Österreichische Rote Hilfe

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der Organisation Sonstige Organisation
Datum von 1922
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 64441
GND
WikidataID
Objektbezug Karl Kraus (Portal)
Quelle
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 22.04.2024 durch WIEN1.lanm09kka

Es wurden noch keine Adressen erfasst!

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

  • Franziska Appel (Mitglied, 1931-1934, Mitglied, 1934-, Bezirkskassierin für den 8. Bezirk, 1939-1941, Kassierin, -1941, Kassierin, -1938)


Die Österreichische Rote Hilfe war eine nationale Sektion der in der Sowjetunion entstandenen "Internationalen Organisation der Hilfe für Kämpfer der Revolution". Grundlage bildete ein Beschluss des IV. Kongresses der Kommunistischen Internationale im Jahr 1922, ein "internationales politisches Rotes Kreuz" zu gründen. Im Mittelpunkt der Tätigkeit stand die Unterstützung politisch Verfolgter und deren Familien. Mit dem "Revolutionären Roten Kreuz" existierte in Österreich schon seit 1919 ein Vorläuferorganisation, 1923 wurde innerhalb der KPÖ eine Sektion der internationalen Roten Hilfe eingerichtet. Ab 1925 war die "Österreichische Rote Hilfe. Verein zur Unterstützung der Opfer des weißen Terrors und der Klassenjustiz" ein formal unabhängiger Mitgliederverein, wurde aber weiterhin von der KPÖ gelenkt. Einen Schwerpunkt der Arbeit bildete die Unterstützung politisch Verfolgter in Ungarn, Rumänien, Bulgarien und vor allem Italien. In diesen Ländern hatten sich schon in den 1920er-Jahren autoritäre bzw. faschistische Regimes etabliert. Dazu gehörte die Hilfe für politische Gefangene und deren Familien in ihren Heimatländern, aber auch die Hilfe für politische Flüchtlinge in Österreich. Zudem wurden ArbeiterInnen unterstützt, die etwa im Zuge von Streiks oder anderen betrieblichen Auseinandersetzungen ihren Arbeitsplatz verloren hatten. Die Unterstützungsaktionen waren immer auch mit politischer Werbearbeit verbunden. Beliebt waren Film- und Lichtbildvorführungen, etwa sogenannter Russenfilme wie "Panzerkreuzer Potemkin". Neben dem erhofften Propagandawert bildeten die Filmabende auch Einnahmequellen, um die Hilfsarbeit zu finanzieren.

Nach dem Justizpalastbrand ließ der Wiener Polizeipräsident Johann Schober ein "Weißbuch" veröffentlichen, das die Übergriffe der Polizei rechtfertigen sollte und den Opfern die Schuld zuschob. Die Rote Hilfe begegnet dieser Publikation mit dem "Rotbuch gegen Schobers Weißbuch", das nicht nur eine andere Darstellung der Ereignisse vom 15. Juli 1927 brachte, sondern auch eine Rechenschaft über ihre Hilfsaktion enthielt: Nur 15 Prozent der Unterstützten gehörten der KPÖ an, der Rest waren Sozialdemokraten oder Parteilose. Der bekannte, hauptsächlich für die Sozialdemokratie tätige, Grafiker Victor Theodor Slama gestaltete Illustrationen und ein Plakat für das "Rotbuch". Prominentester Unterstützer der Roten Hilfe in dieser Sache war Karl Kraus. Zweimal trat er mit Lesungen bei Veranstaltungen der Roten Hilfe auf; der Reingewinn ging auf seinen Wunsch an die Opfer des 15. Juli. Bei den Aktivitäten der Roten Hilfe nach dem Justizpalastbrand verschärften sich die Spannungen zwischen der Organisation und der Sozialdemokratischen Arbeiterparte (SDAP). 1932 hatte die Rote Hilfe in Österreich 2100 kommunistische, 1200 parteilose und 1100 sozialdemokratische Mitglieder. Während der Anteil sozialdemokratischer Mitglieder der Roten Hilfe also recht hoch war – eine österreichische Besonderheit –, stand ihr die Parteispitze ablehnend gegenüber. Straßensammlungen wurden in Wien verboten und die Mitgliedschaft war ein Ausschlussgrund aus der SDAP, zumindest ein Fall ist dokumentiert.

Am 20. Mai 1933 wurde die Rote Hilfe durch das Dollfuß-Regime verboten, trotzdem wurde sie eine wichtige erste Anlaufstelle für Flüchtlinge aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Nach dem Februar 1934 organisierte die Rote Hilfe in Kooperation mit betrieblichen Hilfskomitees Unterstützung für nach den Februarkämpfen Inhaftierte, etwa durch die Beistellung von Rechtsanwälten. Auch nach dem "Anschluss" setzte die Rote Hilfe ihre Aktivitäten fort, sie bildete einen Teil des Widerstands gegen das NS-Regime. Eine Tätigkeit, die immer wieder Todesopfer forderte, wenn UntergrundaktivistInnen von der Gestapo enttarnt und verhaftet wurden. Jede derartige Unterstützungsleistung wurde als Vorbereitung zum kommunistischen Hochverrat betrachtet und mit drakonischen Strafen belegt, häufig mit Todesurteilen.

Quellen

Literatur

  • Julia König / Christian Maryška. Nicht nur der Rote Mann. Der politische Grafiker und Plakatkünstler Victor Th. Slama. In: Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Victor Th. Slama. Plakate Ausstellungen Masseninszenierungen Wien: Metroverlag 2019, S. 48–67
  • Winfried Garscha: Linker Widerstand – "Rote Hilfe" – Arbeiterwiderstand. Vortrag bei der Konferenz „Widerstand in Österreich 1938–1945“ im Parlament. Wien, 19. Jänner 2005
  • Walter Baier: Ein Essay. Herausgegeben vom Bundesvorstand der KPÖ. Wien 1998

Link