Margarete Jodl: Unterschied zwischen den Versionen
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Margarete Jodl, * 11. August 1859 Dresden, † 14. März 1937 Wien, Schriftstellerin, Übersetzerin, Vereinsfunktionärin, Frauenrechtlerin. | Margarete Jodl, * 11. August 1859 Dresden, † 14. März 1937 Wien, Schriftstellerin, Übersetzerin, Vereinsfunktionärin, Frauenrechtlerin. | ||
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+ | Margarete Jodl, geborene Förster, stammte aus einer künstlerisch interessierten und versierten Familie. Ihre Eltern waren der Kunstschriftsteller und Experte für Alte Kunst, Karl Förster, und die Kammersängerin Sophie Förster. Die Familie übersiedelte von Dresden nach München, wo Margarete Förster eine ihrer Herkunft entsprechende Mädchenbildung erhielt und sich zur Malerin ausbildete. In ihrem Münchner Elternhaus lernte Margarete Förster als 15-Jährige den Philosophen und späteren Universitätsprofessor an der [[Universität Wien (Institution)|Universität Wien]] [[Friedrich Jodl]] kennen. Das Paar heiratete im August 1882 und dürfte zeitlebens eine sehr innige und liebevolle Beziehung geführt haben. | ||
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+ | Margarete Jodl, die sich sehr für Wissenschaft und Kunst interessierte, begleitete ihren Ehemann auf seinen beruflichen Stationen. Wie lange sie als Malerin aktiv war, ist nicht bekannt. Viele Bilder der jungen Frau, so berichtete [[Käthe Braun-Prager]] später in einem Nachruf auf die verstorbene Freundin, seien in die USA verkauft worden. 1894 erschien die von Jodl ins Deutsche übertragene und mit einem Vorwort Friedrich Jodls versehene Übersetzung des Buches "Dreams" der südafrikanischen Schriftstellerin, Sozialistin und Feministin Olive Schreiner unter dem Titel "Träume. Allegorische Erzählungen". | ||
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+ | Nach mehreren Jahren in Prag lebte das Paar ab 1896 in Wien, wo Friedrich Jodl als Professor für Philosophie an der Universität Wien sowie für Ästhetik an der [[Technische Hochschule|Technischen Hochschule]] Wien wirkte. Zudem engagierte er sich in zahlreichen Organisationen, die im Bereich der Volksbildung und Ethik angesiedelt waren, und setzte sich gegen den Klerikalismus in Österreich ein. Margarete Jodl teilte die Anliegen ihres Ehemannes und unterstützte ihn bei all seinen Aktivitäten maßgeblich. Die in Nachrufen verwendete Bezeichnung als "Sekretärin" ihres Mannes verweist auf ihr Wirken im Hintergrund, dürfte ihrem Anteil an der gemeinsamen Arbeit aber nicht gerecht werden. | ||
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+ | Öffentlich in Erscheinung trat Margarete Jodl im Rahmen ihres Engagements in der [[Frauenbewegung]]. Sie war Gründungsmitglied und erste Präsidentin des am 15. November 1900 eröffneten Ersten Wiener Frauenklubs, der sich ein halbes Jahr zuvor konstituiert hatte. Untergebracht in von [[Adolf Loos]] gestalteten Räumen im [[Trattnerhof]], verfügte der Frauenklub über eine Bibliothek und veranstaltete Vorträge, Diskussionen sowie künstlerische Darbietungen. Der Verein, der sich an gebildete und nach Bildung strebende Frauen aller sozialen Schichten richtete, war jedoch nur von kurzer Dauer. Bereits im Juli 1902 wurde er wieder aufgelöst. | ||
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+ | Nach dem Tod ihres Ehemannes 1914 wurde Margarete Jodl als Schriftstellerin und Herausgeberin aktiv, um den Nachlass Friedrich Jodls für die Nachwelt zu bewahren. Sie verfasste eine Biografie ihres Mannes (1920) und gab den Briefwechsel Bartholomäus von Carneris mit Ernst Haeckel und Friedrich Jodl heraus (1922). Im [[Neues Wiener Tagblatt|Neuen Wiener Tagblatt]] veröffentlichte sie einen Text anlässlich des 40-jährigen Bestehens des über viele Jahre von Friedrich Jodl geleiteten Wiener Volksbildungsvereins (1927), dem sie als Ausschussmitglied angehörte. In ihren letzten Lebensjahren arbeitete sie an einer Herausgabe des gesamten Briefwechsels ihres Ehemannes mit Gelehrten, konnte dieses Projekt aber nicht mehr zu Ende führen. Vorarbeiten für diese Edition wie etwa gesammelte Korrespondenzen, Verträge mit Verlagen oder ein Vorwort von Margarete Jodl finden sich in der Sammlung [[Wilhelm Börner]], der ein Schüler Friedrich Jodls und ein enger Vertrauter Margarete Jodls war. In der Sammlung Wilhelm Börner sowie im Teilnachlass Wilhelm Börner, beide werden in der [[Wienbibliothek im Rathaus]] verwahrt, finden sich auch zahlreiche weitere Korrespondenzstücke, Werke und Lebensdokument zum Ehepaar Jodl. | ||
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==Quellen== | ==Quellen== | ||
*[http://www.literature.at/viewer.alo?viewmode=fullscreen&objid=1030 ALO: Rede zur Eröffnungsfeier des Wiener Frauenclubs, 15.11.1900] | *[http://www.literature.at/viewer.alo?viewmode=fullscreen&objid=1030 ALO: Rede zur Eröffnungsfeier des Wiener Frauenclubs, 15.11.1900] | ||
*[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbr/name/view/3272415 Wienbibliothek Digital: Margarete Jodl] | *[https://www.digital.wienbibliothek.at/wbr/name/view/3272415 Wienbibliothek Digital: Margarete Jodl] | ||
+ | *[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC15883420 Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Wilhelm Börner] | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
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*Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 2. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1925 | *Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 2. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1925 | ||
*[https://fraueninbewegung.onb.ac.at/index.php/node/2448 Frauen in Bewegung: 1848–1938: Jodl, Margarete] [Stand: 28.02.2023] | *[https://fraueninbewegung.onb.ac.at/index.php/node/2448 Frauen in Bewegung: 1848–1938: Jodl, Margarete] [Stand: 28.02.2023] | ||
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Version vom 28. Februar 2023, 15:48 Uhr
- Präsidentin des Ersten Wiener Frauenklubs (1900 bis 1902)
- Ehemann Friedrich Jodl
- Vater Karl Förster
- Mutter Sophie Förster
- ist bekannt mit Wilhelm Börner
Margarete Jodl, * 11. August 1859 Dresden, † 14. März 1937 Wien, Schriftstellerin, Übersetzerin, Vereinsfunktionärin, Frauenrechtlerin.
Biografie
Margarete Jodl, geborene Förster, stammte aus einer künstlerisch interessierten und versierten Familie. Ihre Eltern waren der Kunstschriftsteller und Experte für Alte Kunst, Karl Förster, und die Kammersängerin Sophie Förster. Die Familie übersiedelte von Dresden nach München, wo Margarete Förster eine ihrer Herkunft entsprechende Mädchenbildung erhielt und sich zur Malerin ausbildete. In ihrem Münchner Elternhaus lernte Margarete Förster als 15-Jährige den Philosophen und späteren Universitätsprofessor an der Universität Wien Friedrich Jodl kennen. Das Paar heiratete im August 1882 und dürfte zeitlebens eine sehr innige und liebevolle Beziehung geführt haben.
Margarete Jodl, die sich sehr für Wissenschaft und Kunst interessierte, begleitete ihren Ehemann auf seinen beruflichen Stationen. Wie lange sie als Malerin aktiv war, ist nicht bekannt. Viele Bilder der jungen Frau, so berichtete Käthe Braun-Prager später in einem Nachruf auf die verstorbene Freundin, seien in die USA verkauft worden. 1894 erschien die von Jodl ins Deutsche übertragene und mit einem Vorwort Friedrich Jodls versehene Übersetzung des Buches "Dreams" der südafrikanischen Schriftstellerin, Sozialistin und Feministin Olive Schreiner unter dem Titel "Träume. Allegorische Erzählungen".
Nach mehreren Jahren in Prag lebte das Paar ab 1896 in Wien, wo Friedrich Jodl als Professor für Philosophie an der Universität Wien sowie für Ästhetik an der Technischen Hochschule Wien wirkte. Zudem engagierte er sich in zahlreichen Organisationen, die im Bereich der Volksbildung und Ethik angesiedelt waren, und setzte sich gegen den Klerikalismus in Österreich ein. Margarete Jodl teilte die Anliegen ihres Ehemannes und unterstützte ihn bei all seinen Aktivitäten maßgeblich. Die in Nachrufen verwendete Bezeichnung als "Sekretärin" ihres Mannes verweist auf ihr Wirken im Hintergrund, dürfte ihrem Anteil an der gemeinsamen Arbeit aber nicht gerecht werden.
Öffentlich in Erscheinung trat Margarete Jodl im Rahmen ihres Engagements in der Frauenbewegung. Sie war Gründungsmitglied und erste Präsidentin des am 15. November 1900 eröffneten Ersten Wiener Frauenklubs, der sich ein halbes Jahr zuvor konstituiert hatte. Untergebracht in von Adolf Loos gestalteten Räumen im Trattnerhof, verfügte der Frauenklub über eine Bibliothek und veranstaltete Vorträge, Diskussionen sowie künstlerische Darbietungen. Der Verein, der sich an gebildete und nach Bildung strebende Frauen aller sozialen Schichten richtete, war jedoch nur von kurzer Dauer. Bereits im Juli 1902 wurde er wieder aufgelöst.
Nach dem Tod ihres Ehemannes 1914 wurde Margarete Jodl als Schriftstellerin und Herausgeberin aktiv, um den Nachlass Friedrich Jodls für die Nachwelt zu bewahren. Sie verfasste eine Biografie ihres Mannes (1920) und gab den Briefwechsel Bartholomäus von Carneris mit Ernst Haeckel und Friedrich Jodl heraus (1922). Im Neuen Wiener Tagblatt veröffentlichte sie einen Text anlässlich des 40-jährigen Bestehens des über viele Jahre von Friedrich Jodl geleiteten Wiener Volksbildungsvereins (1927), dem sie als Ausschussmitglied angehörte. In ihren letzten Lebensjahren arbeitete sie an einer Herausgabe des gesamten Briefwechsels ihres Ehemannes mit Gelehrten, konnte dieses Projekt aber nicht mehr zu Ende führen. Vorarbeiten für diese Edition wie etwa gesammelte Korrespondenzen, Verträge mit Verlagen oder ein Vorwort von Margarete Jodl finden sich in der Sammlung Wilhelm Börner, der ein Schüler Friedrich Jodls und ein enger Vertrauter Margarete Jodls war. In der Sammlung Wilhelm Börner sowie im Teilnachlass Wilhelm Börner, beide werden in der Wienbibliothek im Rathaus verwahrt, finden sich auch zahlreiche weitere Korrespondenzstücke, Werke und Lebensdokument zum Ehepaar Jodl.
Quellen
- ALO: Rede zur Eröffnungsfeier des Wiener Frauenclubs, 15.11.1900
- Wienbibliothek Digital: Margarete Jodl
- Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Wilhelm Börner
- Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Wilhelm Börner
Literatur
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien: Böhlau 2016, S. 1503 f. [Stand: 28.02.2023]
- Corinna Oesch: Yella Hertzka (1873–1948). Vernetzungen und Handlungsräume in der österreichischen und internationalen Frauenbewegung. Innsbruck / Wien: Studienverlag 2014, S. 63 f.
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 – 1957 [Stand: 28.02.2023]
- Martha Stephanie Braun [Hg.]: Frauenbewegung, Frauenbildung und Frauenarbeit in Österreich. Wien: Selbstverlag des Bundes österreichischer Frauenvereine 1930, S. 46
- Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 2. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1925
- Frauen in Bewegung: 1848–1938: Jodl, Margarete [Stand: 28.02.2023]
Margarete Jodl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Margarete Jodl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.