Franz Anton Mesmer

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Daten zur Person
Personenname Mesmer, Franz Anton
Abweichende Namensform
Titel Dr. med.
Geschlecht männlich
PageID 2409
GND 118581309
Wikidata
Geburtsdatum 23. Mai 1734
Geburtsort Iznang am Bodensee
Sterbedatum 5. März 1815
Sterbeort Meersburg am Bodensee
Beruf Arzt, Magnetiseur
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Mesmer Franz Anton, * 23. Mai 1734 Iznang am Bodensee (damals Vorderösterr.), † 5. März 1815 Meersburg am Bodensee, Arzt, Magnetiseur.

Biographie

Der Sohn des bischöflichen Försters Johannes Mesmer (auch Messmer) und dessen Frau Maria (geb. Romer) kam1734 in der Nähe von Konstanz zur Welt. Zunächst studierte er am Jesuitenkolleg in Dillingen Theologie. Nach kurzer Zeit ging er nach Ingolstadt, wo er sein Studium fortsetzte und außerdem Philosophie, Mathematik, Physik, alte Sprachen und Französisch studierte. 1759 inskribierte Mesmer an der Juristischen Fakultät der Wiener Universität, wechselte dann aber zur Medizin. Zu seinen Lehrern zählten Gerhard van Swieten und Anton de Haen. 1766 wurde er mit seiner "Dissertatio physico-medica de planetarum influxu" promoviert. In dieser Arbeit stellte er Analogien zwischen der äußeren Weltordnung (Makrokosmos) und der menschlichen Innenwelt (Mikrokosmos) her und versuchte nachzuweisen, dass Krafteinwirkungen – beispielsweise von Himmelskörpern – die Harmonie zwischen den Organen stören könnten. Damit stand Mesmer in der Tradition von Alchemie und Astrologie. Er selbst berief sich auf Newtons Gravitationslehre.

Durch ein "magnetischen Fluidum" wären nach Mesmers Vorstellungen Menschen mit der Erde, den Himmelskörpern und der belebten Umwelt verbunden. Inspiriert durch den Wiener Hofastronomen und Jesuitenpater Maximilian Hell wollte Mesmer durch die Verwendung von Magneten die "Unordnung" (Disharmonie) im Körper seiner Patientinnen und Patienten wieder ins Gleichgewicht bringen, da für ihn lebenden Organsimen eine Kraft, die dem Magnetismus vergleichbar war und die er "animalischen" oder "tierischen Magnetismus" nannte, innewohnte. Nachdem ihm Maximilian Hell vorgeworfen hatte, seine Therapiemethoden nur nachzuahmen, verzichtete Mesmer ab 1766 auf Magneten und verwendete für die Behandlungen seine bloßen Hände, denen er ja den "animalischen Magnetismus" zuschrieb. Außerdem magnetisierte er Wasser, ließ seine Patienten darin baden oder gab es ihnen zu trinken. Bei Gruppensitzungen warfen Kerzen ein schummriges Licht in die abgedunkelten Räume, dazu ertönte sphärische Musik.

Sicherlich trug auch dieses geschickte Selbstmarketing dazu bei, dass Mesmer bald der Wiener Gesellschaft angehörte. Er war Freimaurer, mit Franz Xaver Messerschmidt sowie Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart befreundet, die wiederholt in seinem Jagdschloss in Rannersdorf zu Gast waren. In seiner Oper "Così fan tutte" setzte Mozart dem Arzt mit einer Parodie auf die Magnettherapien ein musikalisches Denkmal.

1777 erregten Mesmers anfänglich erfolgreichen Heilungsversuche an der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis Aufsehen. Nachdem seine Seriosität von Fachkollegen immer mehr in Zweifel gezogen worden war, entzogen die Eltern die junge Künstlerin Mesmers Behandlung. Mesmer ging nach Paris, wo er innerhalb kürzester Zeit zum Modearzt avancierte, auf den selbst das Königspaar aufmerksam wurde. Wie schon in Wien stellte auch in Paris eine Ärztekommission Mesmers Heilungserfolge in Frage. Dennoch fand er hier etliche Nachahmer. Mehrere Schulen und Fachgesellschaften wurden zwischen 1780 und 1790 gegründet und der Arzt ein reicher Mann.

Der Ausbruch der Revolution veranlasste ihn schließlich, Frankreich zu verlassen. Nach Reisen in verschiedene europäische Länder kehrte Mesmer 1790 wieder nach Wien zurück. Da man ihn mit der "Jakobinerverschwörung" in Zusammenhang brachte, ließ er sich 1794 in der Schweiz nieder. Nachdem er in der französischen Revolution sein beträchtliches Vermögen verloren hatte, erhielt er eine ansehnliche Rente vom französischen Staat. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Mesmer in der Gegend um den Bodensee, wo er Bedürftige gratis behandelte.

Nicht nur seine Zeitgenossen von Goethe über E. T. A.Hoffmann bis Mozart waren von Franz Anton Messmer fasziniert, auch Edgar Allan Poe und Alexandre Dumas (d. Ä.) spielten in ihrem literarischen Werk auf den Magnetismus an. Viele weitere literarische Werke über Mesmer erschienen, von denen Stefans Zweigs biographischer Essay über Messmer (1931) sowie Alissa Walsers Roman "Am Anfang war die Nach Musik" (2010) über die Heilungsversuche an Maria Theresia Paradis, der erfolgreich verfilmt wurde, hier erwähnt werden sollen.

Quellen:

Jutta Gruber: Angst und Faszination. Eine Neubewertung des Animalischen Magetismus Franz Anton Mesmers. Berlin: LIT 2011 Annemarie U. Schratter-Sehn / Karl Kanzian / Günter Schmatelka: Heilmagnetismus nach F. A. Mesmer in der Praxis der Schulmedizin. Wien: Maudrich 2007 "Die famose Hexen-Epoche". Sichtbares und Unsichtbares in der Aufklärung. München: Oldenburg 2004 Das große Buch der Österreicher. 4.500 Personendarstellungen in Wort und Bild. Wien: Kremayr & Scheriau 1987 Ernst Benz: Franz Anton Mesmer (1734 – 1815). München: Wilhelm Fink 1976 Armin Prinz: Franz Anton Mesmer. In: Neue Deutsche Biographie. URL: https://www.deutsche-biographie.de/gnd118581309.html#ndbcontent Freimaurer-Wiki: Friedrich (auch Franz) Anton Messmer. URL: http://freimaurer-wiki.de/index.php/Friedrich_Anton_Mesmer Martin Kugler: Falsifiziert: Der Mesmerismus. In: Die Presse, 06.11.2010. URL: https://diepresse.com/home/science/falsifiziert/608148/Falsifiziert_Der-Mesmerismus Austria-Forum: Das Wirken des Wunderdoktors. In: Die Furche, 05.03.2015. URL: https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Volksmedizin/Franz_Anton_Mesmer

Stellungnahme:

Der ausgebildete Arzt Franz Anton Mesmer war für die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse seiner Epoche äußerst aufgeschlossen und versuchte, sie praktisch umzusetzen. Schon zu seinen Lebzeiten waren seine Theorien bei Fachkollegen nicht unumstritten und werden heute von vielen Autoren eher der Esoterik als der Wissenschaft zu geordnet. Trotzdem konnte er auf beachtliche Erfolge verweisen, von denen man annimmt, dass sie auf (auto-)suggestive Phänomenen zurückzuführen sind. Noch heute wird die Magnettherapie von manchen Ärzten als Ergänzung zur Schulmedizin angewandt.

Mesmer war ein wichtiger Vertreter der Aufklärung in Wien und in diesem kulturhistorischen Kontext befürwortet die Wienbibliothek im Rathaus die Benennung einer Verkehrsfläche nach Franz Anton Messmer.

Textvorschlag für die Erläuterungstafel:

Franz Anton Messmer (1734 – 1815), Arzt, Freimaurer, wurde durch seine "magnetischen" Kuren berühmt ("Mesmerismus")




Studierte an der Universität Wien bei Gerard van Swieten, Anton de Haen und Anton von Störck (Dr. med. 1766), konnte sich jedoch in einer Zeit, da die Wiener medizinische Schule sich gegen alle spekulativ gewonnenen Krankheitshypothesen wandte, mit seinen magnetischen Kuren nicht durchsetzen. Nachdem er in Paris und in deutschen Ländern Erfolge (aber auch Misserfolge) zu verzeichnen hatte, kam er wieder nach Wien und richtete sich hier eine Praxis ein, die er bis 1778 ausübte und in der er seine Lehre vom „mineralischen Magnetismus" („Mesmerismus") praktisch anwendete. Der Grundgedanke derselben waren direkt (auch zwischen Himmelskörpern und der Erde) oder durch Gegenstände übertragbare Kräfte im menschlichen Organismus (Zentrum einer Strahlenaktivität); bereits der Titel seiner Doktorarbeit hatte „De planetarum influxu" gelautet. Durch die Verwendung von Magneten wollte er die „Unordnung" (Disharmonie) im Körper wieder ins Gleichgewicht bringen. Als er diese ab 1766 nicht mehr verwendete, wandelte sich seine Lehre in einen „animalischen Magnetismus". 1778 erhoffte sich die blinde Pianistin Maria Theresia Paradis von seiner Hypnosemethode vergeblich Heilung; da Mesmer ihr angeblich nahegetreten war, musste er aus Wien flüchten und ging nach Paris. Obwohl Mesmers Zeitgenossen ihn nicht verstanden, entwickelte sich seine Lehre zu einer „Moderichtung" und wurde von Scharlatanen ausgebeutet. Auch der Arzt Johann Malfatti behandelte die Patienten mit einem „magnetischen Heilschlaf. Mesmer besaß das Jagdschloss Rannersdorf (wo am 22. September 1773 Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart bei ihm zu Gast waren) und das Mesmerpalais. Zum Freundeskreis Mesmers zählte auch Franz Xaver Messerschmidt.

Literatur

  • Helmut Wyklicky: Franz Anton Mesmer, die magnetischen Kuren und die zeitgenössische Medizin. In: Das Landstraßer Heimatmuseum 10 (1968), S. 17 f.
  • Rudolf Tischner: Franz Anton Mesmer. Leben, Werk und Wirkung. München: Verlag der Münchner Drucke 1928
  • Stefan Zweig: Die Heilung durch den Geist. Mesmer, Mary Baker-Eddy, Freud. Leipzig: Insel-Verlag 1931