Jacob & Josef Kohn: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Anfänge der Möbelfirma „Jacob & Josef Kohn“ liegen im Jahr 1850, als der jüdische Unternehmer Jacob Kohn (10.10.1792 Wessely an der March – 10.2.1866 Wsetin) gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Josef Schaje Kohn (4.8.1814 Wsetin – 17.9.1884 Wien) im mährischen Wsetin (Vsetín) einen Betrieb für Bauholz gründete. Angeregt durch den wirtschaftlichen Erfolg der „Gebrüder Thonet“, sahen „Jacob & Josef Kohn“ in der Produktion von Bugholzmöbeln einen profitablen Markt und gründeten am 8. November 1867 ein Unternehmen für die Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holz. Am 27. Juli 1901 beschloss man die Firma zur „Ersten Österreichischen Actiengesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn“ umzuwandeln. 1914 fusionierte das Unternehmen mit der vom jüdischen Geschäftsmann Leopold Pilzer (1871–1959) gegründeten „Mundus“ Aktiengesellschaft, welche 1922 auch die „Gebrüder Thonet“ übernahm. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Pilzer in die USA, am 28. Juni 1941 wurde „Jacob & Josef Kohn“ aus dem Wiener Handelsregister gelöscht. Mit ihrem Firmenmotto „Semper sursum“ (Immer aufwärts) gelang es „Jacob & Josef Kohn“ zu einem der erfolgreichsten Möbelproduzenten in der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie zu werden. Trotz ihrer ökonomischen Unternehmenspolitik und ihres profitorientierten Denkens, war ihnen der eigenständige und kreative Charakter stets ein großes Anliegen. Indem sie die Bugholzmöbel salonfähig machten und mit wichtigen Protagonisten der Wiener Moderne wie [[Adolf Loos]] (10.12.1870 Brünn – 23.8.1933 Kalksburg), [[Josef Hoffmann]](15.12.1870 Pirnitz – 7.5.1956 Wien) und [[Kolo Moser]] (30.3.1868 Wien – 18.10.1918 Wien) zusammen arbeiteten, gaben sie der Qualität im Möbeldesign eine neue und innovative Note. Das Unternehmen, das um 1900 rund 6000 Mitarbeiter beschäftigte, hatte Verkaufsniederlassungen in Antwerpen, Berlin, London, Moskau, New York und Paris. Der Erfolg wurde bestätigt durch die regelmäßige Teilnahme an internationalen Ausstellungen wie der Weltausstellung in Wien 1873, der Weltausstellung in Paris 1900 und der Deutschen Werkbund-Ausstellung in Köln 1914.
 
Die Anfänge der Möbelfirma „Jacob & Josef Kohn“ liegen im Jahr 1850, als der jüdische Unternehmer Jacob Kohn (10.10.1792 Wessely an der March – 10.2.1866 Wsetin) gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Josef Schaje Kohn (4.8.1814 Wsetin – 17.9.1884 Wien) im mährischen Wsetin (Vsetín) einen Betrieb für Bauholz gründete. Angeregt durch den wirtschaftlichen Erfolg der „Gebrüder Thonet“, sahen „Jacob & Josef Kohn“ in der Produktion von Bugholzmöbeln einen profitablen Markt und gründeten am 8. November 1867 ein Unternehmen für die Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holz. Am 27. Juli 1901 beschloss man die Firma zur „Ersten Österreichischen Actiengesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn“ umzuwandeln. 1914 fusionierte das Unternehmen mit der vom jüdischen Geschäftsmann Leopold Pilzer (1871–1959) gegründeten „Mundus“ Aktiengesellschaft, welche 1922 auch die „Gebrüder Thonet“ übernahm. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Pilzer in die USA, am 28. Juni 1941 wurde „Jacob & Josef Kohn“ aus dem Wiener Handelsregister gelöscht. Mit ihrem Firmenmotto „Semper sursum“ (Immer aufwärts) gelang es „Jacob & Josef Kohn“ zu einem der erfolgreichsten Möbelproduzenten in der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie zu werden. Trotz ihrer ökonomischen Unternehmenspolitik und ihres profitorientierten Denkens, war ihnen der eigenständige und kreative Charakter stets ein großes Anliegen. Indem sie die Bugholzmöbel salonfähig machten und mit wichtigen Protagonisten der Wiener Moderne wie [[Adolf Loos]] (10.12.1870 Brünn – 23.8.1933 Kalksburg), [[Josef Hoffmann]](15.12.1870 Pirnitz – 7.5.1956 Wien) und [[Kolo Moser]] (30.3.1868 Wien – 18.10.1918 Wien) zusammen arbeiteten, gaben sie der Qualität im Möbeldesign eine neue und innovative Note. Das Unternehmen, das um 1900 rund 6000 Mitarbeiter beschäftigte, hatte Verkaufsniederlassungen in Antwerpen, Berlin, London, Moskau, New York und Paris. Der Erfolg wurde bestätigt durch die regelmäßige Teilnahme an internationalen Ausstellungen wie der Weltausstellung in Wien 1873, der Weltausstellung in Paris 1900 und der Deutschen Werkbund-Ausstellung in Köln 1914.
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==Quellen==
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++95543549-a348-4cba-9880-b68523022e36VERA#Akt_____95543549-a348-4cba-9880-b68523022e36VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A42/1. Ges 53: Firmenakt: Ges 53/136 Erste österreichische Aktiengesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++dbafe5f5-98dd-4de2-a985-e1b28d3ffc0fVERA#Akt_____dbafe5f5-98dd-4de2-a985-e1b28d3ffc0fVERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A42/1. Ges 21: Firmenakt: Ges 21/3 Jacob & Josef Kohn]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++0ed26d09-890b-47ac-90c4-0a313f739adeVERA#Stueck__0ed26d09-890b-47ac-90c4-0a313f739adeVERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/21: Handelsregister Ges 21/3, Jacob & Josef Kohn]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++04a5f3dd-e003-4871-ba42-7f179bf33b73VERA#Stueck__04a5f3dd-e003-4871-ba42-7f179bf33b73VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/22: Handelsregister Ges 22/25, Jacob & Josef Kohn]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++741f2e0e-de17-41d8-8f39-ec76696b085bVERA#Stueck__741f2e0e-de17-41d8-8f39-ec76696b085bVERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/64: Handelsregister Ges 64/177, Jacob & Josef Kohn]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++c590b185-2718-4af1-ae42-78785f7a632fVERA#Stueck__c590b185-2718-4af1-ae42-78785f7a632fVERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/53: Handelsregister Ges 53/136, Erste Oesterreichische Actien-Gesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn; Jacob et Joseph Kohn première Société Anonyme par actione Autrichienne pour la fabrication de meubles en bois courbé; Jacob & Josef Kohn prima Societá Anonima per azioni Austriaca per la fabbricazioni di mobili di legno curvato; Jacob and Josef Kohn First Austrian Company Ltd. for the Manufactory of Bentwood Furniture; Jacob y Josef Kohn Primera Sociedad Anónima de acciones Austriaca para la fabricación de muebles en leno encorvada; Eerste Oostenrijksche Naamlooze Vennotschapter verwaardiging van Meubels uit gebogen Hout Jacob & Josef Kohn; Prvni rakouská akciová spolecnost k vyrábéni nabytku z ohnateho dreva Jacub a Josef Kohn; Pierwoze Austryckie Towarzystwo akcyjne wyrobów mobli z giotego drzewa Jacob & Josef Kohn; Kohn Jacob és Jozsef elsö osztrak hajlitott fabutorgyár részvénytársaság]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++411c512e-1151-413f-ad52-cc63d0f59c01VERA#Stueck__411c512e-1151-413f-ad52-cc63d0f59c01VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/65: Handelsregister Ges 65/115, Erste Oesterreichische Actien-Gesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++3a1a80d1-d272-42d9-865d-a646c4fb2414VERA#Stueck__3a1a80d1-d272-42d9-865d-a646c4fb2414VERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B77/21: Handelsregister B 21/112, Erste Oesterreichische Actien-Gesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn; Erste Oesterreichische Actien-Gesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn i. Liqu.]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
*Stefan Üner: Jacob & Josef Kohn, in: Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten, hrsg. v. Eva B. Ottillinger, Ausst. Kat. Hofmobiliendepot, Wien 20.3.–7.10.2018, S. 140–142, ISBN 978-3-205-20786-3.
 
*Stefan Üner: Jacob & Josef Kohn, in: Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten, hrsg. v. Eva B. Ottillinger, Ausst. Kat. Hofmobiliendepot, Wien 20.3.–7.10.2018, S. 140–142, ISBN 978-3-205-20786-3.

Aktuelle Version vom 21. September 2023, 09:16 Uhr

Inserat der Firma Jacob & Josef Kohn, 1913
Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 60753
GND
WikidataID
Objektbezug Adolf Loos (Portal)
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 21.09.2023 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Jacob 6 Josef Kohn.jpg
Bildunterschrift Inserat der Firma Jacob & Josef Kohn, 1913

Es wurden noch keine Adressen erfasst!

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Es wurden noch keine Personen erfasst.


Die Anfänge der Möbelfirma „Jacob & Josef Kohn“ liegen im Jahr 1850, als der jüdische Unternehmer Jacob Kohn (10.10.1792 Wessely an der March – 10.2.1866 Wsetin) gemeinsam mit seinem ältesten Sohn Josef Schaje Kohn (4.8.1814 Wsetin – 17.9.1884 Wien) im mährischen Wsetin (Vsetín) einen Betrieb für Bauholz gründete. Angeregt durch den wirtschaftlichen Erfolg der „Gebrüder Thonet“, sahen „Jacob & Josef Kohn“ in der Produktion von Bugholzmöbeln einen profitablen Markt und gründeten am 8. November 1867 ein Unternehmen für die Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holz. Am 27. Juli 1901 beschloss man die Firma zur „Ersten Österreichischen Actiengesellschaft zur Erzeugung von Möbeln aus gebogenem Holze Jacob & Josef Kohn“ umzuwandeln. 1914 fusionierte das Unternehmen mit der vom jüdischen Geschäftsmann Leopold Pilzer (1871–1959) gegründeten „Mundus“ Aktiengesellschaft, welche 1922 auch die „Gebrüder Thonet“ übernahm. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Pilzer in die USA, am 28. Juni 1941 wurde „Jacob & Josef Kohn“ aus dem Wiener Handelsregister gelöscht. Mit ihrem Firmenmotto „Semper sursum“ (Immer aufwärts) gelang es „Jacob & Josef Kohn“ zu einem der erfolgreichsten Möbelproduzenten in der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie zu werden. Trotz ihrer ökonomischen Unternehmenspolitik und ihres profitorientierten Denkens, war ihnen der eigenständige und kreative Charakter stets ein großes Anliegen. Indem sie die Bugholzmöbel salonfähig machten und mit wichtigen Protagonisten der Wiener Moderne wie Adolf Loos (10.12.1870 Brünn – 23.8.1933 Kalksburg), Josef Hoffmann(15.12.1870 Pirnitz – 7.5.1956 Wien) und Kolo Moser (30.3.1868 Wien – 18.10.1918 Wien) zusammen arbeiteten, gaben sie der Qualität im Möbeldesign eine neue und innovative Note. Das Unternehmen, das um 1900 rund 6000 Mitarbeiter beschäftigte, hatte Verkaufsniederlassungen in Antwerpen, Berlin, London, Moskau, New York und Paris. Der Erfolg wurde bestätigt durch die regelmäßige Teilnahme an internationalen Ausstellungen wie der Weltausstellung in Wien 1873, der Weltausstellung in Paris 1900 und der Deutschen Werkbund-Ausstellung in Köln 1914.

Quellen

Literatur

  • Stefan Üner: Jacob & Josef Kohn, in: Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten, hrsg. v. Eva B. Ottillinger, Ausst. Kat. Hofmobiliendepot, Wien 20.3.–7.10.2018, S. 140–142, ISBN 978-3-205-20786-3.