Forstmeister: Unterschied zwischen den Versionen

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Forstmeister, Amtstitel in staatlicher und privater Forstverwaltung. Im Mittelalter oblag die Verwaltung des landesfürstlichen Waldbesitzes in Österreich unter der Enns einem besoldeten Funktionär, dem „Forstmeister in Österreich"; in diesem Amt sind ab 1303 überwiegend Adelige (beispielsweise Schenken von Ried, Eitzing), gelegentlich auch Wiener Bürger (1413-1415 Hans Zink, 1483-1485 Mert Burger) nachweisbar. Dem Forstmeister in Österreich unterstand (nachweislich ab 1356) der Forstmeister des Wienerwalds, ab cirka 1500 Waldmeister genannt; Sitz seines Amts (des „Waldamts") war anfangs Schloß Hadersdorf (14), ab cirka 1530 Schloß Purkersdorf. Im späteren 16. und im 17. Jahrhundert weisen die Hofzahlamtsbücher je einen Forstmeister für den landesfürstlichen Waldbesitz nördlich (Amtssitz Wolkersdorf) und südlich der Donau (Amtssitz der 1560 erworbene [[Auhof]] [14]) aus; einen zentralen „Forstmeister in Österreich" gab es nicht mehr; Sitz des Waldamts für den Wienerwald, dessen Sprengel in eine Vielzahl lokaler „Ämter" geglieder war, blieb weiterhin Purkersdorf. 1788 wurde das Waldamt mit dem Oberstjägeramt vereint und der Sitz der nunmehrigen Waldamtsdirektion nach Wien verlegt.  
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Forstmeister, Amtstitel in staatlicher und privater Forstverwaltung. Im [[Mittelalter]] oblag die Verwaltung des landesfürstlichen Waldbesitzes in Österreich unter der Enns einem besoldeten Funktionär, dem "Forstmeister in Österreich"; in diesem Amt sind ab 1303 überwiegend Adelige (beispielsweise Schenken von Ried, Eitzing), gelegentlich auch Wiener Bürger (1413-1415 Hans Zink, 1483-1485 Mert Burger) nachweisbar. Dem Forstmeister in Österreich unterstand (nachweislich ab 1356) der Forstmeister des [[Wienerwald|Wienerwalds]], ab cirka 1500 Waldmeister genannt; Sitz seines Amts (des "[[Waldamt|Waldamts]]") war anfangs [[Hadersdorfer Schloss|Schloss Hadersdorf]] (14), ab cirka 1530 [[Purkersdorfer Schloss|Schloss Purkersdorf]]. Im späteren 16. und im 17. Jahrhundert weisen die Hofzahlamtsbücher je einen Forstmeister für den landesfürstlichen Waldbesitz nördlich (Amtssitz Wolkersdorf) und südlich der [[Donau]] (Amtssitz der 1560 erworbene [[Auhof]] [14]) aus; einen zentralen "Forstmeister in Österreich" gab es nicht mehr; Sitz des Waldamts für den Wienerwald, dessen Sprengel in eine Vielzahl lokaler "Ämter" geglieder war, blieb weiterhin Purkersdorf. 1788 wurde das Waldamt mit dem Oberstjägeramt vereint und der Sitz der nunmehrigen Waldamtsdirektion nach Wien verlegt.  
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==Literatur==
 
==Literatur==
*Ernst Klebel und andere: Erläuterungen zum historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. (Hg. Österreichische Akademie der Wissenschaften) 1/2, Heft 2. 1957, S. 12 ff.
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* Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 11 (1954), S. 53 ff.
*Gustav Winter: Zur Geschichte der Forstverwaltung In: Blätter Länderkunde Niederösterreich 16. 1882, S. 273 ff.
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* Ernst Klebel [u.a.]: Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung 1: Die Landgerichtskarte, Teil 2,2: Niederösterreich. Viertel unter dem Wienerwald. Wien: Holzhausen 1957, S. 12 ff.
*Anton Schachinger: Der Wienerwald als landesfürstliches Verwaltungsgebiet und der Kampf um seinen Bestand 1870-1872. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. Nummer 4. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1928-1943, 1931, S. 217 ff.  
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* Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 30
*Anton Schachinger: Der Wienerwald. In: Forschungen zur Länderkunde von Niederösterreich 1/2. 1934
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* Anton Schachinger: Der Wienerwald als landesfürstliches Verwaltungsgebiet und der Kampf um seinen Bestand 1870-1872. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 4 (1931), S. 217 ff.
*Anton Schachinger: Das Verwaltungspersonal des niederösterreichischen Waldamtes am Ende des 17. Jahrhunderts. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. Nummer 19. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 1928-1943, 1948, S. 1 ff.  
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* Anton Schachinger: Der Wienerwald. Eine landeskundliche Darstellung. Wien: Verein für Landeskunde und Heimatschutz von Niederösterreich und Wien 1934 (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich, 1/2)
*Anton Schachinger: Das kaiserliche Waldamt und die Herrschaft Purkersdorf im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen der Türkeninvasion von 1683. In: Jahrbuch Länderkunde Niederösterreich 29. 1944-1948, S. 167 ff.  
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* Anton Schachinger: Das Verwaltungspersonal des niederösterreichischen Waldamtes am Ende des 17. Jahrhunderts. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 19 (1948), S. 1 ff.
*Anton Schachinger: Das große Reorganisationswerk im kaiserlichen Wienerwald, die sogenannte Neueinrichtung des niederösterreichischen Waldamtes unter Kaiser Leopold I. und seine Modifikation im ausgehenden 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Nummer 10. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1952/1953, S. 201 ff.
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* Anton Schachinger: Das kaiserliche Waldamt und die Herrschaft Purkersdorf im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen der Türkeninvasion von 1683. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 29 (1944-1948), S. 167 ff.
*Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Nummer 11. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1954, S. 53 ff.
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* Anton Schachinger: Das große Reorganisationswerk im kaiserlichen Wienerwald, die sogenannte Neueinrichtung des niederösterreichischen Waldamtes unter Kaiser Leopold I. und seine Modifikation im ausgehenden 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 10 (1952/1953), S. 201 ff.
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* Gustav Winter: Zur Geschichte der Forstverwaltung In: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 16 (1882), S. 273 ff.

Aktuelle Version vom 10. Januar 2020, 22:12 Uhr

Daten zum Begriff
Art des Begriffs Berufsbezeichnung
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Nachweisbar von
Nachweisbar bis
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.01.2020 durch WIEN1.lanm08son


Forstmeister, Amtstitel in staatlicher und privater Forstverwaltung. Im Mittelalter oblag die Verwaltung des landesfürstlichen Waldbesitzes in Österreich unter der Enns einem besoldeten Funktionär, dem "Forstmeister in Österreich"; in diesem Amt sind ab 1303 überwiegend Adelige (beispielsweise Schenken von Ried, Eitzing), gelegentlich auch Wiener Bürger (1413-1415 Hans Zink, 1483-1485 Mert Burger) nachweisbar. Dem Forstmeister in Österreich unterstand (nachweislich ab 1356) der Forstmeister des Wienerwalds, ab cirka 1500 Waldmeister genannt; Sitz seines Amts (des "Waldamts") war anfangs Schloss Hadersdorf (14), ab cirka 1530 Schloss Purkersdorf. Im späteren 16. und im 17. Jahrhundert weisen die Hofzahlamtsbücher je einen Forstmeister für den landesfürstlichen Waldbesitz nördlich (Amtssitz Wolkersdorf) und südlich der Donau (Amtssitz der 1560 erworbene Auhof [14]) aus; einen zentralen "Forstmeister in Österreich" gab es nicht mehr; Sitz des Waldamts für den Wienerwald, dessen Sprengel in eine Vielzahl lokaler "Ämter" geglieder war, blieb weiterhin Purkersdorf. 1788 wurde das Waldamt mit dem Oberstjägeramt vereint und der Sitz der nunmehrigen Waldamtsdirektion nach Wien verlegt.


Literatur

  • Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 11 (1954), S. 53 ff.
  • Ernst Klebel [u.a.]: Erläuterungen zum Historischen Atlas der österreichischen Alpenländer. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Abteilung 1: Die Landgerichtskarte, Teil 2,2: Niederösterreich. Viertel unter dem Wienerwald. Wien: Holzhausen 1957, S. 12 ff.
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 30
  • Anton Schachinger: Der Wienerwald als landesfürstliches Verwaltungsgebiet und der Kampf um seinen Bestand 1870-1872. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 4 (1931), S. 217 ff.
  • Anton Schachinger: Der Wienerwald. Eine landeskundliche Darstellung. Wien: Verein für Landeskunde und Heimatschutz von Niederösterreich und Wien 1934 (Forschungen zur Landeskunde von Niederösterreich, 1/2)
  • Anton Schachinger: Das Verwaltungspersonal des niederösterreichischen Waldamtes am Ende des 17. Jahrhunderts. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich 19 (1948), S. 1 ff.
  • Anton Schachinger: Das kaiserliche Waldamt und die Herrschaft Purkersdorf im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen der Türkeninvasion von 1683. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich 29 (1944-1948), S. 167 ff.
  • Anton Schachinger: Das große Reorganisationswerk im kaiserlichen Wienerwald, die sogenannte Neueinrichtung des niederösterreichischen Waldamtes unter Kaiser Leopold I. und seine Modifikation im ausgehenden 17. Jahrhundert. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 10 (1952/1953), S. 201 ff.
  • Gustav Winter: Zur Geschichte der Forstverwaltung In: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich 16 (1882), S. 273 ff.