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Richter Joseph, * 16. März 1749 Wien, † 16. Juni 1813 Stadt 1023 (l, Himmelpfortgasse 6), Schriftsteller, Journalist, Gattin (1784) Tochter des Churbayrischen Residenten von Mengwein. Richter veröffentlichte zunächst Gedichte (1774), gab dann im Fasching 1778 das älteste Wiener Witzblatt „Der Spaßvogel" heraus, ging 1779 („Reise von Wien nach Paris", 1781) und nochmals 1782 nach Paris. 1784 erschien unter dem Pseudonym Obermayr die „Bildergallerie geistlicher und klösterlicher Mißbräuche" (es folgte jene der weltlichen Mißbräuche). 1783/1784 gab er die Zeitschrift „Die Brieftasche. Eine lokale Tagesschrift" heraus, 1785 die „Wiener. Musterkarte, ein Beitrag zur Schilderung Wiens", 1785/1786 „Der Wienerische Zuschauer". Als Journalist der josephinischen Aufklärung wurde Richter besonders durch die von ihm 1785 begründete, ab 1793 regelmäßig erscheinende Wochenschrift „Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran über d' Wienstadt" bekannt, die (nach einer Pause des Erscheinens) in den „Briefen des wiederaufgelebten Eipeldauers" beziehungsweise den „Briefen des jungen Eipeldauers" eine Fortsetzung fanden ([[Eipeldauer-Briefe]]). Politische und antireligiöse Schriften, Dramen, Lustspiele und andere Theaterstücke, Gelegenheitsarbeiten, vor allem aber Pamphlete (am berüchtigsten „Warum wird Kaiser Josef von seinem Volke nicht geliebt", 1787) ergänzen Richters Werk. Die Restauration Jahn, die sich in seinem Wohnhaus befand, hob er in seinen Schriften immer wieder hervor. Richters Schriften sind zeit-, kultur- und lokalgeschichtlich von großem Interesse. Mit seiner satirischen Haltung, seiner wienerischen Sprache und den Wortwitzen kann er als Vorläufer [[Johann Nestroys|Johann Nestroys]] betrachtet werden. [[Josef-Richter-Gasse]].
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Richter Joseph, * 16. März 1749 Wien, † 16. Juni 1813 Stadt 1023 (l, Himmelpfortgasse 6), Schriftsteller, Journalist, Gattin (1784) Tochter des Churbayrischen Residenten von Mengwein.
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== Biografie ==
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Richter veröffentlichte zunächst Gedichte (1774), gab dann im Fasching 1778 das älteste Wiener Witzblatt "Der Spaßvogel" heraus, ging 1779 ("Reise von Wien nach Paris", 1781) und nochmals 1782 nach Paris. 1784/1785 erschien unter dem Pseudonym Obermayr bzw. Pater Hilarion die unter dem Einfluss der Lokalsatire eines [[Abraham a Sancta Clara]] und [[Johann Valentin Neiner]] stehende Broschürenreihe "Bildergalerie katholischer (1784) / klösterlicher (1784) / weltlicher (1785) Misbräuche".
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1783/1784 gab er die Zeitschrift "Die Brieftasche. Eine lokale Tagesschrift" heraus, 1785 die "Wiener Musterkarte, ein Beitrag zur Schilderung Wiens", 1785/1786 "Der Wienerische Zuschauer". Als Journalist der josephinischen Aufklärung wurde Richter besonders durch die von ihm 1785 begründete, ab 1793 (eventuell schon Ende 1792) regelmäßig erscheinende Wochenschrift "Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran über d' Wienstadt" bekannt, die (nach einer Pause des Erscheinens) in den "Briefen des wiederaufgelebten Eipeldauers" beziehungsweise den "Briefen des jungen Eipeldauers" eine Fortsetzung fanden ([[Eipeldauer-Briefe]]).
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Politische und antireligiöse Schriften, Dramen, Lustspiele und andere Theaterstücke, Gelegenheitsarbeiten, vor allem aber Pamphlete (am berüchtigsten "Warum wird Kaiser Joseph von seinem Volke nicht geliebt?", 1787) ergänzen Richters Werk. Die Restauration Jahn, die sich in seinem Wohnhaus befand, hob er in seinen Schriften immer wieder hervor. Richters Schriften sind zeit-, kultur- und lokalgeschichtlich von großem Interesse. Mit seiner satirischen Haltung, seiner wienerischen Sprache und den Wortwitzen kann er als Vorläufer [[Johann Nestroy|Johann Nestroys]] betrachtet werden. [[Josef-Richter-Gasse (22)|Josef-Richter-Gasse]].
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== Werke (Auswahl) ==
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* [http://data.onb.ac.at/rep/1092D062 ÖNB: (Joseph Richter): Der Spaßvogel. Wien 1778]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/1093879D ÖNB: (Joseph Richter): Reise von Wien nach Paris. In Briefen an einen Freund. Wien: Kurzböck 1781]
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* (Joseph Richter): Die Brieftasche. Eine lokale Tagschrift für Wien. Wien 1783-1784
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* [http://data.onb.ac.at/rep/10773AC2 ÖNB: Obermayr (Joseph Richter): Bildergalerie katholischer Misbräuche. Frankfurt u. Leipzig (Wien) 1784]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/10773ADB ÖNB: Obermayr (Joseph Richter): Bildergalerie klösterlicher Misbräuche. Frankfurt u. Leipzig (Wien) 1784]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/1033E3B1 ÖNB: Pater Hilarion (Joseph Richter): Bildergalerie weltlicher Misbräuche. Frankfurt u. Leipzig (Wien) 1785]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/10A4C0B3 ÖNB: (Joseph Richter): Wienerische Musterkarte, ein Beytrag zur Schilderung Wiens. Wien 1785]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/1099175C ÖNB: (Joseph Richter): Der Wienerische Zuschauer. Wien 1785-1786]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/102C0BA3  ÖNB: (Joseph Richter): Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran, über d'Wienstadt. Wien 1785-1821]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/104186C5 ÖNB: (Joseph Richter): Warum wird Kaiser Joseph von seinem Volke nicht geliebt? Wien: Wucherer 1787]
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* [http://data.onb.ac.at/rep/1086A12D ÖNB: Joseph Richter: Die Wahrheit in Maske. Wien 1798]
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==Literatur==  
 
==Literatur==  
*Allgemeine Deutsche Biographie. Hg. von der Historischen Commission bei der königlichen Akademie der Wissenschaften. 56 Bände. Leipzig: Duncker & Humblot 1875-1912
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* Leslie Bodi: Tauwetter in Wien. Zur Prosa der österreichischen Aufklärung 1781-1795. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2. Aufl. 1995 [EA 1977], DOI 10.7767/9783205122197, S. 197–100, 140–152, 196–210, 365–370
*Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963  
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* Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 199–210, 247–285
*Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891. Register 1923
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* Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 119
*Hans Viktor Pisk: Jospeh Richter. Versuch einer Biographie und Bibliographie. Diss. Univ. Wien. Wien 1926  
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* Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963  
*Kai Kaufmann: „Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1783. In: Lit. in der Gesch. / Gesch. in der Lit. 29 (1994), S. 199 ff.
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* Hans Viktor Pisk: Joseph Richter. Versuch einer Biographie und Bibliographie. Diss. Univ. Wien. Wien 1926  
*Eugen von Pannel: Einleitung zur Neuausgabe der Eipeldauerbriefe. In: Denkwürdigkeiten aus Alt-Österr. 17(1917), S. 11 ff.
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* Franz Gräffer / Anton Schlossar [Hg.]: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. Band 2. München: G. Müller 1922 (Denkwürdigkeiten aus Altösterreich), S. 343 f.
*Josef Freiherr von Retzer: Nekrolog. In: ebda. 18 (1918), S. 402 ff.  
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* Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 375
*Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. München: G. Müller 1918-1922. Band 2, S. 343 f.
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* Josef Freiherr von Retzer: Nekrolog. In: Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich 18 (1918), S. 402 ff.  
*Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 119
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* Eugen von Pannel: Einleitung zur Neuausgabe der Eipeldauerbriefe. In: Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich 17 (1917), S. 11 ff.
*Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 375
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== Weblinks ==
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* [https://www.deutsche-biographie.de/pnd118788760.html#adbcontent Allgemeine Deutsche Biographie: Richter, Joseph]
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* [https://de.wikisource.org/wiki/BLKÖ:Richter,_Joseph Wurzbach, Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich: Richter, Joseph]

Aktuelle Version vom 18. Oktober 2023, 13:57 Uhr

Titelblatt der Eipeldauerbriefe
Daten zur Person
Personenname Richter, Joseph
Abweichende Namensform Richter, Josef
Titel
Geschlecht männlich
PageID 26628
GND 118788760
Wikidata Q1707885
Geburtsdatum 16. März 1749
Geburtsort Wien
Sterbedatum 16. Juni 1813
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller, Journalist, Dramatiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
Bildname Eipeldauerbriefe.jpg
Bildunterschrift Titelblatt der Eipeldauerbriefe
  • Stadt 1023 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Richter Joseph, * 16. März 1749 Wien, † 16. Juni 1813 Stadt 1023 (l, Himmelpfortgasse 6), Schriftsteller, Journalist, Gattin (1784) Tochter des Churbayrischen Residenten von Mengwein.

Biografie

Richter veröffentlichte zunächst Gedichte (1774), gab dann im Fasching 1778 das älteste Wiener Witzblatt "Der Spaßvogel" heraus, ging 1779 ("Reise von Wien nach Paris", 1781) und nochmals 1782 nach Paris. 1784/1785 erschien unter dem Pseudonym Obermayr bzw. Pater Hilarion die unter dem Einfluss der Lokalsatire eines Abraham a Sancta Clara und Johann Valentin Neiner stehende Broschürenreihe "Bildergalerie katholischer (1784) / klösterlicher (1784) / weltlicher (1785) Misbräuche".

1783/1784 gab er die Zeitschrift "Die Brieftasche. Eine lokale Tagesschrift" heraus, 1785 die "Wiener Musterkarte, ein Beitrag zur Schilderung Wiens", 1785/1786 "Der Wienerische Zuschauer". Als Journalist der josephinischen Aufklärung wurde Richter besonders durch die von ihm 1785 begründete, ab 1793 (eventuell schon Ende 1792) regelmäßig erscheinende Wochenschrift "Briefe eines Eipeldauers an seinen Herrn Vetter in Kakran über d' Wienstadt" bekannt, die (nach einer Pause des Erscheinens) in den "Briefen des wiederaufgelebten Eipeldauers" beziehungsweise den "Briefen des jungen Eipeldauers" eine Fortsetzung fanden (Eipeldauer-Briefe).

Politische und antireligiöse Schriften, Dramen, Lustspiele und andere Theaterstücke, Gelegenheitsarbeiten, vor allem aber Pamphlete (am berüchtigsten "Warum wird Kaiser Joseph von seinem Volke nicht geliebt?", 1787) ergänzen Richters Werk. Die Restauration Jahn, die sich in seinem Wohnhaus befand, hob er in seinen Schriften immer wieder hervor. Richters Schriften sind zeit-, kultur- und lokalgeschichtlich von großem Interesse. Mit seiner satirischen Haltung, seiner wienerischen Sprache und den Wortwitzen kann er als Vorläufer Johann Nestroys betrachtet werden. Josef-Richter-Gasse.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Leslie Bodi: Tauwetter in Wien. Zur Prosa der österreichischen Aufklärung 1781-1795. Wien/Köln/Weimar: Böhlau, 2. Aufl. 1995 [EA 1977], DOI 10.7767/9783205122197, S. 197–100, 140–152, 196–210, 365–370
  • Kai Kauffmann: "Es ist nur ein Wien!" Stadtbeschreibungen von Wien 1700 bis 1873. Geschichte eines literarischen Genres der Wiener Publizistik. Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1994, S. 199–210, 247–285
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 119
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Hans Viktor Pisk: Joseph Richter. Versuch einer Biographie und Bibliographie. Diss. Univ. Wien. Wien 1926
  • Franz Gräffer / Anton Schlossar [Hg.]: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. Band 2. München: G. Müller 1922 (Denkwürdigkeiten aus Altösterreich), S. 343 f.
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 375
  • Josef Freiherr von Retzer: Nekrolog. In: Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich 18 (1918), S. 402 ff.
  • Eugen von Pannel: Einleitung zur Neuausgabe der Eipeldauerbriefe. In: Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich 17 (1917), S. 11 ff.

Weblinks