Gabriele Proft: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 28. Januar 2016, 14:03 Uhr

Daten zur Person
Personenname Proft, Gabriele
Abweichende Namensform Jirsa, Gabriele Franziska
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 19744
GND 120740729
Wikidata
Geburtsdatum 20. Februar 1879
Geburtsort Troppau
Sterbedatum 6. April 1971
Sterbeort Bad Ischl
Beruf Politikerin
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Arbeiterpartei
Ereignis
Nachlass/Vorlass VGA
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 28.01.2016 durch DYN.elfriede pokorny
Begräbnisdatum 22. April 1971
Friedhof Feuerhalle Simmering, Urnenhain
Grabstelle Abteilung ML, Gruppe 27, Nummer 1G
Ehrengrab ja„ja“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 8., Pfeilgasse 32 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Bürger der Stadt Wien (Verleihung: 18. Februar 1949)
  • Große Victor-Adler Plakette (Verleihung: 1929)

  • Abgeordnete zum Nationalrat (04.03.1919 bis 17.02.1934)
  • Abgeordnete zum Nationalrat (19.12.1945 bis 18.03.1953)
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats (1918)
  • Stellvertretende Parteivorsitzende der SPÖ (1945 bis 1959)
  • Vorsitzende des Frauenzentralkomitees der SPÖ )
  • Bundesfrauenvorsitzende der SPÖ (1945 bis 1959)

Gabriele Proft, geb. Jirsa, * 20. Februar 1879 Troppau, Österreichisch-Schlesien (Opava, Tschechische Republik), † 6. April 1971 Bad Ischl, Oberösterreich. Politikerin.

Herkunft und Familie

Gabriele Franziska war die älteste Tochter des Schuhmachers Josef Jirsa und seiner Frau Magdalena. Sie besuchte die Volksschule und danach die Bürgerschule in Troppau, die sie aber nach dem Tod der Mutter vorzeitig abbrechen musste, um zum Unterhalt der jüngeren Geschwister beizutragen. Sie arbeitete als Hausgehilfin und konnte in Troppau noch einen Bürokurs abschließen, bevor sie 1896 nach Wien ging, wo sie als Dienstmädchen und Näherin in Heimarbeit Verdienstmöglichkeiten fand.

Am 19. November 1899 heiratete sie den Metallarbeiter Karl Anton Proft (* 1873), mit dem sie bereits einige Zeit im gemeinsamen Haushalt gelebt hatte. Am 30. März 1899 war ihr Sohn Karl Johann zur Welt gekommen, der kurz nach der Geburt starb. Am 23. Mai 1900 wurde die Tochter Hermine geboren. Die Ehe wurde 1916 geschieden.

Politische Laufbahn

Gabriele Profts Karriere als sozialdemokratische Politikerin nahm 1902 in der Gewerkschaft der Heimarbeiterinnen ihren Anfang. 1906 besuchte sie die Arbeiterschule, und ab 1909 begann sie, als erste Sekretärin des neugegründeten sozialdemokratischen Frauenreichskomitees, ihre politischen Anliegen nicht nur in Versammlungen, sondern auch in sozialistischen und gewerkschaftlichen Zeitschriften zu artikulieren. In der Folge sollte sie engagiert am Aufbau der sozialdemokratischen Frauenorganisationen mitwirken und sich vorwiegend Fragen der Frauen- und Familienpolitik widmen. 1910 wurde sie Mitglied der Sozialistischen Fraueninternationale und gehörte ab 1911 dem Parteivorstand an.

Im Ersten Weltkrieg zählte Gabriele Proft, im Gegensatz zu vielen ihrer Parteikollegen, zu den führenden Friedensaktivisten/-aktivistinnen um Friedrich Adler. Auf dem berühmt gewordenen Parteitag von 1917 war sie es, die die "Erklärung der Linken" vortrug, in der diese sich gegen die regierungskonforme Haltung der Parteiführung wandten.

Von 1918 bis 1923 war sie, als eine von fünf Frauen, Mitglied des Wiener Gemeinderates, ab 1919 Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und ab 1920 bis 1934 Abgeordnete zum Nationalrat.

1934 für einige Monate inhaftiert, schloss sie sich nach ihrer Freilassung den Revolutionären Sozialisten an. 1944 wurde sie erneut verhaftet und bis Kriegsende im Konzentrationslager Maria Lanzendorf festgehalten.

In der Zweiten Republik nahm sie ihre politische Tätigkeit wieder auf: Sie wurde Vorsitzende der SPÖ-Frauen und stellvertretende Vorsitzende der SPÖ. Von 1945 bis 1953 war sie erneut Abgeordnete zum Nationalrat; danach zog sie sich in den Ruhestand zurück.

Ehrungen

1929 Große Victor-Adler Plakette zum 50. Geburtstag

1949 Bürgerurkunde der Stadt Wien zum 70. Geburtstag

Am 22. April 1971 wurde Gabriele Proft in einem Ehrengrab im Urnenhain der Feuerhalle Simmering bestattet (Abteilung LM, Gruppe 27, Nummer 1G).

2002 wurde der Gabriele-Proft-Weg im 22. Wiener Gemeindebezirk nach der Politikerin benannt.

Werke

(Auswahl)

  • Ein Beitrag zu unserer Jubiläumsfeier. In: Adelheid Popp [Hg. im Auftrag des Frauenreichskomitees]: Gedenkbuch. Zwanzig Jahre Arbeiterinnenbewegung. Wien: Wiener Volksbuchhandlung 1912, S. 153-158 (online ALO)
  • Emmy Freundlich / Gabriele Proft [et al.]: Die Forderungen der Frauen an Parlament und Verwaltung. Verhandlungen der dritten Deutschösterreichischen Frauenkonferenz, Wien 13. und 14. November 1923. Frauenzentralkomitee [Hg.]. Wien [1923]
  • Der Weg zu uns! Die Frauenfrage im neuen Österreich. Sozialistische Partei Österreichs [Hg.]. Wien: 1945 (Sozialistische Hefte, Folge 4)
  • Dienstbotenschicksal und Heimarbeiterinnennot [1896]; Die "Arbeiterinnen-Zeitung" und der Emanzipationskampf. In: Richard Klucsarits / Friedrich G. Kürbisch [Hg.]: Arbeiterinnen kämpfen um ihr Recht. Autobiographische Texte zum Kampf rechtloser und entrechteter "Frauenspersonen" in Deutschland, Österreich und der Schweiz des 19. und 20. Jahrhunderts. Wuppertal: Hammer o. J. [1975], S. 94-96, 298-299

Nachlass

Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA), Nachlass Gabriele Proft, Kartons 1-6, Mappen 1-30. Übergabe an VGA am 8. August 1971. Erstbearbeitung 1974, Nachbearbeitung 2003. Inhalt: Korrespondenz, Manuskripte, Protokolle, Notizen, Unterlagen zu Familienpolitik, Rededispositionen, Dokumente politischer Verfolgung, Zeitungsausschnitte, Fotos und Erinnerungsalben, Bücher und Broschüren.

Literatur

  • Marie-Luise Angerer: Gabriele Proft. "Faust soll zwischen 1480 und 1540 gelebt haben“. In: Edith Prost [Hg.]: "Die Partei hat mich nie enttäuscht …" Österreichische Sozialdemokratinnen. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1989, S. 187-221
  • Andrea Ertl: Gabriele Proft. Dipl. Arb. Univ. Wien. Wien: 1997
  • Georges Haupt: Proft, Gabriele. In: Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971, S. 239-240
  • Franz Planer [Hg.]: Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Wien: Planer 1929, S. 493-494
  • Gabriele Proft. 80 Jahre. Diese Festschrift widmet die Druckerei "Vorwärts" AG dem langjährigen Mitglied ihres Aufsichtsrates Gabriele Proft zu ihrem 80. Geburtstag. Wien: o. J. [1959]
  • Norbert Leser: Grenzgänger. Österreichische Geistesgeschichte in Totenbeschwörungen. Band 2. Wien [u.a.]: Böhlau 1982, S. 190-208
  • Ferdinand Seibt [et al., Hg. im Auftrag des Collegium Carolinum]: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Band 3. München: Oldenbourg 2000, S. 331-332
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, S. 166-168
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 18, 85

Links