Stadtplan, Groß-Wien (um 1940): Unterschied zwischen den Versionen
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− | Umgesetzt wurde schließlich – nach der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Machtergreifung und aus anderen Motiven heraus – die Eingemeindung von 97 niederösterreichischen Ortschaften am 15. Oktober 1938. Danach erstreckte sich "Groß-Wien" mit nunmehr 26 [[Bezirke]]n im Norden bis vor Korneuburg, im Süden bis vor Baden und im Osten bis Fischamend. Erst im Jahr 1954 erfolgte die weitgehende Rückgängigmachung dieser Stadterweiterung. Da 17 frühere Gemeinden wie [[Mauer]] oder [[Liesing]] weiterhin bei Wien blieben, ist das bis heute geltende Stadtgebiet immerhin ca. 1,5 Mal so groß wie jenes vor 1938. | + | Umgesetzt wurde schließlich – nach der [[Nationalsozialismus|nationalsozialistischen]] Machtergreifung und aus anderen Motiven heraus – die Eingemeindung von [[Randgemeinden|97 niederösterreichischen Ortschaften]] am 15. Oktober 1938. Danach erstreckte sich "Groß-Wien" mit nunmehr 26 [[Bezirke]]n im Norden bis vor Korneuburg, im Süden bis vor Baden und im Osten bis Fischamend. Erst im [[Gebietsänderungsgesetz|Jahr 1954]] erfolgte die weitgehende Rückgängigmachung dieser Stadterweiterung. Da 17 frühere Gemeinden wie [[Mauer (Ort)|Mauer]] oder [[Liesing (Gemeinde)|Liesing]] weiterhin bei Wien blieben, ist das bis heute geltende Stadtgebiet immerhin ca. 1,5 Mal so groß wie jenes vor 1938. |
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Aktuelle Version vom 15. April 2024, 08:57 Uhr
Die Bezeichnung "Groß-Wien" war an sich nicht neu und wurde bereits im Zuge der Erweiterung Wiens um die ehemaligen Vororte 1890 verwendet. Doch nach dem Ersten Weltkrieg gab es im Zusammenhang mit der administrativen Trennung Wiens von Niederösterreich weitere konkrete Überlegungen zu einer massiven Gebietserweiterung, die alles bislang Dagewesene übertroffen hätte. Der von den Sozialdemokraten präferierte Plan eines "Wienerlandes" sah etwa ein neues Bundesland vor, das im Osten bis nach Hainburg und im Süden bis zum Wechsel reichen sollte. Dabei ging es – internationalen Beispielen folgend – nicht mehr darum, bereits erfolgte sozioökonomische Verflechtungen mittels Eingemeindungen nachzuvollziehen, sondern um eine vorausschauende Planung und um Baulandreserven. All das blieb zunächst auf dem Papier.
Umgesetzt wurde schließlich – nach der nationalsozialistischen Machtergreifung und aus anderen Motiven heraus – die Eingemeindung von 97 niederösterreichischen Ortschaften am 15. Oktober 1938. Danach erstreckte sich "Groß-Wien" mit nunmehr 26 Bezirken im Norden bis vor Korneuburg, im Süden bis vor Baden und im Osten bis Fischamend. Erst im Jahr 1954 erfolgte die weitgehende Rückgängigmachung dieser Stadterweiterung. Da 17 frühere Gemeinden wie Mauer oder Liesing weiterhin bei Wien blieben, ist das bis heute geltende Stadtgebiet immerhin ca. 1,5 Mal so groß wie jenes vor 1938.
Quelle
Literatur
- Wilfried Posch: Lebensraum Wien. Die Beziehungen zwischen Politik und Stadtplanung (1918–1954), Diss. Univ. Graz 1976, S. 15, S. 17, S. 28, S. 45.
- Maren Seliger: Bundesland Wien – Grenzziehungsvarianten 1919/1920, in: Wiener Geschichtsblätter 47 (1992), S. 45-50.
- Maren Seliger: Groß- oder Klein-Wien? Politische Auseinandersetzungen um die Nachkriegsgrenzen und Stadtentwicklungsziele, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 51 (1995), S. 209-241.
- Sándor Békési: Radikale Stadterweiterung, in: ders. / Elke Doppler [Hg.]: Wien von oben. Die Stadt auf einen Blick (Katalog zur 414. Sonderausstellung des Wien Museum). Wien: Metro-Verlag 2017, S. 51.