Familiennamen: Unterschied zwischen den Versionen

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Familiennamen. Die Grundlage für die Namenbildung waren: Personennamen (Anlehnung an Vater- oder Muttername, Ableitung von Rufnamen [teilweise Kurz- und Kosenamen, auch mit Diminutivsuffix -l, -ele oder -erl] oder von germanisch-altdeutschen Namen; ab dem 11. Jahrhundert kirchliche Namen [Heiligennamen lateinischer, griechischer oder hebräischer Herkunft], Ableitungen von slawischen [vor allem tschechischen, slowakischen und südslawischen] Namen); Herkunfts- und Wohnstattnamen (Siedlung, Hof, Örtlichkeit, Lage [Berg, Tal, Geländeform, Acker, Wiese, Augebiet, Baumbestand und wo weiter], Nachbarschaft [Novotny = neuer Nachbar]), auch Ortsnamen und Völkernamen (Böhm, Pollak [Polen], Unger beziehungsweise Hunger [von Hungaria], Korošec [slowenischer Kärntner], Kraner und Krainer [Krain], auch Wiener, Österreicher, Deutschmann); Berufs- und Übernamen (wohl die umfangreichste Kategorie, besonders ausgeprägt auch aus dem Tschechischen), teilweise auch Eigenschaften und Merkmale (Aussehen: Mück = kleine Person; Benehmen: Hruby = grober Mensch, Hübsch = Person von höfischem Wesen, Mock = verdrießlicher, schweigsamer Mensch, Muhr = brummiger Mensch) oder (abgeschlossene) Handlungen (Dohnal = zum Ziel getrieben, Dostal = er hat bekommen, Navratil = er ist zurückgekehrt, Pospischil = er hat sich beeilt); Tier- und Vogelnamen (Čap = Storch, Čizek = Zeisig, Holub = Taube, Hrdlička = Turteltaube, Jelinek = Hirschlein [slowenisch jelen = Hirsch], Jerabek = Haselhuhn, Kavka = Dohle, Kohout = Hahn, Strnad = Ammer, Sykora = Meise); Farben, teilweise auch aus dem Tschechischen (Černy = schwarz, Čerwenka = rot [červený]); vereinfachte und umgebildete Sätze (Anesorgen, Durchtenwald).
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Familiennamen. Die Grundlage für die Namenbildung waren:  
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* Personennamen (Anlehnung an Vater- oder Muttername, Ableitung von Rufnamen [teilweise Kurz- und Kosenamen, auch mit Diminutivsuffix -l, -ele oder -erl] oder von germanisch-altdeutschen Namen
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* ab dem 11. Jahrhundert kirchliche Namen [Heiligennamen lateinischer, griechischer oder hebräischer Herkunft], Ableitungen von slawischen [vor allem tschechischen, slowakischen und südslawischen] Namen)
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* Herkunfts- und Wohnstattnamen (Siedlung, Hof, Örtlichkeit, Lage [Berg, Tal, Geländeform, Acker, Wiese, Augebiet, Baumbestand und wo weiter], Nachbarschaft [Novotny = neuer Nachbar]), auch Ortsnamen und Völkernamen (Böhm, Pollak [Polen], Unger beziehungsweise Hunger [von Hungaria], Korošec [slowenischer Kärntner], Kraner und Krainer [Krain], auch Wiener, Österreicher, Deutschmann)
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* Berufs- und Übernamen (wohl die umfangreichste Kategorie, besonders ausgeprägt auch aus dem Tschechischen), teilweise auch Eigenschaften und Merkmale (Aussehen: Mück = kleine Person; Benehmen: Hruby = grober Mensch, Hübsch = Person von höfischem Wesen, Mock = verdrießlicher, schweigsamer Mensch, Muhr = brummiger Mensch) oder (abgeschlossene) Handlungen (Dohnal = zum Ziel getrieben, Dostal = er hat bekommen, Navratil = er ist zurückgekehrt, Pospischil = er hat sich beeilt)
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* Tier- und Vogelnamen (Čap = Storch, Čizek = Zeisig, Holub = Taube, Hrdlička = Turteltaube, Jelinek = Hirschlein [slowenisch jelen = Hirsch], Jerabek = Haselhuhn, Kavka = Dohle, Kohout = Hahn, Strnad = Ammer, Sykora = Meise)
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* Farben, teilweise auch aus dem Tschechischen (Černy = schwarz, Čerwenka = rot [červený])
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* vereinfachte und umgebildete Sätze (Anesorgen, Durchtenwald).
  
  
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* Maria Hornung: Lexikon österreichischer Familiennamen. St. Pölten: Verl. Niederösterr. Pressehaus 1989
 
* Maria Hornung: Lexikon österreichischer Familiennamen. St. Pölten: Verl. Niederösterr. Pressehaus 1989
 
* Johann Neumann [Bearb.]: Tschechische Familiennamen in Wien. Eine namenskundliche Dokumentation. 14000 Familiennamen interpretiert bzw. übersetzt von berufenen Slawisten, Häufigkeitszahl und Quellennachweis bei jedem Namen. Wien: Holzhausen 1972
 
* Johann Neumann [Bearb.]: Tschechische Familiennamen in Wien. Eine namenskundliche Dokumentation. 14000 Familiennamen interpretiert bzw. übersetzt von berufenen Slawisten, Häufigkeitszahl und Quellennachweis bei jedem Namen. Wien: Holzhausen 1972
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==Links==
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* [https://de.wikipedia.org/wiki/Familienname Wikipedia: Familienname]
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* [https://www.wien.gv.at/verwaltung/personenwesen/namen/ Magistratsabteilung 26: Vor- und Familiennamen]

Version vom 30. Januar 2015, 09:40 Uhr

Daten zum Eintrag
Datum von
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 30.01.2015 durch WIEN1.lanm09bar

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Familiennamen. Die Grundlage für die Namenbildung waren:

  • Personennamen (Anlehnung an Vater- oder Muttername, Ableitung von Rufnamen [teilweise Kurz- und Kosenamen, auch mit Diminutivsuffix -l, -ele oder -erl] oder von germanisch-altdeutschen Namen
  • ab dem 11. Jahrhundert kirchliche Namen [Heiligennamen lateinischer, griechischer oder hebräischer Herkunft], Ableitungen von slawischen [vor allem tschechischen, slowakischen und südslawischen] Namen)
  • Herkunfts- und Wohnstattnamen (Siedlung, Hof, Örtlichkeit, Lage [Berg, Tal, Geländeform, Acker, Wiese, Augebiet, Baumbestand und wo weiter], Nachbarschaft [Novotny = neuer Nachbar]), auch Ortsnamen und Völkernamen (Böhm, Pollak [Polen], Unger beziehungsweise Hunger [von Hungaria], Korošec [slowenischer Kärntner], Kraner und Krainer [Krain], auch Wiener, Österreicher, Deutschmann)
  • Berufs- und Übernamen (wohl die umfangreichste Kategorie, besonders ausgeprägt auch aus dem Tschechischen), teilweise auch Eigenschaften und Merkmale (Aussehen: Mück = kleine Person; Benehmen: Hruby = grober Mensch, Hübsch = Person von höfischem Wesen, Mock = verdrießlicher, schweigsamer Mensch, Muhr = brummiger Mensch) oder (abgeschlossene) Handlungen (Dohnal = zum Ziel getrieben, Dostal = er hat bekommen, Navratil = er ist zurückgekehrt, Pospischil = er hat sich beeilt)
  • Tier- und Vogelnamen (Čap = Storch, Čizek = Zeisig, Holub = Taube, Hrdlička = Turteltaube, Jelinek = Hirschlein [slowenisch jelen = Hirsch], Jerabek = Haselhuhn, Kavka = Dohle, Kohout = Hahn, Strnad = Ammer, Sykora = Meise)
  • Farben, teilweise auch aus dem Tschechischen (Černy = schwarz, Čerwenka = rot [červený])
  • vereinfachte und umgebildete Sätze (Anesorgen, Durchtenwald).


Literatur

  • Maria Hornung: Lexikon österreichischer Familiennamen. St. Pölten: Verl. Niederösterr. Pressehaus 1989
  • Johann Neumann [Bearb.]: Tschechische Familiennamen in Wien. Eine namenskundliche Dokumentation. 14000 Familiennamen interpretiert bzw. übersetzt von berufenen Slawisten, Häufigkeitszahl und Quellennachweis bei jedem Namen. Wien: Holzhausen 1972

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