Am Spiegelgrund: Unterschied zwischen den Versionen

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Erziehungsanstalt Am Spiegelgrund (14). Im Bereich der im Zuge der Nationalsozialistischen-Euthanasie 1940/1941 von Patienten weitgehend entleerten Psychiatrischen Anstalt „Am Steinhof" (damals Wagner-von-Jauregg-Heil-und Pflegeanstalt der Stadt Wien) wurde in den Pavillons 15 und 17 am 24. Juli 1940 die Wiener Städtischen Nervenklinik für Kinder (ab 1942 „Heilpädagogig Klinik der Stadt Wien Am Spielgelgrund") in Betrieb genommen. In dieser unter der Leitung der Ärzte Dr. Erwin Jekelius und (ab 1. Juni 1942) Dr. Ernst Illing stehenden „Kinderfachabteilung" des „Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" (in der „Kanzlei des Führers" in Berlin) wurde die vom Nationalsozialistischen-Regime 1939 angeordnete Kindereuthanasie, also die Tötung mißgebildeter Kleinkinder bis zum Alter von drei Jahren (später bis zu 16 Jahren) durchgeführt, wobei mittels Medikamenten oder Injektionen ungefähr 500 Kinder und Jugendliche ermordet wurden. Auch die in den Pavillons 17 und 18 untergebrachten „schwererziehbaren" Kinder und Jugendlichen sowie die Mädchen der in Pavillon 23 befindlichen „Arbeitsanstalt für asoziale Frauen" waren ständig von Euthanasie, Zwangssterilisierung oder medizinischen Experimenten bedroht. Nach 1945 wurden gegen die dafür verantwortlichen Ärzte und Pfleger/innen Gerichtsverfahren durchgeführt (Dr. Illing wurde hingerichtet). Eine Sammlung von Gehirnpräparaten der damals umgekommenen Kinder und Jugendlichen befindet sich noch heute im Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien „Baumgartner Höhe". 1946-1950 wurde die Anstalt als Erziehungsanstalt weitergeführt.  
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Erziehungsanstalt Am Spiegelgrund (14). Im Bereich der im Zuge der Nationalsozialistischen-Euthanasie 1940/1941 von Patienten weitgehend entleerten Psychiatrischen Anstalt „Am Steinhof" (ab 1941 Wagner-von-Jauregg-Heil-und Pflegeanstalt der Stadt Wien) wurde in den Pavillons 15 und 17 am 24. Juli 1940 die Wiener Städtischen Nervenklinik für Kinder (ab 1942 „Heilpädagogig Klinik der Stadt Wien Am Spielgelgrund") in Betrieb genommen. In dieser unter der Leitung der Ärzte Dr. Erwin Jekelius und (ab 1. Juni 1942) Dr. Ernst Illing stehenden „Kinderfachabteilung" des „Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" (in der „Kanzlei des Führers" in Berlin) wurde die vom Nationalsozialistischen-Regime 1939 angeordnete Kindereuthanasie, also die Tötung mißgebildeter Kleinkinder bis zum Alter von drei Jahren (später bis zu 16 Jahren) durchgeführt, wobei mittels Medikamenten oder Injektionen ungefähr 500 Kinder und Jugendliche ermordet wurden. Auch die in den Pavillons 17 und 18 untergebrachten „schwererziehbaren" Kinder und Jugendlichen sowie die Mädchen der in Pavillon 23 befindlichen „Arbeitsanstalt für asoziale Frauen" waren ständig von Euthanasie, Zwangssterilisierung oder medizinischen Experimenten bedroht. Nach 1945 wurden gegen die dafür verantwortlichen Ärzte und Pfleger/innen Gerichtsverfahren durchgeführt (Dr. Illing wurde hingerichtet). Eine Sammlung von Gehirnpräparaten der damals umgekommenen Kinder und Jugendlichen befindet sich noch heute im Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien „Baumgartner Höhe". 1946-1950 wurde die Anstalt als Erziehungsanstalt weitergeführt.  
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
 
*Alois Kaufmann: Spiegelgrund Pavillon 18. Ein Kind im NS-Erziehungsheim. 1993
 
*Alois Kaufmann: Spiegelgrund Pavillon 18. Ein Kind im NS-Erziehungsheim. 1993
 
*Mären Seliger: Die Verfolgung normabweichenden Verhaltens im NS-System. Am Beispiel der Politik gegenüber „Asozialen" in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Politlwissenschaftler 1991. Festschrift: 70 Jahre Jugendamt. 1987
 
*Mären Seliger: Die Verfolgung normabweichenden Verhaltens im NS-System. Am Beispiel der Politik gegenüber „Asozialen" in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Politlwissenschaftler 1991. Festschrift: 70 Jahre Jugendamt. 1987

Version vom 22. Mai 2014, 15:49 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 6121
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 22.05.2014 durch WIEN1.lanm08rig
  • 14., Baumgartner Höhe 1

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48° 12' 26.74" N, 16° 16' 42.85" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Erziehungsanstalt Am Spiegelgrund (14). Im Bereich der im Zuge der Nationalsozialistischen-Euthanasie 1940/1941 von Patienten weitgehend entleerten Psychiatrischen Anstalt „Am Steinhof" (ab 1941 Wagner-von-Jauregg-Heil-und Pflegeanstalt der Stadt Wien) wurde in den Pavillons 15 und 17 am 24. Juli 1940 die Wiener Städtischen Nervenklinik für Kinder (ab 1942 „Heilpädagogig Klinik der Stadt Wien Am Spielgelgrund") in Betrieb genommen. In dieser unter der Leitung der Ärzte Dr. Erwin Jekelius und (ab 1. Juni 1942) Dr. Ernst Illing stehenden „Kinderfachabteilung" des „Reichsausschusses zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden" (in der „Kanzlei des Führers" in Berlin) wurde die vom Nationalsozialistischen-Regime 1939 angeordnete Kindereuthanasie, also die Tötung mißgebildeter Kleinkinder bis zum Alter von drei Jahren (später bis zu 16 Jahren) durchgeführt, wobei mittels Medikamenten oder Injektionen ungefähr 500 Kinder und Jugendliche ermordet wurden. Auch die in den Pavillons 17 und 18 untergebrachten „schwererziehbaren" Kinder und Jugendlichen sowie die Mädchen der in Pavillon 23 befindlichen „Arbeitsanstalt für asoziale Frauen" waren ständig von Euthanasie, Zwangssterilisierung oder medizinischen Experimenten bedroht. Nach 1945 wurden gegen die dafür verantwortlichen Ärzte und Pfleger/innen Gerichtsverfahren durchgeführt (Dr. Illing wurde hingerichtet). Eine Sammlung von Gehirnpräparaten der damals umgekommenen Kinder und Jugendlichen befindet sich noch heute im Psychiatrischen Krankenhaus der Stadt Wien „Baumgartner Höhe". 1946-1950 wurde die Anstalt als Erziehungsanstalt weitergeführt.

Literatur

  • Alois Kaufmann: Spiegelgrund Pavillon 18. Ein Kind im NS-Erziehungsheim. 1993
  • Mären Seliger: Die Verfolgung normabweichenden Verhaltens im NS-System. Am Beispiel der Politik gegenüber „Asozialen" in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Politlwissenschaftler 1991. Festschrift: 70 Jahre Jugendamt. 1987