Camillo Sitte

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Camillo Sitte (1843-1903)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Sitte, Camillo
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  20546
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 17. April 1843
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 16. November 1903
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Architekt, Stadtplaner, Maler
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 13.01.2017 durch DYN.krabina
BestattungsdatumDatum der Bestattung  1. April 1905
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof, Ehrengrab, Gruppe 14 A, Nummer 48
Grabstelle
BildnameName des Bildes Camillo_Sitte.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Camillo Sitte (1843-1903)
  • 3., Ungargasse 9 (Geburtsadresse)
  • 1., Schellinggasse 13 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Direktor der Staatsgewerbeschule Salzburg (1875 bis 1883)
  • Direktor der Staatsgewerbeschule Wien (1883)

Camillo Sitte, * 17. April 1843 Landstraße 366 (3, Ungargasse 9), † 16. November 1903 Wien 1, Schellinggasse 13 (Dienstwohnung; Gedenktafel mit Porträtrelief von Oskar Thiede in der Vorhalle, Bronzeporträtskulptur von Hubert Wilfan [1980] auf einem Marmorsockel mit schmiedeeisernem Gitter in der Aula; Zentralfriedhof, ab 1905 Ehrengrab, Gruppe 14 A, Nummer 48 [Bronzerelief von Anton Brenek]), Architekt, Stadtplaner, Gattin (1875 Mechitaristenkirche) Leopoldine Blume, Sohn des Architekten Franz Sitte (* 8. Juli 1818 Weißkirchen, Böhmen, † 26. Juni 1879 Wien; Erbauer des älteren Defizientenhauses, 3, Ungargasse 38).

Sitte besuchte das Piaristengymnasium, studierte am Polytechnischen Institut (bei Heinrich Ferstel) und an der Akademie der bildenden Künste (bei Rudolf Eitelberger, der ihn stark beeinflusste und förderte), hörte aber an der Universität auch kunstgeschichtliche, archäologische und medizinische Vorlesungen (Anatomie bei Hyrtl). Er war auch ein begabter Cellist und glühender Verehrer Richard Wagners. Sitte unternahm Studienreisen durch Europa und den Vorderen Orient, war musikalisch äußerst interessiert (Freundschaft mit Hans Richter, führend am Richard-Wagner-Kreis beteiligt) und vollendete im Lauf der Jahre eine bedeutende Anzahl von Originalaufnahmen architektonischer und kunstgewerblicher Gegenstände für das Österreichische Museum für Kunst und Industrie sowie für die k. k. Zentralkommission. Nach Beendigung seiner Studien unterstützte er seinen Vater beim Ausbau des Ordensgebäudes der Mechitaristen und baute 1871-1873 die Mechitaristenkirche; weitere Bauaufträge führte er in Ungarn (Pfarrkirche Temesvar, 1884), Böhmen (Jagdschloss Zbirow, vollendet 1891) und Mähren (Marienkirche, Rathaus und Pfarrhaus in Oderfurth-Privoz bei Mähren-Ostrau, 1894-1899) aus. 1875-1883 war Sitte (über Empfehlung Eitelbergers) Direktor der neu begründeten Staatsgewerbeschule in Salzburg; 1883 wurde er nach Wien zurückberufen, um auch hier eine ähnliche Schule zu begründen (Staatsgewerbeschule 1, Schellinggasse 13, deren Direktor er wurde). Er beschäftigte sich theoretisch und praktisch mit Fragen des Städtebaus (1889 erschien das weltberühmte Buch "Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen"; dieses Werk gilt als der Anstoß zum modernen Städtebau). Sitte drang jedoch in Wien mit seinen Ansichten nicht durch (hingegen stammen von ihm Bebauungspläne für böhmische und mährische Klein- und Mittelstädte [darunter 1892 Teschen, 1894 Olmütz, 1901 Reichenberg]); erst 1902/1903 hielt Karl Mayreder an der Technischen Hochschule Wien Städtebauvorlesungen ab, und erst 1932 wurde an der Technischen Hochschule eine Lehrkanzel für Städtebau geschaffen. Die revolutionierende Tat von Sitte besteht darin, dass er in der Zeit des stärksten Verfalls der Städtebaukunst die sozialen Gesetzmäßigkeiten und Forderungen, die an den Städtebauer gestellt werden müssen, bereits richtig erkannt hat. Mit Theodor Goecke begründete Sitte die Zeitschrift "Der Städtebau". Zahlreiche richtungweisende wissenschaftliche Veröffentlichungen. Gedenktafel (3, Leberstraße 4 c [Höhrere Technische Lehranstalt], Gartenfront [ursprünglich Straßenfassade]), Camillo-Sitte-Gasse.


Literatur

  • Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 6,1928, S. 132 ff.
  • Ulrich Thieme / Felix Becker [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. 37 Bände. Leipzig: Engelmann 1907-1950
  • Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
  • Rudolf Wurzer: Camillo Sittes Hauptwerk "Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen". In: Die Alte Stadt. Vierteljahreszeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie und Denkmalpflege, Band 1 (1992), S. 1-15
  • Rudolf Wurzer: Camillo Sitte. In: Handwörterbuch der Raumforschung und Raumordnung. Hannover 1966, S. 1774 ff.
  • Rudolf Wurzer: Franz, Camillo und Siegfried Sitte. Ein langer Weg von der Architektur zur Stadtplanung. In: Berichte zur Raumforschung und Raumplanung Heft 3-5 (1989), S. 9-34
  • Daniel Wieczorek: Camillo Sittes "Städtebau" in neuer Sicht. In: Berichte zur Raumforschung und Raumplanung Heft 3-5 (1989), S. 35 ff.
  • Renate Schweitzer: Camillo Sittes Beitrag zur Entwicklung des modernen Städtebaues. In: Berichte zur Raumforschung und Raumplanung Heft 1 (1965), S. 46-53
  • Heinrich Sitte: Camillo Sitte. In: Neue österreichische Biographie. 1815–1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 6, 1929
  • Ottokar Uhl: Moderne Architektur in Wien von Otto Wagner bis heute. Wien [u.a.]: Schroll 1966, S. 16, S. 122
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 132
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 1. Wien: Gerlach & Wiedling 1905, S. 171 ff.
  • Paul Kortz: Wien am Anfang des 20. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung. Hg. vom Oesterreichischen Ingenieur und Architekten-Verein. Band 2. Wien: Gerlach & Wiedling 1906, S. 475
  • Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert. Wien: Österr. Bundesverlag 1970, Register
  • Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995, S. 39
  • Bruno Maldoner: Die Intelligenz der Hand. Erinnerung an den Architekten, Schuldirektor, Maler und Bildhauer Camillo Sitte. In: Wiener Zeitung, Extra, 19.11.1993, S. 4
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 13.11.1989