Albert Paris Gütersloh: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 48: Zeile 48:
 
}}
 
}}
 
{{Auszeichnung
 
{{Auszeichnung
|Auszeichnung=Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, I. Klasse  
+
|Auszeichnung=Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, I. Klasse
 
|Verleihung=1967
 
|Verleihung=1967
 
}}
 
}}
Zeile 61: Zeile 61:
 
Gütersloh Albert Paris (eigentlich Albert Konrad Kiehtreiber; 1921 offizielle Namensänderung auf Albert Paris Gütersloh), * 5. Februar 1887 Wien 6, † 16. Mai 1973 Baden bei Wien, Helenenstraße 40-44 (Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 32C, Nummer 35), Maler, Schriftsteller, erste Gattin (1914) Emma Berger, Hofoperntänzerin ( † 1917), zweite Gattin (1921) Vera Reichert, Tänzerin (1928 Geburt von Wolfgang Hutter; Scheidung 1932).  
 
Gütersloh Albert Paris (eigentlich Albert Konrad Kiehtreiber; 1921 offizielle Namensänderung auf Albert Paris Gütersloh), * 5. Februar 1887 Wien 6, † 16. Mai 1973 Baden bei Wien, Helenenstraße 40-44 (Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 32C, Nummer 35), Maler, Schriftsteller, erste Gattin (1914) Emma Berger, Hofoperntänzerin ( † 1917), zweite Gattin (1921) Vera Reichert, Tänzerin (1928 Geburt von Wolfgang Hutter; Scheidung 1932).  
  
Besuchte ab 1898 das Gymnasium der Benediktiner in Melk und ab 1900 der Franziskaner in Bozen (weil er nach den Vorstellungen seiner Eltern Priester werden sollte), brach das Studium jedoch 1904 ab und nahm Schauspielunterricht (Pseudonym Albert Matthäus). Er spielte an Provinzbühnen der Monarchie und in Bad Reichenhall, wurde von [[Max Reinhardt]] an das Deutsche Theater in Berlin verpflichtet. 1909 zeigte er erstmals Zeichnungen auf der „Internationalen Kunstschau" in Wien und stellte seither in Wien (Kunstschau, Hagenbund, Secession, Art-Club) und im Ausland aus (Frankreich, Deutschland, Italien unter anderem). Ging (aufgrund seines Romans „Die tanzende Törin" [1911], des ersten expressionistischen Romans überhaupt) als Kunstberichterstatter nach Paris,wo er bei Maurice Denis Malerei studierte und Ölbilder zu malen begann (1911/1912).  
+
Besuchte ab 1898 das Gymnasium der Benediktiner in Melk und ab 1900 der Franziskaner in Bozen (weil er nach den Vorstellungen seiner Eltern Priester werden sollte), brach das Studium jedoch 1904 ab und nahm Schauspielunterricht (Pseudonym Albert Matthäus). Er spielte an Provinzbühnen der Monarchie und in Bad Reichenhall, wurde von [[Max Reinhardt]] an das Deutsche Theater in Berlin verpflichtet. 1909 zeigte er erstmals Zeichnungen auf der „Internationalen Kunstschau" in Wien und stellte seither in Wien (Kunstschau, Hagenbund, Secession, Art-Club) und im Ausland aus (Frankreich, Deutschland, Italien unter anderem). Ging (aufgrund seines Romans „Die tanzende Törin" [1911], des ersten expressionistischen Romans überhaupt) als Kunstberichterstatter nach Paris, wo er bei Maurice Denis Malerei studierte und Ölbilder zu malen begann (1911/1912).  
  
 
Nach seiner Rückkehr schloß er sich in Wien dem Kreis um [[Gustav Klimt]] (dessen Schüler er wurde), [[Egon Schiele]] und [[Josef Hoffmann]] an. 1913 veröffentlichte er Beiträge in den Zeitschriften „Der Ruf" und „Die Aktion", 1914 gab er mit Karl Adler die Zeitschrift. „Der Knock-about" heraus. Nach dem Militärdienst (1917 lernte er im Kriegspressequartier [[Robert Musil]] und [[Franz Blei]] kennen) gab Gütersloh 1918/1919 mit Blei die Zeitschrift „Die Rettung" heraus (Blei publizierte 1960 auch Güterslohs „Schriften in Auswahl"). 1919-1921 arbeitete er als Oberregisseur am Münchner Schauspielhaus, zugleich als Schriftsteller und Bühnenbildner (unter anderem auch am Wiener Burgtheater) und als Kirchenrestaurator.  
 
Nach seiner Rückkehr schloß er sich in Wien dem Kreis um [[Gustav Klimt]] (dessen Schüler er wurde), [[Egon Schiele]] und [[Josef Hoffmann]] an. 1913 veröffentlichte er Beiträge in den Zeitschriften „Der Ruf" und „Die Aktion", 1914 gab er mit Karl Adler die Zeitschrift. „Der Knock-about" heraus. Nach dem Militärdienst (1917 lernte er im Kriegspressequartier [[Robert Musil]] und [[Franz Blei]] kennen) gab Gütersloh 1918/1919 mit Blei die Zeitschrift „Die Rettung" heraus (Blei publizierte 1960 auch Güterslohs „Schriften in Auswahl"). 1919-1921 arbeitete er als Oberregisseur am Münchner Schauspielhaus, zugleich als Schriftsteller und Bühnenbildner (unter anderem auch am Wiener Burgtheater) und als Kirchenrestaurator.  

Version vom 11. Dezember 2013, 13:41 Uhr

Daten zur Person
Personenname Gütersloh, Albert Paris
Abweichende Namensform Kiehtreiber, Albert Konrad
Titel ao. Prof, o. Prof.
Geschlecht männlich
PageID 29201
GND
Wikidata
Geburtsdatum 5. Februar 1887
Geburtsort Wien
Sterbedatum 16. Mai 1973
Sterbeort Baden bei Wien
Beruf Maler, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 11.12.2013 durch WIEN1.lanm08w10
Begräbnisdatum 22. Mai 1973
Friedhof
Grabstelle Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 32C, Nummer 35
  • 8., Buchfeldgasse 6 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Bildende Kunst (Verleihung: 1935)
  • Preis der Stadt Wien für Malerei und Grafik (Verleihung: 3. Dezember 1948)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst (Verleihung: 1952)
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1961)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Verleihung: 15. Februar 1957, Übernahme: 12. März 1957)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Übernahme: 29. Mai 1967)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 8. Februar 1967, Übernahme: 22. Februar 1967)
  • Goldenes Ehrenzeichen der Secession (Übernahme: 10. Februar 1967)

  • 1. Gattin Emma BergerDie Verwendung von „1. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.
  • 2. Gattin Vera ReichertDie Verwendung von „2. Gattin“ als Attributkette ist während des Hinzufügens von Annotationen nicht möglich.

Gütersloh Albert Paris (eigentlich Albert Konrad Kiehtreiber; 1921 offizielle Namensänderung auf Albert Paris Gütersloh), * 5. Februar 1887 Wien 6, † 16. Mai 1973 Baden bei Wien, Helenenstraße 40-44 (Wiener Zentralfriedhof, Ehrengrab Gruppe 32C, Nummer 35), Maler, Schriftsteller, erste Gattin (1914) Emma Berger, Hofoperntänzerin ( † 1917), zweite Gattin (1921) Vera Reichert, Tänzerin (1928 Geburt von Wolfgang Hutter; Scheidung 1932).

Besuchte ab 1898 das Gymnasium der Benediktiner in Melk und ab 1900 der Franziskaner in Bozen (weil er nach den Vorstellungen seiner Eltern Priester werden sollte), brach das Studium jedoch 1904 ab und nahm Schauspielunterricht (Pseudonym Albert Matthäus). Er spielte an Provinzbühnen der Monarchie und in Bad Reichenhall, wurde von Max Reinhardt an das Deutsche Theater in Berlin verpflichtet. 1909 zeigte er erstmals Zeichnungen auf der „Internationalen Kunstschau" in Wien und stellte seither in Wien (Kunstschau, Hagenbund, Secession, Art-Club) und im Ausland aus (Frankreich, Deutschland, Italien unter anderem). Ging (aufgrund seines Romans „Die tanzende Törin" [1911], des ersten expressionistischen Romans überhaupt) als Kunstberichterstatter nach Paris, wo er bei Maurice Denis Malerei studierte und Ölbilder zu malen begann (1911/1912).

Nach seiner Rückkehr schloß er sich in Wien dem Kreis um Gustav Klimt (dessen Schüler er wurde), Egon Schiele und Josef Hoffmann an. 1913 veröffentlichte er Beiträge in den Zeitschriften „Der Ruf" und „Die Aktion", 1914 gab er mit Karl Adler die Zeitschrift. „Der Knock-about" heraus. Nach dem Militärdienst (1917 lernte er im Kriegspressequartier Robert Musil und Franz Blei kennen) gab Gütersloh 1918/1919 mit Blei die Zeitschrift „Die Rettung" heraus (Blei publizierte 1960 auch Güterslohs „Schriften in Auswahl"). 1919-1921 arbeitete er als Oberregisseur am Münchner Schauspielhaus, zugleich als Schriftsteller und Bühnenbildner (unter anderem auch am Wiener Burgtheater) und als Kirchenrestaurator.

Die Bücher „Die Vision vom Alten und Neuen" (Roman; 1921), „Innozenz oder Sinn und Fluch der Unschuld" (Roman; 1922), „Die Rede über Franz Blei oder Der Schriftsteller in der Katholizität" und „Der Lügner unter Bürgern" (beide 1922) trugen ihm den Theodor-Fontane-Preis ein (1922). Bereits 1926 schrieb er das autobiographische Werk „Bekenntnisse eines modernen Malers (Meine große und kleine Geschichte. Eine Lebensbeschreibung quasi in allegoria)", 1930 erhielt er eine Professur an der Wiener Kunstgewerbeschule, die er bis 1938 innehatte (Entlassung; 1940 Berufsverbot. 1934 entwarf er Glasfenster und Mosaiken für die Pfarrkirche Mauer (Erhardkirche), 1935 solche für die Pfarrkirche Sandleiten und 1950 das Rundfenster für die „Namen-Jesu-Kirche" (12, Darnautgasse 3). 1933-1939 und später ab 1954 war er Mitglied (später Ehrenmitglied und 1950-1954 Präsident) der Secession, 1945-1962 Leiter einer Meisterschule für Malerei sowie eines Freskokurses an der Akademie der bildenden Künste (Einrichtung einer Fresko- und Gobelinschule; 1947 außerordentlicher Professor, 1953/1954 Rektor, 1955 titularer ordentlicher Professor). 1950 gründete er mit Josef Hoffmann die Föderation moderner bildender Künstler Österreichs und war 1951 deren erster Präsident.

Gütersloh gilt als der geistige Vater der „Wiener Schule des Phantastischen Realismus". Von Güterslohs Prosaromanen sind (neben den bereits genannten) „Eine sagenhafte Figur" (1946) und „Sonne und Mond" (1962) zu nennen; seine wichtigsten Novellen sind „Kain und Abel. Eine Legende" (1923), „Die Fabeln vom Eros" (1947), „Laßt uns Menschen machen" (1962). Unter dem Titel „Musik zu einem Lebenslauf“ erschien 1957 Lyrik. 1953 veröffentlichte Heimito von Doderer unter dem Titel „Gewaltig staunt der Mensch" eine Auswahl seiner Werke. Auf seinen Ausstellungen in Wien (Kunstschau, Hagenbund, Secession, Art-Club) und vielen Städten des Auslands präsentierte er Aquarelle (Miniaturen-Zyklus; „Erinnerungen an die Neudeggergasse" [1934/1936]), Stilleben, Landschafts- und Städtebilder, Handzeichnungen und Gobelinentwürfe.

Werke im Historischen Museum, in der Albertina, der Österreichischen Galerie und der Akademie der bildenden Künste.

Grand Prix, Paris (1928 [für seine Gobelins], 1937); Staatspreis für Malerei (1935), Würdigungspreis der Stadt Wien für Malerei und Graphik (1948), Großer Österreichischer Staatspreis für bildende Kunst (1952), Großer Österreichischer Staatspreis für Dichtkunst (1961), Ehrenring der Stadt Wien (1957), Preis der Stadt Wien für Dichtkunst (1967), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst, I. Klasse (1967).

Gütersloh wohnte 1938-1948, 8, Buchfeldgasse 6, und lebte ab 1970 in Baden.

Literatur

  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935, S. 19 (Alfred Focke)
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 388
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Heinrich Fuchs: Die österreichischen Maler der Geburtsjahrgänge 1881-1900. Band 1: A-L. Wien: Selbstverlag 1976
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Almanach. Band 10. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1861, S. 82 f.
  • Heribert Hutter: Albert Paris Gütersloh. Beispiele. 1977
  • W. Schneditz: Albert Paris Gütersloh. 1958
  • Albert Paris Gütersloh. Autor und Werk. 1962
  • Heribert Hutter: Albert Paris Gütersloh. 1977
  • Albert Paris Gütersloh. Retrospektive. Hg. von der Niederösterreichischen Gesellschaft für Kunst und Kultur, Stadtgemeinde Baden. 1982
  • Albert Paris Gütersloh zum 100. Geburtstag (Katalog Secession). 1987
  • Wilhelm Mrazek: Albert Paris Gütersloh - Maler und Dichter zugleich. In: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur. Band 10/81. Innsbruck / Salzburg: AMK-Verlag / Wien: Österreichischer Bundesverlag 1965, S. 45 ff.
  • Heimito von Doderer: Der Fall Gütersloh. 1929
  • Walter Wagner: Geschichte der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien: Rosenbaum 1967 (Veröffentlichungen der Akademie der Bildenden Künste in Wien, N.F. 1), Register
  • Reinhold Treml [Hg.]: Heimito von Doderer – Albert Paris Gütersloh Briefwechsel 1928-1962. München: 1986
  • Robert Weissenberger: Die Wiener Secession. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1971, S. 260 und Register
  • Astrid Gmeiner / Gottfried Pirhofer: Der österreichische Werkbund. Alternative zur klassischen Moderne in Architektur, Raum- und Produktgestaltung. Salzburg/Wien: Residenz-Verlag 1985, S. 229
  • Otto Breicha: Der Art-Club in Österreich. 1981
  • Österreichischer Realismus 1914-1944 (Katalog)
  • Wien um 1900 (Katatalog). 1964
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 29.01.1987