Ignaz Philipp Semmelweis

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Daten zur Person
Personenname Semmelweis, Ignaz Philipp
Abweichende Namensform
Titel Prof., Dr. chir., Dr. med., Mag. obstetr
Geschlecht männlich
PageID 16706
GND
Wikidata
Geburtsdatum 1. Juli 1818
Geburtsort Buda, Ungarn
Sterbedatum 13. August 1865
Sterbeort Wien
Beruf Arzt, Geburtshelfer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 11.09.2013 durch WIEN1.lanm08w05
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Assistent an der Geburtshilflichen Universitäts-Klinik (1846 bis 1849)
  • Univ.-Prof. für theoretische und praktische Geburtshilfe in Budapest (1855 bis 1865)

Ignaz Philipp Semmelweis, * 1. Juli 1818 Buda, Ungarn, † 13. August 1865 Wien (Niederösterreichische Landesirrenanstalt; Schmelzer Friedhof [1891 exhumiert und nach Budapest überführt]), Geburtshelfer. Auf Wunsch seines Vaters studierte Semmelweis ab 1837 zunächst an der Universität Wien Rechtswissenschaft, dann jedoch Medizin (Dr. med. und Mag. obstetr. 1844, Dr. chir. 1845), wobei er sich schon frühzeitig den führenden Persönlichkeiten der neuen (II.) Wiener Medizinischen Schule zuwandte. So arbeitete Semmelweis an der von Joseph Skoda im Allgemeinen Krankenhaus geleiteten Abteilung für Brustkranke und an der Ausschlagabteilung unter Ferdinand Hebra. Der Pathologe Carl von Rokitansky überließ Semmelweis sogar vor der Obduktion sämtliche weibliche Leichen zur vaginalen Untersuchung. Danach konnte Semmelweis seinen Tastbefund mit dem Sektionsergebnis vergleichen. Ab Februar 1846 war Semmelweis provisorischer, ab Juli 1846 definitiver Assistent an der Geburtshilflichen Universitäts-Klinik unter Johann Klein (nach Unterbrechung neuerlich von März 1847 bis 1849 [eine Verlängerung lehnte Klein ab]). Im Frühjahr 1850 wurde eine Habilitation für Geburtshilfe abgelehnt, jedoch im Herbst 1850 gewährt, nachdem Semmelweis auf Demonstrationen an der Leiche verzichtet hatte und sich auf den Unterricht am Phantom beschränken sollte. Kurze Zeit später ging Semmelweis zurück nach Budapest, wo er als unbesoldeter Honorarprimarius am St.-Rochus-Spital tätig war und 1855-65 als Univ.-Prof. für theoretische und praktische Geburtshilfe sowie als Hebammenlehrer fungierte. Der (spätere) wissenschaftliche Ruhm Semmelweis' als "Retter der Mütter" ist eng mit den damaligen Wiener Gegebenheiten in der Geburtshilfe verknüpft. Es gab im Allgemeinen Krankenhaus eine geburtshilfliche Klinik für Ärzte und eine von dieser getrennte Klinik für die Hebammenausbildung. Die Fälle an (meist tödlichem) Kindbettfieber waren an der Ärzteklinik um ein Vielfaches höher, sodaß ein epidemisches Geschehen vermutet wurde. Semmelweis gelang es aufzuklären, daß es sich beim Kindbettfieber um eine von außen übertragene Wundinfektion handle. Die Übertragung eiterbildender Stoffe kam durch die Untersuchung von Schwangeren nach dem Sezieren, aber auch durch unreine Wäsche, unsaubere Wunden oder die Übertragung bei Reihenuntersuchungen zustande. Semmelweis hatte dies zu einem Zeitpunkt erkannt, als noch nicht bekannt war, daß eitrige Infektionen (Sepsis) durch lebende Krankheitserreger (Mikroorganismen, beispielsweise Bakterien) hervorgerufen werden. Zur richtigen Erkenntnis des Infektionsmodus mag ihm der plötzliche Tod seines Freundes, des Gerichtsmediziners Jakob Kolletschka, verhelfen haben, der im März 1847 infolge einer (durch einen Studenten beim Sezieren erlittenen Fingerverletzung unter Zeichen (Obduktion), die jenen der verstorbenen Wöchnerinnen glichen, gestorben war. Nach dieser Erkenntnis führte Semmelweis an der Geburtshilflichen Klinik für Ärzte und Studenten die verpflichtende Händedesinfektion mit wäßriger Chlorkalklösung ein, wodurch die Fälle an Puerperalfieber rasch verringert werden konnten. In der Folge sandte Semmelweis an alle europäischen Geburtshelfer zum Teil mit heftigen Anschuldigungen versehene Briefe, um sie zu den gleichen Vorsichtsmaßnahmen zu verpflichten. In Wien erfuhr Semmelweis Unterstützung vor allem von Joseph Skoda, Ferdinand Hebra und Johann Dumreicher. Erst 1860 publizierte Semmelweis sein Hauptwerk "Die Aethiologie, der Begriff und die Prophylaxis des Kindbettfiebers". Immer deutlichere Verwirrtheitszustände führten 1865 zu seiner Einlieferung in die Niederösterreichische Landesirrenanstalt in Wien, wo Semmelweis wenig später an einer Pyämie (eben jener Krankheit, die er bei den Gebärenden zu verhindern getrachtet hatte) starb. Semmelweisdenkmal (1; 9; 18); Ignaz-Semmelweis-Frauenklinik (18, Bastiengasse 36-38 [ Semmelweisklinik ]; Eröffnung des Ludwig Boltzmann Instituts für Geburtenregelung und Schwangerenbetreuung am 16. Februar 1976); Semmelweisgasse

Literatur

  • Agathon Wernich / August Hirsch: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Wien [u.a.]: Urban u. Schwarzenberg 1884-1888
  • Julius Leopold Pagel [Hg.]: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin / Wien: Urban & Schwarzenberg 1901
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß 1973. Wien / München: Jugend & Volk 1973-1974, S. 370 ff.
  • Leopold Schönbauer: Das medizinische Wien. Geschichte, Werden, Würdigung. Wien: Urban & Schwarzenberg 1947, S. 275 ff.
  • J. Brück: Ignaz Philipp Semmelweis. 1877
  • A. Hegar: Iganz Philipp Semmelweis. Sein Leben und seine Lehre, zugleich ein Beitrag zur Lehre der fieberhaften Wundkrankheiten. 1882
  • Erna Lesky: Die Wiener medizinische Schule im 19. Jahrhundert. Wien [u.a.]: Böhlau 1965 (Studien zur Geschichte der Universität Wien, 6), S. 210 ff.
  • Erna Leskyk: Ignaz Philipp Semmelweis und die Wiener medizinische Schule. 1964
  • F. Schürer von Waldheim: Ignaz Philipp Semmelweis. Sein Leben und sein Wirken. 1905
  • István Benedek: Ignaz Philipp Semmelweis 1818-1865. 1983
  • Isidor Fischer: Geschichte der Geburtshilfe in Wien. 1909, S. 285 ff.
  • Max Neuburger: Zum 100. Geburtstag von Ignaz Philipp Semmelwei. In: Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Springer 68 (1918), S. 1173 ff.
  • Helmut Wyklicky: Ignaz Philipp Semmelweis. In: Österreichische Porträts 1. 1985, S. 256 f;
  • Helmut Wyklicky/ Manfred Skopec: Ignaz Philipp Semmelweis, the prophet of bacteriology. In: Infection Control 4 (1983), S. 367 ff.
  • Kunst des Heilens. 1991 (Katalog Gaming), S. 692 ff., S. 698 ff.
  • G. Sillö-Seidl: Die Wahrheit über Semmelweis. 1978
  • Die Welt, 03.05.1986
  • Wiener Zeitung, 07.07.1993
  • Die Presse, 30.06.1993
  • Salzburger Nachrichten, 14.08.1990
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