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Julie Rauscha

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Daten zur Person
PersonennameName der Person Rauscha, Julie
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens Haiden, Julia
Titel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite 
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 7. April 1878
GeburtsortOrt der Geburt Wiener Neustadt
SterbedatumSterbedatum 19. Februar 1926
SterbeortSterbeort Wiener Neustadt
BerufBeruf
Parteizugehörigkeit Sozialdemokratin
Ereignis
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 7.12.2017 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung  22. Februar 1926
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Julie Rauscha, * 7. April 1878 Wiener Neustadt, † 19. Februar 1926 Wiener Neustadt, Arbeiterin, Politikerin.

Biographie

Julie Rauscha, geborene Julia Haiden, kam in Wiener Neustadt als Tochter eines Schlossers und einer Heimarbeiterin auf die Welt. Sie wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Als sie fünf Jahre alt war, wurde ihr gewerkschaftlich organisierter, und deshalb immer wieder arbeitsloser Vater von "Bürgersöhnen" auf der Straße attackiert und so schwer verletzt, dass er am darauffolgenden Tag verstarb. Die genauen Hintergründe der Tat wurden auch im Gerichtsprozess nicht geklärt, sein soziales Umfeld vermutete jedoch einen Zusammenhang mit seinem politischen Engagement. Im Juni 1900 heiratete Julie Rauscha den Dreher Robert Rauscha, der ebenfalls ein engagierter Sozialdemokrat war. Das Paar hatte zwei Töchter.

Julie Rauscha war schon als Kind gezwungen, nach der Schule durch Heimarbeit und als Hausgehilfin zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Nach dem Besuch der Volksschule und einer Bürgerschule arbeitete sie zunächst als Haushaltshilfe, ehe sie 15-jährig als Arbeiterin in der Drahtstiftenfabrik Burkhardt anfing. In Zusammenhang mit einem missglückten Streik verließ sie die Fabrik und war als Heimarbeiterin tätig. Während des Ersten Weltkriegs arbeitete sie in der Munitionsfabrik Wöllersdorf. Ihr Versuch, die dort herrschenden katastrophalen Arbeitsbedingungen für Frauen publik zu machen, wurde untergraben und ihre Materialien konfisziert.

Schon früh engagierte sie sich in sozialdemokratischen Vereinen und Frauenorganisationen. 1894 trat sie dem Wiener Neustädter Arbeiterfortbildungsverein bei und nutzte die Möglichkeit zur Weiterbildung. Sonntags bot der Verein Kurse in Stenographie, Handarbeiten und Schreiben an. Organisiert wurden auch Vorträge und Diskussionen, ebenso wie Feste. Sozialdemokratischen Frauenorganisationen stand sie auf Lokal-, Bezirks-, Kreis-, und Landesebene viele Jahre lang vor. In Nachrufen auf ihren Tod wurde sie als "Gründerin" der Frauenorganisation Wiener Neustadt geehrt. Ab 1913 war sie Delegierte der Wiener Neustädter Bezirksorganisation beim Gesamtparteitag und nahm bis zu ihrem Tod an allen Parteitagen teil. Dasselbe gilt für die im Vorfeld der Parteitage abgehaltenen Frauenkonferenzen, wo sie im "Frauenzentralkomitee", das die Spitze der sozialdemokratischen Frauenorganisation bildete, die Delegierte für Niederösterreich war. Als Rednerin trat sie bei Kundgebungen und Wahlveranstaltungen auf. Sie gehörte zu den ersten Frauen, die in den Gemeinderat von Wiener Neustadt gewählt wurden, und vertrat ab 1919 die Frauen der Wiener Neustädter Kreisorganisation im Landesparteivorstand von Wien und Niederösterreich. 1919 wurde sie für Wiener Neustadt in die Konstituierende Nationalversammlung gewählt, deren Mitglied sie ab Juni 1919 war. Anschließend, und bis zu ihrem plötzlichen Tod, war sie für die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Abgeordnete zum Nationalrat der I. und II. Gesetzgebungsperiode, wo sie sich unter anderem im Ernährungsausschuss (I. GP) und im Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft (II. GP) einbrachte. Sie verstarb 47-jährig an einer Lungenentzündung. Bei der Beerdigung, die am 22. Februar stattfand, hielt Karl Renner die Trauerrede.

In ihrer politischen Arbeit setzte sie sich für die Gleichstellung und Gleichberechtigung von Frauen ein. Sie forderte bessere Bildungsmöglichkeiten für Mädchen sowie adäquate Rahmenbedingungen für berufstätige Frauen, wie beispielsweise qualifizierte Kinderbetreuung. Julie Rauscha machte sich generell für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen und Arbeitern stark. Sie unterstützte auch die streikenden Bergarbeiter im Grünbacher Steinkohlerevier und deren Familien, als diese 1925 die Arbeit niederlegten, wenngleich ihr die Form dieses Protests nicht zusagte.

Literatur

  • Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 3. Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 2655 f.
  • Gabriella Hauch: Frauen bewegen Politik. Österreich 1848–1938. Innsbruck/Wien/Bozen: Studienverlag 2009, S. 130 f.
  • Elke Krasny: Stadt und Frauen. Eine andere Topographie von Wien. Wien: Metroverlag 2008, S. 51
  • Gabriella Hauch: Vom Frauenstandpunkt aus. Frauen im Parlament 1919–1933. Wien: Verlag für Gesellschaftskritik 1995, S. 299–301; 208 f.
  • Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Rauscha, Julie [Sign.: TP-041067]
  • Wienbibliothek im Rathaus. Plakatsammlung Sign.: P-225084; P-225518
  • Parlament: Julie Rauscha
  • Frauen in Bewegung: Julie Rauscha

Links