Bader: Unterschied zwischen den Versionen

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Bader nannte man die Besitzer oder Pächter von Badstuben ([[Bäder]]). Diese dienten primär der Körperreinigung und Erfrischung (Schwitzbäder). Zusätzlich fungierten die meisten Bäder als Haar- und Bartscherer und Aderlasser, was gelegentlich zu Interessenkollisionen mit den [[Barbier|Barbieren]] und [[Wundarzt|Wundärzten]] (Chirurgen) führte. Die Badstuben waren zugleich Stätten der Unterhaltung und Lustbarkeit (keine Trennung nach Geschlechtern). In Wien sind Badstuben seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar, am Ende des Mittelalters gab es innerhalb der Stadtmauern elf, in den Vorstädten fünf bis sechs. Eine [[Bruderschaften|Bruderschaft]] der Bader wird erstmals um 1370 erwähnt; die erste vom Rat erlassene Baderordnung datiert von 1463. Als sich im 16. Jahrhundert europaweit Geschlechtskrankheiten (Syphilis) ausbreiteten, mußten sich die Wundärzte (seit 1517) und Bader (seit 1549) einer Eignungsprüfung vor der medizinischen Fakultät der Wiener Universität unterziehen. Im 18. Jahrhundert kam das Baden in Badstuben allmählich außer Gebrauch, was zur Fusion der Bader mit den Wundärzten und Barbieren führte. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts etablierten sich gegen den Widerstand der Bader und Barbiere die [[Perückenmacher]].
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Bader nannte man die Besitzer oder Pächter von Badstuben ([[Bäder]]). Diese dienten primär der Körperreinigung und Erfrischung (Schwitzbäder). Zusätzlich fungierten die meisten Bäder als Haar- und Bartscherer und Aderlasser, was gelegentlich zu Interessenkollisionen mit den [[Barbier|Barbieren]] und [[Wundarzt|Wundärzten]] (Chirurgen) führte. Die [[Bäder|Badstuben]] waren zugleich Stätten der Unterhaltung und Lustbarkeit (keine Trennung nach Geschlechtern). In Wien sind Badstuben seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar, am Ende des Mittelalters gab es innerhalb der Stadtmauern elf, in den Vorstädten fünf bis sechs. Eine [[Bruderschaften|Bruderschaft]] der Bader wird erstmals um 1370 erwähnt; die erste vom Rat erlassene Baderordnung datiert von 1463. Als sich im 16. Jahrhundert europaweit Geschlechtskrankheiten (Syphilis) ausbreiteten, mußten sich die Wundärzte (seit 1517) und Bader (seit 1549) einer Eignungsprüfung vor der medizinischen Fakultät der [[Universität Wien (Institution)|Wiener Universität]] unterziehen. Im 18. Jahrhundert kam das Baden in Badstuben allmählich außer Gebrauch, was zur Fusion der Bader mit den Wundärzten und Barbieren führte. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts etablierten sich gegen den Widerstand der Bader und Barbiere die [[Perückenmacher]].
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== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Leopold Senfelder: Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde. In: Geschichte der Stadt Wien. Band 2/2. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1905, S. 1032 f.
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* Jakob Ebner: Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen. Berlin / Boston: de Gruyter 2015, S. 68
*Leopold Senfelder: Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde [Teil 2]. In: Geschichte der Stadt Wien. Band 6. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1916, S. 237 ff.
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* Rudi Palla: Verschwundene Arbeit. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe. Reprint der limitierten Bleisatzausgabe. Frankfurt am Main: Eichborn 1994 (Die andere Bibliothek, 115), S. 26 ff.
*Heinz Zatschek: Handwerk und Gewerbe in Wien. Von den Anfängen bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit im Jahre 1859. Wien: Österreichischer Gewerbeverlag 1949
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* Reinhold Reith [Hg.]: Lexikon des alten Handwerks. Vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. München: Beck 1990
*Christl Steiner: Die Bader und Barbiere (Wundärzte) in Wien zur Zeit Maria Theresias. Diss. Univ. Wien. Wien 1967
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* Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 8
*Reinhold Reith [Hg.]: Lexikon des alten Handwerks. Vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. München: Beck 1990
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* Leopold Senfelder: Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde. In: Geschichte der Stadt Wien. Band 2/2. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1905, S. 1032 f.
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* Leopold Senfelder: Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde [Teil 2]. In: Geschichte der Stadt Wien. Band 6. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1916, S. 237 ff.
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* Christl Steiner: Die Bader und Barbiere (Wundärzte) in Wien zur Zeit Maria Theresias. Diss. Univ. Wien. Wien 1967
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* Heinz Zatschek: Handwerk und Gewerbe in Wien. Von den Anfängen bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit im Jahre 1859. Wien: Österreichischer Gewerbeverlag 1949

Version vom 10. November 2017, 12:47 Uhr

Daten zum Eintrag
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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 10.11.2017 durch DYN.michael hoefel

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Bader nannte man die Besitzer oder Pächter von Badstuben (Bäder). Diese dienten primär der Körperreinigung und Erfrischung (Schwitzbäder). Zusätzlich fungierten die meisten Bäder als Haar- und Bartscherer und Aderlasser, was gelegentlich zu Interessenkollisionen mit den Barbieren und Wundärzten (Chirurgen) führte. Die Badstuben waren zugleich Stätten der Unterhaltung und Lustbarkeit (keine Trennung nach Geschlechtern). In Wien sind Badstuben seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar, am Ende des Mittelalters gab es innerhalb der Stadtmauern elf, in den Vorstädten fünf bis sechs. Eine Bruderschaft der Bader wird erstmals um 1370 erwähnt; die erste vom Rat erlassene Baderordnung datiert von 1463. Als sich im 16. Jahrhundert europaweit Geschlechtskrankheiten (Syphilis) ausbreiteten, mußten sich die Wundärzte (seit 1517) und Bader (seit 1549) einer Eignungsprüfung vor der medizinischen Fakultät der Wiener Universität unterziehen. Im 18. Jahrhundert kam das Baden in Badstuben allmählich außer Gebrauch, was zur Fusion der Bader mit den Wundärzten und Barbieren führte. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts etablierten sich gegen den Widerstand der Bader und Barbiere die Perückenmacher.


Literatur

  • Jakob Ebner: Wörterbuch historischer Berufsbezeichnungen. Berlin / Boston: de Gruyter 2015, S. 68
  • Rudi Palla: Verschwundene Arbeit. Ein Thesaurus der untergegangenen Berufe. Reprint der limitierten Bleisatzausgabe. Frankfurt am Main: Eichborn 1994 (Die andere Bibliothek, 115), S. 26 ff.
  • Reinhold Reith [Hg.]: Lexikon des alten Handwerks. Vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert. München: Beck 1990
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 8
  • Leopold Senfelder: Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde. In: Geschichte der Stadt Wien. Band 2/2. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1905, S. 1032 f.
  • Leopold Senfelder: Öffentliche Gesundheitspflege und Heilkunde [Teil 2]. In: Geschichte der Stadt Wien. Band 6. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen 1916, S. 237 ff.
  • Christl Steiner: Die Bader und Barbiere (Wundärzte) in Wien zur Zeit Maria Theresias. Diss. Univ. Wien. Wien 1967
  • Heinz Zatschek: Handwerk und Gewerbe in Wien. Von den Anfängen bis zur Erteilung der Gewerbefreiheit im Jahre 1859. Wien: Österreichischer Gewerbeverlag 1949