Hofquartierwesen: Unterschied zwischen den Versionen

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Hofquartierwesen. Nachdem Wien unter Ferdinand I. 1533 wieder Residenzstadt geworden war und die Zentralbehörden immer mehr ausgebaut wurden, wuchs die Wohnungsknappheit in der Stadt. Zur Beschaffung von Quartieren für Beamte und Holbedienstete wurde noch vor 1554 das Hofquartiersamt eingerichtet. Es verhielt alle bürgerlichen Hausbesitzer in der ummauerten Stadt (nicht aber Adel, Geistlichkeit, Universitäten und öffentliche Institutionen; [[Freihäuser]]), bestimmte Räume in ihren Häusern für die Einmietung von Hof- und Amtspersonal zu reservieren. Zur Evidenthaltung passender Räume wurden periodisch sogenannte Hofquartierbücher angelegt; aus dem 16. Jahrhundert (ab 1563) sind sieben, aus dem 17. Jahrhundert fünf und aus dem 18. Jahrhundert eines (1740) erhalten. Sie erfassen alle Häuser in der ummauerten Stadt und beschreiben bei jenen, die quartierpflichtig waren, auch die einzelnen Räume (wobei man im 16. - 18. Jahrhundert zwischen [kleineren] Kammern und [größeren] Stuben unterschied); ab 1566 fand in den Büchern eine durchgehende, von Zeit zu Zeit geänderte Nummerierung der Häuser statt. Von der Hofquartierpflicht konnte man vorübergehend befreit werden, wenn man Investitionen für einen Neu- oder Umbau nachwies; der entsprechende Schriftverkehr ist in den 1637-1781 erhaltenen Protokollen des Hofquartiermeisteramts überliefert. Sie werden, ebenso wie die Hofquartierbücher, im [[Hofkammerarchiv]] verwahrt und bilden eine unschätzbare Quelle zur Topographie und Sozialgeschichte Wiens. 1781 wurde das Hofquartierwesen abgeschafft.
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Hofquartierwesen. Nachdem Wien unter [[Ferdinand I.]] 1533 wieder Residenzstadt geworden war und die Zentralbehörden immer mehr ausgebaut wurden, wuchs die Wohnungsknappheit in der Stadt. Zur Beschaffung von Quartieren für Beamte und Hofbedienstete wurde noch vor 1554 das Hofquartiersamt eingerichtet. Es verhielt alle bürgerlichen Hausbesitzer in der ummauerten Stadt (nicht aber Adel, Geistlichkeit, Universitäten und öffentliche Institutionen; [[Freihäuser]]), bestimmte Räume in ihren Häusern für die Einmietung von Hof- und Amtspersonal zu reservieren. Zur Evidenthaltung passender Räume wurden periodisch sogenannte Hofquartierbücher angelegt; aus dem 16. Jahrhundert (ab 1563) sind sieben, aus dem 17. Jahrhundert fünf und aus dem 18. Jahrhundert eines (1740) erhalten. Sie erfassen alle Häuser in der ummauerten Stadt und beschreiben bei jenen, die quartierpflichtig waren, auch die einzelnen Räume (wobei man im 16. - 18. Jahrhundert zwischen [kleineren] Kammern und [größeren] Stuben unterschied); ab 1566 fand in den Büchern eine durchgehende, von Zeit zu Zeit geänderte Nummerierung der Häuser statt.
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Von der Hofquartierpflicht konnte man vorübergehend befreit werden, wenn man Investitionen für einen Neu- oder Umbau nachwies; der entsprechende Schriftverkehr ist in den 1637-1781 erhaltenen Protokollen des Hofquartiermeisteramts überliefert. Sie werden, ebenso wie die Hofquartierbücher, im [[Hofkammerarchiv]] verwahrt und bilden eine unschätzbare Quelle zur Topographie und Sozialgeschichte Wiens. 1781 wurde das Hofquartierwesen abgeschafft.
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Ernst Birk: Materialien zur Topographie der Stadt Wien in den Jahren 1563 bis 1587. In: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 10 (1869), S. 79-164
 
* Ernst Birk: Materialien zur Topographie der Stadt Wien in den Jahren 1563 bis 1587. In: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 10 (1869), S. 79-164
* Josef Kallbrunner: Das Wiener Hofquartierwesen und die Maßnahmen gegen die Quartiersnot im 17. und 18. Jahrhundert, In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 5 (1925), S. 24-36
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* Josef Kallbrunner: Das Wiener Hofquartierwesen und die Maßnahmen gegen die Quartiersnot im 17. und 18. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 5 (1925), S. 24-36
* Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1959-2003
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*Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien. Dezember 1964 - Februar 1965. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1965 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15), Nr. 70

Version vom 8. August 2014, 15:31 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von 1554 JL
Datum bis 1781
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 8.08.2014 durch WIEN1.lanm09bar

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Hofquartierwesen. Nachdem Wien unter Ferdinand I. 1533 wieder Residenzstadt geworden war und die Zentralbehörden immer mehr ausgebaut wurden, wuchs die Wohnungsknappheit in der Stadt. Zur Beschaffung von Quartieren für Beamte und Hofbedienstete wurde noch vor 1554 das Hofquartiersamt eingerichtet. Es verhielt alle bürgerlichen Hausbesitzer in der ummauerten Stadt (nicht aber Adel, Geistlichkeit, Universitäten und öffentliche Institutionen; Freihäuser), bestimmte Räume in ihren Häusern für die Einmietung von Hof- und Amtspersonal zu reservieren. Zur Evidenthaltung passender Räume wurden periodisch sogenannte Hofquartierbücher angelegt; aus dem 16. Jahrhundert (ab 1563) sind sieben, aus dem 17. Jahrhundert fünf und aus dem 18. Jahrhundert eines (1740) erhalten. Sie erfassen alle Häuser in der ummauerten Stadt und beschreiben bei jenen, die quartierpflichtig waren, auch die einzelnen Räume (wobei man im 16. - 18. Jahrhundert zwischen [kleineren] Kammern und [größeren] Stuben unterschied); ab 1566 fand in den Büchern eine durchgehende, von Zeit zu Zeit geänderte Nummerierung der Häuser statt.

Von der Hofquartierpflicht konnte man vorübergehend befreit werden, wenn man Investitionen für einen Neu- oder Umbau nachwies; der entsprechende Schriftverkehr ist in den 1637-1781 erhaltenen Protokollen des Hofquartiermeisteramts überliefert. Sie werden, ebenso wie die Hofquartierbücher, im Hofkammerarchiv verwahrt und bilden eine unschätzbare Quelle zur Topographie und Sozialgeschichte Wiens. 1781 wurde das Hofquartierwesen abgeschafft.

Literatur

  • Ernst Birk: Materialien zur Topographie der Stadt Wien in den Jahren 1563 bis 1587. In: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien 10 (1869), S. 79-164
  • Josef Kallbrunner: Das Wiener Hofquartierwesen und die Maßnahmen gegen die Quartiersnot im 17. und 18. Jahrhundert. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 5 (1925), S. 24-36
  • Archivalien aus acht Jahrhunderten. Ausstellung des Archivs der Stadt Wien. Dezember 1964 - Februar 1965. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1965 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 15), Nr. 70