Dora Philippine Kallmus

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Daten zur Person
Personenname Kallmus, Dora Philippine
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 24988
GND
Wikidata
Geburtsdatum 20. März 1881
Geburtsort Wien
Sterbedatum 30. Oktober 1963
Sterbeort Frohnleiten, Steiermark
Beruf Fotografin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 8.08.2014 durch WIEN1.lanm09dun
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 1., Wipplingerstraße 24 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Dora Philippine Kallmus, * 20. März 1881 Wien, † 30. Oktober 1963 Frohnleiten, Steiermark, Fotografin. Entdeckte 1901 in Nizza, als sie sich in Ermangelung von Postkarten eine kleine Kamera kaufte, die Liebe zur Fotografie. Da man sie in Wien als Frau nicht ausbilden wollte, ging sie nach Berlin und absolvierte bei Perscheid einen Spezialkurs; dort lernte sie Arthur Benda (1885-1969) kennen, der dessen erster Assistent war, ging mit ihm nach Wien zurück und eröffnete hier 1907 das Fotoatelier „d'Ora" (1, Wipplingerstraße 24), eines der ersten kommerziellen Porträtstudios in Österreich; sie nahm nicht nur auf die sich unter dem Einfluss der Amateurfotografie langsam verändernden Publikumswünsche Rücksicht, sondern stellte auch wesentliche künstlerische Ansprüche an die Ausführung der Aufnahmen. Durch die Kontakte ihres wohlhabenden Vaters hatte sie bald eine prominente Klientel (ab 1908 war sie Fotografin Schnitzlers, es folgten Anna Sacher, Alma Mahler und Grete Wiesenthal, Bahr, Girardi und Klimt).

Das Atelier leistete ab 1910 Pionierarbeit in der Modefotografie; die Aufnahmen fanden bereits frühzeitig Eingang in die illustrierten Zeitschriften, weil neben der hohen Qualität auch die Prominenz der Porträtierten einen Anziehungspunkt bildete. 1916 fotografierte sie die Krönung Karls I. zum König von Ungarn, 1917 kam die kaiserliche Familie in ihr Atelier. Die Tätigkeit des Ateliers beschränkte sich nicht allein auf Wien. Sie betrieb 1921-1926 ein Sommeratelier in Karlsbad (seit 1921 war Benda ihr Teilhaber), verkaufte 1927 das Wiener Atelier (in der Folge „d'Ora-Benda") und übersiedelte nach Paris (Atelier „d'Ora Paris"; zur Klientel gehörten Coco Chanel, Maurice Chevalier und Josephine Baker), wo sie bis 1940 lebte, dann jedoch (als Jüdin) nach Südfrankreich fliehen musste (ihre Schwester Anna, die in Wien geblieben war, starb im KZ). 1946 kehrte sie nach Wien zurück (Dokumentation des Flüchtlingselends), machte später in Paris couragierte Fotos von Schlachthöfen und wandte sich von der feinen Gesellschaft ab. Nach einem Unfall (sie wurde 1959 von einem Motorrad angefahren) blieb sie lebenslang pflegebedürftig. 1961 kehrte sie nach Österreich zurück und lebte im Haus ihrer Familie.


Literatur

  • Fritz Kempe: Nicola Perscheid. Arthur Benda. Madame d'Ora. Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe 1980
  • Monika Faber: Madame d'Ora, Wien-Paris. Portraits aus Kunst und Gesellschaft. 1907-1957. Wien: Brandstätter 1983
  • Witzmann, Reingard [Hg.]:Aufbruch in das Jahrhundert der Frau? Rosa Mayreder und der Feminismus in Wien um 1900 ; 21. September bis 21. Jänner 1990, S.217 (Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 125)
  • Harry Kühnel [Red.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs [Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung in Grafenegg]. Band 2: 1880 – 1916, Glanz und Elend. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1984, S. 227
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich : Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
  • Katalog Vienne 1880-1938
  • Die Zeit, 17.02.1984
  • Renate Wagner: Dora Kallmus. In: Frauenblatt, 25.11.1989, S. 8 f.