Lotte Witt

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Lotte Witt, 1907
Daten zur Person
Personenname Witt, Lotte
Abweichende Namensform Borotha, Charlotte
Titel Hofschauspielerin
Geschlecht weiblich
PageID 11427
GND 117416363
Wikidata Q59653357
Geburtsdatum 23. April 1870
Geburtsort Berlin 4005728-8
Sterbedatum 28. Dezember 1938
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Theater, Schauspielerin, Burgtheater (Institution), Burgtheatergalerie, Ehrenmitglieder des Burgtheaters
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 9.02.2024 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum 31. Dezember 1938
Friedhof Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 12 C, Reihe 15, Nummer 23
Bildname LotteWitt.jpg
Bildunterschrift Lotte Witt, 1907

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Ehrenmitglied des Burgtheaters (Verleihung: 7. April 1926)
  • Hofschauspielerin (Verleihung: 1900)


Lotte Witt, * 23. April 1870 Berlin, † 28. Dezember 1938 Wien, Schauspielerin.

Biografie

Familie

Lotte Witt war die Tochter eines Schauspielerehepaars. Ihr Vater Julius Witt (* 1835 Königsberg – 1879 San Francisco) war ein beliebter Komiker, der auch als Theaterdirektor in mehreren Städten tätig war, darunter Aachen, Köln und Breslau. Seine Arbeit führte ihn nach New York, weshalb seine Kinder großteils im englischsprachigen Raum aufwuchsen. Lottes Mutter Fanny Witt (* 1838 Leer – 1900 Wien) machte ihren ersten Theaterauftritt in Zürich, damals noch als Fanny Heuser. Sie arbeitete danach mit ihrem Ehemann in Theatern in Deutschland und den USA. Das Ehepaar hatte neben Lotte noch drei weitere Kinder: Carl Witt (1862–1930), Hermine Straßmann-Witt (1868–1946) und Käthe Frank-Witt (1872–1916). Sie alle waren als Schauspielerinnen und Schauspieler am Theater tätig.

Im Jahr 1906 heiratete Lotte Witt den Generalmajor Livius Borotha von Trstenica, einen Offizier in der Österreichisch-Ungarischen Armee, der einer kroatischen Adelsfamilie entstammte. Die Hochzeit erregte mediales Aufsehen, da es Offizieren nicht erlaubt war, Künstlerinnen, die im Bereich der Dramatik oder Lyrik tätig waren, zu heiraten. Um die Ehe dennoch zu ermöglichen, erteilte der Kaiser ihnen persönlich die Erlaubnis zur Eheschließung, sodass Lotte Witt ihre Karriere als Schauspielerin weiterführen und ihr Ehemann seinen Posten in der Armee behalten konnte. Der Ehe entstammten zwei Kinder, der Jurist Sergius Borotha (1907–1990) und die Filmschauspielerin Susi Witt (1910–1989). Lotte Witts Enkelsohn Thomas Frey spielte ebenfalls in Theatern, ist aber besser bekannt für seine Arbeit in Filmen und Fernsehserien im deutschsprachigen Raum von 1968 bis 2003.

Bühnenlaufbahn

Lotte Witt stand schon als Kind auf der Bühne und debütierte in New York mit einer Reihe von Kinderrollen, unter anderem auch als Hofdame in einer Vorstellung von "Schneewittchen". In diesem Zeitraum kooperierte sie auch mit der österreichischen Schauspielerin und Opernsängerin Marie Geistinger. Nach dem frühzeitigen Tod ihres Vaters im Jahr 1879, machte sie sich diese Erfahrung in Elberfeld zu Nutze, wo sie mit 18 Jahren ihre Schauspielkarriere im deutschsprachigen Raum begann. Später arbeitete sie unter anderem in St. Petersburg, Bekanntheit erlangte sie aber erst in Hamburg, wo sie am Thalia-Theater schnell zu einem Liebling des Publikums wurde.

Im Jahr 1895 gastierte sie erstmals am Burgtheater und 1898 wurde sie zu einem vollen Mitglied der Institution, wo sie sich als "Naive" einen Namen als ideale Interpretin für Mädchenrollen machte. Zu den von ihr verkörperten großen Frauenrollen gehörte unter anderem Anna Karenina. Ab 1900 trug sie den Titel einer "Hofschauspielerin" und ab dem 7. April 1926 war sie ein Ehrenmitglied des Burgtheaters. Obwohl sie sich in jener Zeit zu einem wohlbekannten Mitglied des Burgtheaters entwickelte, war sie der Öffentlichkeit auch durch Auftritte auf anderen Bühnen, wie beispielsweise im Apollo-Theater bekannt, wo sie Rollen spielte, die nicht in das Schema ihrer typischen Arbeit am Burgtheater passten. Kritiker bemerkten hier, dass es sich um einen Versuch handelte, ihre schauspielerische Arbeit mit diversen Auftritten in Varieté-Programmen, vor allem im Bereich der Poesie und Lyrik, in Einklang zu bringen. Im Kontext dieser Varieté-Auftritte machte sie oft Gebrauch von ihrer Singstimme, einem Talent, das von Kritikern oft positiv wahrgenommen wurde. Hermann Bahr schrieb darüber beispielsweise: "Eine sehr innige, milde und herzliche Stimme, so fein und rein, als wenn ein dünnes silbernes Stäbchen ganz sachte, ganz leise, ganz heimlich an venezianisches Glas streifen würde". Dieses Talent setzte sie später auch für ihre wohltätigen Arbeit während des Ersten Weltkriegs ein.

Ihre Arbeit am Burgtheater endete im September des Jahres 1930, nachdem sie wegen einer schweren Erkrankung gezwungen war, nicht nur die Institution zu verlassen, sondern sich auch vollkommen aus dem Schauspielleben zurückzuziehen. Lotte Witt starb am 28. Dezember 1938. Die Mitglieder des Burgtheaters hatten sich in Vollzähligkeit zu der Beerdigung eingefunden, um ihren Respekt zu erweisen.

Wohltätige Arbeit im Ersten Weltkrieg

Während des Ersten Weltkriegs beteiligte sich Lotte Witt regelmäßig an diversen wohltätigen Veranstaltungen wie etwa "Kriegssonntagen", Wohltätigkeits-Konzerten, oder Frauen-Hilfsaktionen. Das Programm dieser "Kriegssonntage", oft von einem sogenannten "Volksbildungsverein" organisiert, bestand teilweise aus Vorlesungen über den Krieg – oft gehalten von Veteranen oder anderen Personen mit einer Relation zum Krieg – aber auch aus künstlerischen Auftritten. Kritisiert wurden diese Vorstellungen später für die Verbreitung von patriotischer Kriegspropaganda und fremdenfeindlicher Stereotypen, die sich gegen die gegnerischen Kriegsparteien richteten.

Lotte Witt brachte sich auf unterschiedliche Weise in diese Vorstellungen ein. In einem Wohltätigkeitskonzert im Oktober 1914 leitete sie beispielsweise die Vorstellungen mit einem gesprochenen Prolog ein, oft trug sie auch sogenannte "Kriegspoesie" vor. Bei einer späteren Untersuchung dieser Kriegsdichtung stellte sich heraus, dass der Kampf und "Heldentod" für das Vaterland hervorgehoben wurden. Ziel dieser Rhetorik war die Bevölkerung dazu zu motivieren, zum Krieg beizutragen, entweder direkt durch den Dienst in der Armee oder indirekt durch finanzielle Unterstützung. Sowohl wegen Lottes Talent als auch ihrer allgemeinen Beliebtheit im öffentlichen Raum wurde ihr Name oft als Schlagzeile in den zeitgenössischen Zeitungen benutzt, um diese Kriegssonntage zu bewerben.

Bei anderen Hilfsaktionen kooperierte sie unter anderem auch mit dem Schwarz-Gelben Kreuz, eine Wohltätigkeitsorganisation, welche Personen, die durch den Krieg zu Invaliden, Witwen oder Waisen gemacht wurden, durch die Finanzierung von öffentlichen Ausspeisungen half. Dabei wurden teilweise "Schwarz-Gelbe" Orden verkauft, welche Spender als materiellen Beweis für ihren wohltätigen Beitrag tragen konnten. Andere Organisationen versuchten den frühen Erfolg der Organisation mit demselben Modell zu kopieren. Später stand das Schwarz-Gelbe Kreuz in Kritik, die Fonds auf ungerechte Weise verteilt zu haben, da Offiziere und deren Familien teilweise größere Anteile erhielten als die Familien 'gewöhnlicher' Soldaten.

Quellen

Literatur

  • Eberhard Sauermann: Literarische Kriegsfürsorge. Österreichische Dichter und Publizisten im Ersten Weltkrieg. Wien: Böhlau 2000
  • Rathaus-Korrespondenz, 21.04.1970
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 29
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Ludwig Eisenberg's grosses biographisches Lexikon der deutschen Buhne im 19. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
  • IMDB: Susi Witt [Stand: 09.02.2024]
  • IMDB: Thomas Frey [Stand: 09.02.2024]


Lotte Witt im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.