Margarete Jodl

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Margarete Jodl, um 1930
Daten zur Person
Personenname Jodl, Margarete
Abweichende Namensform Jodl, Margarethe; Förster, Margarete
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 365364
GND 117147303
Wikidata
Geburtsdatum 11. August 1859
Geburtsort Dresden 4012995-0
Sterbedatum 14. März 1937
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Schriftstellerin, Frauenrechtlerin, Übersetzerin, Vereinsfunktionärin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 27.07.2023 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 20. März 1937
Friedhof Döblinger Friedhof
Grabstelle Gruppe 40, Grab 70
Bildname MargareteJodl.jpg
Bildunterschrift Margarete Jodl, um 1930
  • 19., Reithlegasse 13 (Wohnadresse)
  • 1., Graben 29 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Präsidentin des Ersten Wiener Frauenklubs (1900 bis 1902)

Margarete Jodl, * 11. August 1859 Dresden, † 14. März 1937 Wien, Schriftstellerin, Übersetzerin, Vereinsfunktionärin, Frauenrechtlerin.

Biografie

Margarete Jodl, geborene Förster, stammte aus einer künstlerisch interessierten und versierten Familie. Ihre Eltern waren der Kunstschriftsteller und Experte für Alte Kunst Karl Förster und die Kammersängerin Sophie Förster. Die Familie übersiedelte von Dresden nach München, wo Margarete Förster eine ihrer Herkunft entsprechende Mädchenbildung erhielt und sich zur Malerin ausbildete. In ihrem Münchner Elternhaus lernte Margarete Förster als 15-Jährige den Philosophen und späteren Universitätsprofessor an der Universität Wien Friedrich Jodl kennen. Das Paar heiratete am 11. August 1882 und dürfte zeitlebens eine sehr innige und liebevolle Beziehung geführt haben.

Margarete Jodl, die sich sehr für Wissenschaft und Kunst interessierte, begleitete ihren Ehemann auf seinen beruflichen Stationen. Ihre Karriere als Malerin dürfte sie dafür vernachlässigt haben. Als junge Frau, so berichtete Käthe Braun-Prager später in einem Nachruf auf die verstorbene Freundin, habe sie jedenfalls viele Bilder in die USA verkauft. 1894 erschien die von Jodl ins Deutsche übertragene und mit einem Vorwort Friedrich Jodls versehene Übersetzung des Buches "Dreams" der südafrikanischen Schriftstellerin, Sozialistin und Feministin Olive Schreiner unter dem Titel "Träume".

Nach mehreren Jahren in Prag lebte das Paar ab 1896 in Wien, wo Friedrich Jodl als Professor für Philosophie an der Universität Wien sowie für Ästhetik an der Technischen Hochschule Wien wirkte. Zudem engagierte er sich in zahlreichen Organisationen, die im Bereich der Volksbildung und Ethik angesiedelt waren, und setzte sich gegen den Klerikalismus in Österreich ein. Margarete Jodl teilte die Ansichten und Interessen ihres Ehemannes und unterstützte ihn bei all seinen Aktivitäten maßgeblich. Die in Nachrufen verwendete Bezeichnung als "Sekretärin" ihres Mannes verweist auf ihr Wirken im Hintergrund, dürfte ihrem Anteil an der gemeinsamen Arbeit aber nicht gerecht werden.

Öffentlich in Erscheinung trat Margarete Jodl im Rahmen ihres Engagements in der Frauenbewegung. Sie war Gründungsmitglied und erste Präsidentin des am 15. November 1900 eröffneten Ersten Wiener Frauenklubs, der sich ein halbes Jahr zuvor konstituiert hatte. Untergebracht in von Adolf Loos gestalteten Räumen im Trattnerhof, verfügte der Frauenklub über eine Bibliothek und veranstaltete Vorträge, Diskussionen sowie künstlerische Darbietungen. Der Verein, der sich an gebildete und nach Bildung strebende Frauen aller sozialen Schichten richtete, war jedoch nur von kurzer Dauer. Bereits im Juli 1902 wurde er wieder aufgelöst.

Nach dem Tod ihres Ehemannes 1914 wurde Margarete Jodl als Schriftstellerin und Herausgeberin aktiv, um den Nachlass Friedrich Jodls für die Nachwelt zu bewahren. Sie verfasste eine Biografie ihres Mannes (1920) und gab den Briefwechsel Bartholomäus von Carneris mit Ernst Haeckel und Friedrich Jodl heraus (1922). Im Neuen Wiener Tagblatt veröffentlichte sie 1927 einen Text anlässlich des 40-jährigen Bestehens des über viele Jahre von Friedrich Jodl geleiteten Wiener Volksbildungsvereins, dem sie als Ausschussmitglied angehörte. In ihren letzten Lebensjahren arbeitete sie an einer Herausgabe des gesamten Briefwechsels ihres Ehemannes mit Gelehrten, konnte dieses Projekt aber nicht mehr zu Ende führen. Vorarbeiten für diese Edition wie etwa gesammelte Korrespondenzen, Verträge mit Verlagen oder ein Vorwort von Margarete Jodl finden sich in der Sammlung Wilhelm Börner, der ein Schüler Friedrich Jodls und ein enger Vertrauter Margarete Jodls war. In der Sammlung Wilhelm Börner sowie im Teilnachlass Wilhelm Börner, beide werden in der Wienbibliothek im Rathaus verwahrt, finden sich auch zahlreiche weitere Korrespondenzstücke, Werke und Lebensdokumente zum Ehepaar Jodl.


Werke

  • Olive Schreiner: Träume. Allegorische Erzählungen. Autorisierte Übersetzungen von Margarete Jodl. Mit einer Einleitung von Friedrich Jodl. Berlin: F. Dümmler 1894
  • Friedrich Jodl. Sein Leben und Wirken. Dargestellt nach Tagebüchern und Briefen von Margarete Jodl. Mit drei Bildnissen. 1. und 2. Auflage. Stuttgart: J.G. Cotta 1920
  • Margarete Jodl [Hg.]: Bartholomäus von Carneri's Briefwechsel mit Ernst Haeckel und Friedrich Jodl. Leipzig: K.F. Koehler 1922


Quellen


Literatur


Margarete Jodl im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.