Heimito von Doderer

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Daten zur Person
Personenname Doderer, Heimito
Abweichende Namensform Doderer, Heimito von
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 5804
GND
Wikidata
Geburtsdatum 5. September 1896
Geburtsort Weidlingau bei Wien
Sterbedatum 23. Dezember 1966
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller, Dichter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 13.08.2013 durch WIEN1.lanm08w12
Begräbnisdatum 2. Jänner 1967
Friedhof
Grabstelle Grinzinger Friedhof, Grab 20/5/8
  • 9., Währinger Straße 50 (Letzte Wohnadresse)
  • 19., Billrothstraße 78 (Sterbeadresse)
  • 3., Stammgasse 12 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1957)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Verleihung: 1961)
  • Ehrenring der Stadt Wien (Übernahme: 25. Oktober 1966)

Heimito Doderer (Pseudonym Heimito von Doderer), * 5. September 1896 Weidlingau bei Wien (Doderer-Gedenkstein), † 23. Dezemer 1966 19 Wien 19, Billrothstraße 78 (Rudolfinerhaus; Grinzinger Friedhof, Grab 20/5/8, in Obhut der Stadt Wien [Bürgermeister-Entschließung 30. Dezember 1966]; zuletzt wohnhaft 9, Währinger Straße 50 [Gedenktafel, enthüllt 20. Juni 1967]), Schriftsteller, Dichter, Sohn des Wilhelm R. von Doderer, erste Gattin (1929) Auguste Leopoldine Hasterlik (* 24. Juli 1896), zweite Gattin Maria Emma († 1984), Urgroßneffe von Nikolaus Lenau. Doderer verbrachte seine Jugend in Wien (Elternhaus 3, Stammgasse 12), war während des Ersten Weltkriegs Dragoneroffizier, befand sich 1916-1920 in russischer Kriegsgefangenschaft (Sibirien) und widmete sich anschließend (1921-1925) dem Studium der Geschichtswissenschaft und der Psychologie an der Universität Wien (Dr. phil.). 1923 wandte er sich der schriftstellerischen Laufbahn zu (Arbeit als freier Schriftsteller), 1930 veröffentlichte er seinen ersten Roman („Das Geheimnis des Reiches"). In den 1930er Jahren dem Nationalsozialismus zugeneigt, erfolgte 1940 seine Konversion zum Katholizismus. Im Haus 8, Buchfeldgasse 6 bewohnte er gemeinsam mit Albert Paris Gütersloh eine Atelierwohnung (polizeiliche Meldungen 1938-1947: IV/13). Nach dem Zweiten Weltkrieg (an dem Doderer 1939-1945 als Luftwaffen-Hauptmann teilnahm) war Doderer ab 1946 als Verlagslektor, freier Schriftsteller und Gelehrter tätig. 1947-1950 absolvierte er das Institut für österreichische Geschichtsforschung an der Universität Wien. Erst damals entstanden seine bedeutendsten Werke, vor allem der Roman „Die Strudlhofstiege" (1951), mit dem Doderer ein später dichterischer Durchbruch gelang. Ihm schloß sich der themenverwandte, auch international anerkannte Roman „Die Dämonen" an (1956). Umstritten waren hingegen „Die Merowinger oder Die totale Familie" (1962), in dem sich eine Tendenz zur Absurdität und zur grotesken Überzeichnung bemerkbar machte. Der auf drei Teile konzipierte „Roman No. 7", der an die beiden großen Wiener Romane anknüpfen sollte, blieb unvollendet (erster Teil der Trilogie: Die Wasserfalle von Slunj, 1963). Doderer schildert in seinen breit angelegten Romanen in kunstvoller Sprache und mit überragender Erzähltechnik das Wien und seine Gesellschaft vor und nach dem Ersten Weltkrieg. Sprachlich dem Österreichertum verpflichtet, ist er als einer der repräsentativsten Vertreter der österreichischen Literatur des 20. Jahrhunderts anzusehen. Für das Verständnis seiner Werke sind auch seine Tagebücher bedeutsam („Tangenten", 1964). Doderers Erzählungen sind durch satirisch-ironische Fabulierkunst, makabren Humor und die Neigung zur Groteske gekennzeichnet. Die Leistungen Doderers wurden mehrfach gewürdigt (1954 Deutscher Literaturpreis, 1957 Großer Österreichischer Staatspreis für Dichtkunst, 1961 Preis der Stadt Wien für Literatur, 1966 Raabe-Preis [Braunschweig] und Ehrenring der Stadt Wien). Im Gasthaus „Zur Stadt Paris" (8, Josefstädter Straße 4, Lenaugasse 1) wurde ein Doderer-Stüberl (Gedenktafel Lenaugasse 1), im Bezirksmuseum Alsergrund eine Doderer-Gedenkstätte eingerichtet. Nachlaß überwiegend in der Österreichische Nationalbibliothek. Doderergasse, Heimito-von-Doderer-Hof.

Literatur

  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Hilde Spiel: Heimito Doderer. In: Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 18. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3. Wien / München: Jugend & Volk, S. 466 ff.
  • Dietrich Weber: Heimito von Doderer. 1986
  • Karl Wache: Heimito von Doderer. In: Dichterbildnisse aus Alt- und Neu-Wien. 1969, S. 103 ff.
  • H. Rieser: Über Doderer und Gütersloh. Diss. Univ. Salzburg. Salzburg 1968
  • L.-W. Wolff: Wiedereroberte Außenwelt. Studien zur Erzählweise Heimito von Doderers am Beispiel des Romanes No. 7. Göppingen 1969
  • Dietrich Weber: Heimito von Doderer. Studien zu seinem Romanwerk. München 1963
  • Dietrich Weber: Heimito von Doderer. München 1987 (darin: Daten zu Leben und Werk: S. 129 ff.)
  • Elisabeth Lebensaft / Hubert Reinerer: Die Eskapade in die Wissenschaft. Materialien zum Geschichtsstudium Heimito von Doderers. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 92. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner 1984, S. 407 ff.
  • Alexander Novotny: Persönliches über Heimito von Dodererin. In: Festschrift Robert Mühlher. 1971, S. 481 ff.
  • Heimito von Doderer - Albert Paris Gütersloh. Briefwechsel 1928-1962. 1986
  • Jose Antonio Palma-Caetano: Humor und Groteske im Werk Heimito von Doderers. Diss. Univ. Wien. Wien 1980
  • Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. Band 1. Salzburg: Bergland-Buch 1964, S. 394 ff.
  • Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u.a.]: Zsolnay 1985, Register
  • Literatur und Kritik. Band 8. 1973, S. 615 ff. (Bibliographische Sekundärliteratur)
  • Literatur und Kritik. Band 21. 1986, S. 462 ff.
  • Helmut Kretscher: Landstraße. Geschichte des 3. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Heimatkunde, 3), S. 171
  • Das Landstraßer Heimatmuseum. Heft 12. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Landstraßer Heimatmuseums, S. 10
  • Felix Czeike: III. Landstraße. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1984 (Wiener Bezirkskulturführer, 3), S. 22
  • Felix Czeike: VIII. Josefstadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 8), S. 15, 32
  • Das Josefstädter Heimatmuseum. Wien: Neuer Wiener Pressedienst 1959-1969, S. 3, 237 f.
  • Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 46, 56, 58
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 6, 50
  • Karl Hopf: Heimito von Doderers Beziehungen zu Hadersdorf-Weidlingau und Hütteldorf. In: Penzinger Museumsblätter. Heft 39 Wien: Museumsverein Penzing, S. 281 ff.
  • Engelbert Pfeiffer: Heimito von Doderers Jahre in Döbling. In: Döblinger Museumsblätter. Heft 84/85. Wien: Museumsverein Döbling 1986, S. 1 ff.
  • Engelbert Pfeiffer: Heimito von Doderer-Gedenkstätte im Bezirksmuseum Alsergrund. In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund. Band 114. Wien: Museumsverein Alsergrund 1988
  • Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund. Band 98. Wien: Museumsverein Alsergrund 1984
  • Hans Pemmer / Ninni Lackner: Die Währinger Straße. Ein Spaziergang von der Votivkirche zur Volksoper. Wien: Verein zur Erhaltung und Förderung des Heimatmuseums Alsergrund 1968 (Beiträge zur Heimatkunde des IX. Wiener Gemeindebezirks, 3), S. 39
  • Helmut Kretschmer: XIX. Döbling. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 19), S. 52
  • Günther Hamann: Heimito von Doderers †. In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Band 75. Wien/München: Oldenbourg / Wien/Graz/Köln: Böhlau / Innsbruck: Wagner, S. 489
  • Laurenz Strebl: Der Doderer-Nachlaß in der Österreichischen Nationalbibliothek. In: Biblos. Band 21. 1972, S. 17 ff.
  • Literatur und Kritik. Band 21. 1986, S. 462 ff. (Besuch bei Doderer 1965)
  • Heimito von Doderer. Katalog Österreichische Nationalbibliothek. 1976
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.11.1986, L 4 (Tagebücher)
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 03.09.1971
  • Pers.-Bibl.