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==Biographie== | ==Biographie== | ||
− | + | Fritz Habeck wurde am 8. September 1916 als eines von fünf Kindern eines Richters geboren. Die Volksschule besuchte er in Neulengbach und Mödling, er maturierte 1935 an der Stubenbastei in Wien. Er studierte vier Semester Jus, bevor zum Militärdienst eingezogen wurde und dort zum Leutnant (1940) und Oberstleutnant (1943) avancierte. Er war bei den Feldzügen in Polen und Russland dabei und geriet bei der Invasion in der Normandie 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 nach Wien zurückkehrte. 1948 nahm er das Jus-Studium wieder auf und promovierte am 21. Jänner 1950. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete er als freier Journalist („Wiener Kurier“, „Arbeiterzeitung“), versuchte sich als Regieassistent (Theater an der Josefstadt 1946/47) und Dramaturg (Renaissancebühne 1947/48), arbeitete als Hoteldirektor in Tirol und ab 1953 als Lektor beim Österreichischen Rundfunk, bis er von 1968 bis zu seiner Pensionierung 1977 als Leiter der Literaturabteilung von Studio Wien tätig war. Habeck war auch als Übersetzer tätig. Zwischen 1978 und 1980 war Präsident des Österreichischen P.E.N.-Clubs. | |
− | Habeck war auch als | + | Sein literarisches Debüt lieferte er Habeck mit einer (NS-kritischen) Romanbiographie von François Villon ("Der Scholar vom linken Galgen", 1941). Der Kriegsroman "Das Boot kommt nach Mitternacht" (1951) machte ihn in der Öffentlichkeit bekannt. Habecks großes Vorbild war Ernest Hemingway (1899-1961), mit dem er auch einen sehr persönlichen Briefwechsel führte und den er in seinem realistischen Erzählstil zu kopieren versuchte. Nachdem er sich schriftstellerisch in den 1950er Jahren nicht ohne Erfolg als Kriminalromanautor (unter dem Pseudonym Glenn Gordon) versucht hatte, veröffentlichte er ab den späten 1950er Jahren fesselnd geschriebene Werke historischen und zeitkritischen Inhalts (beispielsweise "Der Ritt auf dem Tiger", 1958; "Der Piber", 1965; "Der schwarze Mantel meines Vaters", 1976, "Wind aus Südost", 1979; "Der Gobelin", 1982; "Der General und die Distel", 1985; "Die drei Kalender", 1986). Habeck, vielseitig begabt, schrieb aber auch Jugendbücher (beispielsweise "Der Kampf um die Barbacane", 1960; "Der einäugige Reiter", 1963; "Der Aufstand der Salzknechte", 1967; "Taten und Abenteuer des Dr. Faustus", 1970), Hörspiele, Dramen (beispielsweise "Zwei und zwei ist vier", 1948; "Baisers mit Schlag", 1950; "Marschall Ney", 1952), Biographien ("Der verliebte Österreicher oder Johannes Beer", 1961) und Novellen. |
− | + | Habeck galt in der österreichischen Literatur der Nachkriegszeit als äußerst produktiver, in Österreich erfolgreicher Unterhaltungsschriftsteller, der allerdings weder - wie [[Johannes Mario Simmel]] - den großen kommerziellen Durchbruch erlebte noch - wie [[Heimito von Doderer]] - den künstlerischen Glamour hatte. Nicht nur in seinem Heimkehrer-Roman "Das Boot kommt nach Mitternacht“ (1951) verstand sich Habeck als Vertreter einer schuldig gewordenen "Lost Generation“, die nun Anschluss an den Wiederaufbau suchte. Habeck scheute sich nicht, in seinen Romanen und Erzählungen die verdrängte Vergangenheit Österreichs ans Licht zu heben und gegen das Vergessen von Austrofaschismus und Nationalsozialismus anzuschreiben. Trotzdem blieb er der Generation des literarischen Aufbruchs in den 1960er und 1970er Jahren fremd. Auf seine Verdienste in der Nachkriegszeit hat [[Robert Menasse]] in seinem Essay "Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik" (1990) hingewiesen und besonders die österreichische Familiensaga "Der Ritt auf dem Tiger" (1958) hervorgehoben. | |
Jugendbuchpreis der Stadt Wien (1970), Adalbert-Stifter-Preis (1973). | Jugendbuchpreis der Stadt Wien (1970), Adalbert-Stifter-Preis (1973). | ||
+ | ==Quellen== | ||
+ | *[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++bbfe719f-9a49-40c6-8b07-dff327a43a31VERA#Akt_____bbfe719f-9a49-40c6-8b07-dff327a43a31VERA Meldezettel (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)] | ||
== Literatur == | == Literatur == | ||
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* Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personen Lexikon Österreich. Wien 2001 | * Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personen Lexikon Österreich. Wien 2001 | ||
* Andreas Weber [Hg.]: Dear Fritz. Aufsätze und Gespräche über Fritz Habeck. St. Pölten: Literaturedition Niederösterreich 1998 | * Andreas Weber [Hg.]: Dear Fritz. Aufsätze und Gespräche über Fritz Habeck. St. Pölten: Literaturedition Niederösterreich 1998 | ||
+ | * Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv | ||
− | == | + | ==Weblinks== |
* [https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Habeck Wikipedia: Fritz Habeck] | * [https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Habeck Wikipedia: Fritz Habeck] |
Aktuelle Version vom 3. November 2023, 10:53 Uhr
- Präsident des PEN-Clubs (1978 bis 1980)
Habeck Fritz (Pseudonym Glenn Gordon), * 8. September 1916 Neulengbach, Niederösterreich, † 16. Februar 1997 Baden bei Wien, Niederösterreich, Schriftsteller (Erzähler, Dramatiker, Jugendbuchautor).
Biographie
Fritz Habeck wurde am 8. September 1916 als eines von fünf Kindern eines Richters geboren. Die Volksschule besuchte er in Neulengbach und Mödling, er maturierte 1935 an der Stubenbastei in Wien. Er studierte vier Semester Jus, bevor zum Militärdienst eingezogen wurde und dort zum Leutnant (1940) und Oberstleutnant (1943) avancierte. Er war bei den Feldzügen in Polen und Russland dabei und geriet bei der Invasion in der Normandie 1944 in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der er 1946 nach Wien zurückkehrte. 1948 nahm er das Jus-Studium wieder auf und promovierte am 21. Jänner 1950. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete er als freier Journalist („Wiener Kurier“, „Arbeiterzeitung“), versuchte sich als Regieassistent (Theater an der Josefstadt 1946/47) und Dramaturg (Renaissancebühne 1947/48), arbeitete als Hoteldirektor in Tirol und ab 1953 als Lektor beim Österreichischen Rundfunk, bis er von 1968 bis zu seiner Pensionierung 1977 als Leiter der Literaturabteilung von Studio Wien tätig war. Habeck war auch als Übersetzer tätig. Zwischen 1978 und 1980 war Präsident des Österreichischen P.E.N.-Clubs.
Sein literarisches Debüt lieferte er Habeck mit einer (NS-kritischen) Romanbiographie von François Villon ("Der Scholar vom linken Galgen", 1941). Der Kriegsroman "Das Boot kommt nach Mitternacht" (1951) machte ihn in der Öffentlichkeit bekannt. Habecks großes Vorbild war Ernest Hemingway (1899-1961), mit dem er auch einen sehr persönlichen Briefwechsel führte und den er in seinem realistischen Erzählstil zu kopieren versuchte. Nachdem er sich schriftstellerisch in den 1950er Jahren nicht ohne Erfolg als Kriminalromanautor (unter dem Pseudonym Glenn Gordon) versucht hatte, veröffentlichte er ab den späten 1950er Jahren fesselnd geschriebene Werke historischen und zeitkritischen Inhalts (beispielsweise "Der Ritt auf dem Tiger", 1958; "Der Piber", 1965; "Der schwarze Mantel meines Vaters", 1976, "Wind aus Südost", 1979; "Der Gobelin", 1982; "Der General und die Distel", 1985; "Die drei Kalender", 1986). Habeck, vielseitig begabt, schrieb aber auch Jugendbücher (beispielsweise "Der Kampf um die Barbacane", 1960; "Der einäugige Reiter", 1963; "Der Aufstand der Salzknechte", 1967; "Taten und Abenteuer des Dr. Faustus", 1970), Hörspiele, Dramen (beispielsweise "Zwei und zwei ist vier", 1948; "Baisers mit Schlag", 1950; "Marschall Ney", 1952), Biographien ("Der verliebte Österreicher oder Johannes Beer", 1961) und Novellen.
Habeck galt in der österreichischen Literatur der Nachkriegszeit als äußerst produktiver, in Österreich erfolgreicher Unterhaltungsschriftsteller, der allerdings weder - wie Johannes Mario Simmel - den großen kommerziellen Durchbruch erlebte noch - wie Heimito von Doderer - den künstlerischen Glamour hatte. Nicht nur in seinem Heimkehrer-Roman "Das Boot kommt nach Mitternacht“ (1951) verstand sich Habeck als Vertreter einer schuldig gewordenen "Lost Generation“, die nun Anschluss an den Wiederaufbau suchte. Habeck scheute sich nicht, in seinen Romanen und Erzählungen die verdrängte Vergangenheit Österreichs ans Licht zu heben und gegen das Vergessen von Austrofaschismus und Nationalsozialismus anzuschreiben. Trotzdem blieb er der Generation des literarischen Aufbruchs in den 1960er und 1970er Jahren fremd. Auf seine Verdienste in der Nachkriegszeit hat Robert Menasse in seinem Essay "Die sozialpartnerschaftliche Ästhetik" (1990) hingewiesen und besonders die österreichische Familiensaga "Der Ritt auf dem Tiger" (1958) hervorgehoben.
Jugendbuchpreis der Stadt Wien (1970), Adalbert-Stifter-Preis (1973).
Quellen
Literatur
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
- Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personen Lexikon Österreich. Wien 2001
- Andreas Weber [Hg.]: Dear Fritz. Aufsätze und Gespräche über Fritz Habeck. St. Pölten: Literaturedition Niederösterreich 1998
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv