Johannes Schober: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 31. August 2021, 09:42 Uhr

Johann Schober, um 1934
Daten zur Person
Personenname Schober, Johannes
Abweichende Namensform Schober, Johann
Titel Hofrat, Dr. jur. et rer. pol.
Geschlecht männlich
PageID 11797
GND 118758802
Wikidata Q78557
Geburtsdatum 14. November 1874
Geburtsort Perg, Oberösterreich
Sterbedatum 19. August 1932
Sterbeort Baden
Beruf Politiker, Beamter, Polizeipräsident
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 31.08.2021 durch WIEN1.lanm09mur
Begräbnisdatum
Friedhof Friedhof Perg
Grabstelle
Bildname Johannes_Schober.jpg
Bildunterschrift Johann Schober, um 1934

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Karl Kraus forderte nach der Niederschlagung der Julirevolte 1927 den Rücktritt Schobers.

  • Polizeipräsident (30.11.1918 bis 08.12.1918)
  • Bundeskanzler (21.06.1921 bis 31.05.1922)
  • Leiter der Wiener Polizeidirektion (11.06.1918 bis 30.11.1918)
  • Bundeskanzler (26.09.1929 bis 25.09.1930)
  • Leiter der Staatspolizei (1913 bis 1918)
  • Vizekanzler (04.12.1930 bis 29.01.1932)
  • Leiter des gesamten Diensts der öffentlichen Sicherheit (08.12.1918)
  • Abgeordnete zum Nationalrat (02.12.1930 bis 19.08.1932)
  • Außenminister (04.12.1930 bis 20.01.1932)
  • Leiter der Polizeidirektion (1922)
  • Minister für Äußeres (21.06.1921 bis 26.01.1922)
  • Vorsitzender der Interpol )

Johannes Schober, * 14. November 1874 Perg (Oberösterreich), † 19. August 1932 Sanatorium Baden (Niederösterreich), Politiker, Polizeipräsident.

Biographie

Johannes Schober studierte nach dem Besuch des Linzer Gymnasiums (1886 bis 1894) Jus an der Wiener Universität (Dr. jur. et rer. pol.). 1898 trat er in den Dienst des Wiener Magistrats, ging aber noch im selben Jahr als Konzeptspraktikant zur Polizei (Kommissariat Innere Stadt, dann Polizeipräsidium, schließlich 1909 bis 1913 Polizeidepartement des Innenministeriums). 1913 übernahm er die Leitung der Staatspolizei, am 11. Juni 1918 der Wiener Polizeidirektion (ab 25. Juni 1918 Hofrat). Am 30. November 1918 erfolgte die Ernennung zum Polizeipräsidenten von Wien, am 8. Dezember zum Leiter des gesamten Diensts der öffentlichen Sicherheit. Da es ihm gelang, den Apparat der öffentlichen Sicherheit als einzig intakt gebliebenen Machtkörper der Monarchie vor dem Zusammenbruch zu bewahren und in die Republik überzuleiten, stieg sein Ansehen vor allem bei den bürgerlichen Parteien.

Am 21. Juni 1921 wählte ihn der Nationalrat zum Bundeskanzler. Gleichzeitig wurde er als Polizeipräsident beurlaubt. Am 31. Mai 1922 übernahm er (nach Rücktritt, Wiedereinsetzung und schließlich durch die Großdeutschen bewirktem Sturz) wieder die Leitung der Polizeidirektion. Er modernisierte die Wiener Polizei und wurde Mitbegründer der "Internationalen Kriminalpolizeilichen Kommission" (Interpol), die ihn zu ihrem Präsidenten und Wien zu ihrem ständigen Sitz wählte. Am 26. September 1929 wurde er angesichts einer drohenden Bürgerkriegssituation nochmals Bundeskanzler, führte die Verfassungsreform als Kompromiss mit den Sozialdemokraten durch, musste aber am 25. September 1930 neuerlich demissionieren.

Für die Wahlen vom 9. November 1930 stellte er sich als Listenführer des "Schoberblocks" zur Verfügung (Nationalliberales Lager: Großdeutsche und Landbund) und errang einen Achtungserfolg. Zwischen 4. Dezember 1930 und 29. Jänner 1932 war Schober Vizekanzler beziehungsweise Außenminister in den Regierungen Ender und Buresch. Schober war ein erfahrener Verwaltungspraktiker und Mittelpunkt der letzten Konzentrationsversuche des deutschnational-freiheitlichen Bürgertums in Österreich. Am 12. Juli 1924 wurde er zum Ehrenbürger der Gemeinde Perg ernannt.

Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe sei Johann Schober in seiner Funktion als Polizeipräsident für 94 Tote (89 ZivilistInnen, 4 Sicherheitswachbeamte, 1 Kriminalbeamter) sowie hunderte Verletzte beim Justizpalastbrand 1927 hauptverantwortlich gewesen, da er die Lage falsch eingeschätzt und bei den Demonstrationen ein zu geringes Sicherheitsaufgebot bereitgestellt hatte. Als es zu Tumulten und zum Sturm auf den Justizpalast sowie zu dessen Brandschatzung kam, gab er der Polizei unter anderem den Befehl, notfalls von der Schusswaffe Gebrauch zu machen.

Johannes Schober war mit Helene Zieglmayer-Hamman Edle von Hollenfeld verheiratet. Am 27. Dezember 1932 wurde die Dr.-Schober-Straße im 13. Bezirk nach dem Politiker benannt.

Literatur

  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 144
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik. Wien: Ueberreuter 1992
  • Rainer Hubert: Schober − "Arbeitermörder" und "Hort der Republik". Biographie eines Gestrigen. Wien: Böhlau 1990
  • Zeitgeschichte 12 (1984/1985), S. 1 ff.
  • Wilhelm Deutschmann [Red.]: 200 Jahre Rechtsleben in Wien. Advokaten, Richter, Rechtsgelehrte Katalog. Wien: Eigenverlag 1985 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 96), S. 264
  • Friedrich Weissensteiner / Erika Weinzierl [Hg.]: Die österreichischen Bundeskanzler. Leben und Werk. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1983, S. 62 ff.
  • Alois Zauner [Hg.]. Oberösterreicher. Lebensbilder zur Geschichte Oberösterreichs. Band 2. Linz: Oberösterreichisches Landesarchiv 1982, S. 144 ff.
  • Jahrbuch für Zeitgeschichte 1978 (1979), S. 49 ff.
  • Jacques Hannak: Johann Schober. Der Mittelweg in die Katastrophe. Porträt eines Repräsentanten der verlorenen Mitte. Wien: Europa-Verlag 1966
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), Register
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen

Akademie der Wissenschaften / Wien / Graz: Böhlau 1954−lfd.

  • Hermann Oberhummer: Die Angehörigen der Wiener Polizeidirektion 1754−1900. Wien: Gerlach & Wiedling 1939, S. 15
  • Oscar Friedmann: Prominenten-Almanach. Band 1. Wien: Eigenverlag 1930, S. 246
  • Oskar Kleinschmied: Schober. Wien: Manz 1930
  • Franz Planer [Hg.]: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Wien: F. Planer 1929

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