Aloys von und zu Liechtenstein: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Liechtenstein Aloys Prinz von und zu, * 18. November 1846 Wien, † 25. März 1920 Wien 2, Valeriestraße (Böcklinstraße) 39 (Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 32A, Nummer 54), Politiker. Schlug nach dem Jusstudium 1868 die militärische Laufbahn ein, wechselte jedoch 1869-1873 in den diplomatischen Dienst (München 1870, London 1871, Berlin 1872). Ab 1875 trat er (mit [[Karl Freiherr von Vogelsang]]) als Programmatiker der katholischen Volksbewegung in den Vordergrund und setzte sich 1880 auf dem deutsch-konservativen Parteitag in Linz für einen Zusammenschluß der Rechtsparteien im Reichsrat ein („Eiserner Ring"; Liechtenstein war 1879-1889 [Steiermark] und 1891-1911 [Wien] Reichsratsabgeordneter); 1881 gründete er mit seinem Bruder Alfred den „Liechtensteinklub" (ein christlich orientierter Zentrumsklub). Wohl lehnte er ein Zusammengehen mit den Sozialdemokraten ab (das von diesen ab 1879 angestrebt wurde), doch hielt er Kontakte aufrecht; dies führte zu Kampagnen der Liberalen gegen ihn, die 1883 ihren Höhepunkt erreichten („Roter Prinz"). Er unterstützte Gesetze zugunsten des Arbeiterstands, suchte 1888 Verbindung zu [[Karl Lueger]] und den antisemitischen „Vereinigten Christen" und war einer der Mitbegründer der [[Christlichsoziale Partei|Christlichsozialen Partei]], für die er 1891 im Vorortwahlkreis Ottakring-Hernals neuerlich mit Erfolg für den Reichsrat kandidierte. Gemeinsam mit Lueger und [[Geßmann]] gelang es ihm, die liberale Dominanz in der Stadtverwaltung zu brechen. 1896-1914 war Liechtenstein auch Mitglied des Niederösterreichischen Landtags (1906-1918 Landmarschall) und 1912-1918 Mitglied des Herrenhauses. Nach Luegers Tod (1910) übernahm er die Leitung der Partei, verlor jedoch bei den Wahlen 1911 sein Wiener Mandat. 1918 schied er aus der Politik aus. Liechtenstein gehörte zu den Hauptförderern der Vereinigung der christlichen Parteien Österreichs. Er besaß (ab 1890) das Haus 7, Döblergasse 6. Ehrenbürger der Stadt Wien (23. Jänner 1906). | + | Liechtenstein Aloys Prinz von und zu, * 18. November 1846 Wien, † 25. März 1920 Wien 2, Valeriestraße (Böcklinstraße) 39 (Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 32A, Nummer 54), Politiker. Schlug nach dem Jusstudium 1868 die militärische Laufbahn ein, wechselte jedoch 1869-1873 in den diplomatischen Dienst (München 1870, London 1871, Berlin 1872). Ab 1875 trat er (mit [[Karl Vogelsang|Karl Freiherr von Vogelsang]]) als Programmatiker der katholischen Volksbewegung in den Vordergrund und setzte sich 1880 auf dem deutsch-konservativen Parteitag in Linz für einen Zusammenschluß der Rechtsparteien im Reichsrat ein („Eiserner Ring"; Liechtenstein war 1879-1889 [Steiermark] und 1891-1911 [Wien] Reichsratsabgeordneter); 1881 gründete er mit seinem Bruder Alfred den „Liechtensteinklub" (ein christlich orientierter Zentrumsklub). Wohl lehnte er ein Zusammengehen mit den Sozialdemokraten ab (das von diesen ab 1879 angestrebt wurde), doch hielt er Kontakte aufrecht; dies führte zu Kampagnen der Liberalen gegen ihn, die 1883 ihren Höhepunkt erreichten („Roter Prinz"). Er unterstützte Gesetze zugunsten des Arbeiterstands, suchte 1888 Verbindung zu [[Karl Lueger]] und den antisemitischen „Vereinigten Christen" und war einer der Mitbegründer der [[Christlichsoziale Partei|Christlichsozialen Partei]], für die er 1891 im Vorortwahlkreis Ottakring-Hernals neuerlich mit Erfolg für den Reichsrat kandidierte. Gemeinsam mit Lueger und [[Albert Geßmann|Geßmann]] gelang es ihm, die liberale Dominanz in der Stadtverwaltung zu brechen. 1896-1914 war Liechtenstein auch Mitglied des Niederösterreichischen Landtags (1906-1918 Landmarschall) und 1912-1918 Mitglied des Herrenhauses. Nach Luegers Tod (1910) übernahm er die Leitung der Partei, verlor jedoch bei den Wahlen 1911 sein Wiener Mandat. 1918 schied er aus der Politik aus. Liechtenstein gehörte zu den Hauptförderern der Vereinigung der christlichen Parteien Österreichs. Er besaß (ab 1890) das Haus 7, Döblergasse 6. Ehrenbürger der Stadt Wien (23. Jänner 1906). |
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Version vom 9. September 2013, 12:20 Uhr
Liechtenstein Aloys Prinz von und zu, * 18. November 1846 Wien, † 25. März 1920 Wien 2, Valeriestraße (Böcklinstraße) 39 (Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 32A, Nummer 54), Politiker. Schlug nach dem Jusstudium 1868 die militärische Laufbahn ein, wechselte jedoch 1869-1873 in den diplomatischen Dienst (München 1870, London 1871, Berlin 1872). Ab 1875 trat er (mit Karl Freiherr von Vogelsang) als Programmatiker der katholischen Volksbewegung in den Vordergrund und setzte sich 1880 auf dem deutsch-konservativen Parteitag in Linz für einen Zusammenschluß der Rechtsparteien im Reichsrat ein („Eiserner Ring"; Liechtenstein war 1879-1889 [Steiermark] und 1891-1911 [Wien] Reichsratsabgeordneter); 1881 gründete er mit seinem Bruder Alfred den „Liechtensteinklub" (ein christlich orientierter Zentrumsklub). Wohl lehnte er ein Zusammengehen mit den Sozialdemokraten ab (das von diesen ab 1879 angestrebt wurde), doch hielt er Kontakte aufrecht; dies führte zu Kampagnen der Liberalen gegen ihn, die 1883 ihren Höhepunkt erreichten („Roter Prinz"). Er unterstützte Gesetze zugunsten des Arbeiterstands, suchte 1888 Verbindung zu Karl Lueger und den antisemitischen „Vereinigten Christen" und war einer der Mitbegründer der Christlichsozialen Partei, für die er 1891 im Vorortwahlkreis Ottakring-Hernals neuerlich mit Erfolg für den Reichsrat kandidierte. Gemeinsam mit Lueger und Geßmann gelang es ihm, die liberale Dominanz in der Stadtverwaltung zu brechen. 1896-1914 war Liechtenstein auch Mitglied des Niederösterreichischen Landtags (1906-1918 Landmarschall) und 1912-1918 Mitglied des Herrenhauses. Nach Luegers Tod (1910) übernahm er die Leitung der Partei, verlor jedoch bei den Wahlen 1911 sein Wiener Mandat. 1918 schied er aus der Politik aus. Liechtenstein gehörte zu den Hauptförderern der Vereinigung der christlichen Parteien Österreichs. Er besaß (ab 1890) das Haus 7, Döblergasse 6. Ehrenbürger der Stadt Wien (23. Jänner 1906).
Literatur
- Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. München: A. Francke 1973-1975
- Neue deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Berlin: Duncker & Humblot 1953 - lfd. Band 2
- Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 14
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd. (Werk- und Literaturverzeichnis)
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 66
- Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 44 f.
- Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 104