Alfred Hermann Fried: Unterschied zwischen den Versionen

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Alfred Hermann Fried, * 11. November 1864 Wien, † 4. Mai 1921 Wien, Schriftsteller, Pazifist,.
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Alfred Hermann Fried, * 11. November 1864 Wien, † 4. Mai 1921 Wien, Schriftsteller, Pazifist.
  
 
==Biografie==
 
==Biografie==
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Alfred Hermann Fried wurde am 11. November 1864 in Wien in eine jüdische Familie geboren. Er war das älteste von neun Kindern des Huthändlers Samuel Fried und dessen Frau Berta. Nach dem Abschluss seiner Buchhändlerlehre war er in Hamburg und Berlin tätig und versuchte sich vorübergehend auch als Verleger.
  
Alfred Hermann Fried wurde am 11. November 1864 in Wien in eine jüdische Familie geboren. Alfred Fried war das älteste Kind der neun Kinder des Huthändlers Samule Fried und dessen Frau Berta.
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Durch einen Zeitungsartikel wurde er 1891 auf [[Bertha von Suttner]] und die Friedensbewegung aufmerksam. Fried suchte die Bekanntschaft mit dem Ehepaar Suttner und regte die gemeinsame Redaktion einer dem Frieden gewidmeten Zeitschrift an. Diese erschien von 1892 bis 1899 unter dem Titel "[[Die Waffen nieder]]". [[Bertha von Suttner]] war Herausgeberin, Alfred Herman Fried Chefredakteur. Ab 1899 gab er die "[[Die Friedens-Warte|Friedens-Warte]]" heraus. Fried schrieb auch häufig in anderen deutschen und österreichischen Blättern. Da er in Berlin immer weniger Möglichkeiten vorfand, seine Ideen umzusetzen, kehrte er 1903 in seine Geburtsstadt zurück und wurde zum engsten Mitarbeiter Bertha von Suttners. Bald schon erkannte Fried, dass die Arbeiterbewegung internationalistisch und damit pazifistisch ist und dass Demokratie die Gesellschaftsform der Zukunft sein müsse.  
  
Zunächst war er Buchhändler, dann Journalist. Als 18-jähriger wanderte er nach Berlin aus. Er suchte die Bekanntschaft mit dem Ehepaar Suttner und regte die gemeinsame Redaktion einer dem Frieden gewidmeten Zeitschrift an. Diese erschien von 1892 bis 1899 unter dem Titel "[[Die Waffen nieder]]". [[Bertha von Suttner]] war Herausgeberin, Alfred Herman Fried Chefredakteur. Seit 1899 gab er die "[[Die Friedens-Warte|Friedens-Warte]]" heraus. Fried schrieb auch häufig in anderen deutschen und österreichischen Blättern. Da er in Berlin immer weniger Möglichkeiten vorfand, seine Ideen umzusetzen, kehrte er 1903 in seine Geburtsstadt zurück und wurde zum engsten Mitarbeiter Bertha von Suttners. Bald schon erkannte Fried, dass die Arbeiterbewegung internationalistisch und damit friedensschaffend ist und dass Demokratie die Gesellschaftsform der Zukunft sein müsse. Er erarbeitete mit dem "rationalen Pazifismus" eine theoretische Grundlage für Friedensorganisationen. Die damals formulierten Gedanken wirkten bis in die Gründung des Völkerbundes und der EU hinein. Seit 1903 war er Mitglied des internationalen Friedensinstitutes, seit 1907 gehörte der Freimaurerloge "Sokrates" in Wien an. Fried engagierte sich in der Esperatobewegung und veröffentlichte selbst ein Esperanto-Lehrbuch.
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Frieds Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen der Friedensbewegung fand in den Publikationen "Die Grundlagen  des  revolutionären  Pazifismus" (1908) und "Die Grundlagen des ursächlichen Pazifismus" (1916) ihren Niederschlag. Die damals formulierten Gedanken wirkten bis in die Gründung des Völkerbundes und der EU hinein. Seit 1903 war Alfred Hermann Fried Mitglied des internationalen Friedensinstitutes, seit 1907 gehörte er der Freimaurerloge "Sokrates" in Wien an. Weiters engagierte er sich in der Esperatobewegung und veröffentlichte ein Esperanto-Lehrbuch.
  
Für seine Forschungsarbeiten und seine praktische Friedenstätigkeit erhielt Fried 1911 den Friedensnobelpreis (gemeinsam mit dem Niederländer Tobias Asser) und wurde zum führenden Publizisten der Friedensbewegung im deutschsprachigen Raum. Wegen seiner pazifistischen Haltung wurde er im Ersten Weltkrieg als Hochverräter behandelt und musste in die Schweiz emigrieren. Seine Schriften wurden verboten. Unmittelbar nach dem Krieg organisierte er internationale Hilfe für Kriegswaisen und Kriegerwitwen. Wegen seiner Kritik an den Friedensverträgen sowie an der Deutschlandpolitik und an rechtsgerichteten Persönlichkeiten durfte er sich nicht in München niederlassen und musste die Stadt fluchtartig verlassen. Er kehrte nach Wien zurück. Seinen Lebensabend verbrachte er in großer Armut. Alfred Hermann Fried starb am 4.Mai 1921 in Wien.
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Für seine Forschungsarbeiten und seine praktische Friedenstätigkeit erhielt Fried 1911 den Friedensnobelpreis (gemeinsam mit dem Niederländer Tobias Asser) und wurde zum führenden Publizisten der Friedensbewegung im deutschsprachigen Raum. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] lebte er im Schweizer Exil und engagierte sich hier für die Friedensbewegung. Seine Schriften wurden verboten. Unmittelbar nach dem Krieg organisierte er internationale Hilfe für Kriegswaisen und Kriegerwitwen. Nach Kriegsende versuchte er, sich in München niederzulassen. Wegen seiner Kritik an den Friedensverträgen sowie an der Deutschlandpolitik und an rechtsgerichteten Persönlichkeiten war das nicht möglich. Er musste die Stadt fluchtartig verlassen und kehrte nach Wien zurück. Alfred Hermann Fried starb am 4. Mai 1921 in Wien.
  
Nach dem Friedensaktivisten wurde 1949 die [[Friedstraße]] benannt. Am 25. Mai 2011 wurde in Wien-[[Alsergrund]] eine Gedenktafel für Alfred Hermann Fried enthüllt. Die feierliche Enthüllung wurde von Burgschauspieler [[Klaus Maria Brandauer]] vorgenommen.  
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Nach dem Friedensaktivisten wurde 1949 die [[Friedstraße]] benannt. Am 25. Mai 2011 wurde in Wien-[[Alsergrund]] eine Gedenktafel für Alfred Hermann Fried angebracht. Die feierliche Enthüllung wurde von Burgschauspieler [[Klaus Maria Brandauer]] vorgenommen.  
  
 
==Werke (Auswahl)==
 
==Werke (Auswahl)==
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*Alfred Hermann Fried: Die Haager Conferenz. Ihre Bedeutung und ihre Ergebnisse. Berlin: H. Bermühler 1900
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*Alfred Hermann Fried: Unter der weissen Fahne! Aus der Mappe eines Friedensjournalisten. Berlin: H. Walther 1901
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*Alfred Hermann Fried: Lehrbuch der internationalen Hilfssprache "Esperanto". Mit Wörterbuch in Esperanto-Deutsch und Deutsch-Esperanto. Berlin: Esperanto Verlag 1903
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*Alfred Hermann Fried: Handbuch der Friedensbewegung. Wien: Selbstverlag 1905
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*Alfred Hermann Fried: Die zweite Haager Conferenz. Ihre Arbeiten, ihre Ergebnisse und ihre Bedeutung. Leipzig: B. Elischer 1907
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*Alfred Hermann Fried: Das internationale Leben der Gegenwart. Leipzig: B.G. Teubner 1908 (Aus Natur und Geisteswelt, 226)
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*Alfred Hermann Fried: Die moderne Friedensbewegung in Deutschland und Frankreich. Leipzig: F. Dietrich 1908, S. 16  (Sammlung von Broschüren für und gegen den Krieg, 32)
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*Alfred Hermann Fried: Der Kaiser und der Weltfrieden. Berlin: Maritina Verlag 1910
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*Alfred Hermann Fried: Kurze Aufklärungen über Wesen und Ziel des Pazifismus. Berlin: Verlag der Friedens-Warte 1914
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*Alfred Hermann Fried: Europäische Wiederherstellung. Zürich: O. Füssli 1915
  
*Alfred Hermann Fried: Die Haager Conferenz : ihre Bedeutung und ihre Ergebnisse. Berlin : H. Bermühler, 1900.
 
*Fried, Alfred Hermann: Unter der weissen Fahne! : Aus der Mappe eines Friedensjournal. Berlin : H. Walther, 1901.
 
*Alfred Hermann Fried: Lehrbuch der internationalen Hilfssprache "Esperanto" : Mit Wörterbuch in Esperanto-Deutsch und Deutsch-Esperanto. Berlin : Esperanto Verlag, 1903.
 
*Alfred Hermann Fried: Handbuch der Friedensbewegung. Wien : Selbstverlag 1905.
 
*Alfred Hermann Fried: Die zweite Haager Conferenz ihre Arbeiten, ihr Ergebnisse und ihre Bedeutung. Leipzig : B. Elischer 1907.
 
*Alfred Hermann Fried: Das internationale Leben der Gegenwart. Leipzig : B.G. Teubner 1908. (Aus Natur und Geisteswelt ; 226)
 
*Alfred Hermann Fried: Die moderne Friedensbewegung in Deutschland und Frankreich. Leipzig: F. Dietrich 1908, S. 16  (Sammlung von Broschüren für und gegen den Krieg ; 32)
 
*Alfred Hermann Fried: Der Kaiser und der Weltfrieden. Berli : Maritina Verlag 1910.
 
* Alfred Hermann Fried: Kurze Aufklärungen über Wesen und Ziel des Pazifismus. Berlin : Verlag der Friedens-Warte 1914.
 
*Alfred Hermann Fried: Europäische Wiederherstellung. Zürich: O. Füssli 1915.
 
 
==Quellen==
 
==Quellen==
*[https://www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml?id=Akt+++++5e1b24ee-629b-4e8a-9fd3-b1c93e20a64aVERA#Akt_____5e1b24ee-629b-4e8a-9fd3-b1c93e20a64aVERA Meldezettel (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)]  
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Stueck++5bb3bd2d-909e-42d5-8234-3b99ae39e28fVERA#Stueck__5bb3bd2d-909e-42d5-8234-3b99ae39e28fVERA Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, B1.52: Alfred Fried, verstorben 4.5.1921]
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*[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++5e1b24ee-629b-4e8a-9fd3-b1c93e20a64aVERA#Akt_____5e1b24ee-629b-4e8a-9fd3-b1c93e20a64aVERA Meldezettel (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)]  
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
*Petra Schönemann-Behrens: Alfred H. Fried. Friedensaktivist - Nobelpreisträger. Zürich: Römerhof-Verlag 2011
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*Petra Schönemann-Behrens: Alfred H. Fried. Friedensaktivist Nobelpreisträger. Zürich: Römerhof-Verlag 2011
*[http://othes.univie.ac.at/2941/1/Bernhard_Tuider%2C_Diplomarbeit.pdf Bernhard Tuider: Alfred Hermann Fried. Pazifist im Ersten Weltkrieg. Diplomarbeit Universität Wien 2007]
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*[http://othes.univie.ac.at/2941/1/Bernhard_Tuider%2C_Diplomarbeit.pdf Bernhard Tuider: Alfred Hermann Fried. Pazifist im Ersten Weltkrieg. Dipl.-Arb. Univ. Wien 2007] [Stand: 19.08.2020]
*Walter Göhring: Verdrängt und vergessen : Friedensnobelpreisträger Alfred Hermann Fried. Wien: Kremayr & Scheriau / Orac 2006.  
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*Walter Göhring: Verdrängt und vergessen. Friedensnobelpreisträger Alfred Hermann Fried. Wien: Kremayr & Scheriau / Orac 2006  
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*Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u. a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
 
*Hans Hartmann: Lexikon der Nobelpreisträger. Frankfurt am Main: Ullstein 1967  
 
*Hans Hartmann: Lexikon der Nobelpreisträger. Frankfurt am Main: Ullstein 1967  
*Oskar Jan Tauschinski: Bertha von Suttner - Alfred H. Fried : Friedensnobelpreis 1905 - Friedensnobelpreis 1911. Wien: Jugend und Volk, [o.J.], S. 63 – 68
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*Josef Bauer: Die Österreichische Friedensbewegung. Diss. Univ. Wien. Wien 1949
*Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
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*Oskar Jan Tauschinski: Bertha von Suttner Alfred H. Fried. Friedensnobelpreis 1905 Friedensnobelpreis 1911. Wien: Jugend und Volk [o. J.], S. 63–68
*Josef Bauer: Die Österreichische Friedensbewegung. Dissertation Universität Wien. Wien 1949
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== Weblinks ==
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*[https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_Hermann_Fried Wikipedia: Alfred Hermann Fried]
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*[https://freimaurer-wiki.de/index.php/Alfred_Hermann_Fried Freimaurer-Wiki: Alfred Hermann Fried]
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*[https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_F/Fried_Alfred-Hermann_1864_1921.xml Österreichisches biografisches Lexikon: Alfred Hermann Fried]
 +
*[https://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_F/Fried_Alfred-Hermann_1864_1921.xml Website für Alfred Hermann Fried]

Aktuelle Version vom 27. Oktober 2023, 12:22 Uhr

Daten zur Person
Personenname Fried, Alfred Hermann
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 26816
GND 116790741
Wikidata Q78488
Geburtsdatum 11. November 1864
Geburtsort Wien
Sterbedatum 4. Mai 1921
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller, Pazifist
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 27.10.2023 durch WIEN1.lanm08jan
Begräbnisdatum
Friedhof Feuerhalle Simmering
Grabstelle Abteilung ALI, Nummer 63
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Nobelpreis (Verleihung: 1911)

Alfred Hermann Fried, * 11. November 1864 Wien, † 4. Mai 1921 Wien, Schriftsteller, Pazifist.

Biografie

Alfred Hermann Fried wurde am 11. November 1864 in Wien in eine jüdische Familie geboren. Er war das älteste von neun Kindern des Huthändlers Samuel Fried und dessen Frau Berta. Nach dem Abschluss seiner Buchhändlerlehre war er in Hamburg und Berlin tätig und versuchte sich vorübergehend auch als Verleger.

Durch einen Zeitungsartikel wurde er 1891 auf Bertha von Suttner und die Friedensbewegung aufmerksam. Fried suchte die Bekanntschaft mit dem Ehepaar Suttner und regte die gemeinsame Redaktion einer dem Frieden gewidmeten Zeitschrift an. Diese erschien von 1892 bis 1899 unter dem Titel "Die Waffen nieder". Bertha von Suttner war Herausgeberin, Alfred Herman Fried Chefredakteur. Ab 1899 gab er die "Friedens-Warte" heraus. Fried schrieb auch häufig in anderen deutschen und österreichischen Blättern. Da er in Berlin immer weniger Möglichkeiten vorfand, seine Ideen umzusetzen, kehrte er 1903 in seine Geburtsstadt zurück und wurde zum engsten Mitarbeiter Bertha von Suttners. Bald schon erkannte Fried, dass die Arbeiterbewegung internationalistisch und damit pazifistisch ist und dass Demokratie die Gesellschaftsform der Zukunft sein müsse.

Frieds Beschäftigung mit den theoretischen Grundlagen der Friedensbewegung fand in den Publikationen "Die Grundlagen des revolutionären Pazifismus" (1908) und "Die Grundlagen des ursächlichen Pazifismus" (1916) ihren Niederschlag. Die damals formulierten Gedanken wirkten bis in die Gründung des Völkerbundes und der EU hinein. Seit 1903 war Alfred Hermann Fried Mitglied des internationalen Friedensinstitutes, seit 1907 gehörte er der Freimaurerloge "Sokrates" in Wien an. Weiters engagierte er sich in der Esperatobewegung und veröffentlichte ein Esperanto-Lehrbuch.

Für seine Forschungsarbeiten und seine praktische Friedenstätigkeit erhielt Fried 1911 den Friedensnobelpreis (gemeinsam mit dem Niederländer Tobias Asser) und wurde zum führenden Publizisten der Friedensbewegung im deutschsprachigen Raum. Während des Ersten Weltkriegs lebte er im Schweizer Exil und engagierte sich hier für die Friedensbewegung. Seine Schriften wurden verboten. Unmittelbar nach dem Krieg organisierte er internationale Hilfe für Kriegswaisen und Kriegerwitwen. Nach Kriegsende versuchte er, sich in München niederzulassen. Wegen seiner Kritik an den Friedensverträgen sowie an der Deutschlandpolitik und an rechtsgerichteten Persönlichkeiten war das nicht möglich. Er musste die Stadt fluchtartig verlassen und kehrte nach Wien zurück. Alfred Hermann Fried starb am 4. Mai 1921 in Wien.

Nach dem Friedensaktivisten wurde 1949 die Friedstraße benannt. Am 25. Mai 2011 wurde in Wien-Alsergrund eine Gedenktafel für Alfred Hermann Fried angebracht. Die feierliche Enthüllung wurde von Burgschauspieler Klaus Maria Brandauer vorgenommen.

Werke (Auswahl)

  • Alfred Hermann Fried: Die Haager Conferenz. Ihre Bedeutung und ihre Ergebnisse. Berlin: H. Bermühler 1900
  • Alfred Hermann Fried: Unter der weissen Fahne! Aus der Mappe eines Friedensjournalisten. Berlin: H. Walther 1901
  • Alfred Hermann Fried: Lehrbuch der internationalen Hilfssprache "Esperanto". Mit Wörterbuch in Esperanto-Deutsch und Deutsch-Esperanto. Berlin: Esperanto Verlag 1903
  • Alfred Hermann Fried: Handbuch der Friedensbewegung. Wien: Selbstverlag 1905
  • Alfred Hermann Fried: Die zweite Haager Conferenz. Ihre Arbeiten, ihre Ergebnisse und ihre Bedeutung. Leipzig: B. Elischer 1907
  • Alfred Hermann Fried: Das internationale Leben der Gegenwart. Leipzig: B.G. Teubner 1908 (Aus Natur und Geisteswelt, 226)
  • Alfred Hermann Fried: Die moderne Friedensbewegung in Deutschland und Frankreich. Leipzig: F. Dietrich 1908, S. 16 (Sammlung von Broschüren für und gegen den Krieg, 32)
  • Alfred Hermann Fried: Der Kaiser und der Weltfrieden. Berlin: Maritina Verlag 1910
  • Alfred Hermann Fried: Kurze Aufklärungen über Wesen und Ziel des Pazifismus. Berlin: Verlag der Friedens-Warte 1914
  • Alfred Hermann Fried: Europäische Wiederherstellung. Zürich: O. Füssli 1915

Quellen

Literatur

  • Petra Schönemann-Behrens: Alfred H. Fried. Friedensaktivist – Nobelpreisträger. Zürich: Römerhof-Verlag 2011
  • Bernhard Tuider: Alfred Hermann Fried. Pazifist im Ersten Weltkrieg. Dipl.-Arb. Univ. Wien 2007 [Stand: 19.08.2020]
  • Walter Göhring: Verdrängt und vergessen. Friedensnobelpreisträger Alfred Hermann Fried. Wien: Kremayr & Scheriau / Orac 2006
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u. a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Hans Hartmann: Lexikon der Nobelpreisträger. Frankfurt am Main: Ullstein 1967
  • Josef Bauer: Die Österreichische Friedensbewegung. Diss. Univ. Wien. Wien 1949
  • Oskar Jan Tauschinski: Bertha von Suttner – Alfred H. Fried. Friedensnobelpreis 1905 – Friedensnobelpreis 1911. Wien: Jugend und Volk [o. J.], S. 63–68

Weblinks