Anton Schlinger: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 6: | Zeile 6: | ||
|Geburtsort=Abtsdorf (Opatov, Tschechische Republik) | |Geburtsort=Abtsdorf (Opatov, Tschechische Republik) | ||
|Sterbedatum=21.10.1912 | |Sterbedatum=21.10.1912 | ||
+ | |Sterbedatum unbekannt=Nein | ||
|Sterbeort=Wien | |Sterbeort=Wien | ||
|Begräbnisdatum=16.05.1913 | |Begräbnisdatum=16.05.1913 | ||
Zeile 29: | Zeile 30: | ||
|von Objekt=Person | |von Objekt=Person | ||
}} | }} | ||
− | Anton Schlinger, * 31. Juli 1870 Abtsdorf, Böhmen (Opatov, Tschechische Republik), † 21. Oktober 1912 Wien | + | Anton Schlinger, * 31. Juli 1870 Abtsdorf, Böhmen (Opatov, Tschechische Republik), † 21. Oktober 1912 Wien, sozialdemokratischer Politiker. |
==Biographie== | ==Biographie== | ||
− | Anton Schlinger wurde in eine Kleinhäuslerfamilie geboren. Nach der Schule war er Gelegenheitsarbeiter, bevor er sich 1888 in Floridsdorf niederließ. Hier fand er zunächst in einer Gärtnerei Beschäftigung | + | Anton Schlinger wurde in eine Kleinhäuslerfamilie geboren. Nach der Schule war er Gelegenheitsarbeiter, bevor er sich 1888 in Floridsdorf niederließ. Hier fand er zunächst in einer Gärtnerei Beschäftigung, später wurde er Hilfsarbeiter in einer Schraubenfabrik und stieg zum Fräser auf. Nebenbei besuchte er die Volksbildungskurse des Verbandes der Arbeitervereine von Floridsdorf und Umgebung. |
− | Anfang der 1890er Jahre trat Schlinger der Gewerkschaft der Metallarbeiter bei und wurde in den Ortsgruppenausschuss gewählt. Wegen seines gewerkschaftlichen Engagements wurde er entlassen; er | + | Anfang der 1890er Jahre trat Schlinger der Gewerkschaft der Metallarbeiter bei und wurde in den Ortsgruppenausschuss gewählt. Wegen seines gewerkschaftlichen Engagements wurde er jedoch entlassen; daraufhin fand er in der “Floridsdorfer Lokomotivfabrik“ Arbeit. Hier konnte ihn seine Kollegin und spätere Frau, Katharina Urban (1869-1954, Mitbegründerin des Frauenvereins Libertas), für die sozialdemokratische Partei gewinnen, deren Vertrauensmann er wurde. 1894 wurde Schlinger Obmann der Metallarbeitergewerkschaft. Bei seiner gewerkschaftlichen Arbeit engagierte sich Schlinger vor allem für den Arbeitnehmerschutz, um Unfälle zu vermeiden, was ihn erneut in Konflikt mit seinem Arbeitgeber brachte. |
1896 gründete Anton Schlinger die Zeitschrift “Wähler“ (ab 1898 “Volksbote“), die er herausgab und redigierte. Nachdem Schlinger seine Anstellung bei der Lokomotivfabrik verloren hatte, verschaffte ihm die Partei eine Anstellung als Kontrollor der Bezirkskrankenkasse. 1899 wählten die Floridsdorfer Sozialdemokraten ihn zum Obmann des Wahlkreisausschusses, was der späteren Funktion des Bezirksobmanns entsprach. Im selben Jahr setzte er sich beim Brünner Parteitag für das Frauenwahlrecht ein. | 1896 gründete Anton Schlinger die Zeitschrift “Wähler“ (ab 1898 “Volksbote“), die er herausgab und redigierte. Nachdem Schlinger seine Anstellung bei der Lokomotivfabrik verloren hatte, verschaffte ihm die Partei eine Anstellung als Kontrollor der Bezirkskrankenkasse. 1899 wählten die Floridsdorfer Sozialdemokraten ihn zum Obmann des Wahlkreisausschusses, was der späteren Funktion des Bezirksobmanns entsprach. Im selben Jahr setzte er sich beim Brünner Parteitag für das Frauenwahlrecht ein. | ||
Zeile 52: | Zeile 53: | ||
==Links== | ==Links== | ||
− | *[http://www.dasrotewien.at/schlinger-anton.html Lexikon Rotes Wien: Anton Schlinger] | + | *[http://www.dasrotewien.at/seite/schlinger-anton.html Lexikon Rotes Wien: Anton Schlinger] |
Version vom 17. September 2018, 16:41 Uhr
Anton Schlinger, * 31. Juli 1870 Abtsdorf, Böhmen (Opatov, Tschechische Republik), † 21. Oktober 1912 Wien, sozialdemokratischer Politiker.
Biographie
Anton Schlinger wurde in eine Kleinhäuslerfamilie geboren. Nach der Schule war er Gelegenheitsarbeiter, bevor er sich 1888 in Floridsdorf niederließ. Hier fand er zunächst in einer Gärtnerei Beschäftigung, später wurde er Hilfsarbeiter in einer Schraubenfabrik und stieg zum Fräser auf. Nebenbei besuchte er die Volksbildungskurse des Verbandes der Arbeitervereine von Floridsdorf und Umgebung.
Anfang der 1890er Jahre trat Schlinger der Gewerkschaft der Metallarbeiter bei und wurde in den Ortsgruppenausschuss gewählt. Wegen seines gewerkschaftlichen Engagements wurde er jedoch entlassen; daraufhin fand er in der “Floridsdorfer Lokomotivfabrik“ Arbeit. Hier konnte ihn seine Kollegin und spätere Frau, Katharina Urban (1869-1954, Mitbegründerin des Frauenvereins Libertas), für die sozialdemokratische Partei gewinnen, deren Vertrauensmann er wurde. 1894 wurde Schlinger Obmann der Metallarbeitergewerkschaft. Bei seiner gewerkschaftlichen Arbeit engagierte sich Schlinger vor allem für den Arbeitnehmerschutz, um Unfälle zu vermeiden, was ihn erneut in Konflikt mit seinem Arbeitgeber brachte.
1896 gründete Anton Schlinger die Zeitschrift “Wähler“ (ab 1898 “Volksbote“), die er herausgab und redigierte. Nachdem Schlinger seine Anstellung bei der Lokomotivfabrik verloren hatte, verschaffte ihm die Partei eine Anstellung als Kontrollor der Bezirkskrankenkasse. 1899 wählten die Floridsdorfer Sozialdemokraten ihn zum Obmann des Wahlkreisausschusses, was der späteren Funktion des Bezirksobmanns entsprach. Im selben Jahr setzte er sich beim Brünner Parteitag für das Frauenwahlrecht ein.
1903 wurde Schlinger in der damals noch selbständigen Gemeinde Floridsdorf in den Gemeindeausschuss gewählt, nach der Eingemeindung Floridsdorfs wurde er 1905 Wiener Gemeinderat und 1911 Reichsratsabgeordneter. Als Mandatar beschäftigte sich Anton Schlinger vor allem mit sozialpolitischen Fragen. Durch seinen enormen Bildungsdrang und persönlichen Ehrgeiz erwarb er sich großes Wissen, das er als Redner und Publizist wirkungsvoll in die politische Arbeit umsetzte.
1912 starb Anton Schlinger, erst 42 Jahre alt, an den Folgen einer Blinddarmoperation. Die in den Jahren 1924 bis 1926 nach Plänen von Hans Glaser und Karl Scheffel auf den Gründen des ehemaligen Floridsdorfer Gaswerks errichtete Wohnhausanlage der Gemeinde Wien, 21., Brünner Straße 34-38, wurde nach Anton Schlinger „Schlingerhof“ benannt. Schon zuvor trug die heutige Hermann-Bahr-Straße seinen Namen.
Literatur
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, Reg.
- Hitzinger Rudolf / Rathmayer Franz [Hg.]: Festschrift zum 60jährigen Bestand der Bezirksorganisation Floridsdorf. Wien: SPÖ, Bezirksorg. Floridsdorf 1957, S. 6-ff.
- Leopold Wiesinger: Festschrift zur Gründung der Sozialdemokratischen Bezirksorganisation Floridsdorf vor 75 Jahren am 5. März 1898. Wien: Sozialist. Partei Österreichs, Bezirksorganisation Floridsdorf 1973, S. 39 ff., S. 70 ff.
- Leopold Wiesinger [Hg.]: 90 Jahre Sozialdemokratische Bezirksorganisation Floridsdorf. Festschrift zur Gründung der Sozialdemokratischen Bezirksorganisation Floridsdorf vor 90 Jahren am 5. März 1898. Hg. von der Bezirksorganisation Floridsdorf. Wien: Verl. des Österreichischen Gewerkschaftsbundes 1988
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Schlinger, Anton Schlinger [Sign.: TP 048188]
- SPÖ-Floridsdorf: Gedenken an Anton Schlinger. URL: http://www.floridsdorf.spoe.at/gedenken-anton-schlinger [Stand: 20.08.2015]