Tauschvertrag von Mautern: Unterschied zwischen den Versionen

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Mit dem 1137 in Mautern (Niederösterreich) ausgefertigten Dokument unterstellte [[Leopold IV. der Freigebige]] dem Bischof Reginmar von Passau die [[Peterskirche]] und erhielt als Gegenleistung neben einem Weingarten (vermutlich bei Mödling) die bei der Stadt Wien gelegene Hälfte der „Dos" (das heißt des Wiener Pfarrguts), ausgenommen die „curtiloci" (Hofstätten, das heißt Bauparzellen) auf denen Ställe erbaut sind, mit der Auflage, dass die Peterskirche und die übrigen im Wiener Pfarrsprengel geweihten Gotteshäuser fortan dem Wiener Pfarrer unterstehen. In der Urkunde wird Wien erstmals als „civitas" (Stadt) und als Sitz einer Pfarre genannt. - Die Einzelheiten lassen verschiedene Deutungen zu. Der Annahme, dass die Peterskirche 1137 Sitz der Wiener Pfarre war, steht die Frage entgegen, wo der passauische Wiener Pfarrer, dem sie unterstellt wird, bis dahin seinen Sitz hatte (zur Zeit des [[Jans Enenkel]] [um 1280] hieß St. Ruprecht im Volksmund „die Pfarre"). Das Areal der ausgeklammerten Ställe dürfte mit dem Stephansplatz identisch sein (wahrscheinlich beabsichtigte Sicherstellung des Bauplatzes für eine neue Pfarrkirche; Weihe von [[Stephansdom|St. Stephan]] 1147); die dem Pfarrer verbliebene Hälfte des Pfarrguts ist auf die Vorstadt [[Wieden]] (althochdeutsch widum, lateinisch dos = Ausstattungsgut) zu lokalisieren.
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Im sogenannten Tauschvertrag von Mautern ([[Niederösterreich]]) vereinbarten Markgraf [[Leopold IV. der Freigebige|Leopold IV.]] und [[Bistum Passau|Bischof Reginmar]] von Passau im Jahre 1137, dass die babenbergische Eigenkirche [[St. Peter (Pfarre)|St. Peter]] (ecclesia Beati Petri) der (bischöflichen) [[Pfarre]] von Wien unterstellt wird, ebenso auch alle anderen Kirchen und Bethäuser des Ortes. Der Markgraf erhält dafür im Tausch einen Weingarten am Wartberg sowie die Hälfte der Pfarrausstattung außerhalb der "civitas" (= des ummauerten Siedlungsbereichs) mit Ausnahme jener Grundstücke ("curtiloci"), auf denen sich Unterkünfte ("stabula") befinden.
  
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Eine [[St. Stephan (Pfarre)|Wiener Pfarre]] ist in dem Dokument erstmals belegt. Mit diesem Ausgleich zwischen dem Bischof von Passau und dem [[Babenberger]] Markgrafen wurde eine kanonische Territorialpfarre etabliert. Der Pfarrsprengel umfasste das gesamte Wiener Siedlungsgebiet. In der Urkunde wird Wien erstmals als „civitas" bezeichnet. Die Einzelheiten lassen verschiedene Deutungen zu. Die dem Wiener Pfarrer verbliebene Hälfte des Pfarrguts ist sehr wahrscheinlich auf die Vorstadt [[Wieden]] (althochdeutsch widum, lateinisch dos = Ausstattungsgut) zu beziehen. 1147 erfolgte die Weihe eines neu erbauten Gotteshauses von [[Stephansdom|St. Stephan]].
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Die Verhandlungen, die schließlich zu diesem Vertrag führten, dürften bereits unter [[Leopold III.]] geführt worden sein, der damit die Basis für den Ausbau Wiens zu einem babenbergischen Herrschaftszentrum legte. Nach dem kurzzeitigen Anfall des Herzogtums Bayern an die Babenberger konnte [[Heinrich II.]] ab der Mitte des 12. Jahrhunderts auf diesem Fundament weiter bauen und Wien unter anderem nach Regensburger Vorbild zur Stadt ausbauen.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
*[http://monasterium.net/mom/DE-BayHStA/HUPassau/39/charter Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Hochstift Passau - 1137 /Urkunde Nr. 39] (Digitalisat)
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*[http://monasterium.net/mom/DE-BayHStA/HUPassau/39/charter Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München, Hochstift Passau - Urkunde Nr. 39] (Digitalisat)
 
 
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==

Aktuelle Version vom 4. November 2022, 11:13 Uhr

Tauschvertrag von Mautern 1137
Daten zum Ereignis
Art des Ereignisses Politisches Ereignis
Datum von 1137 JL
Datum bis
Thema Bistum
Veranstalter
Teilnehmerzahl
Gewalt Nein
PageID 23317
GND
WikidataID
Objektbezug Stephanskirche, Erzdiözese Wien
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 4.11.2022 durch WIEN1.lanm08son
Bildname Tauschvertrag-Mautern.jpg
Bildunterschrift Tauschvertrag von Mautern 1137

Es wurden keine Personen erfasst.

Es gibt keine Adressen zu diesem Ereignis.

Es wurden keine Bezeichnungen erfasst!

Im sogenannten Tauschvertrag von Mautern (Niederösterreich) vereinbarten Markgraf Leopold IV. und Bischof Reginmar von Passau im Jahre 1137, dass die babenbergische Eigenkirche St. Peter (ecclesia Beati Petri) der (bischöflichen) Pfarre von Wien unterstellt wird, ebenso auch alle anderen Kirchen und Bethäuser des Ortes. Der Markgraf erhält dafür im Tausch einen Weingarten am Wartberg sowie die Hälfte der Pfarrausstattung außerhalb der "civitas" (= des ummauerten Siedlungsbereichs) mit Ausnahme jener Grundstücke ("curtiloci"), auf denen sich Unterkünfte ("stabula") befinden.

Eine Wiener Pfarre ist in dem Dokument erstmals belegt. Mit diesem Ausgleich zwischen dem Bischof von Passau und dem Babenberger Markgrafen wurde eine kanonische Territorialpfarre etabliert. Der Pfarrsprengel umfasste das gesamte Wiener Siedlungsgebiet. In der Urkunde wird Wien erstmals als „civitas" bezeichnet. Die Einzelheiten lassen verschiedene Deutungen zu. Die dem Wiener Pfarrer verbliebene Hälfte des Pfarrguts ist sehr wahrscheinlich auf die Vorstadt Wieden (althochdeutsch widum, lateinisch dos = Ausstattungsgut) zu beziehen. 1147 erfolgte die Weihe eines neu erbauten Gotteshauses von St. Stephan.

Die Verhandlungen, die schließlich zu diesem Vertrag führten, dürften bereits unter Leopold III. geführt worden sein, der damit die Basis für den Ausbau Wiens zu einem babenbergischen Herrschaftszentrum legte. Nach dem kurzzeitigen Anfall des Herzogtums Bayern an die Babenberger konnte Heinrich II. ab der Mitte des 12. Jahrhunderts auf diesem Fundament weiter bauen und Wien unter anderem nach Regensburger Vorbild zur Stadt ausbauen.

Quellen

Literatur

  • Klaus Lohrmann / Ferdinand Opll: Regesten zur Frühgeschichte von Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien [u.a.] 1981 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 10), Nummer 64
  • Ferdinand Opll: Die Wiener Stephanskirche vor ihrer Erstnennung. In Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 75 (2019), S. 153-179
  • Richard Perger: 850 Jahre Tauschvertrag von Mautern. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 28 (1987), Nummer 3, S. 34 ff.