Roter Turm

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sonstiges„Sonstiges“ befindet sich nicht in der Liste (Gebäude, Brücke, Denkmal, Sakralbau, Synagoge, Katholische Kirche, Brunnen, Kunst im öffentlichen Raum, Sakrale Freiplastik, Bad, ...) zulässiger Werte für das Attribut „Art des Bauwerks“.
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Rout (Recht)
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
PageID 29016
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Paul Harrer: Wien, seine Häuser
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Letzte Änderung am 2.09.2014 durch DYN.elwu
  • 1., Rotenturmstraße 26-31

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48° 12' 42.45" N, 16° 22' 34.35" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Roter Turm (1).

Das Rotenturmtor, das von der Schlagbrücke in die Stadt führte, hatte seinen Namen nach einem Turm der Stadtbefestigung, der schon 1288 als "rother Turm" belegbar ist. Er wurde bis ins 15. Jahrhundert als ein schlankes Gebäude auf viereckigem Grundriss mit spitzem, roten Ziegeldach dargestellt, an der Außenseite in Gevierten rot und weiß bemalt (älteste Darstellung im Babenbergerstammbaum, um 1490). Maximilian I. ließ den durch die Belagerung des Matthias Corvinus beschädigten Turm 1511 umgestalten (Darstellung auf Hoefnagels Vogelschau 1609; einstöckiger Torturm mit spitzem Dach, vier zugespitzten Ecktürmchen und einer spitzbogenüberdeckten Durchfahrt). Beim Roten Turm wurde die Wassermaut eingehoben. Ab 1662 war die Passage durch das Rotenturmtor erleichtert, da Fahr- und Gehtor voneinander getrennt waren. Der Rote Turm blieb auch nach Errichtung der Großen und der Kleinen Gonzagabastei (1661-1664) bestehen (noch auf den Stadtplänen von 1684 und 1710 verzeichnet); erst 1776 wurde er zwecks Erweiterung der Passage abgebrochen. Dicht neben dem Turm stand 1418 ein "kleiner Turm zunächst dem Roten Turm", der schon 1547 in ein Haus verbaut war.

Der Name leitet sich nicht von der Farbgebung, sondern vom Wort "rout" (Recht) ab, da hier Recht gesprochen wurde und der Turm auch als Gefängnis diente. Die Namensgebung scheint jedoch willkürlich, da über die Rechtssprechung beim Roten Turm genauere Informationen fehlen und auch andere Türme (vor allem der Kärntnerturm) als gefängnis dienten.

Im "Lobspruch" des Wolfgang Schmeltzl (1547) wird ein eigenartiges Wahrzeichen, eine Speckschwarte ("Pachen"), beim Roten Turm erwähnt. Der Kaffeesieder Ambros Augustini hatte ab 1814 auf der Bastion beim Rotenturmtor eine Kaffeehütte, die am 23. August 1819 entfernt werden musste. Das Häuschen wurde als Ganzes mittels Walzen auf die Biberbastei übertragen, wo es bis 1825 stehen blieb.

Das alte Rotenturmtor stand etwa zwischen den heutigen Häusern Rotenturmstraße 26 und 31, dann auf der heutigen Fahrbahn südlich des westlich der Schwedenbrücke gelegenen Abgangs zur U-Bahn, das Gehtor stand an der Kreuzung Laurenzerberg, Schwedenplatz (in Richtung des Laurenzerbergls). Vor dem Tor war ein Standplatz für Stellwagen, die zum Ferdinands- und Marienbad verkehrten und den Verkehr zur Militärschwimmschule im Prater beziehungsweise zu den Kaisermühlen aufrechterhielten. Am Kanal befand sich der Abfahrtsplatz der Dampfboote, die bis nach Konstantinopel verkehrten. Durch das Rotenturmtor erfolgten oft die prunkvollen Einzüge der von Krönungen oder Kriegen heimgekehrten Herrscher, ebenso die Zufahrt der Pummerin.

Literatur

  • Ferdinand Opll: Alte Grenzen im Wiener Raum. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1986 (Kommentare zum Historischen Atlas von Wien, 4), S. 35
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22), S. 114 (Rotenturmtor)
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 138 f.
  • Der Roten Turm. und die Speckseite. In: Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt. Heft 1–2. Wien: Wiener Tourismusverband 1977, S. 30 f.
  • Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 323 ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 117
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 627