Johann Strauss (Vater)

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Daten zur Person
Personenname Strauss, Johann Baptist
Abweichende Namensform Strauß, Johann Baptist; Strauß Vater
Titel
Geschlecht männlich
PageID 19441
GND
Wikidata
Geburtsdatum 14. März 1804
Geburtsort Wien
Sterbedatum 25. September 1849
Sterbeort Wien
Beruf Komponist, Kapellmeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 9.04.2014 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 32A, Nummer 15
  • 2., Floßgasse 7 (Geburtsadresse)
  • 1., Kumpfgasse 11 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Strauß Johann Baptist („Strauß Vater"), * 14. März 1804 Leopoldstadt 53 (2, Floßgasse 7; Gedenktafel), † 25. September 1849 Stadt 817 (1, Kumpfgasse 11; Todesursache Scharlach; Döblinger Ortsfriedhof [Grabmal erhalten]; nach Exhumierung [13. Juni 1904] Zentralfriedhof, Ehrengrab, Grab 32A, Nummer 15 [Stadtrats-Beschluss vom 29. Oktober 1903]; Marmormedaillon von A. Weinkopf junior, 1909), Komponist, Kapellmeister, Gattin (11. Juli 1825) Wirtstochter Maria Anna Streim (* 30. August 1801 St. Ulrich, † 23. Februar 1870 Wien 2, Taborstraße 17 [Zentralfriedhof, Grab 32A, Nummer 44, im Ehrengrab von Josef Strauß; sie hatte Thury 81 [9, Thurygasse 3] gewohnt), Sohn eines Gastwirts (Besitzer des Lokals „Zum guten Hirten" am Donaukanal, der am 5. April. 1816 Selbstmord beging). Bewies sein Talent im Schankterzett, begann jedoch im Oktober 1817 eine Buchbinderlehre (Gesellenprüfung am 13. Jänner 1822) und wurde am 15. September 1824 als Landwehrmann zu den Hoch- und Deutschmeistern eingezogen (wo er auch musizierte). In den Gasthäusern 2, Praterstraße 27 und 2, Zirkusgasse 10 („Zum grünen Jäger") musizierte er frühzeitig in der Öffentlichkeit. Durch Gönner erhielt er Unterricht beim Violinisten Polischansky und lernte Musiktheorie bei Ignaz von Seyfried. Er spielte in der Kapelle der Brüder Scholl (bezeugt noch 1825 durch eine Angabe seines Vormunds Anton Müller beim Magistrat). Hier spielten auch Michael Pamer und Josef Lanner, der sich aber allmählich zurückzog. 1825 begann Lanner im „Schwarzen Bock" als Musikdirektor mit einer eigenen Kapelle seine Laufbahn, wenig später verließ auch Strauß die Brüder Scholl. Das in der Literatur häufig erwähnte Jahr 1819, in dem die Lannersche Kapellengründung erfolgt sein soll, sowie die Mitwirkung der Bruder Drahanek (die im übrig beide Geiger waren) und Strauß' in dieser zu diesem Zeitpunkt wird durch Forschungen von Neuer Linke widerlegt (die Änderungen betreffen analog auch die Stichwörter Drahanek, Lanner und Panier). Nach Linke erfolgte die Trennung von Lanner und Strauß (der am 1. September 1825 beim „Bock" auf der Wieden in dessen Kapelle gespielt hatte) zunächst friedlich, und es kam erst zum Streit, als sich zwölf Musiker der Kapelle mit Strauß solidarisch erklärten; der Überlieferung, daß sie bereits im Karneval 1826 im Gasthaus „Zum Schwan" in der Roßau mit St. Kapellmeister eines Orchesters von 14 Personen gestanden hätten, widerspricht die Tatsache, daß Strauß dort erst am 30. September 1827 Musikdirektor geworden war (wenige Wochen nach dem Tod des dortigen Musikdirektors Pamer); Strauß begann auch erst nach Ostern 1827 mit zwölf Personen im Lokal „Zu den Zwey Tauben" (ein Orchester von 14 Mann stand ihm erst im „Sperl" am 4. Oktober 1829 zur Verfügung). Unhaltbar ist auch die Legende vom Primgeiger, weil Strauß bei Lanner nachweislich die Bratsche spielte, sowie jene von der Teilung des Orchesters zwischen Strauß und Lanner. Strauß konnte sich von Lanner im September 1825 gar nicht getrennt haben, um ein eigenes Orchester zusammenzustellen, weil ihm aufgrund des „Eheabkommens" durch seinen Schwiegervater, den Bierwirt Josef Streim, verboten worden war, eine eigene Kapelle zu gründen beziehungsweise „Musik-Produktionen" durchzuführen (er sollte auf Wunsch Streims als Musiklehrer Geld verdienen). Strauß erhielt, da er im Februar 1827 noch für eine Lanner-Produktion als „Unternehmer" aufgetreten war, erst danach eine „Bewilligung zur Abhaltung einer großen Instrumental-Musik" und startete, nachdem er ab 1826 mit eigenen Kompositionen an die Öffentlichkeit getreten war, sein eigenes Unternehmen nach Ostern 1827 im Gasthausgarten „Zu den Zwey Tauben" (3, Ungargasse). Zu einem besonderen Erfolg gestaltete sich der im Leopoldstädtischer Kettenbrückensaal uraufgeführte „Kettenbrückenwalzer". Straße unternahm ab 1833 größere Konzertreisen, 1829-1835 war er Musikdirektor des Besitzers der Sperlsäle (Zum Sperl), Johann Georg Scherzer, und trat bei diesem regelmäßig auf. 1832 wurde er Leiter der Kapelle des ersten Bürgerregiments, Hofballmusikdirektor (bei Hof ursprünglich nicht zugelassen, sollte nach dem Wiener Kongreß der Walzer anstelle des althöfischen Menuetts hoffähig werden). 1834 zog er ins „Hirschenhaus" (2, Taborstraße 17), wo er für sich und seine Familie sowie für die Schwiegereltern vier Wohnungen mietete (eine davon war für seine Arbeit reserviert). Am 25. Februar legte Strauß den Bürgereid ab. Strauß schuf insgesamt 251 Werke, darunter 152 Walzer, 32 Quadrillen, 24 Galopps, 13 Polkas und 18 Märsche (von denen der Radetzky-Marsch der bekannteste wurde). Seine Verleger waren Tobias Haslinger und Anton Diabelli. 1843 geleitete er mit der Bürgermusik Josef Lanner zu Grabe. In seinem Sohn Johann erwuchs ihm ab 1844 ein gefährlicher Konkurrent. Strauß hatte seine Familie verlassen und war mit der Modistin Emilie Trampusch eine Lebensgemeinschaft eingegangen. Gedenktafel (19, Döblinger Hauptstraße 76; Kasino Zögernitz, bei dessen Eröffnung am 21. Juni 1837 Strauß mit seiner Kapelle spielte); Strauß-Lanner-Denkmal (ein weiteres befindet sich im Badener Kurpark; 1912), Strauß-Lanner-Park.

Literatur

  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Hugo Riemann: Riemann Musiklexikon. Mainz: Schott 1959-1961
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923 [
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 2: Vom Biedermeier bis zur Gründung der modernen Parteien. Wien / München: Jugend & Volk 1973, S. 345
  • Norbert Linke: Musik erobert die Welt: 1987
  • Max Schönher: Das Jahrhundert des Walzers. Johann Strauß Vater. 1957
  • Hanns Jüger Sunsiena und Johann Strauß. Der Walzerkönig und seine Familiengeschichtliche Urkunden. In: Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 22. 1965
  • Fritz Lange: Joseph Lanner und Johnann Strauß. 1904
  • Österreich zur Zeit Kaiser Josephs II. Mitregent Kaiserin Maria Theresias, Kaiser und Landesfürst. Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung, Stift Melk, 29. März - 2. November 1980]. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1980 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, N.F. 95)
  • Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969
  • Helga Maria Wolf. Die Familie Strauß. Auf dem Alsergrund. In: Heimatmuseum Alsergrund.12 (1967), S. 4 f.
  • Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 462 ff.
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 166, S. 171, S. 296, S. 367 f.
  • Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949
  • Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole. Wien: Jugend & Volk 9 (1974), S. 21 ff.
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008)
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 81