Karl Lueger

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Daten zur Person
Personenname Lueger, Karl
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 20237
GND
Wikidata
Geburtsdatum 24. Oktober 1844
Geburtsort Wieden
Sterbedatum 10. März 1910
Sterbeort Wien
Beruf Rechtsanwalt, Bürgermeister
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 16.09.2013 durch WIEN1.lanm08w02
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof Ehrengräber; Bürgermeistergruft;
  • 4., Karlsplatz 13 (Geburtsadresse)
  • 1., Lichtenfelsgasse 2 (Sterbeadresse)
  • 3., Marokkanergasse 3 (Wohnadresse)
  • 5., Franzensgasse 58 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 3. Juli 1900)
  • Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens

Lueger Karl, * 24. Oktober 1844 Wieden (4, Karlsplatz 13; Gedenktafel), † 10. März 1910 Wien 1, Lichtenfelsgasse 2, (Neues) Rathaus (Zentralfriedhof [zunächst Grab 34F/4/20, dann Ehrengrab Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche], Bürgermeistergruft unter der Kirche), Rechtsanwalt, Bürgermeister, Sohn des Saaldieners der Technischen Hochschule Leopold Lueger (* 11. November 1806 Neustadt/Ybbs, † 28. Oktober 1866 Wien [Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof]) und dessen Gattin Juliane Schuhmayer (* 26. Jänner 1812 Wien, † 12. Dezember 1888 Wien 3, Marokkanergasse 3 [Zentralfriedhof, Grab 34F/4/20], wohin die Familie nach dem Tod des Vaters aus 5, Franzensgasse 58 übersiedelt war). Besuchte (wie Karl Seitz) die „Taubenschule" (4, Margaretenstraße 52) beziehungsweise ab 1855 mittels Stipendiums als Externist das Theresianum (Matura 1862), studierte an der Universität Wien (Dr. jur. 20. Jänner 1873) und wandte sich der Advokatenlaufbahn zu. Als Lueger seine Kanzlei in 3, Landstraßer Hauptstraße 21 hatte, war er Stammgast in der Weinstube 3, Landstraßer Hauptstraße 17. Schon bald interessierte er sich auch für das politische Leben und trat 1872, nachdem er sich von den Bezirksdemokraten (für die ihn Ignaz Mandl gewonnen hatte) abgewandt hatte, dem von Franz Khunn betreuten „Landstraßer Bürgerklub" bei. Als liberaler Kandidat wurde er 1875 in den Gemeinderat gewählt, geriet dort jedoch (wieder als Weggefährte Mandls und beredter Kritiker der ihm korrupt erscheinenden liberalen Mittelpartei, der er unter anderem Mißstände im Sanitäts- und Versorgungsbereich, einen Skandal in der Zentralfriedhofkommission und permanente Vertuschungsversuche vorwarf) alsbald in scharfen Gegensatz zum amtierenden Bürgermeister Cajetan Felder. Lueger mußte 1876 aus dem Gemeinderat ausscheiden, wurde allerdings 1878 neuerlich gewählt und vermochte noch im selben Jahr Felder in einer Verfahrensfrage derart zu bedrängen, daß sich dieser am 5. Juli 1878 zum Rücktritt entschloß. Auf diesen Triumph folgte ein unerwarteter Rückschlag, als sich Lueger 1882 bei Ministerpräsident Graf Taaffe Für den in die Rolle des Sündenbocks gedrängten Bürgermeister Julius von Newald einsetzte. Inzwischen war er am 15. Mai 1880 Obmann der „Vereinigten Linken" geworden (die sich allerdings am 7. Februar 1882 als Fraktion wieder auflösten). Dennoch war das Jahr 1882 ein Wendepunkt in Luegers Leben, als im Zuge von Differenzen mit Mandl ein neuer Mann an seine Seite trat: Dr. Albert Geßmann. Als sich Lueger entschloß, mit Hilfe einer strikt ökonomisch-antisemitisch ausgerichteten Einstellung die Stimmen der Wiener Kleinbürger zu gewinnen, führte ihn dies in steigendem Maß zu demagogisch-politischen Argumentationen. Ab 1883 stellte er das von ihm selbst geprägte Schlagwort einer „österreichisch christlichen Volkspartei" stärker in den Mittelpunkt seiner Politik. Nach der Begegnung mit Karl von Vogelsang (mit dem ihn Geßmann zusammengebracht hatte) wurde der ursprünglich demokratisch und linksliberal orientierte Lueger zum Führer der von diesem ideologisch vorbereiteten „Vereinigten Christen". 1883 plädierte er im großen Anarchistenprozeß als Rechtsanwalt erfolgreich für zwei angeklagte Arbeiter, weshalb er sich 1885 (er wurde am 1. Juni in den Reichsrat gewählt) offener Wahlwerbung seitens mancher Sozialdemokraten erfreute. Eine Zeitlang schien es sogar, als wollte Lueger mit ViktorAdler kooperieren. Als er 1885 eine Wahlreform erreicht hatte, die den kleinbürgerlichen Schichten einen Zugang zum politischen Leben ermöglichte (Herabsetzung der direkten Steuerzahlung auf fünf Gulden jährlich als Vorbedingung für das Wahlrecht), änderte er allerdings seine Taktik. 1885 wurde Lueger mit knapper Mehrheit in den Reichsrat gewählt. Der Gründung des Christlichen Vereins folgte dessen erste öffentliche Versammlung am 27. April 1887; wenige Monate danach wurde Lueger von Vogelsang die Leitung des Vereins übertragen (erstes Auftreten am 23. September 1887). 1890 wurde Lueger in Margareten in den niederösterreichischen Landtag gewählt. 1893 benannte er den „Christlichsozialen Verein" in „Christlichsoziale Partei" um, die am 26. September 1895 mit 92 gegenüber 46 liberalen Mandaten im Gemeinderat eine klare Mehrheit erreichte und damit die seit 1861 unumstritten gewesene liberale Dominanz beendete. Lueger war 1893-1895 Stadtrat und 1895-1897 Vizebürgermeister. Viermal vom Gemeinderat zum Bürgermeister gewählt, erhielt er erst am 16. April 1897 (nachdem 1896/1897 Josef Strobach Bürgermeister gewesen war) die kaiserliche Bestätigung. Lueger entwickelte als Bürgermeister eine äußerst erfolgreiche Tätigkeit: er kommunalisierte und elektrifizierte die Pferdestraßenbahn (1898-1902), errichtete städtische Gaswerke (ab 1899) und städtische Elektrizitätswerke (ab 1902) sowie die zweite Hochquellenleitung (1900-1910; aus dem Hochschwabgebiet) und das Wasserhebewerk Favoriten (1898; Wasserturm), begründete eine städtische Lebens- und Rentenversicherung (1898), ein städtisches Arbeits- und Dienstvermittlungsamt (1898), die Zentralsparkasse der Gemeinde Wien (1905) und die Städtische Bestattung, ließ das Lainzer Versorgungshaus (1902-1904; Pflegeheim Lainz), die Heil- und Pflegeanstalt Am Steinhof (1902-1907) sowie Schulen (Eröffnung der 100. Schule 10, Quellenstraße 25, am 15. Oktober 1908), Sommertagesheime für Kinder (Hütteldorf, Pötzleinsdorf), Kinderhospize (Bad Hall, Sulzbach/Ischl, Seehospize Grado, Triest und San Pelagio), Warenhäuser, Volksbäder und Markthallen errichten, begann mit der Sanierung des Kanalnetzes, gemeindete Floridsdorf als 21. Bezirk ein (1904) und schuf den Wald- und Wiesengürtel (1905). Da der städtische Haushalt diesen Anforderungen aus den laufenden Einnahmen nicht gewachsen war, griff er (wie die Liberalen) zur Aufnahme von Anleihen (die für bestimmte Vorhaben, aber auch als allgemeine Investitionsanleihen emittiert wurden), sodaß am Ende seiner Amtszeit (1910) den Jahreseinnahmen von 210 Millionen Kronen emittierte Anleihen in der Höhe von insgesamt 610 Millionen Kronen (fast drei Jahresbudgets) gegenüberstanden, von denen erst 6,1 Millionen Kronen getilgt waren. Während Lueger viele seiner in der Oppositionszeit formulierten wirtschaftlichen Ziele als Bürgermeister realisieren konnte (unausgeführt blieben eine elektrische U-Bahn, der Donau-Elbe-Oder-Kanal, eine dritte Donaubrücke, die Anlage der Höhenstraße, eines botanischen Zentralgartens, eines Museumsviertels auf der Schmelz, einer Ruhmeshalle auf dem Kahlen- oder Leopoldsberg sowie der Bau einer Moschee für bosnische Soldaten) und sich auch von seinen scharfen antisemitischen Grundsätzen zu distanzieren begann (zu seinen Beratern gehörten auch Juden), war dies in kommunalpolitischen Angelegenheiten anders; er hielt (wenn auch in veränderter Form) an der Institution des Stadtrats fest, obwohl er dessen Auflösung stets gefordert hatte, und sprach sich dezidiert gegen die Einführung des allgemeinen Wahlrechts aus (eine Reform durch die Schaffung einer vierten Wählerklasse [1900] konnte die Position der Christlichsozialen. Partei, da nur 20 Mandate, das heißt in jedem der damals bestehenden 20 Bezirke eines, zusätzlich zu den bestehenden 138 vergeben wurden, nicht gefährden), weil er nur dadurch verhindern konnte, daß die erstarkende Sozialdemokratische Arbeiterparte eine Mehrheit im Gemeinderat erreichte.

Medaille von K. M. Schwerdtner (1907), Ölgemälde von Kasimir Pochwalsky (Bürgermeistergalerie; Rathaus, Roter Salon); Nachlaß Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Zahlreiche Auszeichnungen (unter anderem Ritterkreuz Franz-Joseph-Orden); Wirklicher Geheimrat (1908), Ehrenbürger der Stadt Wien (3. Juli 1900). Gedenktafel (5, Hamburgerstraße 9; Porträtrelief von Josef Tautenhayn; Lueger wohnte hier 1892-1897 mit seinen Schwestern Hildegard [1847-1938] und Rosa [1849-1920] in einer Hofwohnung im zweiten Stock). Gedenktafel (14, Penzinger Straße 72; hier sprach Lueger am 18. Oktober 1909 zum letzten Mal in einer öffentlichen Versammlung [heute Bildungsheim Penzing]). Dr.-Karl-Lueger-Platz, Dr.-Karl-Lueger-Ring, Luegerbrunnen, Luegerbüste, Luegerdenkmal, Luegereiche, Luegerherme, Luegerhof, Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche (Luegerkirche).


Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 12 (Skalnik)
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 46 ff.
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Leopold Tomola: Unser Bürgermeister Dr. Karl Lueger. 1904
  • Franz Stauracz: Dr. Karl Lueger 10 Jahre Bürgermeister. 1907
  • Marianne Beskiba: Aus meinen Erinnerungen an Dr. Karl Lueger. 1911
  • Rudolf Kuppe: Karl Lueger und seine Zeit. 1933
  • dsbe.: Dr. Karl Lueger - Persönlichkeit und Wirken. 1947
  • Kurt Skalnik: Karl Lueger. 1954
  • Heinrich Schnee: Karl Lueger. Berlin 1960
  • John W. Boyer: Karl Lueger and the Viennese Jews. Chicago 1980)
  • Heilmut Andics: Luegerzeit. Das Schwarze Wien bis 1918. 1984
  • Johannes Hawlik: Der Bürgerkaiser. Karl Lueger und seine Zeit. 1985 (mit Bibliogr.)
  • Rudolf Spitzer: Des Bürgermeisters Lueger. Lumpen und Steuerträger. 1988
  • Reinhold Knoll: Zur Tradition der christlichsozialen Partei. 1973, S. 263 f. u. Reg.
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollink 1956, S. 61 ff.
  • Felix Czeike: Liberale, christlichsoziale und sozialdemokratische Kommunalpolitik. 1962, S. 61 ff.
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 357 ff., 363 ff.
  • Felix Czeike: Geschichte der Stadt Wien. Wien: Molden 1981, S. 245 ff.
  • Thomas Chorherr: Wien - Geschichte einer Stadt. 1987, S. 264 ff.
  • Günther Berger: Die Persönlichkeit Dr. Karl Luegers und ihre Stellung zur Kunst. 1993, Manuskripte
  • dsbe.: Ein Leben für Wien - Bürgermeister Dr. Karl Lueger. In: Christliche Demokratie, 11. Jg. 1994, Heft 3, S. 21-73
  • Handbuch der Stadt Wien, 98. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1983/84, II/225
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 65
  • Die Leopoldstadt. Ein Heimatbuch. Wien: Lehrer-Arbeitsgemeinschaft 1937, S. 280
  • Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 261, 378
  • Simmeringer Museumsblätter. Wien: Museumsverein Simmering 22 (1986)
  • Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing 1962- lfd. Heft 49, S. 11 f.
  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 116, 299
  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, Reg.; Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 369 f.
  • Felix Czeike: XIV. Penzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 14), S. 57 (Gedenktafel)
  • Katalog zur Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 60 und 93. Wien 1959-2003
  • Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Wien: Gerold 1856-1918

Berichte und Mitteilungen des Altertums-Vereines zu Wien. Band 40. Wien: Gerold 1907, XXXV (Ehrenmitgl. Alterthuim-Verein)

  • Hans Markl: Die Gedenktafeln Wiens. Wien: ABZ-Verlag 1949, S. 95, 105, 178
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 63, 153, 166, 260
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 125, 150
  • Rendezvous Wien. Vierteljahreszeitschrift für Freunde Wiens in aller Welt. Wien: Wiener Tourismusverband, 21.4.1988
  • Die Welt ,8.3.1985, S. 19
  • Zeit Magazin 14/1985, S. 34
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 11.3.1985