Mautner-Markhof (Unternehmen): Unterschied zwischen den Versionen

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Nach dem Selbstmord Karl Ferdinand Mautners im Jahr 1896 übernahm sein Sohn Viktor die Brauerei in Sankt Marx. Trotz einer einschlägigen Ausbildung entwickelte er wenig Liebe für die Familienbetrieb. Zwar gelang es 1910 die Produktion auf 560.000 Hektoliter zu steigern und damit fast jene des Hauptkonkurrenten [[Anton Dreher der Jüngere]] zu erreichen, aber mit der Brauerei ging es wirtschaftlich bergab. Im Jahr 1913 ging er mit seinem Unternehmensteil bankrott. Die Presshefefabrik ging an die Cousins in [[Floridsdorf]]. Durch die Fusion mit den Dreherschen Brauereien zu den Vereinigten Brauereien wurde der Betrieb zwar gerettet, die Familie Mautner spielte allerdings innerahalb des neuen Braugiganten nur eine unbedeutende Rolle. In der Zwischenkriegszeit gelang es allerdings der Linie um Georg Heinrich und seinen Söhnen den Betrieb zu neuer Blüte zu bringen<ref>Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 104-107.</ref>
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Nach dem Selbstmord Karl Ferdinand Mautners im Jahr 1896 übernahm sein Sohn Viktor die Führung der Brauerei in Sankt Marx. Trotz einer einschlägigen Ausbildung entwickelte er wenig Liebe für den Familienbetrieb. Zwar gelang es 1910 die Produktion auf 560.000 Hektoliter zu steigern und damit fast jene des Hauptkonkurrenten [[Anton Dreher der Jüngere]] zu erreichen, aber mit der Brauerei ging es wirtschaftlich bergab. Im Jahr 1913 ging er mit seinem Unternehmensteil bankrott. Die drei Produktionsstandorte in Sankt Marx, Floridsdorf und Simmering wurden in den "Vereinigten Mautner Markhofschen Presshefefabriken verschmolzen. Daneben gab es auch noch die Th. & G. Mautner Markhof GmbH die Senf, Essig und Spirituosen erzeugte. Dadurch gelang es der Linie um Georg Heinrich und seinen Söhnen den Betrieb zu neuer Blüte zu bringen. Im Jahr 1934 übernahm die vierte Generation das Unternehmen. Es waren dies die vier Cousins Gerhard und Gustav, welche den Brauereibetrieb führten, Manfred, der die Th. & G. Mautner Markhof GmbH leitete und Georg III. Mautner Markhof, der Chef der "Vereinigten Spiritus- und Hefefabriken. Die kollegiale Führung wurde auch als "Viererzug" bezeichnet. Nach schwierigen Verhandlungen gelang es Georg III. 1937 die Aktienmehrheit der "Vereinigten Brauereien Schwechat" von der [[Kreditanstalt für Handel und Gewerbe|CA]] und der Industriekredit-Bank zu erwerben.<ref>Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 104-118.</ref>
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Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich wurde die vier Cousins als "Vierteljuden" durch zeitweise Verhaftungen und Inhaftierungen unter Druck gesetzt ihre Stellung regimetreuen Handlangern zu überlassen. Teilweise gelang es jedoch einzelnen Familienmitgliedern zumindest im Aufsichtsrat ihre Stellung zu halten. Die Firmenbezeichnung wurde in [[Schwechater Brauerei|Brauerei Schwechat AG]] geändert. Georg III. der sich in Potsdam aufgehalten hatte flüchtete 1945 vor der sowjetischen Besatzungsmacht nach Brasilien und kehrte erst 1949 nach Österreich zurück.
  
 
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Version vom 27. Juli 2016, 13:05 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation Firma
Datum von 1840
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 28522
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 27.07.2016 durch WIEN1.lanm08wei
  • 11., Mautner-Markhof-Gasse 39-41

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48° 10' 32.05" N, 16° 25' 14.28" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Aufstieg

Adolf Ignaz Mautner, später Ritter von Markhof, kam als Abraham Isaak Mautner in Smiřice (Smirsitz) an der Elbe in Böhmen zur Welt. Seine Familie betrieb dort ein Branntweinhaus und eine Brauerei. 1840 übernahm er die Brauerei zunächst Sankt Marx in Pacht, um sie dann zu kaufen. Die Brauerei war zu diesem Zeitpunkt in einem schlechten Zustand.[1] Er erfand ein Kühlverfahren welches es ermöglichte untergäriges Bier, welches zuvor nur im Winter produziert und ausgeschenkt werden konnte, ganzjährig anzubieten, was die Brauerei Sankt Marx ab 1843 tat. Wegen der dafür erforderlichen gekühlten Lagerkeller erhielt es den Namen Lagerbier. Ab 1845 kamen auch Dampfmaschinen im Betrieb zum Einsatz. Die Produktion erhöhte sich rasch von 36.000 Hektoliter im Jahr 1840 auf 267.360 1876 und 540.690 1896. Im Jahr 1876 übernahm der älteste Sohn Karl Ferdinand Mautner die Brauerei. Der Gründer starb 1889. Ende des 19. Jahrhunderts war die Brauerei zur drittgrößten des europäischen Kontinents aufgestiegen.[2]

Neben der Brauerei bestanden Presshefe- und Spiritusfabriken in St. Marx und Simmering, Mälzereien am Wiener Standort, in Floridsdorf (ehemalige Gemeinde) und Göding. Ad.Ig. Mautner verwendete als erster heimischen Mais für die Spirituserzeugung. Um 1860 wurden eiserne Bottiche mit Rührwerk eingeführt. Die Presshefeerzeugung begann 1847. Die Sankt Marxer Presshefe erlangte einen sehr guten Ruf für die Erzeugung von Weißbrot und Weißgebäck (Wiener Kaisersemmeln). In der Folge wurde eine zweite Presshefefabrik in [[Simmering (Vorort]) und eine dritte in Floridsdorf (ehemalige Gemeinde), Prager Straße 20, 31-33, errichtet, die seit 1864 im Besitz von Georg Heinrich Mautner Markhof war. Gemeinsam mit seinem Schwager Otto Wächter erbaute er 1872 die benachbarte Malzfabrik (Prager Straße 18), die später in den Besitz der Brauerei Sankt Marx kam. Die große Mühle wurde 1886 durch Brand zerstört und daraufhin aufgelassen. Kurz danach kam es zur Verwirklichung der Idee einer modernen Bierbrauerei. Georg Heinrich Mautner Markhof schickte seinen Sohn Theodor zum Studium nach Paris und in deutsche und englische Brauereien. 1892 begann der Bau der St.-Georgs-Brauerei, im März 1893 wurde das erste „St.-Georgs-Märzenbier" erzeugt. Dieses erhielt 1898 auf der Zweiten Internationalen Kochkunstausstellung eine Auszeichnung und wurde qualitativ dem „Pilsner" gleichgestellt. 1908 betrug die Erzeugung 222.000 Hektoliter. 1926 ging die Brauerei in das Eigentum der „Vereinigte Brauereien Schwechat, St. Marx, Simmering AG" über, im selben Jahr wurde die Marke „Neuquell" kreiert. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Spiritusfabrik stillgelegt, die Presshefeerzeugung hingegen nach Simmering verlegt.[3]

Führungswechsel

Nach dem Selbstmord Karl Ferdinand Mautners im Jahr 1896 übernahm sein Sohn Viktor die Führung der Brauerei in Sankt Marx. Trotz einer einschlägigen Ausbildung entwickelte er wenig Liebe für den Familienbetrieb. Zwar gelang es 1910 die Produktion auf 560.000 Hektoliter zu steigern und damit fast jene des Hauptkonkurrenten Anton Dreher der Jüngere zu erreichen, aber mit der Brauerei ging es wirtschaftlich bergab. Im Jahr 1913 ging er mit seinem Unternehmensteil bankrott. Die drei Produktionsstandorte in Sankt Marx, Floridsdorf und Simmering wurden in den "Vereinigten Mautner Markhofschen Presshefefabriken verschmolzen. Daneben gab es auch noch die Th. & G. Mautner Markhof GmbH die Senf, Essig und Spirituosen erzeugte. Dadurch gelang es der Linie um Georg Heinrich und seinen Söhnen den Betrieb zu neuer Blüte zu bringen. Im Jahr 1934 übernahm die vierte Generation das Unternehmen. Es waren dies die vier Cousins Gerhard und Gustav, welche den Brauereibetrieb führten, Manfred, der die Th. & G. Mautner Markhof GmbH leitete und Georg III. Mautner Markhof, der Chef der "Vereinigten Spiritus- und Hefefabriken. Die kollegiale Führung wurde auch als "Viererzug" bezeichnet. Nach schwierigen Verhandlungen gelang es Georg III. 1937 die Aktienmehrheit der "Vereinigten Brauereien Schwechat" von der CA und der Industriekredit-Bank zu erwerben.[4]

NS-Zeit

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich wurde die vier Cousins als "Vierteljuden" durch zeitweise Verhaftungen und Inhaftierungen unter Druck gesetzt ihre Stellung regimetreuen Handlangern zu überlassen. Teilweise gelang es jedoch einzelnen Familienmitgliedern zumindest im Aufsichtsrat ihre Stellung zu halten. Die Firmenbezeichnung wurde in Brauerei Schwechat AG geändert. Georg III. der sich in Potsdam aufgehalten hatte flüchtete 1945 vor der sowjetischen Besatzungsmacht nach Brasilien und kehrte erst 1949 nach Österreich zurück.

Literatur

  • Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898, Bd. 5, Wien: Leopold Weiss 1898, S. 252-254.
  • Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 85-132.
  • Josef Promintzer: Dreihundert Jahre Brauhaus Schwechat. Vergangenheit und Gegenwart der größten Brauerei Österreichs, dargestellt zu ihrem dreihundertjährigen Jubiläum [1632 - 1932]. Wien: Selbstverlag der Vereinigten Brauereien 1932
  • Der XXI. Wiener Gemeindebezirk. Ein Heimatbuch für Schule und Haus. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1926, S. 255 ff.

Einzelnachweise

  1. Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 85-87.
  2. Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898, Bd. 5, Wien: Leopold Weiss 1898, S. 252-254.
  3. Die Gross-Industrie Oesterreichs. Festgabe zum glorreichen fünfzigjährigen Regierungs-Jubiläum seiner Majestät des Kaisers Franz Josef I. dargebracht von den Industriellen Oesterreichs 1898, Bd. 5, Wien: Leopold Weiss 1898, S. 253-254.
  4. Alfred Paleczny: Die Wiener Brauherren. Das goldene Bierjahrhundert. Wien: Löcker Verlag 2014, S. 104-118.


Siehe auch

Mautner-Markhof, Mautner-Markhof-Gasse, Mautner-Markhof-Gasse (21), Mautner-Markhof-Gasse (23), Mautner-Schlössel, Mautner-Villa, Mautner Markhof-Denkmal, Mautner Markhofsches Kinderspital, Mautnergasse (11)