Johann Friedrich Eisenhut

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Johann Friedrich Eisenhut

  • 13. Mai 1667 in Kirchenthumbach + 17.06.1749 in Wien

Äußerer Rat in Wien von 1717 bis 1749 Handelsmann und Schneidermeister Stifter und Mitbegründer des Kalvarienbergs in Wien/Hernals Stifter der Bergkirche Mariazell im oberpfälzischen Kirchenthumbach

Johann Friedrich Eisenhut wird am 13. Mai 1667 in Kirchenthumbach in der Oberpfalz/Bayern geboren, als Sohn des Schneiders Georg Eisenhut und dessen Frau Magdalena. Johann Friedrich ist der älteste Sohn und hat acht Geschwister - fünf Schwestern und drei Brüder. Er erlernt noch im elterlichen Betrieb das Schneiderhandwerk und kommt sehr wahrscheinlich im Zuge seiner Wanderjahre als Geselle nach Wien. Bereits mit 23 Jahren, am 16. April 1690 heiratet Eisenhut im Stephansdom die Schneiders Witwe Maria Monica Lerchner. Schließlich am 6. August 1691 erhält er in Wien auch sein Bürgerrecht. Aus der ersten Ehe sind drei Söhne und eine Tochter nachweisbar. Seine Frau Maria Monica stirbt am 28. Juni 1698. Ebenfalls in der Pfarrei St. Stephan heiratet er ein zweites Mal und zwar am 3. Februar 1699 Anna Katharina Mannl. Im Matrikeleintrag wird Johann Friedrich nun als Schneidermeister betitelt. Auch aus dieser Ehe gehen zahlreiche Kinder hervor, die in den Matrikeln von St. Stephan dokumentiert sind: fünf Söhne und zwei Töchter lassen sich bis 1712 nachweisen. Der jüngste Sohn, Ferdinand Anton Wolfgang und spätere Alleinerbe seines Vermögens, wird am 19. Oktober 1714 geboren. Seine zweite Frau Anna Katharina stirbt schließlich am 18. April 1722 mit 47 Jahren.

Der gesellschaftliche Aufstieg Eisenhuts in Wien Johann Friedrich lebt bereits mindestens ab der zweiten Heirat 1699 in der inneren Stadt im „Pentenriederschen Haus beim Bischofshof“. Heute wäre das der Bereich der Ertlgasse gegenüber der Wollzeile. Der erste eigene Hausbesitz ist für das Jahr 1701 belegt, dieses liegt im Schottenviertel „beim Arsenal“. Das ursprünglich aus zwei Anwesen bestehende Ensemble wird ab ca. 1705 modernisiert und erweitert. Zahlreiche Mieter sind belegt und sorgen für ein stetes und geregeltes Einkommen. Eisenhut selbst wohnt aber weiterhin im Pentenriederschen Haus (Besitzer war Johann Christoph Pentenrieder). Im Jahr 1717 wird er schließlich in den Äußeren Rat der Stadt Wien berufen, eine Auszeichnung für den Oberpfälzer Schneidersohn, denn der Berufung muss der Kaiser selbst zustimmen. Wie es sich für einen Rat der damaligen Zeit gehört, erwirbt er am 19. Mai 1717 ein großes (aber wohl marodes) Stadthaus, die Singerstraße 8. Es ist gerade einen Steinwurf vom Dom entfernt und entspricht dem ganzen Straßenzug der heutigen Liliengasse. Der Vorbesitzer des Hauses war der kaiserliche Hofkammerrat Christian Graf von Aichbichl, Sohn von Carl Gottlieb Graf von Aichbichl. Im Jahr 1716 und 1717 sind neben dem Hauseigentümer Carl Gottlieb Graf von Aichpichl keine weiteren Bewohner aufgeführt. Die Steuerlast für das Haus ist beim Eigentümerwechsel mit 240 Pfund sehr niedrig angegeben und widerspiegelte den Verkehrswert bei der Besitzübertragung. In der Singerstraße wohnt Eisenhut nun auch und er lässt dieses Anwesen von da an beträchtlich umbauen und vermutlich auf vier Stockwerke erweitern. Im Grundbuch ist es im Jahr 1722 bereits mit einem Wert von 70.000 Gulden angesetzt. Zahllose Mieter sind in den Steuerbüchern als Bewohner aufgeführt und die steigenden Steuerabgaben in den folgenden Jahren belegen den wachsenden Wohlstand des Johann Friedrich.

Eisenhut besaß das Haus Singerstraße 8 bis zum Jahr 1743. Jedoch verändert sich bereits ab 1741 der Eintrag im Steuerbuch (Steueranschlag Widmerviertel), denn als „domus“ ist neben Johann Friedrich jetzt auch „Maria Theresia Rathgebin“ verzeichnet, diese war nun wohl Miteigentümerin. Ab dem Jahr 1744 ist Eisenhut aus dem Buch verschwunden und die Erben der Maria Theresia Rathgeb sind die alleinigen Eigentümer. Am 30. April 1743 erscheint im Wiener Diarium eine Todesanzeige, daraus geht hervor, dass sie selbst nicht dort gewohnt hat, denn sie verstarb in ihrem Haus „im schmeckenden Turm“. Wer das Haus nun erwarb und besaß ist nicht ersichtlich. Lediglich ein Indiz zu den etwas verwirrenden Besitzverhältnissen ab dem Jahr 1734 kann man aus einem Verzeichnis zur Weinsteuer und den Mietzinserträgen ableiten, denn für das Haus Singerstraße 8 ist 1734 zwar Eisenhut genannt, aber als „Inhaber“ ist Johann Balthasar Rathgeb aufgeführt. Dieser hatte aber auch nicht dort gewohnt, sondern in seinem Haus „zum schmeckenden Turm“, später das Haus seiner Witwe Maria Theresia. Da in Eisenhuts späterem Testament ein Passus enthalten ist, der auf eine Hypothek von 50.000 Gulden schließen lassen könnte, hatte Eisenhut möglicherweise ein Darlehen von Rathgeb erhalten und seine Frau als Miteigentümerin ins Grundbuch eintragen lassen. Fakt ist, dass Eisenhut alle städtischen und landesherrlichen Steuern für das Haus Singerstraße bis zum endgültigen Besitzerwechsel ab 1744 bezahlte. Jedoch keine sonstigen Abgaben wie die genannte Wein- oder Türkensteuer, diese entrichtete ab 1734 der Äußere Rat Balthasar Johann Rathgeb. Die besagte Steuer fiel aber auch für Eisenhuts Häuser im Schottenviertel an (60 Gulden), welche er selbst beglichen hatte. Auffällig ist, dass in späteren Aufzählungen aus dem Staatskalender zu den Wohnungen der Hofangestellten (auch noch 1775) das Haus in der Singerstraße 8 als „Eisenhutisches Haus“ bezeichnet wird. Diese Tatsache und die aufgenommene Hypothek sollten weitere Belege dafür sein, dass Eisenhut es war, der das Haus signifikant erweitern und auf vier Stockwerke ausbauen ließ. Mindestens in den Jahren 1726 bis 1730 besaß Johann Friedrich dann noch ein eigenes Jagdhaus am Prater (vermutlich in der im frühen 19. Jahrhundert als Jägerzeil bezeichneten Straße).


Die Geschäftsbeziehungen Eisenhuts Ab 1705 gibt es Nachweise für erste Aufträge für die kaiserliche Hofkammer. Nicht nur „Monturen“ (= Uniformen) für verschiedene Regimenter wurden geliefert sondern auch Lebensmittel. Dokumentiert ist, dass Johann Friedrich bereits 1704 auf einer Reise nach Graz einen Geschäftspartner hatte, seinen Weggefährten, den „Visierschneider“ Ferdinand Nothelffer. Es findet sich aber auch noch eine zweite Reise im Jahr 1704, denn am 29. Mai machte Eisenhut sich auf den Weg nach Nikolsburg, das heutige Mikulov. Nikolsburg war eine große jüdische Gemeinde und ein wichtiges Handelszentrum. Es tauchte als Reiseziel von diversen „Handelsmännern“ in den Wiener Zeitungen des frühen 18. Jahrhunderts immer wieder auf. Im Staatskalender, der die Stadt- und Landesorgane für jedes Jahr enthält, findet man bei der Aufstellung der Äußeren Räte für die Jahre 1729 bis 1740 unter dem Eintrag von Johann Friedrich Eisenhut stets den Vermerk „abwesend“, ohne weitere Angabe eines Ortes. Im Jahr 1729 hielt er sich vermutlich in der Gegend um Orsova an der Grenze zur Walachei im heutigen Rumänien (damals Ungarn) auf, um das dortige Regiment mit Uniformen auszustatten. Seine geschäftlichen Aktivitäten lassen sich auch noch bis 1734 nachweisen, denn bis dahin existieren Belege in der Wiener Hoffinanz. Eisenhuts dokumentierte Abwesenheit im Äußeren Rat muss sich also auf Fernreisen begründen.. Wenn er jedoch in Wien weilte, wohnte er stets in seinem Haus in der Singerstraße 8. Ein wichtiges erhaltenes Dokument ist ein Vertrag geschlossenen mit der kaiserlichen Hofkammer aus der Zeit des Venezianisch-Österreichischen Türkenkriegs aus dem Jahr 1718. Wesentlicher Inhalt war die Versorgung der Feldspitäler (Kriegslazarette) in Ungarn mit Comestibilien (=Lebensmittel) und zwar für die damalig ungarische Region um Belgrad.

Im Detail wurde beschrieben, was zu liefern war, u.a. Jahrgangsweine und Branntwein, Grundnahrungsmittel (u.a. Butter, Schmalz, Mehl und Gries usw.) Der Transport sollte mit Schiffen des kaiserlichen Schiffamtes erfolgen, jedoch auf eigenes Risiko und mit vollständiger Vorfinanzierung durch Eisenhut selbst. Allerdings versprach man Eisenhut eine sechsprozentige Verzinsung für die Vorfinanzierung. Insgesamt sollte Eisenhut für die gesamten Waren 48.290 Gulden und 36 Kreuzer erhalten, was einem Waren- oder Geldwert im Jahr 2016 von mindestens 2 Millionen Euro entsprechen dürfte. Explizit wurde auch auf den anwesenden Feind verwiesen, so dass dies ein äußerst riskantes Unterfangen gewesen sein dürfte.