Adolf Schärf: Unterschied zwischen den Versionen

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Adolf Schärf, * 20. April 1890 Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechische Republik), † 28. Februar 1965 Wien 8, Skodagasse 3 (Zentralfriedhof,  Präsidentengruft), sozialdemokratischer Politiker, Bundespräsident, Gattin (2. Oktober 1915) Hilde Hammer, Sohn des Glasperlenbläsers Josef Schärf. Kam mit seinen Eltern 1899 nach Wien (wohnhaft 16, Herbststraße 28), trat 1901 ins Hernalser Gymnasium ein, besuchte die Universität (Dr. jur. 1914). Nach dem Kriegsdienst (1915-1918) wurde er Sekretär des Präsidenten des Nationalrats (1918-1934). Unter dem Pseudonym Albert Schärf veröffentlichte er seine ersten Schriften (Sozialdemokrat und Landvolk, 1920; Bauer wach' auf, die Sozialdemokraten kommen, 1923). 1933/1934 war er Mitglied des Bundesrats; 1934 schrieb er die Broschüre "Die Wahrheit über das kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz". Dreimal (12. Februar - 17. Mai 1934, 1938 und 1944) befand sich Schärf aus politischen Gründen in Haft. Nach 1934 legte er die Rechtsanwaltsprüfung ab. Bereits im April 1945 gehörte Schärf zu jenen, die sich im Roten Salon des Rathauses zusammenfanden, um die Wiederbegründung der Republik Österreich in Angriff zu nehmen (er veröffentlichte 1948 das Büchlein "April 1945 in Wien"). Von 15. Dezember 1945 bis 8. Mai 1957 war er Vorsitzender der SPÖ und Abgeordneter zum Nationalrat, von April bis Dezember 1945 Staatssekretär, anschließend bis 1957 Vizekanzler (in dieser Eigenschaft nahm er mit Raab, Kreisky und Figl an den Staatsvertragsverhandlungen teil). Nach dem Tod [[Theodor Körner (Politiker)|Theodor Körners]] wurde Schärf von der SPÖ als dessen Nachfolger nominiert und am 5. Mai 1957 zum Bundespräsidenten gewählt (nach Ablauf der Amtsperiode Wiederwahl am 28. April 1963 mit der bis dahin größten Stimmenmehrheit bei Bundespräsidentenwahlen der Zweiten Republik). 1955 publizierte er das Erinnerungswerk "Österreichs Erneuerung 1945-1955". Schärf setzte seine Autorität stets überparteilich für die Sicherung der Demokratie und die ersprießliche Fortführung der Koalition der beiden großen damals im Parlament vertretenen Parteien ein (ÖVP,
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Adolf Schärf, * 20. April 1890 Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechische Republik), † 28. Februar 1965 Wien 8, Skodagasse 3 (Zentralfriedhof,  Präsidentengruft), sozialdemokratischer Politiker, Bundespräsident, Gattin (2. Oktober 1915) Hilde Hammer, Sohn des Glasperlenbläsers Josef Schärf.  
SPÖ). Sein Buch "Österreichs Appell an die Welt" (1947) erschien auch in englischer Sprache; 1950 veröffentlichte er "Zwischen Demokratie und Volksdemokratie", 1963 "Erinnerungen aus meinem Leben" und 1965 gab Jacques Hannak unter dem Titel "Der Teil und das Ganze" Schärfs Reden und Schriften heraus. Schärf, der stets ein bescheidenes und zurückgezogenes Leben führte, hatte seine Wohnung bis zu seinem Tod 8, Skodagasse 1; den Sommer verbrachte er oft in Warmbad-Villach (Denkmal im Kurpark). Zahlreiche hohe in- und ausländische Auszeichnungen, Ehrenbürger der Stadt Wien (15. April 1955). [[Adolf-Schärf-Fonds]],  
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[[Dr.-Adolf-Schärf-Hof]], [[Dr.-Adolf-Schärf-Platz]], Dr.-Adolf-Schärf-Studentenheime ([[Schärfheime]]), [[Schärfdenkmal]], [[Schärfpreise]].
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Kam mit seinen Eltern 1899 nach Wien (wohnhaft 16, Herbststraße 28), trat 1901 ins Hernalser Gymnasium ein, besuchte die Universität (Dr. jur. 1914). Nach dem Kriegsdienst (1915-1918) wurde er Sekretär des Präsidenten des Nationalrats (1918-1934). Unter dem Pseudonym Albert Schärf veröffentlichte er seine ersten Schriften (Sozialdemokrat und Landvolk, 1920; Bauer wach' auf, die Sozialdemokraten kommen, 1923). 1933/1934 war er Mitglied des Bundesrats; 1934 schrieb er die Broschüre "Die Wahrheit über das kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz". Dreimal (12. Februar - 17. Mai 1934, 1938 und 1944) befand sich Schärf aus politischen Gründen in Haft. Nach 1934 legte er die Rechtsanwaltsprüfung ab. Bereits im April 1945 gehörte Schärf zu jenen, die sich im Roten Salon des Rathauses zusammenfanden, um die Wiederbegründung der Republik Österreich in Angriff zu nehmen (er veröffentlichte 1948 das Büchlein "April 1945 in Wien"). Von 15. Dezember 1945 bis 8. Mai 1957 war er Vorsitzender der SPÖ und Abgeordneter zum Nationalrat, von April bis Dezember 1945 Staatssekretär, anschließend bis 1957 Vizekanzler (in dieser Eigenschaft nahm er mit Raab, Kreisky und Figl an den Staatsvertragsverhandlungen teil). Nach dem Tod [[Theodor Körner (Politiker)|Theodor Körners]] wurde Schärf von der SPÖ als dessen Nachfolger nominiert und am 5. Mai 1957 zum Bundespräsidenten gewählt (nach Ablauf der Amtsperiode Wiederwahl am 28. April 1963 mit der bis dahin größten Stimmenmehrheit bei Bundespräsidentenwahlen der Zweiten Republik). 1955 publizierte er das Erinnerungswerk "Österreichs Erneuerung 1945-1955". Schärf setzte seine Autorität stets überparteilich für die Sicherung der Demokratie und die ersprießliche Fortführung der Koalition der beiden großen damals im Parlament vertretenen Parteien ein (ÖVP, SPÖ). Sein Buch "Österreichs Appell an die Welt" (1947) erschien auch in englischer Sprache; 1950 veröffentlichte er "Zwischen Demokratie und Volksdemokratie", 1963 "Erinnerungen aus meinem Leben" und 1965 gab Jacques Hannak unter dem Titel "Der Teil und das Ganze" Schärfs Reden und Schriften heraus. Schärf, der stets ein bescheidenes und zurückgezogenes Leben führte, hatte seine Wohnung bis zu seinem Tod 8, Skodagasse 1; den Sommer verbrachte er oft in Warmbad-Villach (Denkmal im Kurpark).  
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Zahlreiche hohe in- und ausländische Auszeichnungen, Ehrenbürger der Stadt Wien (15. April 1955). [[Adolf-Schärf-Fonds]], [[Dr.-Adolf-Schärf-Hof]], [[Dr.-Adolf-Schärf-Platz]], Dr.-Adolf-Schärf-Studentenheime ([[Schärfheime]]), [[Schärfdenkmal]], [[Schärfpreise]].
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hrsg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929  
 
* Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hrsg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929  
* Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935, Band 17,1940
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* Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Band 17. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1940
 
* Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951  
 
* Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951  
 
* Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992  
 
* Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992  

Version vom 25. August 2014, 09:19 Uhr

Adolf Schärf
Daten zur Person
Personenname Schärf, Adolf
Abweichende Namensform
Titel Dr. jur., Dr. h.c.
Geschlecht männlich
PageID 3615
GND
Wikidata
Geburtsdatum 20. April 1890
Geburtsort Mikulov, Tschechische Republik
Sterbedatum 28. Februar 1965
Sterbeort Wien
Beruf Rechtsanwalt, Politiker
Parteizugehörigkeit SPÖ
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 25.08.2014 durch WIEN1.lanm09bel
Begräbnisdatum 5. März 1965
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Gruppe 14C/Präsidentengruft
Bildname Adolf Schärf.jpg
Bildunterschrift Adolf Schärf
  • 8., Skodagasse 3 (Sterbeadresse)
  • Nikolsburg, Alleegasse 8 (Geburtsadresse)
  • 16., Herbststraße 28 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 15. April 1955)
  • Brüsseler Friedenspreis (Übernahme: 20. März 1959)
  • Dr. Karl Renner-Preis (Verleihung: 1955)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 12. März 1954)
  • Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 22. Mai 1957)

  • Bundespräsident (1957 bis 1965)
  • Sekretär des Präsidenten des Nationalrats (1918 bis 1934)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (1945 bis 1957)
  • Mitglied des Bundesrates (1933 bis 1934)
  • Obmann der SPÖ (1945 bis 1957)
  • Sekretär der Sozialdemokratischen Parlamentsfraktion (bis 1933)
  • Vizekanzler (20.12.1945 bis 05.05.1957)

Adolf Schärf, * 20. April 1890 Nikolsburg, Mähren (Mikulov, Tschechische Republik), † 28. Februar 1965 Wien 8, Skodagasse 3 (Zentralfriedhof, Präsidentengruft), sozialdemokratischer Politiker, Bundespräsident, Gattin (2. Oktober 1915) Hilde Hammer, Sohn des Glasperlenbläsers Josef Schärf.

Kam mit seinen Eltern 1899 nach Wien (wohnhaft 16, Herbststraße 28), trat 1901 ins Hernalser Gymnasium ein, besuchte die Universität (Dr. jur. 1914). Nach dem Kriegsdienst (1915-1918) wurde er Sekretär des Präsidenten des Nationalrats (1918-1934). Unter dem Pseudonym Albert Schärf veröffentlichte er seine ersten Schriften (Sozialdemokrat und Landvolk, 1920; Bauer wach' auf, die Sozialdemokraten kommen, 1923). 1933/1934 war er Mitglied des Bundesrats; 1934 schrieb er die Broschüre "Die Wahrheit über das kriegswirtschaftliche Ermächtigungsgesetz". Dreimal (12. Februar - 17. Mai 1934, 1938 und 1944) befand sich Schärf aus politischen Gründen in Haft. Nach 1934 legte er die Rechtsanwaltsprüfung ab. Bereits im April 1945 gehörte Schärf zu jenen, die sich im Roten Salon des Rathauses zusammenfanden, um die Wiederbegründung der Republik Österreich in Angriff zu nehmen (er veröffentlichte 1948 das Büchlein "April 1945 in Wien"). Von 15. Dezember 1945 bis 8. Mai 1957 war er Vorsitzender der SPÖ und Abgeordneter zum Nationalrat, von April bis Dezember 1945 Staatssekretär, anschließend bis 1957 Vizekanzler (in dieser Eigenschaft nahm er mit Raab, Kreisky und Figl an den Staatsvertragsverhandlungen teil). Nach dem Tod Theodor Körners wurde Schärf von der SPÖ als dessen Nachfolger nominiert und am 5. Mai 1957 zum Bundespräsidenten gewählt (nach Ablauf der Amtsperiode Wiederwahl am 28. April 1963 mit der bis dahin größten Stimmenmehrheit bei Bundespräsidentenwahlen der Zweiten Republik). 1955 publizierte er das Erinnerungswerk "Österreichs Erneuerung 1945-1955". Schärf setzte seine Autorität stets überparteilich für die Sicherung der Demokratie und die ersprießliche Fortführung der Koalition der beiden großen damals im Parlament vertretenen Parteien ein (ÖVP, SPÖ). Sein Buch "Österreichs Appell an die Welt" (1947) erschien auch in englischer Sprache; 1950 veröffentlichte er "Zwischen Demokratie und Volksdemokratie", 1963 "Erinnerungen aus meinem Leben" und 1965 gab Jacques Hannak unter dem Titel "Der Teil und das Ganze" Schärfs Reden und Schriften heraus. Schärf, der stets ein bescheidenes und zurückgezogenes Leben führte, hatte seine Wohnung bis zu seinem Tod 8, Skodagasse 1; den Sommer verbrachte er oft in Warmbad-Villach (Denkmal im Kurpark).

Zahlreiche hohe in- und ausländische Auszeichnungen, Ehrenbürger der Stadt Wien (15. April 1955). Adolf-Schärf-Fonds, Dr.-Adolf-Schärf-Hof, Dr.-Adolf-Schärf-Platz, Dr.-Adolf-Schärf-Studentenheime (Schärfheime), Schärfdenkmal, Schärfpreise.

Literatur

  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hrsg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Band 17. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1940
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Thea Leitner: Das Buch vom Doktor Schärf. [Wien]: Verl. d. Wiener Volksbh. [1957]
  • Alfred Migsch: Adolf Schärf in seiner Zeit. Wien: Verl. d. Wiener Volksbuchhandlung [1965]
  • Jacques Hannak: Adolf Schärf - Oskar Helmer. In: Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 450 ff.
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 172 ff., S. 349 f., Register
  • Wilhelm Deutschmann: 200 Jahre Rechtsleben in Wien. Advokaten, Richter, Rechtsgelehrte. Historisches Museum der Stadt Wien, 21. November 1985 bis 9. Februar 1986. Wien: Eigenverl. der Museen der Stadt 1985, S. 264 f. (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 96)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 70