intensiv förderte; auf Breuer ging die grundlegende Erkenntnis zurück, dass unbewältigte seelische Konflikte zu psychischen Krankheiten führen können.  
  
Seit der Studienzeit bei [[Ernst Wilhelm Brücke|Ernst Wilhelm von Brücke]] experimentell tätig gewesen, hatte er auch mit dem Physiologen [[Ewald Hering]] (Josephinum) zusammengearbeitet und entdeckte mit diesem den Mechanismus der Selbststeuerung der Atmung durch den Nervus vagus (Sitzungsbericht 58/2, 1868).  
+
Die von Breuer als Therapieverfahren entwickelte "Kathartische Methode" wurde für Freud zur Grundlage der von ihm geschaffenen Psychoanalyse, die allerdings von Breuer wegen des zu weit reichenden Eingriffs in das innerste Seelen- und Triebleben nicht mehr mitgetragen wurde. 1895 veröffentlichten Breuer und Freud noch gemeinsam die "Studien über Hysterie", danach distanzierten sie sich voneinander.  
  
Weitere Studien führten Breuer 1874 zur Aufklärung der Steuerung des Gleichgewichtssinns durch die Bogengänge im Innenohr (Medizinisches Jahrbuch Wien 4/1874 und 5/1875), worüber er eine noch heute gültige Theorie aufstellte.
+
Breuer wurde 1894 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Freundschaften verbanden ihn mit [[Marie von Ebner-Eschenbach]] und [[Theodor Billroth]]. DEr US-amerikanische Schriftsteller und Psychoanalytiker Irvin D. Yalom setzte ihm in seinem Roman "Und Nietzsche weinte" (1992) ein literarisches Denkmal.
 
 
Bei Brücke lernte Breuer auch [[Sigmund Freud]] kennen, den er bald intensiv förderte; auf Breuer ging nämlich die grundlegende Erkenntnis zurück, dass unbewältigte seelische Konflikte zu psychischen Krankheiten führen können.  
 
 
 
Die von Breuer als Therapieverfahren entwickelte "Kathartische Methode" wurde für Freud zur Grundlage der von ihm geschaffenen "Psychoanalyse", die allerdings von Breuer wegen des zu weit reichenden Eingriffs in das innerste Seelen- und Triebleben nicht mehr mitgetragen wurde.  
 
 
 
1895 veröffentlichten Breuer und Freud noch gemeinsam die "Studien über Hysterie", danach distanzierten sie sich voneinander. Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften (1894).
 
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
Zeile 40: Zeile 38:
 
==Literatur==  
 
==Literatur==  
 
* Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1: Aaser-Komoto. München: Urban & Schwarzenberg 1962
 
* Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1: Aaser-Komoto. München: Urban & Schwarzenberg 1962
 +
* Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 2. Berlin: Duncker & Humblot 1955
 
* Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 1. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923  
 
* Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 1. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923  
* Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
+
* Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Band 1. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1957
 
* Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), Register
 
* Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), Register
 
* Karl König: Die Schicksale Sigmund Freuds und Josef Breuers. In: Studien und Versuche. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 1962
 
* Karl König: Die Schicksale Sigmund Freuds und Josef Breuers. In: Studien und Versuche. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 1962
Zeile 48: Zeile 47:
 
* Wiener medizinische Wochenschrift 69 (1957), S. 280 ff.  
 
* Wiener medizinische Wochenschrift 69 (1957), S. 280 ff.  
 
* Erwin H. Ackerknecht: Josef Breuer über seinen Anteil an der Psychoanalyse. In: Generus 14 (1957), S. 169 ff.
 
* Erwin H. Ackerknecht: Josef Breuer über seinen Anteil an der Psychoanalyse. In: Generus 14 (1957), S. 169 ff.
 +
* Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Breuer, Josef [Sign.: TP-005686]
 +
* Irvin D. Yalom: Und Nietzsche weinte. Roman. München: Goldmann 1996
 +
 +
==Links==
 +
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Breuer Wikipedia: Josef Breuer]
 +
*[http://agso.uni-graz.at/marienthal/biografien/breuer_josef.htm Archiv für Geschichte der Soziologie in Österreich: Josef Breuer]

Version vom 28. Juli 2016, 15:29 Uhr

Daten zur Person
Personenname Breuer, Josef
Abweichende Namensform
Titel Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 7253
GND 118515225
Wikidata
Geburtsdatum 15. Jänner 1842
Geburtsort Wien
Sterbedatum 20. Juni 1925
Sterbeort Wien
Beruf Arzt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 28.07.2016 durch WIEN1.lanm09mer
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Döbling
Grabstelle Gruppe 20, Reihe 3, Nummer 3
  • 7., Neustiftgasse 3 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Josef Breuer, * 15. Jänner 1842 Wien, † 20. Juni 1925 Wien, Internist.

Biographie

Josef Breuer, Sohn eines jüdischen Religionslehrers, besuchte das Akademische Gymnasium (Matura 1858) und studierte im Anschluss Medizin an der Universität Wien (Dr. med. 1864). 1867 wurde er Assistent an der II. Medizinischen Universitäts-Klinik bei Johann Oppolzer. Nach dessen Tod 1871 eröffnete Breuer eine Privatpraxis und setzte seine wissenschaftlichen Arbeit privat fort. 1974 konnte er sich an der Universität Wien für Innere Medizin habilitieren, legte aber 1884 die Lehrbefugnis zurück.

Seit der Studienzeit bei Ernst Wilhelm von Brücke experimentell tätig gewesen, hatte er auch mit dem Physiologen Ewald Hering im Josephinum zusammengearbeitet und entdeckte mit diesem den Mechanismus der Selbststeuerung der Atmung durch den Nervus vagus. Weitere Studien führten Breuer 1874 zur Aufklärung der Steuerung des Gleichgewichtssinns durch die Bogengänge im Innenohr, worüber er eine noch heute gültige Theorie aufstellte. Bei Brücke lernte Breuer auch Sigmund Freud kennen, den er bald intensiv förderte; auf Breuer ging die grundlegende Erkenntnis zurück, dass unbewältigte seelische Konflikte zu psychischen Krankheiten führen können.

Die von Breuer als Therapieverfahren entwickelte "Kathartische Methode" wurde für Freud zur Grundlage der von ihm geschaffenen Psychoanalyse, die allerdings von Breuer wegen des zu weit reichenden Eingriffs in das innerste Seelen- und Triebleben nicht mehr mitgetragen wurde. 1895 veröffentlichten Breuer und Freud noch gemeinsam die "Studien über Hysterie", danach distanzierten sie sich voneinander.

Breuer wurde 1894 Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften. Freundschaften verbanden ihn mit Marie von Ebner-Eschenbach und Theodor Billroth. DEr US-amerikanische Schriftsteller und Psychoanalytiker Irvin D. Yalom setzte ihm in seinem Roman "Und Nietzsche weinte" (1992) ein literarisches Denkmal.

Quellen

Literatur

  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 1: Aaser-Komoto. München: Urban & Schwarzenberg 1962
  • Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Band 2. Berlin: Duncker & Humblot 1955
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 1. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Band 1. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1957
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), Register
  • Karl König: Die Schicksale Sigmund Freuds und Josef Breuers. In: Studien und Versuche. Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben 1962
  • Georg Pilleri / J. J. Schnyder: Josef Breuer. 1842 - 1925. Waldau-Bern: Verlag des Hirnanatomischen Instituts 1983
  • Albrecht Hirschmüller: Physiologie und Psychoanalyse in Leben und Werk Josef Breuers. Bern: Huber 1978
  • Wiener medizinische Wochenschrift 69 (1957), S. 280 ff.
  • Erwin H. Ackerknecht: Josef Breuer über seinen Anteil an der Psychoanalyse. In: Generus 14 (1957), S. 169 ff.
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Breuer, Josef [Sign.: TP-005686]
  • Irvin D. Yalom: Und Nietzsche weinte. Roman. München: Goldmann 1996

Links