Hermann Nitsch

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Daten zur Person
Personenname Nitsch, Hermann
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 34512
GND 118735543
Wikidata
Geburtsdatum 29. August 1938
Geburtsort Wien
Sterbedatum 18. April 2022
Sterbeort
Beruf Maler, Aktionskünstler
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 6.05.2015 durch WIEN1.lanm09mur


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Stadt Wien für Malerei und Grafik (Verleihung: 1988, Übernahme: 28. Juni 1988)
  • Österreichischer Würdigungspreis für bildende Kunst (Verleihung: 1984)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 4. November 2004, Übernahme: 14. Februar 2005)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Bildende Kunst (Verleihung: 2005)
  • Professor hc (Verleihung: 1995)
  • Ehrenmitgliedschaft Akademie der bildenden Künste Tirana (Verleihung: 2006)


  • Professor an der Hochschule für bildende Kunst in Frankfurt am Main (1989 bis 2003)
  • Lehrtätigkeit an der Schule für künstlerische Fotografie in Wien )
  • Mitglied des Künstlerhauses )
  • Gastprofessor am Institut für Theaterwissenschaftten der Universität Wien (2004)

Hermann Nitsch, *29. August 1938 Wien. Maler, Aktionskünstler

Hermann Nitsch besuchte von 1953 bis 1956 die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und schloss diese mit Diplom ab. 1957 übernahm Nitsch eine Stelle als Gebrauchsgrafiker am Technischen Museum, wandte sich dann aber der Malerei zu. Im selben Jahr erfolgten erste Konzepte des „Orgien-Mysterien-Theaters“, welches ihn von da ab unablässig beschäftigte und in welchem sich alle seine Bestrebungen sammelten. 1961 entstanden seine ersten Schüttbilder. Nitsch organisierte zusammen mit Otto Muehl und Adolf Frohner zahlreiche Aktionen nach dem Vorbild der Happenings in New York. In diesen Jahren entwickelte er den Kern für sein Orgien-Mysterien-Theater: Unter Einbeziehung aller Kunstformen (Malerei, Architektur, Musik, Opferritual, Messliturgie, etc.) sollten die Sinne der Teilnehmer schrittweise bis aufs Äußerste angespannt werden, um auf einem Höhenpunkt eine Erkenntnis des Lebens an sich möglich zu machen. Nitschs Aktionen führten im Wien der frühen sechziger Jahren zu ständigen Konfrontationen mit den Behörden, mehreren Prozessen und drei Gefängnisstrafen. 1968 übersiedelte Nitsch nach Deutschland.

Nach großen Erfolgen des Orgien-Mysterien-Theaters Ende der sechziger Jahre in Deutschland und den USA führte Nitsch während der siebziger Jahre in vielen europäischen und nordamerikanischen Städten Aktionen durch. 1971 kaufte er das niederösterreichische Schloss Prinzendorf aus dem Besitz der Kirche, wo er im Zuge größer angelegter Aktionen auch seine Vorstellungen von der Musik zu seinem Theater verwirklichte. 1973 gründete er den „Verein zur Förderung des O.M. Theaters“. Nitsch deutet das Leben als Passion, den Malprozess als verdichtetes Leben und damit als Inbegriff der Passion. Ein Höhepunkt seines Lebenswerks waren das große „6-Tage-Spiel“ im Sommer 1998 unter der Regie von Alfred Gulden sowie das „2-Tages-Spiel“ im Sommer 2004, seine 120. Aktion. Eine Ausstellung und Dokumentation des “6-Tage-Spiels“ gab es im Mai 1999 im Museum moderner Kunst. Konzertante Aufführungen der Musik des 6-Tage-Spiels waren 1999 im Radiokulturhaus Wien und in deutschen Museen zu hören. 2003 widmete das Haus der Musik Wien eine Ausstellung „Hermann Nitsch - Die Musik des 6-Tage-Spieles“. Am 19. November 2005 fand im Rahmen des Orgien-Mysterien-Theaters seine 122. Aktion im Wiener Burgtheater statt. Am 24. Mai 2007 wurde das „Hermann Nitsch Museum“ im Museumszentrum Mistelbach eröffnet. Auch in Neapel wurde 2008 ein Museum ausschließlich dem Werk Nitschs gewidmet. Auch die Gründung der Nitsch Foundation (2009),die als Ziel die Vermittlung und Dokumentation von Nitschs Schaffen verfolgt, demonstrierte, wie sehr seine Kunst mittlerweile breite Anerkennung gefunden hat.

Die enge Verwandtschaft seines Mysterientheaters zum Musiktheater führten wiederholt zu Einladungen, in Opernhäuser zu arbeiten. Für die Staatsoper Wien schuf Nitsch 1995 die Ausstattung der Oper Hérodiade” von Jules Massenet, bei der er auch gemeinsam mit Richard Bletschacher Regie führte. 2001 zeichnete er für die Gesamtausstattung der Oper „Satyagraha“ des amerikanischen Komponisten Philip Glass im Festspielhaus St. Pölten verantwortlich. 2005 folgte die Ausstattung zu Igor Strawinskys „Le Renard'. Bei der Aufführung von Olivier Messiaens „Saint Francoise d’Assise“ an der Bayrischen Staatsoper München war Nitsch gleichermaßen für Bühne, Kostüme und Regie zuständig.  

Weil er durch die Einbeziehung und Kombination von Opferritualen und liturgischen Elementen in seine blutigen Aktionen nicht nur Tierschützer, sondern auch Theologen und Vertreter der öffentlichen Moral zu Stellungnahmen reizte, war sein Werk in der Öffentlichkeit stark umstritten. Nitsch scheute keine direkte Provokation und schrieb 1962 im „Blutorgel-Manifest“: „man soll das burgtheater schließen und die jetzt dafür verwendeten BUNDESMITTEL für die erbauung des o.m. theaters verwenden.“ Heute hängt das Manifest neben dem monumentalen „Blutorgelbild“ im Nitsch-Museum in Mistelbach. Nitsch hatte zweifellos großen Einfluss auf die österreichische, insbesondere Wiener Kunst- und Kulturszene. Er gilt zu Recht als einer der wichtigsten österreichischen Künstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der auch international wahrgenommen wird, was alleine seine Beteiligung an der Documenta in Kassel (1972, 1982) und an der Biennale (2013) belegte.


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