Siebenhirten (Ort)
48° 7' 39.46" N, 16° 18' 34.38" E zur Karte im Wien Kulturgut
Siebenhirten (23), ehemalige selbständige niederösterreichische Ortsgemeinde, Straßendorf mit Dreiseit- und Hakenhöfen, um 1140/1150 als "Subinnirtin" (das heißt sieben Hirten [erste Siedler?]) erstmals urkundlich erwähnt. Über die spätmittelalterliche Entwicklung gibt es nur spärliche Informationen. Das regelmäßige Straßendorf entstand aus einer Zeilensiedlung am Petersbach westlich der heutigen Triester Straße; im 15. Jahrhundert bestanden die Teufelsmühle und die St.-Mang- (später Martin-)Kirche am Petersbach (1447; 1944 zerstört). 1559-1848 war Siebenhirten Teil der Rodauner Grundherrschaft (die Ketzergasse bildete die Verbindung der beiden Orte). 1683 wurde Siebenhirten von den Türken zerstört, im 18. Jahrhundert bildete es das landwirtschaftliche Hauptproduktionsgebiet (überwiegend Getreide, nur etwas Weinbau) der Herrschaft Rodaun. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte mit den Anfängen der Industrialisierung ein allmählicher Aufschwung ein; die Einwohnerzahl stieg bis 1910 gewaltig an. 1911/1912 kam es zur Gründung einer eigenen Pfarre (bis dahin nach Atzgersdorf eingepfarrt). In der Lemböckgasse befindet sich eine kleine Straßenkapelle mit spätbarocker Kreuzigungsgruppe. 1938 bildete Siebenhirten (mit Atzgersdorf, Erlaa, Inzersdorf, Kalksburg, Liesing, Mauer und Rodaun) den damaligen 25. Bezirk, seit 1946/1954 gehört es zum 23. Bezirk Liesing.
Einwohner
- 1782: 245
- 1861/1863: 575
- 1910: 4.109
Bürgermeister
- Josef Endlweber (1861-1864; Josef-Endlweber-Gasse)
- Karl Tornay (1885-1888; Karl-Tornay-Gasse)
- Anton Freunschlag (1890-1905 [auch andere Jahre werden in der Literatur genannt], Anton-Freunschlag-Gasse)
- Dr. Karl Hanswenzel (1905-1918; Dr.-Hanswenzel-Gasse)
- Josef Ketzer (1918-1928; Ketzergasse)
Literatur
- Ferdinand Opll: Erstnennung von Siedlungsnamen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 2), S. 46
- Ferdinand Opll: Liesing. Geschichte des 23. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Wien: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 23), S. 80 f., S. 120 ff., S. 154
- Ferdinand Opll: XXIII. Liesing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 23), S. 11
- Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien. Wien 1959-2003. Band 92, S. 110 f.
- Adalbert Klaar: Die Siedlungsformen Wiens. Wien: Zsolnay 1971, S. 127
- Heinrich Weigl: Historisches Ortsnamenbuch von Niederösterreich. Wien: Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien 1964-1975, S. 116
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 198
- Primo Calvi: Der Gerichtsbezirk Liesing. 1904, S. 60 ff.