Anitta Müller-Cohen

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Daten zur Person
Personenname Müller, Anitta
Abweichende Namensform Müller-Cohen, Anitta
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 42892
GND 188052747
Wikidata
Geburtsdatum 6. Juni 1890
Geburtsort Wien
Sterbedatum 29. Juni 1962
Sterbeort Tel Aviv
Beruf Fürsorgerin, Frauenrechtlerin, Zionistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 29.04.2015 durch WIEN1.lanm09lin
Begräbnisdatum
Friedhof Tiberias
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Kriegsverdienstkreuz zweiter Klasse (Übernahme: 7. März 1918)

Müller, Anitta * 6. Juni 1890 Wien, † 29. Juni 1962 Tel Aviv Fürsorgerin, Frauenrechtlerin, Zionistin

Biographie

Anitta Müller, die Tochter von Sofie und Salomon Rosenzweig, engagierte sich bereits im Alter von 18 Jahren in der bürgerlichen Frauenbewegung im Rahmen des Allgemeinen Österreichischen Frauenvereins (AÖF). Am 7. November 1909 heiratete sie den Kaufmann Arnold Müller. Der Erste Weltkrieg brachte eine Zäsur in ihrem Leben. Zuerst arbeitete sie im Rahmen der Kriegsfürsorge, was sie angesichts des Elends der in Wien gestrandeten Flüchtlinge aus Galizien und der Bukowina aber nicht zufrieden stellte. Bereits am 1. September 1914 hatte sie mit einem Heim für Wöchnerinnen eine eigene Hilfsorganisation gegründet. Die "Soziale Arbeitsgemeinschaft Anitta Müller" dehnte ihre Initiativen und Aktivitäten immer mehr aus und errichtete weitere Einrichtungen: einen Kinderhort, Suppen- und Teeanstalten, ein Säuglings- und Mütterheim, eine Arbeitsschule für Frauen und Mädchen sowie Kinderheime und Soldatenausspeisungen. Darüber hinaus gründete sie ein Sozialarchiv und hielt Wirtschaftskurse für Frauen. Während des Krieges arbeitete sie intensiv mit der "Zentralstelle der Fürsorge für Flüchtlinge der Stadt Wien" und nach 1918 mit dem "American Jewish Joint Distribution Committee" zusammen. Anitta Müller-Cohen erreichte wegen ihres Organisationstalents und ihrer Organisationskraft große Bekanntheit. Am 7. März 1918 erhielt sie von Kaiser Karl I. das Kriegsverdienstkreuz. In den letzten Kriegsjahren entwickelte sie sich zu einer engagierten Zionistin im Umfeld von Robert Stricker, dem Obmann der bürgerlichen "Jüdischnationalen Partei". Anitta Müller saß vom 3. Dezember 1918 bis 5. Mai 1919 für die Freiheitlich-Bürgerliche Partei im provisorischen Wiener Gemeinderat und kandidierte für den Nationalrat. Der Schwerpunkt ihrer organisatorischen Tätigkeit lag nach dem Krieg in der Hilfe für geflohene jüdische Kinder und Waisen. Rund 12.000 Flüchtlinge konnte sie zu Erholungsaufenthalten ins Ausland schicken. Am 11. August 1921 wurde ihre Ehe mit Arnold Müller geschieden, am 13. Oktober 1921 heiratete sie den Kaufmann Samuel Cohen. Als Sozialexpertin erreichte sie in den 1920er Jahren große internationale Bekanntheit, war in vielen Gremien tätig, so als Vizepräsidentin des "Weltbundes jüdischer Frauen". 1934 wanderte sie mit ihrer Familie nach Palästina aus, wo sie sich ebenfalls der Sozialarbeit widmete und sich nach dem "Anschluss" für jüdische Flüchtlinge aus Österreich engagierte. Politisch unterstützte sie die "Herut"-Partei von Menachem Begin.

Literatur

Dieter J. Hecht: Zwischen Feminismus und Zionismus. Die Biografie einer Wiener Jüdin. Anitta Müller-Cohen (1890-1962). Wien: Böhlau 2008 (= L'Homme Schriften ; 15)