Helmut Zilk
- Fernsehdirektor (1967 bis 1974)
- Amtsführender Stadtrat für Kultur und Bürgerdienst (27.02.1979 bis 23.05.1983)
- Bundesminister für Unterricht und Kunst (24.05.1983 bis 10.09.1984)
- Bürgermeister der Stadt Wien (10.09.1984 bis 07.11.1994)
- Vorsitzender der bundesheer-Reformkommission (17.09.2003 bis 2006)
Zilk, Helmut, * 9. Juni 1927, Wien, † 24. Oktober 2008, Wien (Wilhelminenspital), (Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 32 C, Nummer 54 A), Journalist, Politiker
Helmut Zilk kam am 9.Juni 1927 in Wien als Sohn des Zeitungsangestellten Franz Zilk und dessen Frau Stefanie, geborene Winter, zur Welt. Hier besuchte er auch die Volks- und Hauptschule und danach die Lehrerbildungsanstalt. Nach der Matura studierte er an der Universität Wien Germanistik, Pädagogik, Psychologie und Philosophie. 1951 promovierte er zum Dr. phil. und gehörte dann viele Jahre als Professor dem Lehrkörper der Lehrerbildungsanstalt in der Hegelgasse an. 1955 legte er die Lehramtsprüfung für Pädagogik ab.
Seit 1951 engagierte sich Dr. Zilk auf dem Gebiet der Erwachsenenbildung. Zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiete der theoretischen Pädagogik und der Didaktik sind von ihm in Fachzeitschriften und Büchern veröffentlicht worden. Ab 1955 betätigte er sich neben-, später hauptberuflich als Rundfunk- und vor allem als Fernsehjournalist. Er gestaltete zahlreiche Sendereihen und Serien für das noch junge Fernsehen, vor allem im Bereich der Jugend- und Bildungsarbeit, so etwa die Sendung „Was könnte ich werden?“ mit Informationen und Tipps, welche Berufe nach der Pflichtschule erlernt werden könnten.
ORF-Generalintendant Gerd Bacher machte Zilk 1967 zum Programmdirektor des Österreichischen Rundfunks; diese Funktion bekleidete er bis zur Ablöse des Teams um Bacher im Jahr 1974. Der Journalist gründete das Schulfernsehen in Österreich und setzte sich besonders für den Ausbau des späteren 2. Fernsehprogramms ein. Breite Popularität gewann er durch seine Schlagfertigkeit in den von ihm gestalteten Diskussions-Livesendungen wie „In eigener Sache“, „Stadtgespräche“ und „Auslandsecho“, für die er auch journalistische Preise erhielt. Zwischen 1974 und 1979 arbeitete er als Ombudsmann für die „Kronen Zeitung“, wobei er sich für Bürgeranliegen einsetzte und den jeweiligen Sachverhalt pointiert kommentierte.
1979 berief der damalige Bürgermeister Leopold Gratz Zilk als Amtsführenden Stadtrat für Kultur und Bürgerdienst in die Stadtregierung. In dieser Funktion setzte er sich für die Förderung der Kunst in ihrer ganzen Breite ein. Auf ihn gehen etwa Aktionen wie „Literatur im März“ oder die Bilder-Leihaktion der Kulturabteilung (MA 7) zurück.
Im Mai 1983 wurde er in die neugebildete österreichische Bundesregierung unter Fred Sinowatz als Bundesminister für Unterricht und Kunst berufen. Zu den wichtigsten Entscheidungen seiner Amtszeit gehört die Einführung des Fachs Informatik in Gymnasien sowie die viel diskutierte Bestellung Claus Peymanns zum Direktor des Burgtheaters.
Im Rahmen einer Regierungsumbildung Anfang September 1984 übernahm der bisherige Wiener Bürgermeister Gratz das Amt des Außenministers. Helmut Zilk trat seine Nachfolge als Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien an und behauptete sich in diesem Amt in den darauf folgenden Wahlen 1984, 1987 und 1991. Im September 1994 übergab er das Amt an Michael Häupl. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger und Nachfolger übernahm Zilk aber nie eine Spitzenfunktion in der SPÖ und versuchte sich durch Unkonventionalität sowie eine gewisse Überparteilichkeit in seinem Amt zu profilieren.
Zilk hat als Bürgermeister von Wien die Beziehungen zu den traditionell mit Wien verbundenen Städten Mitteleuropas (u.a. Prag, Pressburg, Budapest) wieder enger geknüpft und neue Akzente in den Beziehungen zu Japan und den USA gesetzt. Seine Initiativen auf kulturellem Gebiet haben die Entwicklung in vielen Bereichen der Kultur vorangetrieben. Zu nennen ist etwa die Schaffung einer gemeinsamen Intendanz für das Theater an der Wien, das Raimundtheater und das Ronacher und die Ernennung von Peter Weck zum Intendanten (1986), der Auftrag an Friedensreich Hundertwasser für einen Wohnbau der Gemeinde Wien, die Betrauung von Hans Hollein mit dem Neubau an Stelle des Haas-Hauses am Stephansplatz und der Einsatz für Alfred Hrdlickas Denkmal gegen Krieg und Faschismus auf dem Platz vor der Albertina.
Mit besonderer Sensibilität pflegte Helmut Zilk das jüdische Erbe Wiens und die Beziehungen zu Israel. Er hielt nicht nur engen Kontakt mit dem aus Wien stammenden Jerusalemer Bürgermeister Teddy Kollek, sondern setzte sich auch für die Errichtung des Jüdischen Museums und des Mahnmals auf dem Judenplatz ein. Weitere kommunalpolitische Leistungen waren die Erweiterung des U-Bahn-Netzes, die Fertigstellung der Abwasserentsorgung in Simmering sowie die Eröffnung der Großspitäler AKH und SMZ Ost. Der Ausbau des Bürgerservices und die Dezentralisierung durch Kompetenzaufwertung der Bezirke bedeuteten für Zilk Verbesserungen im Sinne der Bürgernähe.
Neben seinen vielfältigen politischen Tätigkeiten war Dr. Zilk auch Präsident der Wiener Symphoniker und Präsident des Österreichischen Städtebundes. Nach seinem Ausscheiden aus der Politik wurde er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Wiener Städtischen Versicherung und wurde 2003 von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel zum Leider einer Reformkommission zu Fragen der Reorganisation des Bundesheeres bestellt. Daneben blieb er auch journalistisch tätig: So moderierte er seit 1995 im ORF die Sendung „Lebenskünstler“ und arbeitete zeitweise wieder für die „Kronen Zeitung“.
Am 5. Dezember 1993 wurde der populäre Bürgermeister bei einem rechtsextremistisch motivierten Briefbombenattentat an der linken Hand schwer verletzt und verlor zwei Finger. Diese Hand trug er seither in ein zur Krawatte passendes Seidentuch gehüllt. Anfang 2006 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand und Dr. Zilk wurde ein Herzschrittmacher im-plantiert; seither war er auch Dialyse-Patient. Am 24. Oktober 2008 starb er im Wiener Wil-helminenspital an Herzversagen. Nach zweitägiger Aufbahrung des Leichnams in der Volkshalle des Rathauses und dem öffentlichen Requiem im Stephansdom wurde der Altbürgermeister am 8. November 2008 in einem Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof beigesetzt.
Helmut Zilk erhielt für seine journalistische und politische Tätigkeit eine Fülle von Ehrungen, begonnen mit der Goldenen Kamera 1964. Die Republik Österreich verlieh Zilk das Große Goldene Ehrenzeichen am Band (1989); die Stadt Wien ehrte ihn mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen mit dem Stern (1989) und ernannte ihn 1995 zu ihrem Ehrenbürger. Die Bun-desrepublik Deutschland ehrte ihn mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern (1983), der Heilige Stuhl überreichte ihm das Großkreuz des päpstlichen Gregorius-Ordens (2001). Dr. Zilk wurden zahlreiche Ehrungen in- und ausländischen Hochschulen sowie mitteleuropäischer Metropolen zuteil (etwa durch die Städte Prag, Pressburg und Budapest).
Literatur
- 10 Jahre Arbeit für Wien. Prof. Dr. Helmut Zilk, Bürgermeister und Landeshaupt¬mann. Leistungsbilanz 1984-1994. Daten und Fakten über die Leistungen der Wiener Stadtverwaltung (Wien 1994)
- Conny Bischofberger: Helmut Zilk. Meine drei Leben (Wien 2007)
- Who is who. Supplementwerk, 21. Ausg. (Zug 2006)
- Rathaus-Korrespondenz, 24.10.-08.11.2008