Lotte Witt

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Daten zur Person
Personenname Witt, Lotte
Abweichende Namensform Borotha, Charlotte
Titel Hofschauspielerin
Geschlecht weiblich
PageID 11427
GND 117416363
Wikidata Q59653357
Geburtsdatum 23. April 1870
Geburtsort Berlin
Sterbedatum 28. Dezember 1938
Sterbeort Wien
Beruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Theater, Schauspielerin, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Ehrenmitglieder des Burgtheaters
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Begräbnisdatum 31. Dezember 1938
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 12 C, Reihe 15, Nummer 23

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenmitglied des Burgtheaters (Verleihung: 7. April 1926)
  • Hofschauspielerin (Verleihung: 1900)


Witt Lotte, * 23. April 1870 Berlin, † 28. Dezember 1938 Wien (Zentralfriedhof, Gruppe 12 C, Reihe 15, Nr. 23), Schauspielerin, Gatte Livius von Borotha, Generalmajor.

Biografie

Lotte Witt (1870-1938), die Tochter des Schauspielerpaares Julius und Fanny Witt, wuchs im Englischen Sprachbereich auf, nachdem ihre Eltern nach Amerika auswanderten, und begann früh in ihrer Kindheit damit, auf Bühnen zu spielen. Ihr Bühnen-Debüt machte sie in New York mit einer Reihe von Kinderrollen, unter anderem auch als Hofdame in einer Vorstellung von „Schneewittchen“. In diesem Zeitraum kooperierte sie auch mit der österreichischen Schauspielerin und Opernsängerin Marie Geistinger.

Nach dem frühzeitigen Tod ihres Vaters im Jahr 1879, machte sie sich diese Erfahrung in Elberfeld zu Nutze, wo sie mit 18 Jahren ihre Schauspielkarriere im deutschsprachigen Raum begann. Später arbeitete sie unter anderem in St. Petersburg, aber bekannt wurde sie erst in Hamburg, wo sie als Schauspielerin im Thalia-Theater schnell zu einem Liebling des Publikums wurde.

Im Jahr 1895 gastierte sie erstmals am Burgtheater, aber erst im Jahr 1898 wurde sie zu einem vollen Mitglied der Institution, wo sie sich als „Naive“ einen Namen als ideale Interpretin für Mädchenrollen machte. Zu den von ihr verkörperten großen Frauenrollen gehörte unter anderem Anna Karenina. Ab 1900 besaß sie den Titel einer „Hofschauspielerin“ und ab dem 7. April 1926 war sie ein Ehrenmitglied des Burgtheaters. Obwohl sie sich in jener Zeit zu einem wohlbekannten Mitglied des Theaters entwickelte, war sie in der Öffentlichkeit auch dafür bekannt bei Gelegenheit auf anderen Bühnen, wie beispielsweise im Apollo-Theater, eine Variation von Rollen zu spielen, die nicht in das Schema ihrer typischen Arbeit im Burgtheater passten. Kritiker bemerkten hier, dass es sich um einen Versuch handelte, ihre schauspielerische Arbeit mit diversen Auftritten in Varieté-Programmen, vor allem im Bereich der Poesie und Lyrik, in Einklang zu bringen. Im Kontext dieser Varieté-Auftritte machte sie oft Gebrauch von ihrer Singstimme, einem Talent, das von Kritikern oft positiv bemerkt wurde. Hermann Bahr schrieb darüber beispielsweise: „Eine sehr innige, milde und herzliche Stimme, so fein und rein, als wenn ein dünnes silbernes Stäbchen ganz sachte, ganz leise, ganz heimlich an venezianisches Glas streifen würde“. Dieses Talent setzte sie später auch für ihre wohltätigen Arbeit während des Ersten Weltkriegs ein. Ihre Arbeit am Burgtheater endete im September des Jahres 1930, nachdem sie wegen einer schweren Erkrankung gezwungen war, nicht nur die Institution zu verlassen, sondern sich auch vollkommen aus dem Schauspielleben zurückzuziehen. Lotte Witt starb am 28. Dezember 1938. Die Mitglieder des Burgtheaters hatten sich in Vollzähligkeit zu der Beerdigung eingefunden, um ihren Respekt zu erweisen.

Wohltätige Arbeit im Krieg

Während des Ersten Weltkriegs beteiligte sich Lotte Witt regelmäßig an diversen wohltätigen Veranstaltungen, die unter anderem die Form von „Kriegssonntagen“, Wohltätigkeits-Konzerten, oder Frauen-Hilfsaktionen annahmen. Das Programm dieser Kriegssonntage, oft von einem sogenannten „Volksbildungsverein“ organisiert, bestand teilweise aus Vorlesungen über den Krieg, oft gehalten von Veteranen oder anderen Personen mit einer Relation zum Krieg, aber auch aus künstlerischen Auftritten. Kritisiert wurden diese Vorstellungen später für die Verbreitung von patriotischer Kriegspropaganda, als auch fremdenfeindlichen Stereotypen, gerichtet gegen die angeblichen Feinde Deutschlands und Österreichs.

Lotte Witts Rolle in diesen Vorstellungen nahm über mehrere Jahre verschiedene Formen an; in dem Wohltätigkeitskonzert im Oktober von 1914 leitete sie beispielsweise die Vorstellungen mit einem gesprochenen Prolog ein, oft trug sie auch sogenannte „Kriegspoesie“ vor. Bei einer späteren Untersuchung dieser Kriegsdichtung stellte sich heraus, dass der Kampf und „Heldentod“ für das Vaterland hervorgehoben wurden. Ziel dieser Rhetorik war die Bevölkerung dazu zu motivieren, zum Krieg beizutragen, entweder direkt durch den Dienst in der Armee oder indirekt durch finanzielle Unterstützung. Sowohl wegen Lottes Talent als auch ihrer allgemeinen Beliebtheit im öffentlichen Raum wurde ihr Name oft als Schlagzeile in den zeitgenössischen Zeitungen benutzt, um diese Kriegssonntage zu bewerben.

Bei anderen Hilfsaktionen kooperierte sie unter anderem auch mit dem Schwarz-Gelben Kreuz, eine Wohltätigkeitsorganisation, welche Personen, die durch den Krieg zu Invaliden, Witwen oder Waisen gemacht wurden, durch die Finanzierung von öffentlichen Ausspeisungen helfen sollte. Dabei wurden teilweise „Schwarz-Gelbe“ Orden verkauft, welche Spender als materiellen Beweis für ihren wohltätigen Beitrag tragen konnten. Andere Organisationen versuchten den frühen Erfolg der Organisation mit demselben Modell zu kopieren. Trotz dem ursprünglichen Erfolg des Schwarz-Gelben Kreuzes wurde der Organisation später vorgeworfen die Fonds auf eine ungerechte Weise zu verteilen, da Offiziere und deren Familien teilweise größere Anteile als ordinäre Soldatenfamilien erhielten.

Familie

Lotte war die Tochter von Julius Witt (geboren im Jahr 1835, Königsberg), ein beliebter Komiker, tätig als Theaterdirektor in mehreren Städten, darunter auch Aachen, Köln und Breslau. Seine Arbeit führte ihn nach New York, weshalb seine Kinder mit Fanny Witt Großteils im englischsprachigen Raum aufwuchsen. Er starb 1879 in San Francisco.

Lottes Mutter Fanny Witt (geboren im Jahr 1838, Leer) machte ihren ersten Theaterauftritt in Zürich, damals noch als Fanny Heuser. Sie arbeitete danach im Theater zusammen mit ihrem Ehemann Julius in Deutschland und später in Amerika. Sie hatte mit Julius 4 Kinder; Carl Witt (1862 – 1930), Hermine Straßmann-Witt (1868 – 1946), Lotte Witt und Käthe Frank-Witt (1872 – 1916), von denen alle als Theater-SchauspielerInnen tätig waren. Fanny Witt starb im Jahr 1900 in Wien.

Im Jahr 1906 heiratete Lotte Witt den Generalmajor Livius Borotha von Trstenica, einen Offizier in der Österreich-Ungarischen Armee, der einer kroatischen Adelsfamilie entstammte. Die Hochzeit erregte Aufsehen von der Presse, da es Österreich-Ungarischen Offizieren nicht erlaubt war, Künstlerinnen, die im Bereich der Dramatik oder Lyrik tätig waren, zu heiraten. Um die Ehe dennoch zu ermöglichen, erteilte der Kaiser ihnen persönlich die Erlaubnis die Ehe zu schließen, sodass Lotte ihre Karriere als Schauspielerin weiterführen konnte, und ihr Ehemann seinen Posten in der Armee behielt.

Zwei Kinder wurden als Resultat der Ehe geboren; der Jurist Sergius Borotha (1907-1990) und die Filmschauspielerin Susi Witt (1910-1989). Lottes Enkelsohn Thomas Frey spielte ebenfalls in Theatern, ist aber besser bekannt für seine Arbeit in Filmen und Fernsehserien im deutschsprachigen Raum von 1968 bis 2003. Damit endete eine durchgehende Tradition von Schauspielerei, die in der Familie für mehr als hundert Jahre bewahrt wurde.

Literatur

  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 29
  • Rathaus-Korrespondenz, 21.04.1970
  • Arbeiter Zeitung. (16. November 1916). Theater und Kunst. S. 7.
  • Arbeiter Zeitung. (09. Februar 1917). Tagesneuigkeiten. S. 5.
  • Arbeiter Zeitung. (06. April 1918). Vereine und Vorträge. S. 8.
  • Behörde für Schule und Berufsbildung. (kein Datum). Hamburger Frauenbiografien - Käthe Frank-Witt. Von https://www.hamburg.de/clp/zwangsarbeiterinnen-* valvofrauen/clp1/hamburgde/onepage.php?BIOID=3253&qW=Schauspiel&qR=F abgerufen
  • Behörde für Schule und Berufsbildung. (kein Datum). Hamburger Frauenbiografien - Lotte Witt. Von https://www.hamburg.de/clp/zwangsarbeiterinnen-valvofrauen/clp1/hamburgde/onepage.php?BIOID=3206 abgerufen
  • Eisenberg, L. (1903). Ludwig Eisenberg's grosses biographisches Lexikon der deutschen Buhne im 19. Jahrhundert. Leipzig: Paul List.
  • Illustrirtes Wiener Extrablatt. (14. Oktober 1914). Wohltätigkeitskonzert. S. 11.
  • IMDB. (kein Datum). IMDB - Susi Witt. Von https://www.imdb.com/name/nm0936901/ abgerufen
  • IMDB. (kein Datum). IMDB - Thomas Frey. Von https://www.imdb.com/name/nm0294633/ abgerufen
  • Kikeriki. (22. Februar 1920). Apollotheater. S. 6.
  • LE MONDE ARTISTE. (22. Juli 1906). Étranger. Vienne.
  • Neues Wiener Tagblatt (Tages-Ausgabe). (1. Jänner 1939). Lotte Witt gestorben. S. 20.
  • Neues Wiener Tagesblatt (Tages-Ausgabe). (1. September 1930). Theater und Kunst. Lotte Witte pensioniert. S. 4.
  • Sauermann, E. (2000). Literarische Kriegsfürsorge : österreichische Dichter und Publizisten im Ersten Weltkrieg. Wien: Böhlau.
  • Wienbibliothek im Rathaus. (kein Datum). / Das Schwarz-gelbe Kreuz. 1.9.1915. Von https://www.digital.wienbibliothek.at/wk/periodical/pageview/673800 abgerufen
  • Wienbibliothek im Rathaus. (kein Datum). Frauen-Hilfsaktion im Kriege, Sekt. VIII. Bez. Unter dem Protektorate Ihrer Exzellenz der Frau Bürgermeister Berta Weiskirchner. [...]. Von https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/titleinfo/472322 abgerufen
  • Wienbibliothek im Rathaus. (kein Datum). Konzertdirektion Gutmann (Hugo Knepler) ... im Mittleren Konzerthaus-Saale Wohltätigkeits-Konzert zu Gunsten des "Schwarz-Gelben [...]. Von https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/titleinfo/472292 abgerufen
  • Wienbibliothek im Rathaus. (kein Datum). Kriegssonntage : Vortragszyklus zum Besten des Wiener Volksbildungs-Vereines im Festsaale des Niederösterreichischen Gewerbe-Vereines [...]. Von https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/titleinfo/472179 abgerufen
  • Wienbibliothek im Rathaus. (kein Datum). Kriegssonntage im Februar 1915. Volkstümliche Vorträge / ... Gustav Schönberg... Ernest Weiss... Heinz Julius Thomaseth.. [...]. Von https://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/content/titleinfo/486309 abgerufen
  • Wiener Allgemeine Zeitung (19. Februar 1915, S.3). (19. Februar 1915). Die Kriegsvorlesung der Frau Lotte Witt. S. 3.
  • Wiener Allgemeine Zeitung. (5. Februar 1920). Lotte Witt im Apollo-Theater. S. 3.
  • Wiener Zeitung. (2. September 1930). Lotte Witt pensioniert. S. 6.