Paul Lendvai
- Auslandskorrespondent der Financial Times in Wien (1960 bis 1987)
- Leiter der Osteuropa-Redaktion des ORF (1982 bis 1987)
Paul Lendvai, * 24. August 1929 Budapest, Journalist.
Biographie
Paul Lendvai wurde am 24. August 1929 in Budapest als Sohn eines Rechtsanwaltes geboren. Seinen schon als Kind gehegten Berufswunsch, Journalist zu werden, konnte er sich bereits mit 18 Jahren erfüllen: Daneben studierte er Rechtswissenschaften und absolvierte die Diplomatische Akademie. Weltanschaulich neigte er der Sozialistischen Partei zu, war leitender Funktionär der sozialistischen Mittelschüler und Studenten und Mitarbeiter sozialistischer Zeitungen. Später schrieb er für das Parteiorgan "Szabad Nep" und wurde dann Ressortleiter für die Bereiche "Wirtschaft", später "Außenpolitik", der offiziellen ungarischen Nachrichtenagentur MTI. Nach Verhaftung und Internierung im Jahre 1952, wurde er 1956 wieder rehabilitiert. Nach dem Ungarnaufstand war er leitender Redakteur (Außenpolitik) und Chefkommentator der Budapester Parteizeitung "Esti hirlap".
Anfang 1957 entschloss er sich zur Flucht nach Österreich. Mit einem geborgten Koffer aus Prag kommend, landete er am 4. Februar 1957 auf dem Flughafen Wien-Schwechat. 1959 erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft.
Seine journalistische Karriere startete Paul Lendvai bei "Die Presse". Er schrieb unter anderem für die Londoner "Times", die "New York Times", die "Financial Times", "Die Welt", in Österreich neben der "Presse" auch für die "Kleine Zeitung", die "Furche", die "Zukunft" und die "Wochenpresse". 1973 gründete er die "Europäische Rundschau", eine Vierteljahresschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte, und erhielt dafür (sowie für seine Ostberichterstattung in der "Kleinen Zeitung") am 15. März 1984 den Preis der Dr. Karl Renner-Stiftung.
1980 wurde Paul Lendvai als Chefkonsulent in den ORF berufen und 1982 zum Leiter der Osteuroparedaktion bestellt.
1985 erschien in der Edition Interfrom, Zürich sein Bericht "Das einsame Albanien. Reportage aus dem Land der Skipetaren". Darin liefert der Autor eine tiefgreifende Analyse der politischen Verhältnisse dieses Staates, der damals zu den in sich abgeschlossensten Gebieten der Erde zählte.
1986 veröffentlichte er – ebenfalls in der Edition Interfrom – einen Bericht über die Liberalisierungsbestrebungen in seinem ehemaligen Heimatland unter dem Titel "Das eigenwillige Ungarn", 1990 folgten Beiträge im Band "Revolution! Die Befreiung Osteuropas vom kommunistischen Absolutismus". In "Mein verspieltes Land" aus dem Jahr 2010 liefert er Erklärungen für die politischen Entwicklungen Ungarns. Im Jahr 2013 erschienen seinen Memoiren "Leben eines Grenzgängers".
Anfang April 1987 wurde Paul Lendvai zum Intendanten von "Radio Österreich International", bestellt. 1998 wurde er pensioniert.