Gaslaternen
Im Zuge der Errichtung von Gaswerken (Private Gaswerke) kam es auch zur Aufstellung von Gaslaternen zur Beleuchtung der öffentlichen Verkehrsflächen (öffentliche Beleuchtung), die durch Laternenanzünder (Laternenwärter) betreut wurden (Anzünden, Löschen, Putzen, Reparieren). Die Gaslaternen lösten die bis dahin üblichen gewesenen Öllampen ab. Anfangs hatten die Laternen hölzerne Pfähle, später gußeiserne; bei diesen unterschied man zwischen der Englischen Gaslaterne (Kandelaber mit kleeblattförmigem Querschnitt und viereckiger Glaslaterne, deren Dach einen Pinienzapfen oder eine flammenförmige Bekrönung trug), die städtische Gaslaterne (runder Kandelaber, den das Wappen der Stadt Wien zierte, kegelförmige Dachbekrönung) und Sonderausführungen (etwa Gaudenzdorfer Gaslaterne [viereckige Laterne, achteckiger Laternenfuß und Radabweiser zum Schutz vor Fuhrwerken] oder reich-verzierte Prachtlaternen auf besonderen Plätzen der Stadt).
Es gab halbnächtige und ganznächtige Flammen; erstere wurden um 24 Uhr gelöscht. Anfangs brannten die Gaslaternen wie Fackeln, dann folgten die sogenannten Schmetterlingsbrenner (bei denen das Gas aus einer Düse strömte). Im Mai 1845 unterzeichnete die Stadt Wien einen Vertrag mit der Imperial-Continental-Gas-Association. Durch diesen Vertrag wurde die Umstellung der städtischen Beleuchtung auf Gaslaternen eingeleitet. Bereits seit dem Jahr 1687 wurde die Stadt in der Nacht beleuchtet. Zunächst wurden 17 Laternen in der Dorotheergasse aufgestellt. Im Mai 1688 schließlich konnten die Laternen zur allgemeinen Beleuchtung der Stadt fertig gestellt werden. Am 5. Juni wurde erstmals die gesamte Stadt beleuchtet. 1886 erfand Carl Auer-Welsbach den Gasglühstrumpf (doppelte Leuchtkraft wie die des Schmetterlingsbrenners bei nur 50%-igem Verbrauch); 1912 wurden verschiedene Gaslaternen mit Zünd- und Löschuhren ausgestattet. Am 31. Oktober 1899 wurden die Laternen auf der Ringstraße erstmals mittels Gas beleuchtet.
Die Laternen waren zu dieser Anfangszeit mit Unschlitt gefüllt. Im frühen 19. Jahrhundert wurden in Wien zwei Formen von Öllampen verwendet. Zum einen war dies die konventionelle oder auch "ordinäre" Öllampe. Zum anderen wurden auch moderne "argandische Lampen" verwendet. Dieses Modell wurde im Jahr 1780 vom Schweizer Aimé Argand erfunden und ermöglichte ein saubereres Verbrennen des Brennstoffes. Der Vertrag mit der englischen Gasgesellschaft von 1845 ermöglichte die Aufstellung von zunächst 374 Gaslaternen.
Strahlender Höhepunkt und langsamer Niedergang
Allein in der Donaustadt (Wien 22) brannten im Jahr 1913 an die 45.000 Gaslaternen. Schon wenige Jahre später begann jedoch das "Gaslaternensterben". Für den Übergang zur elektrischen Straßenbeleuchtung waren rein finanzielle Gründe ausschlaggebend. So kostete der Betrieb einer Gaslaterne jährlich rund 1.300 Schilling, der einer elektrischen Lampe mit höherer Leuchtkraft nur 310 Schilling.
Im Jahr 1959 gab es nur noch 4.653 Gaslaternen, die zu "Gasinseln" inmitten der elektrifizierten Großstadtbeleuchtung zusammengefasst wurden. Die größten "Gasinseln" gab es in Hietzing und Döbling mit je 1.400 Stück, in Floridsdorf brannten 920 Gaslaternen. Die kleinste "Insel" mit nur 70 Stück fand sich auf dem Antonsplatz in Favoriten. Am 27. November 1962 um 16 Uhr wurde von Stadtrat Karl Lakowitsch in Hietzing die letzte Gaslaterne gelöscht. Heute wird diese historische Laterne vom Hietzinger Bezirksmuseum verwahrt.
1913 gab es in Wien 45.000 öfffentliche Gaslaternen, 1920 begann die Umstellung auf elektrischen Betrieb. Die letzte Gaslaterne Wiens wurde am 27. November 1962 in Hietzing gelöscht (danach Aufstellung vor dem Hietzinger Bezirksmuseum). An verschiedenen Örtlichkeiten stehen (größtenteils nachgebildete) Gaskandelaber mit elektrischen Lampen (so etwa originale Gaudenzdorfer Gaskandelaber im Hetzendorfer Schloßpark und städtische Gaskandelaber auf dem Altmannsdorfer Khleslplatz; eine Gaslaterne hängt über dem Eingang der Direktion der Gaswerke (8, Josefstädter Straße 10-12), zwei stehen neben der Nachbildung des Rathausmanns vor dem Rathaus.
Quellen
Literatur
- Louise Roubal: Vom Gaudenzdorfer Gaswerk und der Gasbeleuchtung. In: Meidling. Blätter des Bezirksmuseums. Heft 28. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Meidlinger Heimatmuseums 1991, S. 58 ff.
- Rudolf Schlauer: Im milden Schein des Gaslichts. Wien: Compress-Verlag 1989