Heinrich Drasche
Heinrich Drasche (ab 21. März 1870 Edler von Wartinberg), * 19. April 1811 Brünn, Mähren (Brno, Tschechien), † 24. April 1880 Reichenau, Niederösterreich (Inzersdorfer Friedhof, Familiengruft; die ursprünglich auf dem St. Marxer Friedhof bestatteten Familienmitglieder wurden exhumiert und hieher überführt, die dortige Gruftkapelle abgetragen), Industrieller, Gattin Josephine von Freudenthal (1827-1862), Sohn des Kaufmanns Josef Drasche (dessen Vorfahren aus den Niederlanden stammten) und dessen Gattin Anna Miesbach (Schwester des Alois Miesbach). Besuchte das Gymnasium in Brünn und ging dann auf Anraten seines Onkels Alois nach Wien, wo er die Ziegelwerke am Laaer Berg (Inzersdorf) übernahm und großzügig ausbaute; er gründete auch im Wiener Becken und in vielen Teilen der Monarchie neue Ziegelwerke. Die Umstellung von Holz- auf Kohlenfeuerung in den Ziegeleien (1829/1830) weckte sein Interesse am Kohlenbergbau; er errichtete die ersten kontinuierlichen Brennöfen, führte die Fabrikation feiner Tonwaren ein (Terrakotta) und erwarb ab 1837 insgesamt 15 Kohlenbergwerke in Ostern, Böhmen und Ungarn. Auf der Pariser Weltausstellung (1867) errang er den ersten Preis und wurde mit dem Komturkreuz des Franz-Joseph-Ordens dekoriert; 1871 wurde er Ehrenbürger von Brünn. 1869 wurde der Betrieb in die „Wienerberger Ziegelfabriks- und Bau-Gesellschaft" umgewandelt. Die Stadterweiterung, für deren Ringstraßenbauten er die Ziegel lieferte, machte ihn vollends zum reichsten Mann Wiens; er ist einer der vermögendsten privaten Grundbesitzer und Bauherrn der Gründerzeit. Durch Theophil Hansen ließ er sich gegenüber der Hofoper den repräsentativen „Heinrichho" erbauen, für dessen Freskenschmuck er Carl Rahl verpflichtete; außerdem besaß er in der Ringstraßenzone die Wohn- und Geschäftshäuser 1, Walfischgasse 6 (erbaut 1861 von Ludwig Förster), und 1, Akademiestraße 2b-2c (Walfischgasse 8; erbaut 1861/1862 von L. Förster). Drasche beschäftigte in seinen Betrieben rund 10.000 Arbeiter, für die er als einer der ersten Unternehmer in Österreich Arbeiterwohnhäuser errichten ließ; er spendete große Summen für humanitäre Stiftungen und errichtete im Zuge der von ihm geschaffenen Sozialeinrichtungen unter anderem einen Pensionsfonds für seine Beamten und „Arbeiter-Gassen" zur Krankenfürsorge. Seine Familie spielte im Wiener Gesellschaftsleben eine bedeutende Rolle; er besaß die böhmische Herrschaft Pardubitz und Güter in Niederösterreich und Ungarn. Draschegasse (12), Draschegasse (23), Draschepark (23), Draschestraße.
Literatur
- BLBL
- GBÖ
- Jb. Wr. Ges.
- ÖBL
- Wurzbach
- Mentschl-Otruba, 111 ff.
- Gustav Otruba, H. D. v. W. (1811-80). Ein österr. Gewerke u. Industrieller, in: Tradition (1962), H. l, 23ff.
- Kat. Zeitalter Franz Josephs 2 (1984), 193
- Gustav Holzmann, Unternehmer aus NO., 87IT.
- Granichstaedten-Czerva, Alt-Wr. Millionäre, in: WZ 23. 7. 1954
- Grete Merk, Zwei Pioniere der österr. Industrie (1966), bes. 51 ff.
- Neubau, 159
- Meidling, 249f.
- Missong, 164
- WGB11. 23 (1968), 285 f.
- GStW NR 7/3, 144, 185
- Ringstraße 4, 453f. u. Reg.
- 7, 96, 118, 276
- 9/2, Reg.
- 10, 251
- 11, 62f., 81 f. u. Reg.
- Pers.-Bibl.