Ernst Papanek

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Daten zur Person
Personenname Papanek, Ernst
Abweichende Namensform Pek, Ernst
Titel Univ. Prof., MA Sc., Ph. D.
Geschlecht männlich
PageID 3460
GND 118591614
Wikidata
Geburtsdatum 20. August 1900
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. August 1973
Sterbeort Wien
Beruf Volksbildner, Pädagoge, Politiker
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratische Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass Teil-Nachlass VGA, IISH
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 15.01.2016 durch WIEN1.lanm09was
Begräbnisdatum 2. Oktober 1973
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung 5, Gruppe 8, Nr. 175
Ehrengrab nein„nein“ befindet sich nicht in der Liste (historisches Grab, ehrenhalber gewidmetes Grab, Ehrengrab) zulässiger Werte für das Attribut „Ehrengrab“.
  • 6., Gumpendorfer Str. 122 (Geburtsadresse)
  • 1, West 64th Street. Manhattan, New York (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Goldenes Abzeichen des Bundes Sozialistischer Freiheitskämpfer (Verleihung: 1970)

  • Gemeinderat (1932 bis 1934)

Ernst Papanek, * 20. August 1900 Wien, † 5. August 1973 Wien (während eines Besuchs). Pädagoge, Kommunalpolitiker.

Biographie

Ernst Papaneks Vater Johann war Ende des 19. Jahrhunderts von Mähren nach Wien gekommen, wo er 1898 in der Synagoge Wien-Fünfhaus Rosa Spira ehelichte. Johann Papanek war Händler, seine Frau Schneidergehilfin. Das Paar hatte drei Kinder, neben dem Sohn Ernst noch zwei Töchter, Margarete (* 1898) und Olga (* 1908). 1925 heiratete Ernst Papanek die Ärztin Helene Goldstern. Der Ehe entstammten zwei Söhne: Gustav (* 1926) und Georg (*1931). Ernst Papanek besuchte das Realgymnasium in Wien XIV und engagierte sich schon während der Schulzeit für die Sozialdemokratie. Er war Mitglied des Verbandes jugendlicher Arbeiter Österreichs und in der sozialdemokratischen Mittelschülerbewegung aktiv – was 1918 wiederholt zu seiner kurzzeitigen Inhaftierung führte. Seit 1919 war er Funktionär der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutsch-Österreich (SAJDÖ) – von 1933 bis 1934 deren letzter Verbandsvorsitzender. Er wurde 1919 zuerst Lehrer, dann “Erziehungsdirektor“ in dem von Eugenie Schwarzwald gegründeten Landerziehungsheim Harthof, das von 1918 bis 1926 bestand; ab dem Wintersemester 1919/1920 studierte Ernst Papanek an der Universität Wien neben einigen Semestern Medizin auch Psychologie, Philosophie, Geschichte und Soziologie. Ernst Papanek, Mitarbeiter der sozialdemokratischen Zentralstelle für Bildungswesen, unterstützte Otto Glöckel, den Präsidenten des Stadtschulrates, bei der Einrichtung von Kindergärten, war Berater des Amts für Wohlfahrtswesen und unterrichtete an Schulen der Österreichischen Kinderfreunde und an Wiener Volkshochschulen. Von 1931 bis 1933 war Ernst Papanek als Landesobmann des Bildungsausschusses in Wien tätig, von 1932 bis 1934 auch als sozialdemokratischer Gemeinderat. Nach den Februarkämpfen 1934 flüchtete Ernst Papanek in die Tschechoslowakei und engagierte sich im Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) in Brünn, wo er mithalf, den Widerstand der illegalen Revolutionären Sozialistischen Jugend (RSJ) in Österreich zu organisieren. Bis 1939 war er unter dem Decknamen Ernst Pek der RSJ-Vertreter in der Exekutive der Sozialistischen Jugend-Internationale (SJI). Eine ausgedehnte Reisetätigkeit während der Jahre 1937 bis 1940 führte ihn zu politischen Arbeitstreffen in zahlreiche europäische Städte.

1938 flüchtete er mit seiner Familie nach Frankreich. In Montmorency bei Paris leitete er im Auftrag des Œuvre de Sécours aux Enfants (OSE) Heime für meist jüdische Flüchtlingskinder, von denen er einen Großteil vor der deutschen Besatzung in die USA retten konnte. Im Zeitraum von Ende 1938 bis Sommer 1940 war Ernst Papanek Generaldirektor der schließlich elf über ganz Frankreich verteilten Kinderheime mit 1600 Kindern. 1940 emigrierten die Papaneks in die USA. Hier setzte Ernst Papanek seine politische Arbeit ab 1941 als Mitglied der American Socialist Party und der League for Industrial Democracy (LID) fort. Er wurde Exekutivmitglied des Austrian Labor Committee (ALC) und Mitarbeiter der Austrian Labor Information. Ein Studium an der School of Social Work der Columbia University New York schloss er 1943 mit dem Master of Science ab. Danach war er als Sozialarbeiter und pädagogischer Berater der Children’s Aid Society New York tätig. Er arbeitete für verschiedene Kinderhilfswerke, leitete Schulen in New York und studierte daneben Sozialwissenschaften und Pädagogik an der Columbia University, wo er über die Wiener Schulreform dissertierte (Ph. D. 1958). Von 1959 bis 1969 war Ernst Papanek Vorsitzender der International Society of Adlerian Psychology. Von 1959 bis 1971 war er Professor für Pädagogik am Queens College, City University of New York (CUNY). 1966 nahm er eine Gastprofessur an der University Hiroshima in Japan wahr, und von 1968 bis 1971 lehrte er auch an der New School for Social Research New York.

Teilnachlässe Ernst Papaneks liegen im Wiener Verein für Geschichte der ArbeiterInnenbewegung (VGA) und im International Institute of Social History (IISH) in Amsterdam.

1978 wurde der Ernst-Papanek-Hof nach ihm benannt.

Literatur

  • Ernst Papanek: The Austrian School Reform: its Bases, Principles and Development; the Twenty Years between the two World Wars. New York: Fell 1962
  • Ernst Papanek: Die Kinder von Montmorency. Wien: Europaverlag 1980. (Originalausgabe: Ernst Papanek with Edward Linn: Out of the Fire. New York: William Morrow & Company 1975)
  • Ernst Papanek. Pädagogische und therapeutische Arbeit. Kinder mit Verfolgungs-, Flucht- und Exilerfahrungen während der NS-Zeit. Hg. von Inge Hansen-Schaberg, Hanna Papanek und Gabriele Rühl-Nawabi. Wien: Böhlau 2015.
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes [Hg.]: Österreicher im Exil. USA 1938-1945. Eine Dokumentation. Band 2. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1995
  • Claudia Karoline Göbetzberger: Dr. Ernst Papanek, Widerstand im Dritten Reich: Leben, Werk und Exil eines österreichischen Sozialdemokraten. Diss Univ. Wien. Wien 2005
  • Werner Röder / Herbert A. Strauss [Hg.]: Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1. München [u. a.]: Saur 1980, S. 548-549
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea 1986, S. 247-248
  • Friedrich Stadler (Hg.): Vertriebene Vernunft. Band 2: Internationales Symposion, 19. bis 23. Oktober 1987 in Wien. Wien / München: Jugend und Volk 1988, S. 276

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