Alma Rosé: Unterschied zwischen den Versionen

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Alma Rosé * 3. November 1906 in Wien, †5. April 1944 in Auschwitz, österreichische Violinistin.
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Alma Rosé * 3. November 1906 Wien, † 5. April 1944 Auschwitz, Violinistin.
  
 
==Biografie==
 
==Biografie==
  
Alma stammt aus einer bekannten jüdischen Musikerfamilie. Ihr Vater, [[Arnold Rosé]], war der erste Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, der Wiener Hofoper und des Rosé-Quartetts und ihr Onkel war der bekannte Komponist [[Gustav Mahler]].  
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Alma Rosé stammt aus einer bekannten Musikerfamilie. Ihr Vater [[Arnold Rosé]] (1863-1946) war Geiger und Erster Konzertmeister der [[Wiener Philharmoniker]], der [[Hofoper|Wiener Hofoper]] und des Rosé-Quartetts. Ihre Mutter Justine (1868-1938) war eine Schwester [[Gustav Mahler|Gustav Mahlers]]. [[Alma Mahler-Werfel]] war ihre Taufpatin. Arnold Rosé war 1891 und Justine 1902 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten.
Schon sehr früh begann sie mit dem Geige spielen und hatte 1922 im Kurhaus von Bad Ischl ihr erstes Debüt. Ihr erster Auftritt in Wien fand 1926 statt - allerdings mit wenig Erfolg -, bei dem sie mit ihrem Vater das Doppelkonzert von Bach spielte. Als einzige bekannte Tonaufnahme gilt eine spätere Aufnahme eben dieses Konzertes. Erst nach einiger Zeit wurde sie nicht mehr mit ihrem Vater verglichen, sondern startete eine erfolgreiche Karriere als Solistin. Am Ende der 20er lernte sie den Geiger Váša Příhoda kennen, den sie später heiratete, von dem sie sich aber 1936 wieder scheiden ließ. Während ihrer Ehe reiste sie viel, allerdings zog es sie immer wieder nach Wien zurück. Dort gründete sie die “Wiener Walzermädeln”, das 1933 das erste mal in Wien spielte und als eines von insgesamt 3 Frauen-Tourneeorchestern europaweit auftrat. 
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Als 1934/35 langsam klar wurde, dass der Nationalsozialismus immer bedeutsamer wurde, ließ sie sich dennoch nicht aufhalten und spielte bis zum "Anschluss" im Jahr 1938 regelmäßig mit ihrem Tourneeorchester in ganz Europa. Danach wurde ihre gesamte Familie schlagartig arbeitslos, weil alle Musik von Künstlern, die jüdischen Ursprungs waren, verboten wurde. Nach dem Tod von Almas Mutter gelang es ihrem Bruder nach Amerika zu fliehen, während sie selbst - zusammen mit ihrem Vater - nach Engaland reiste. Dort gründeten sie das Rosé-Quartett, das bereits ab Ende 1939 die ersten Engagements erhielt. Da Alma jedoch keine Arbeitserlaubnis dafür erhielt, als Solistin auftreten zu dürfen und sie einen Auftrag aus Den Haag erhielt, reiste sie in die Niederlande. Obwohl sie nach 5 Monaten wieder zurück reisen hätte können, blieb sie und wurde sehr erfolgreich. Als sie sich doch dazu beschloss wieder zurück nach Engaland zu gehen, wurden die Niederlande von den deutschen Besatzungstruppen besetzt und sie konnte nicht mehr weg. Also hielt sie sich einige Zeit durch Hauskonzerte finanziell über Wasser. Sie ging außerdem eine Scheinehe mit dem Medizinstudenten Constant August van Leeuwen Boonkamp ein, weil sie dachte, so ihre Sicherheit zu gewährleisten. Dennoch wurde sie 1942 verhaftet und konnte nur mit Hilfe ihrer Freundin - und Widerstandskämpferin - Marie Anne Tellegen wieder frei kommen. Sie fasste bald den Entschluss, nicht unterzutauchen, sondern einen weiteren Fluchtversuch zu unternehmen, um in die Schweiz zu gelangen. Im Dezember 1942 machte sie sich auf den Weg, wurde aber in Frankreich aufgegriffen und im Jänner 1943 ins Internierungslager in Drancy gebracht, von dem aus sie im Juli nach Auschwitz gebracht wurde. Dort kam sie in einen Block, wo Experimente an Menschen durchgeführt wurden, konnte aber das schlimmste - dank ihrem musikalischen Talent - verhindern und konnte die Leitung des Frauenorchesters in Birkenau übernehmen, das später bis zu 50 Frauen umfasste und einen eigenen Block zugeteilt bekam.
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Auf der Violine wurde Alma Rosé von ihrem Vater ausgebildet. Gemeinsam mit ihm gab sie am 16. Dezember 1926 ihr Wiener Debüt im Großen Musikvereinssaal als Solistin im Doppelkonzert für zwei Violinen (d-Moll BWV 1043) von Johann Sebastian Bach. Als einzige bekannte Tonaufnahme gilt eine spätere Aufnahme eben dieses Konzerts. Die folgenden Jahre waren von Konzertreisen als Instrumentalsolistin geprägt.
Anders als viele andere Frauen, starb Alma an einem natürlichen Tod in Auschwitz.
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1930 heiratete sie in Wien den tschechischen Star-Geiger [[Váša Příhoda]] (1900-1960). Trauzeugen waren Arnold Rosé und der Schriftsteller [[Franz Werfel]]. Alma Rosé setzte auch danach ihre Konzertreisen – gelegentlich auch gemeinsam mit ihrem Mann – fort, wobei sie immer wieder nach Wien zurückkehrte. Hier gründete sie 1932 die neun- bis fünfzehnköpfige Damenformation "Wiener Walzermädeln", die bereits 1933 auf eine große Europatournee ging. Das Repertoire umfasste Walzer, Operetten- und Salonmusik. 1935 ließen sich Alma Rosé und Váša Příhoda scheiden.
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Nach dem sogenannten Anschluss wurden die "Wiener Walzermädeln" aufgelöst. 1939 gelang Alma und Arnold Rosé die Flucht nach England. Dort konnte Alma mit ihrem Vater das Rosé-Quartett wiederbeleben, das bereits ab Ende 1939 die ersten Engagements erhielt. Da Alma jedoch keine Arbeitserlaubnis als Solistin aufzutreten erhielt und ein Angebot aus Den Haag bekam, reiste sie in die Niederlande. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen hielt sie sich einige Zeit durch Hauskonzerte finanziell über Wasser. Sie ging außerdem eine Scheinehe mit dem Medizinstudenten Constant August van Leeuwen Boomkamp ein. Dennoch wurde sie 1942 verhaftet und konnte nur mit Hilfe ihres Mannes und ihrer Freundin, der Widerstandskämpferin Marie Anne Tellegen, wieder frei kommen. Sie versuchte, über Frankreich in die Schweiz zu flüchten, wurde jedoch in Dijon von der deutschen Besatzungspolizei aufgegriffen und im Juli 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Lager wurde ihr die Leitung eines Frauenorchesters übertragen, des sogenannten „Mädchenorchesters“ von Auschwitz. Obwohl nur die wenigsten Mitglieder professionelle Musikerinnen gewesen waren, konnte sie einen Klangkörper formen, dem selbst die NS-Schergen Respekt zollten. Alma Rosé starb am 5. April 1944 im Konzentrationslager. Um die Todesursache ranken sich verschiedene Spekulationen, sehr wahrscheinlich ist eine Lebensmittelvergiftung nach dem Genuss verdorbener Konserven.
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1969 wurde die [[Alma-Rosé-Gasse]] in Wien-[[Favoriten]] (10. Bezirk) nach ihr benannt. In Wien-[[Floridsdorf]] (21. Bezirk) wurde im April 2020 der [[Alma-Rosé-Park]] eröffnet.
  
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
  
* [http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/alma-rose/ FemBio: Alma Rosé]
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*Michaela Raggam-Blesch / Monika Sommer / Heidemarie Uhl (Hg.): Nur die Geigen sind geblieben. Alma & Arnold Rosé. Wien: Haus der Geschichte 2019
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*Richard Newman: Alma Rosé. Wien 1906 - Auschwitz 1944. Bonn: Weidle 2003
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*[https://www.lexm.uni-hamburg.de/object/lexm_lexmperson_00001140 Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit: Alma Rosé]
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Alma Rosé im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,122169018 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
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== Weblinks ==
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*FemBio: [http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/alma-rose/ Alma Rosé] [Stand: 04.03.2022]
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*Wikipedia: [https://de.wikipedia.org/wiki/Alma_Ros%C3%A9 Alma Rosé] [Stand: 04.03.2022]

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2023, 13:07 Uhr

Alma Rosé
Daten zur Person
Personenname Rosé, Alma
Abweichende Namensform Příhoda-Rosé, Alma
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 50435
GND 122169018
Wikidata Q78905
Geburtsdatum 3. November 1906
Geburtsort Wien
Sterbedatum 5. April 1944
Sterbeort Auschwitz
Beruf Violinistin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname AlmaRose.jpg
Bildunterschrift Alma Rosé

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Alma Rosé * 3. November 1906 Wien, † 5. April 1944 Auschwitz, Violinistin.

Biografie

Alma Rosé stammt aus einer bekannten Musikerfamilie. Ihr Vater Arnold Rosé (1863-1946) war Geiger und Erster Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, der Wiener Hofoper und des Rosé-Quartetts. Ihre Mutter Justine (1868-1938) war eine Schwester Gustav Mahlers. Alma Mahler-Werfel war ihre Taufpatin. Arnold Rosé war 1891 und Justine 1902 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten.

Auf der Violine wurde Alma Rosé von ihrem Vater ausgebildet. Gemeinsam mit ihm gab sie am 16. Dezember 1926 ihr Wiener Debüt im Großen Musikvereinssaal als Solistin im Doppelkonzert für zwei Violinen (d-Moll BWV 1043) von Johann Sebastian Bach. Als einzige bekannte Tonaufnahme gilt eine spätere Aufnahme eben dieses Konzerts. Die folgenden Jahre waren von Konzertreisen als Instrumentalsolistin geprägt.

1930 heiratete sie in Wien den tschechischen Star-Geiger Váša Příhoda (1900-1960). Trauzeugen waren Arnold Rosé und der Schriftsteller Franz Werfel. Alma Rosé setzte auch danach ihre Konzertreisen – gelegentlich auch gemeinsam mit ihrem Mann – fort, wobei sie immer wieder nach Wien zurückkehrte. Hier gründete sie 1932 die neun- bis fünfzehnköpfige Damenformation "Wiener Walzermädeln", die bereits 1933 auf eine große Europatournee ging. Das Repertoire umfasste Walzer, Operetten- und Salonmusik. 1935 ließen sich Alma Rosé und Váša Příhoda scheiden.

Nach dem sogenannten Anschluss wurden die "Wiener Walzermädeln" aufgelöst. 1939 gelang Alma und Arnold Rosé die Flucht nach England. Dort konnte Alma mit ihrem Vater das Rosé-Quartett wiederbeleben, das bereits ab Ende 1939 die ersten Engagements erhielt. Da Alma jedoch keine Arbeitserlaubnis als Solistin aufzutreten erhielt und ein Angebot aus Den Haag bekam, reiste sie in die Niederlande. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen hielt sie sich einige Zeit durch Hauskonzerte finanziell über Wasser. Sie ging außerdem eine Scheinehe mit dem Medizinstudenten Constant August van Leeuwen Boomkamp ein. Dennoch wurde sie 1942 verhaftet und konnte nur mit Hilfe ihres Mannes und ihrer Freundin, der Widerstandskämpferin Marie Anne Tellegen, wieder frei kommen. Sie versuchte, über Frankreich in die Schweiz zu flüchten, wurde jedoch in Dijon von der deutschen Besatzungspolizei aufgegriffen und im Juli 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Lager wurde ihr die Leitung eines Frauenorchesters übertragen, des sogenannten „Mädchenorchesters“ von Auschwitz. Obwohl nur die wenigsten Mitglieder professionelle Musikerinnen gewesen waren, konnte sie einen Klangkörper formen, dem selbst die NS-Schergen Respekt zollten. Alma Rosé starb am 5. April 1944 im Konzentrationslager. Um die Todesursache ranken sich verschiedene Spekulationen, sehr wahrscheinlich ist eine Lebensmittelvergiftung nach dem Genuss verdorbener Konserven.

1969 wurde die Alma-Rosé-Gasse in Wien-Favoriten (10. Bezirk) nach ihr benannt. In Wien-Floridsdorf (21. Bezirk) wurde im April 2020 der Alma-Rosé-Park eröffnet.


Literatur


Alma Rosé im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks