Babenberger

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Plakat zur Ausstellung "Tausend Jahre Babenberger in Österreich" im Stift Lilienfeld
Daten zum Eintrag
Datum von 0976 JL
Datum bis 1246 JL
Objektbezug Mittelalter
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 2.11.2022 durch WIEN1.lanm08trj
Bildname Babenberger.jpg
Bildunterschrift Plakat zur Ausstellung "Tausend Jahre Babenberger in Österreich" im Stift Lilienfeld

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Babenberger. Herrscherfamilie, die Österreich (im jeweiligen Gebietsumfang) 976-1246 regierte. 976 belehnte Otto II. Markgraf Leopold I. mit dem Gebiet zwischen Enns und Traisen ("Ottonische Mark"); Leopold holte fränkische und bayrische Siedler ins Land und schob die Grenze bis zum Wienerwald vor; aus der Regierungszeit seines Sohnes Heinrich I. stammt die "Ostarrichi-Urkunde" (996). Die Bezeichnung "Babenberger" kommt erst Ende des 15. Jahrhunderts auf, geht jedoch auf Otto von Freising zurück, der die Familie von einem Adalbert von Bamberg ableitete. Die Beinamen scheinen komplett erstmals 1491 bei Ladislaus Sunthaym auf, finden sich aber zum Teil bereits bei älteren Chronisten.Die Babenberger waren zunächst Markgrafen (Leopold I. der Erlauchte, 976-994; Heinrich I. der Starke, 994-1018; Adalbert der Siegreiche, 1018-1055; Ernst der Tapfere, 1055-1075; Leopold II. der Schöne, 1075-1095; Leopold III. der Heilige, 1095-1136; Leopold IV. der Freigebige, 1136-1141; Heinrich II. Jasomirgott, 1141-1177, ab 1156 Herzog); die weiteren Herzöge waren Leopold V. der Tugendhafte (1177-1194), Friedrich I. der Katholische (1194-1198), Leopold VI. der Glorreiche (1198-1230) und Friedrich II. der Streitbare (1230-1246); mit seinem Tod in der Schlacht an der Leitha starb das Geschlecht aus. Nicht alle Beinamen haben sich durchgesetzt.

Adalbert schob die Grenzen der Mark nördlich der Donau bis an Thaya und March (1039/1040) und südlich der Donau bis an die Leitha vor (1043); in diese Zeit fallen die Nennung Wiens in den Niederaltaicher Annalen (1030; Einnahme durch die Ungarn nach einem missglückten Feldzug Konrads II. gegen sie) und der Hoftag König Heinrichs III. zu Wien (1043). Mitte des 11. Jahrhunderts kam es zum Ausbau einer vorstädtischen Handelssiedlung im Osten vor dem Römerlager (Bereich Bäckerstraße-Sonnenfelsgasse). Um die Mitte der 30er Jahre des 12. Jahrhunderts kamen die Babenberger in den Besitz von Wien, 1137 wird Wien im sogenannten Tauschvertrag von Mautern als "civitas" (Stadt) bezeichnet, 1147 Weihe der (romanischen) Stephanskirche; 1139 erhielt Leopold IV. das den Welfen entzogene Herzogtum Bayern, 1143 folgte ihm Heinrich II. (Residenz in Regensburg). Nach dem Tod Kaiser Konrads III. (1152) suchte Kaiser Friedrich I. Barbarossa eine Aussöhnung mit den Welfen, entzog Heinrich 1154 Bayern und übergab es Heinrich dem Löwen (der es 1155 formal übernahm); Heinrich II. wurde dafür Herzog von Österreich (1156, Privilegium minus); 1155 beriefen die Babenberger die "Schotten" (irische Mönche aus Neu-Schottland [=Irland]) von Regensburg nach Wien und verlegten ihre Residenz in die Stadt (Babenbergerpfalz am Hof).

Um 1193 begannen die Babenberger (finanziert aus dem Lösegeld, das die Engländer für ihren in Erdberg bei Wien gefangengenommenen König Richard Löwenherz bezahlt hatten) mit der Einebnung des Grabens und dem Bau der Ringmauer (babenbergische Stadterweiterung); um diese Zeit entstand die Vorstadt An der langen Mauer. 1208 erteilten die Babenberger den Flandrenser Tuchfärbern wirtschaftspolitisch bedeutsame Privilegien (Flandrenser Privileg). 1221 gaben sie Wien das älteste Stadtrecht, in den 1220er Jahren taucht erstmals das Wiener Stadtsiegel auf, wahrscheinlich 1224 werden die Minoriten, 1226 die Dominikaner nach Wien berufen. Knapp vor 1200 und im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts werden die ältesten Gebäude vor der Stadt und einzelne Vorstädte genannt (unter anderem vor 1200 St. Niklas vor dem Stubentor, 1208 Heiligengeistspital vor dem Kärntnertor und Maria-Magdalena-Kloster vor dem Schottentor, 1211 Wieden).

1237 und 1247 wurde Wien vorübergehend "kaiserliche Stadt" (nicht reichsunmittelbare Stadt). Nach dem sogenannten Interregnum (Ottokar II. Přemysl von Böhmen) folgte in Österreich (und Wien) die Ära der Habsburger (1278-1918). Eine Nebenlinie der Babenberger residierte in der Mödlinger Burg; die Stadt wird daher des öfteren als "Babenbergerstadt" bezeichnet (der "Herzoghof" stammt allerdings erst aus dem 15. Jahrhundert). Neben den Lebensdaten sind die wichtigsten Ereignisse ihrer Regierungszeit bei den Stichwörtern der einzelnen Herrscher nachzulesen. Vergleiche Babenbergerpfalz am Hof, Babenbergerdenkmäler, Babenbergerstadttore, Babenbergerstammbaum, Babenbergersteig, Babenbergerstraße, Jasomirgottdenkmal, Jasomirgottstraße; 1000-Schilling-Goldmünze (1976 anlässlich der 1000-Jahr-Feier). Auch in Perchtoldsdorf und Mödling (Babenberger- und Jasomirgottgasse) erinnern Verkehrsfiächen an die Babenberger.

Literatur

  • Erich Zöllner: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien [u.a.]: Verlag für Geschichte und Politik [u.a.] 1990, S. 61 ff.
  • Erich Zöllner: Niederösterreichische Jubiläumsausstellung 1000 Jahre Babenberger in Österreich. Stift Lilienfeld, 15. Mai - 31. Oktober 1976. Wien : Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1976 (Katalog des Niederösterreichischen Landesmuseums, Neue Folge 66), besonders S. 296 ff.
  • Erna Patzelt: Österreich bis zum Ausgang der Babenbergerzeit. Wien: Bellaria-Verlag 1946
  • Felix Czeike: Geschichte der Stadt Wien. Wien: Molden 1981, S. 13 ff.
  • Heinrich Fichtenau / Erich Zöllner [Hg.]: Urkundenbuch zur Geschichte der Babenberger in Österreich. 5 Bände. Wien [u.a.]: Oldenbourg l950-1997
  • Heinrich Fichtenau: Von der Mark zum Herzogtum. Grundlagen und Sinn des "privilegium minus" für Österreich. München: Oldenbourg 1958
  • Karl Lechner: Die Babenberger in Österreich. Wien: Bindenschild-Verlag 1947 (Der Bindenschild. Darstellungen aus dem Kultur- und Geistesleben Österreichs, 6)
  • Karl Lechner: Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976 - 1246. Wien / Graz [u.a.]: Böhlau 1976 (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 23)
  • Klaus Lohrmann / Ferdinand Opll: Regesten zur Frühgeschichte von Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien [u.a.] 1981 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 10)
  • Oskar von Mitis: Die Siegel der Babenberger. Wien: Holzhausen 1954
  • Peter Csendes: Die Babenberger und Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 31 (1976), S. 101 ff.
  • Peter Csendes: Die Aufenthaltsorte der Babenberger in Niederösterreich und Steiermark. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 34 (1978), S. 24 ff.
  • Peter Csendes: Geschichte Wiens. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1981, S. 28 ff.
  • Rudolf Geyer: Die Führung zu den Resten der Babenbergerpfalz in Klosterneuburg. In: Wiener Geschichtsblätter 6 (1951), S. 63