Alice Friedmann
Alice Friedmann, *17. März 1897 Wien, † Juni 1980 New York, Individualpsychologin, Psychotherapeutin.
Biografie
Nach ihrer Matura im Jahr 1913 studierte Alice Friedmann Zoologie an der philosophischen Fakultät der Universität Wien, wo sie 1922 promovierte. Anschließend arbeitete sie als Individualpsychologin in Wien und war an verschiedenen Institutionen (zum Beispiel im "Verein arbeitender Frauen", an der Volkshochschule Wien-Ottakring und der Urania sowie in der "Wiener pädagogische Arbeitergemeinschaft") tätig, wo sie Vorträge hielt und an Diskussionen teilnahm. Ihr besonderes Interesse galt Erziehungsfragen.
Zusammen mit Stefanie Horowitz eröffnete sie 1924 ein Heim für schwererziehbare Kinder und Jugendliche, die nach der individualpsychologischen Behandlung wieder in ihre − ebenfalls therapierte − Familie zurückkehren durften. 1929 war sie an der Gründung eines Fortbildungskurses für Erzieherinnen und Erzieher beteiligt, der den Fokus auf Schwererziehbarkeit legte, und führte diesen bis 1937 weiter.
1932 eröffnete Alice Friedmann einen Kindergarten und einen Nachmittagshort. In den 1930er Jahren veranstaltete sie außerdem individualpsychologische Kinderlager ("Ferienheime").
Obwohl sie selbst keine Ärztin war, wurde sie Mitglied in der "Arbeitsgemeinschaft individualpsychologischer Ärzte", wo sie vor allem über medizinisch-psychologische Themen diskutierte.
1938 emigrierte Alice Friedmann − aufgrund ihrer jüdischen Abstammung − nach England, wo sie als Psychologin arbeitete. 1940 reiste sie weiter nach New York und eröffnete ihre eigene Praxis. Außerdem wurde sie Chefpsychologin im Lebanon Hospital, arbeitete als Einzel- und Gruppentherapeutin im Women's House of Detension, war als Psychologin in der Veterans Administration und als Mitarbeiterin im Diagnostic Center in New Jersey tätig.
Später wurde sie "Principle Psychologist" und arbeitete am State Hospital in Greystone Park.
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 919-920.
- Brigitta Keintzel / Ilse Korotin [Hg.]: Wissenschaftlerinnen in und aus Österreich. Leben − Werk − Wirken. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2002, S.205-208.