Am Spiegelgrund

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Erziehungsanstalt Am Spiegelgrund
Frühere Bezeichnung Städtische Jugendfürsorgeanstalt Am Spiegelgrund
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Otto Wagner
Prominente Bewohner
PageID 6121
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 30.05.2014 durch WIEN1.lanm08rig
  • 14., Baumgartner Höhe 1

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48° 12' 26.74" N, 16° 16' 42.85" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Erziehungsanstalt Am Spiegelgrund (14. Baumgartner Höhe 1). Im Bereich der im Zuge der Nationalsozialistischen-Euthanasie 1940/1941 von Patienten weitgehend entleerten Psychiatrischen Anstalt „Am Steinhof" (ab 1941 Wagner-von-Jauregg-Heil-und Pflegeanstalt der Stadt Wien) wurde am 24. Juli 1940 die "städtische Jugendfürsorgeanstalt Am Spiegelgrund" eröffnet. Diese umfasste einen zentralen Block von neun Pavillons (mit den ungeraden Nummern von 1-17) zwischen der Heil- und Pflegeanstalt auf der rechten Seite und der städtischen Lungeheilstätte Baumgartner Höhe (14. Sanatoriumsstraße 2) auf der linken Seite. Ab 5. März 1942 änderte sie ihre Bezeichnung in "Heilpädagogische Klinik der Stadt Wien Am Spiegelgrund" und ab 11. November 1942 führte sie die Bezeichnung "Wiener Städtische Erziehungsanstalt Am Spiegelgrund". Erster ärztlicher Leiter bis Ende 1941 war Dr. Erwin Jekelius. Ihm folgte Dr. Margarethe Hübsch als ärztliche Leiterin der Kinderabteilung beziehungsweise Dr. Hans Bertha als Leiter der Heil- und Pflegeanstalt bis zur Führung der "Kinderfachabteilung" 1942 als eigener Anstalt. Die pädagogische Leitung oblag Dr. Hans Krenek. Ab 16. Juni 1942 standen sieben der neun Pavillons (1, 3, 5, 7, 9, 11 und 13) der Fürsorgeabteilung des Magistrats als Dauerheim und Beobachtungsstation mit 680 Betten zur Verfügung. In den Pavillons 15 und 17 war seit 1940 die wiener "Kinderfachabteilung" des "Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" (angesiedelt in der "Kanzlei des Führers" in Berlin) untergebracht, in der die vom Nationalsozialistischen Regime 1939 angeordnete und als "Kindereuthanasie" bezeichnete Tötung von "bildungsunfähigen" Kleinkindern bis zum Alter von drei Jahren (später bis zu 16 Jahren) mittels Medikamenten und Injektionen durchgeführt wurde. Ab 11. November 1942 führte diese - dann seit 1. Juli 1942 unter der kommissarischen Leitung Dr. Ernst Illing stehende selbständige Anstalt - die Bezeichnung "Wiener städtische Nervenklinik für Kinder". Auch die in den Pavillons 17 und 18 untergebrachten „schwererziehbaren" Kinder und Jugendlichen sowie die Mädchen der in Pavillon 23 befindlichen „Arbeitsanstalt für asoziale Frauen" waren ständig von Euthanasie, Zwangssterilisierung oder medizinischen Experimenten bedroht. Als erstes übersiedelte im Juli 1940 die Schulkinderbeobachtungsstation (gegründet 1925 in der Kinderherberge am Tivoli) aus dem Zentralkinderheim (9. Lustkandlgasse) in die Pavillons 3, 5 und 9 der Fürsorgeanstalt. Die Inbetriebnahme weiterer Pavillons sollte etappenweise "nach Maßgabe der Freimachung" folgen. Von den anfangs 640 genehmigten Betten waren 40 Betten für Säuglinge bis zu einem Jahr, 60 Betten für Kleinkinder bis zu sechs Jahren, 300 Betten für Schulkinder bis zu vierzehn Jahren und 240 Betten für Jugendliche bis zu achtzehn Jahren vorgesehen. Spätestens ab Juli 1941 verfügte die Kinderabteilung auch über einen Sonderkindergarten. Die Pavillons der Erziehungsanstalt und der Nervenklinik wurden mit Genehmigung des Stadtsenates vom 18. September 1945 für ein Epidemiespital zur Verfügung gestellt. Für die Jugendfürsorge Am Spiegelgrund wurden die Pavillons 4 und 12 eingerichtet und die Anstalt unter der Bezeichnung "Erziehungsheim Am Spiegelgrund" wieder eingerichtet. Am 10. Oktober 1945 eröffnete die Knabenabteilung im Pavillon 4, Ende Jänner 1946 der Pavillon 12 für Mädchen. Bereits 1950 folgte wieder die Schließung des Heims.

Literatur

  • Alois Kaufmann: Spiegelgrund Pavillon 18. Ein Kind im NS-Erziehungsheim. 1993
  • Maren Seliger: Die Verfolgung normabweichenden Verhaltens im NS-System. Am Beispiel der Politik gegenüber „Asozialen" in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Politlwissenschaftler 1991. Festschrift: 70 Jahre Jugendamt. 1987
  • Brigitte Rigele: Kindereuthanasie in Wien 1940 - 1945. Krankengeschichten als Zeugen. Veräffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs Reihe B: Ausstellungskataloge Heft 71. Wien 2005
  • Herwig Czech: Erfassung, Selektion und Ausmerze. Das Wiener Gesundheitsamt und die Umsetzung der nationalsozialistischen "Erbgesundheitspolitik" 1938 bis 1945. Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 41. Wien 2004
  • Eberhard Gabriel, Wolfgang Neugebauer [HG.]: NS-Euthanasie in Wien. Wien Köln Weimar 2000 und 2002
  • Waltraud Häupl: Die ermordeten Kinder vom Spiegelgrund: Gedenkdokumentation für die Opfer der NS-Kindereuthanasie in Wien. Wien 2006